Liparis Westküste


Publiziert von schimi , 22. März 2015 um 16:56.

Region: Welt » Italien » Sizilien
Tour Datum:29 Oktober 2014
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 4:30
Aufstieg: 650 m
Abstieg: 650 m
Strecke:14,5 km

Unsere heutige Tour beginnt einmal nicht mit einer Bootsfahrt.

Der Grund ist einfach; wir wandern heute auf Lipari selbst und brauchen für die Anfahrt deshalb nur den Inselbus. Dieser bringt uns ganz in den Norden der Insel, und dort an das Ende des Ortes Acquacalda. Nach einigen Minuten Fußmarsch auf der Straße nach Westen zweigen wir hinter einer kleinen Brücke über eine Minischlucht links von der Straße ab. Hier beginnt unsere Tour mit einer schnellen und glasklaren Einsicht.

Trotz gehöriger Wärme sollte man die Hosen heute lang lassen. Schon nach wenigen Metern zeigt sich unser Fußpfad als selten begangener Vertreter seiner Spezies. Von den Waden bis zur Taille streifen wir immer wieder durch Sträucher, die der Haut nur selten schmeicheln. Langsam gewinnen wir an Höhe und die warme Luft lässt nicht erahnen, dass wir noch in unmittelbarer Nähe des kühlen Meeres gehen.

Die Maccia weicht langsam zurück und gibt Raum für Feldkulturen; zudem wird der Aufstieg flacher. Nach ein paar weiteren Minuten erreichen wir einen asphaltierten Weg, dem wir nach rechts folgen. Gleich endet dieser in einer Sackgasse an deren Ende wir die kleine Wallfahrtskirche Chiesa Veccia erblicken. Ein schöner Platz, auf einem breiten Geländerücken, der nach drei Seiten recht steil zum Meer abfällt. Wir gönnen uns eine kleine Pause, denn hier oben spüren wir einen etwas kühlen Wind sehr angenehm. Er macht die ideale und angenehme Mischung aus intensiver Sonneneinstrahlung und kühlender Brise perfekt.

Der Weiterweg nach Quattropani führt durch eine dörfliche Streusiedlung. In Quattropani treffen wir auf den zweiten Teil unserer Gruppe, die heute nicht so weit wandern wollten. Sie haben den ersten Teil mit dem Linienbus abgekürzt und mussten zur Strafe in der freien Zeit unsere Lunchpakete organisieren, was hervorragend geklappt hat. Weiter gehen wir nun hinunter in Richtung Küste. Am Ortsrand treffen wir auf diverse kleinere Kaolinlinsen, auch als Porzellanerde bekennt, die in den Steilregionen der Küste hier und da zu sehen sind.

Das Kaolin wurde auf den Liparischen Inseln schon vor über 2000 Jahren abgebaut, spielt aber heute keine wirtschaftliche Rolle mehr. Bekanntermaßen wird das Kaolin ja in der Porzellanherstellung verwendet; daher auch der Name Porzellanerde; der Jahresverbrauch in der Porzellanindustrie liegt aber nur noch bei etwa 6% der Weltfördermenge. Heute werden aber über 70 % des Kaolins in der Papierindustrie verwendet, davon etwa 50 % für die Oberflächenbeschichtung und knapp über 20 % als Papierfüllstoff.

Weiter führt uns unsere Wanderung hinunter auf die unterste Geländestufe ca. 50 Meter über dem Meer. Schöne Klippen und alte extensiv bewirtschaftete Olivenbäume prägen das Bild in der nächsten Zeit. Später wird dieses abgelöst von schönen Wildgräserweiden. Wolfgang unser Guide führt uns weg vom Weg direkt an die Klippen zum Meer. Wir schauen hinunter aufs Meer uns sehen dort zwei beeindruckende Felssäulen aufragen. Möwen kreisen um die Felsen und rasten darauf; glasklares Wasser umspült die Ruheplätze. Wir können uns kaum satt sehen. Ein wirklich schöner Platz für eine Mittagsrast.

Keiner möchte hier weg gehen. Zu schön ist der Platz. Wunderbar bequem sitzen wir auf warmer Erde und lassen die Beine über die steile Klippe nach unten hängen. Aber es hat keinen Zweck; der Chef bläst zum Aufbruch. Weiter geht es, vielleicht eine halbe Stunde am Meer entlang, bis wir in einem Taleinschnitt ankommen und diesen dann landeinwärts auf einem kleinen Pfad hinaufsteigen. Nach einem kleineren Anstieg kommen wir zur geschlossenen Terme di San Calogero. Die hinterlässt einen ziemlich seltsamen Eindruck. Erst noch in den 70er Jahren renoviert, sind sie heute geschlossen. Da wurde mal wieder Geld vergraben, und am Ende hat es doch nichts genutzt. Noch einmal so weit geht es nach oben, bis wir Pianoconte erreichen. Eine zerstreute Siedlung, die fast in der Mitte der Insel liegt. Wir kehren ein in einer typischen Bar und lassen uns den starken Espresso, das Eis und andere Leckereien munden.

Wir queren hier den Rücken der Insel und sehen dann auch schon gleich den Hauptort Lipari auf der anderen Seite. Auf einer sensationellen Straße (teils auch nur Weg), die entlang der Südflanke des zentral gelegenen Vulkans führt, umgehen wir den Ort Lipari in noch ordentlicher Höhe bis ans Nordende des Ortes. Die Strecke ist teilweise so steil, dass es vergleichbare Straßen auf Festlandeuropa wohl nur extrem wenige geben mag. Selbst das Gehen bergab fällt einem hier schwer, weil man extrem mit Bremsen beschäftigt ist. Würden hier nicht Autos fahren, wäre eine Treppe sicher die bessere Lösung gewesen.

Irgendwo nördlich der Stadt verlassen wir die Panoramastraße über einen Pfad und steigen durch steile Felder und noch steilere Wege ab in Richtung Hotel. Auf den cm genau kommen wir an unserem Hotel an. So ein Reiseleiter/Wanderführer hat schon seine Vorteile. Ohne ihn hätten wir sicher einige Extrakilometer gehen müssen.

Danke Wolfgang für diesen schönen Tag.

Tourengänger: schimi


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