Vrin (GR) - Greina-Hochebene - Campo Blenio (TI) (2 Tage), ein Herbst-Wandertraum...


Publiziert von Fux , 2. Oktober 2014 um 02:45.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Surselva
Tour Datum:27 September 2014
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: Gruppo Piz Terri   Gruppo Pizzo Corói   CH-TI   CH-GR   Gruppo Pizzo di Cassimoi 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 1100 m
Abstieg: 1200 m
Strecke:ca. 25km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit dem Postauto von Ilanz nach Vrin, danach (theoretisch) mit dem Alpenpostbüssli (reservieren) von Vrin nach Puzzatsch
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Postauto von Campo Blenio nach Olivone Posta, von dort Postauto nach Biasca Bahnhof.
Unterkunftmöglichkeiten:Motterasciohütte ("Capanna la Michela") http://www.capannamotterascio.ch/index.php (sehr schöne Lage mit Aussicht), alternativ auch Terrihütte.

OK! Ich tu's! Xaendi, hast mich überzeugt, mehr Tourenberichte zu schreiben...:)

Letzten Freitagabend gegen 20 Uhr gab ich die Mission definitiv auf, eine Wander-Begleitung für das sich ankündigende Traum-Wochenende zu finden. Ich konsultierte meine "to do Liste der 2tägigen Wandertouren" und packte meinen Rucksack für eine Tour alleine an einen einsamen Ort: die Greina-Hochebene.

Einiges hatte ich schon über sie gelesen: über die abgewendeten Stausee-Bauvorhaben in den 1960er Jahren, die karge, fächerförmig vom Rhein durchzogene, unberührte Schönheit der ca. 1*6km grossen Hochebene, die grosse Ruhe, die reiche Flora und die Farbenvielfalt der Gesteine in dieser geschützten Naturarena.
Ein geologisches Museum, ein botanischer Garten, eine Berginsel, ein Wunderkorridor oder ein Überraschungsschaufenster, ein Paradies für Berggänger, so wird sie genannt und diese Worte hatte ich öfters im Sinn während der Tour.

Ein wunderschöner Fleck Erde, definitiv!

Doch von vorne: der 6:37h-Zug brachte mich von Zürich nach Chur, die RhB nach Ilanz, und das Postauto nach Vrin (1448m). Von dort fährt noch ein Alpenbus drei Dörfer weiter nach Puzzatsch (1680m), von wo der Wanderweg in die Höhe geht. 10 Minuten Zeit - top - reicht genau, um im Volg noch etwas Proviant zu besorgen, dachte ich mir. Also rannte ich (als einzige aus dem gut besetzten Postauto, was mich etwas überraschte) noch kurz gen Dorflädeli. Nachdem die Verkäuferin auch mit der zweiten vor mir anstehenden Einheimischen ihren Samstagmorgen-Schwatz beendet hatte, bezahlte ich, um, 2 Minuten vor fahrplanmässiger Abfahrt beim Schritt zurück auf die Strasse das Büssli gerade noch gegen Westen entschwinden zu sehen. Voll verkalkuliert. Jetzt musste ich die 4 Kilometer und 200hm nach Puzzatsch zu Fuss halt auf dem Teersträssli abspulen. Immerhin konnte ich mich aber mit ein paar Bissen in meinem knusprigen Brotlaib trösten.

In Puzzatsch war ich eingewärmt. Die Sonne war auch hervorgekommen, und es war schon so warm, so dass ich die langen Hosen in den Rucksack verschwinden liess. Bis zum Abend in der Hütte brauchte ich diese nicht mehr...

Der Wanderweg hoch in Richtung Pass Diesrut beginnt mittelstark ansteigend in einem feuchten Hang. Hier traf ich noch einen alten Wildhüter, der mir im Vorbeigehen meinen Plan, am nächsten Tag durch das Val Sumvitg abzusteigen, ausredete. Da sähe ich eh nur Himmel und Boden, viel eher würde er mir den Weg ins Tessin empfehlen. Das schrieb ich mir hinter die Ohren und holte auf der Alp Tegia Sut (1899m) schon die ersten Leute aus dem Alpenbüssli auf... Die lehnten da nämlich an der Alphütten-Wand in der Sonne. Nach einem steileren Stück über die Alp wird's bald wieder etwas flacher und geht dann recht gleichmässig steigend rechts vom spitzigen Piz Stgir in gemäss Wegweisern 2 1/4h ab Puzzatsch zum Pass Diesrut (2428m) hoch.
Je näher man dem Pass kommt, desto gespannter wird man auf den Blick in die Greina. Man spürt sie förmlich kommen. Die Landschaft wird immer mooriger und der schiefrige Boden immer karger, bis man auf dem Pass oben ankommt und unverhofft den Blick auf den "Glatscher dalla Greina" hat. Der Ausblick ist aber auf beide Seiten wunderschön.
Ein toller Platz!
Schon bald nach der Passhöhe öffnet sich der Blick in die ganze Ebene. Und auf das Brüggli und die Terrihütte, die an einem coolen Ort steht...

Ich lief nach dem Pass nach links auf dem Wanderweg in den Hang, statt zum Brüggli hinunter zu gehen. An vielen Sumpfgräsern vorbei geht's dann gleichmässig abfallend in die Ebene hinunter.

Es folgten ca. 3 Stunden fotografieren, verlorenes in der Ebene Rumschlendern (ich fühlte mich manchmal in die mongolische Steppe oder so versetzt), herumschauen (die Ebene ist so ruhig, leer und weit, aber trotzdem sieht man überall etwas neues), rasten, sünnelen und in der Wiese rumliegen. Leute hatte es ab und zu mal ein paar, aber weniger, als ich angesichts dieses Traum-Wanderwetters erwartet hatte.

Irgendwann wurde es zu kühl, beim Nichtstun in den kurzen Hosen mit dem leichten Wind. So machte ich mich den Weg zur Motterascio Hütte (2171m). Der letzte Teil des Weges, vom Abzweiger beim zweiten Brüggli (2230m) bis zur Hütte ist wunderschön. Ein absoluter Moorlandschafts-Traum. Schliesslich kurz vor der Hütte noch eine Leiter nach unten. Schwindelfreiheit ist für diese paar Meter von Vorteil.

Bei der Hütte hatte es Betrieb, und man kam schnell ins Gespräch mit den anderen Wanderern. Eine willkommene Abwechslung nach ein paar ziemlich ruhigen Stunden... ;)

Der Risotto des Hüttenwarts inkl. Alpkäse: Note 6!


Am nächsten Morgen ging's in Richtung Tessin hinunter. Abmarsch um 8 Uhr, so blieb mir immer noch genug Zeit, um den Bus in Aquilesca vor dem Mittag zu erreichen.

Und jetzt folgendes Video starten für die passende Geräuschkulisse für den Rest des Berichts: http://vimeo.com/105322120 :)

Der Abstieg bis zur Alp Rafüsc (1686m) birgt einige recht steile Stellen und war relativ feucht. Aber mit gutem Schuhwerk kein Problem und punktuell mit Ketten versichert.
Nach der Alp Rafüsc folgt eine spezielle Teilstrecke. Man überquert ein Brüggli, von wo man das Wasser tosend in die (auf den folgenden paar hundert Metern immer wieder sehr beeindruckende) Schlucht hinunter stürzen hört. Man läuft anschliessend im Hang der Schlucht nach, immer mit dem tosenden Bach weit unter sich, bis es irgendwann, ziemlich plötzlich, still wird. Das Wasser hat den Luzzone-Stausee erreicht, der die Schlucht im letzten Teil ausfüllt. Der Blick hinunter ins blaue, stille Wasser im Morgenlicht ist toll.
Der Weg folgt nun dem Stausee rund um dessen östliche und südliche Seite herum. In den Hängen tummeln sich auch hier noch gut hörbar die Hirsche.... Das letzte Stück des Wanderwegs bis zur Staumauer führt während 800m durch einen Tunnel. Am Ende des Tunnels, auf der Staumauer, fand ich dann zum ersten Mal an diesem Tag die Sonne.
Der Blick von der Mauer ist schwindelerregend. Und was sah ich da noch? Kletterer an Griffen hängend, an der Mauer befindet sich die "längste, künstliche Kletterroute der Welt". 

Beim Weiterlaufen in Richtung Aquilesco traf ich wieder einen alten Wildhüter, diesmal einfach noch älter, motorisiert und in der Variante "ticinese", er bot mir aber netterweise die Mitfahrt ins Dorf an und drehte die Tessiner Volksmusik für mich lauter. ;)
Dann noch die Postautofahrt nach Olivone und dort eine Stunde im Ristorante Posta bis das Postauto nach Biasca abfuhr. Schliesslich durch den Gotthard nachhause.

Sch schön xi :)


Tourengänger: Fux


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Kommentare (2)


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xaendi hat gesagt:
Gesendet am 2. Oktober 2014 um 22:55
Danke :-) Auch ohne Begleitung, die Natur alleine geniessen können, ist doch etwas schönes, nicht?
Neben den tollen Fotos gefällt mir auch die Geräuschkulisse super; ein multimediales Spektakel ;-)

Fux hat gesagt: RE:
Gesendet am 4. Oktober 2014 um 15:24
Ja, da hast du recht...


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