Piz Aguagliouls


Publiziert von Scout , 6. September 2014 um 23:35.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Berninagebiet
Tour Datum:25 August 2014
Wandern Schwierigkeit: T6- - schwieriges Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   Bernina-Gruppe   Piz Bernina 
Zeitbedarf: 1 Tage
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit der RhB nach Pontresina, mit dem MTB ins Val Roseg bis in den Wald kurz nach der Alp Misaun.
Unterkunftmöglichkeiten:Chamanna Coaz, Chamanna Tschierva
Kartennummer:1277 Piz Bernina

Ein Dreitausender, mitten im Bernina-Massiv, ohne übertrieben grosse Schwierigkeiten zu besteigen, mit erstklassiger Aussicht und trotzdem noch keine einzige Beschreibung auf hikr?!
Wo ist da der Haken 'dran?!


Aber der Reihe nach.
Ich hatte Ende August ein absolutes Luxus-Problem: wenn man als Hüttenwart die Möglichkeit hat, im August etwas anderes als die Berge in unmittelbarer Umgebung der "eigenen" Hütte zu sehen, so ist das ganz gewiss Luxus pur. Ich schmiedete also im Voraus grosse Pläne, was ich mit diesen drei Tagen alles anfangen könnte. Aus verschiedenen Gründen schmolzen die Pläne langsam aber sicher vor sich hin.
Eine ordentliche Alpinwanderung könnte ich aber auch alleine, bei mittelmässigem Wetter und Verhältnissen noch machen....

Nach ausgiebigem Kartenstudium blieb ich dann am Piz Aguagliouls hängen. Dass dieser noch keine hikr-Beschreibung hat, machte mich zusätzlich neugierig.

Bei der Tourenplanung fand ich bald einmal den ersten Haken an der Sache: Der Piz Aguagliouls liegt zwischen der Ova da Roseg und der Ova da Tschierva (ohne Namen auf der Karte). Beide Gletscherbäche sind zu gross und zu wild, um sicher sein zu können, dass man "einfach so" darüber kommt.
Ich löste dieses Problem, indem ich auf dem Weg zur Tschiervahütte bis Margun Misaun aufstieg, dort auf gut sichtbaren Wegspuren auf die Moräne wechselte und auf ihrem Kamm abstiegt, bis ich sie nach links verlassen und an's NE-Ufer der Ova da Tschierva gelangen konnte. Ich folgte dem Bach bis zum Gletschertor und überquerte den (aperen) Gletscher knapp oberhalb. Das Gelände auf der SW-Seite des Vadret da Tschierva war so mühsam (loses Blockwerk auf Toteis), dass ich recht schnell die Steigeisen montierte und auf den Gletscher wechselte. Diesem folgte ich bis auf ca. 2620m und verliess ihn dann Richtung Westen. Auf den aktuellen Karten sieht es so aus, als würde der Vadret dals Aguagliouls noch auf seiner ganzen Breite mit dem Vadret da Tschierva zusammenhängen. Der ganze westliche Teil ist aber weggeschmolzen, nur am Fuss von P.2986 hängen die beiden Gletscher noch zusammen. Daher führte mich die Querung Richtung P. 2741 durch ein Chaos von Blöcken, Geröll, Gletscherschliff-Buckel und Toteis-Resten, alles immer lose, zeit- und kraftrauben. Hier wurde mir langsam aber sicher bewusst, was der zweite Haken an der Sache ist. Durch ähnlich mühsames Gelände, nur ohne Toteis, stieg ich knapp östlich der schwach ausgeprägten NE-Rippe zum Gipfelgrat. Als Gipfel des Piz Aguagliouls wird der P.3118 angegeben. Dies ist insofern logisch, das dieser Punkt vom Rosegtal aus als relativ markanter Gipfel erscheint. Ist man erst mal auf dem Grat, so stellt man fest, dass der Piz Aguagliouls eher eine Schulter im verlängerten NW-Grat des Piz Roseg  ist und der höchste Punkt weiter südöstlich liegt (P.3174). War bisher Kraxeln im losen bis extrem losen Geröll und Blockgelände angesagt, so verlangt der Besuch von P.3174 ein kurzes Stück leichte aber ausgesetzte Kletterei. Die Qualität des Untergrundes ist etwas besser, Vorsicht aber trotzdem ratsam.
Leider war die Aussicht durch hohe Wolken etwas getrübt, die unmittelbare Nähe des Piz Roseg und die einmalige Lage mitten im Berninamassiv war aber trotzdem ein tolles Erlebniss.

Abgestiegen bin ich bis ca. 2150m ungefähr auf der Aufstiegsroute. Von dort folgte ich der Ova da Roseg weiter abwärts, bis ich die "Seilbrücke" fand (siehe Phots). Das Zugseil ist leider gerissen, mit etwas Vorsicht lässt sich die Konstruktion aber trotzdem benutzen: direkter Zug mit den Händen am Tragseil, vom Zugseil ist noch genug übrig, dass man das "Gefährt" auf seine Seite des Bachs ziehen kann.
Auf der anderen Seite des Bachs erreicht man bald den Wanderweg und auf diesem die Chamanna Coaz.

Insgesamt summieren sich so ca. 1830hm Aufstieg und 1240hm Abstieg. Aufgrund des hohen Anteils an losem Gelände war die Tour trotzdem überdurchschnittlich anstrengend.

Der Rest meines "kurz Urlaubs" ist schnell erzählt:
am nächsten Morgen ist es trübe, bald beginnt es zu Regnen. Ich verzichte auf Gipfelambitionen und folge brav dem Wanderweg zur Forcla Surlej, runter nach Roseg und hoch zur Chamanna Tschierva.
Ein entspannter Nachmittag auf der Hütte und eine erholsame Nacht wecken neuen Tatendrang, ausserdem ist am Morgen des dritten Tages das Wetter gar nicht so schlecht. Also raus und auf der bestens ausgeschilderten "Bergsteiger-Autobahn" Richtung Piz Tschierva. Dass es rund 300hm unterhalb des Gipfel leicht zu schneien anfängt nimmt man diesen "Sommer" mit einem Achselzucken zur Kenntnis. Die Aussicht auf dem Gipfel war natürlich dem entsprechend dürftig. Zurück bei der Hütte schien dafür wieder die Sonne... Der Abstieg nach Pontresina war dank dem hinter der Alp Misaun deponierten MTB schnell erledigt. Hingegen waren die 850 hm Aufstieg von Guarda Staziun zur Chamonna Tuoi eine eher zähe Angelegenheit: Bergschuhe auf Klickpedalen sind suboptimal, besonders in Kombination mit müden Beinen und dem Rucksack am Buckel...

Tourengänger: Scout


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