Im Sommer 2014 ist das Wetter unberechenbar. Das erste Mal seit langem, dass wir eine geplante Tour nicht vollständig realisieren konnten. Die Geschichte hätte allerdings auch anders ausgehen können. Für Wetterfrösche sicher auch eine schwierige Situation, klare Vorhersagen zu treffen.
Vier Gipfel sollten bestiegen werden. Wegen des schon am Vormittag aufkommenden Nebels und des bald darauf heranziehenden Gewitters machte ein Weitergehen unserer Ansicht nach keinen Sinn mehr. Die Fortsetzung wird allerdings bestimmt nicht allzu lange hinaus geschoben. Dafür ist die Gegend um die Mindelheimer Hütte einfach zu schön.
Laut Auskunft ist der heutige Tag der elfte Tag mit Niederschlag hintereinander.
Nach Durchzug des Gewitters genießen wir dann am Abend die Aussicht und die Eindrücke, die uns bis dahin vorenthalten wurden.
So verläuft dann der Tag insgesamt anders als geplant, dennoch nicht weniger erlebnisreich. Die Begegnungen mit anderen Wanderern, die teilweise schon der Hüttenaufstieg an ihre Leistungsgrenze brachte und die immer noch in allen Farben blühenden Bergwiesen sorgen für ein Verschieben der Prioritäten.
Zur Schwierigkeit:
Sechszinkenspitze: T 5 und II
ansonsten einfache Wanderung
Zum Zeitbedarf:
Schwendle-Mindelheimer Hütte: 2 Std
Mindelheimer Hütte-Sechszinkenspitze-Mindelheimer Hütte: 45 min / 35 min
Mindelheimer Hütte-Kemptner Köpfl: 20 min
Kemptner Köpfl-Schwendle: 1 Std 40 min
Im Folgenden beschränken wir uns auf den anspruchsvollsten Teil der Tour, also den Routenverlauf von der Mindelheimer Hütte zur Sechszinkenspitze.
Es ist besser, wenn man von der Kemptner Scharte kommt, den abwärts zur Hütte führenden Weg bereits vorzeitig zu verlassen, um durch eine unten schrofige, oben geröllige Rinne zur Scharte (ca. 2145m) direkt unter dem Mindelheimer Köpfl anzusteigen. Wir nehmen den Weg über die Grasrippe, wie sie im AVF beschrieben ist. Das hat den Nachteil, dass man oben in unangenehmem Gelände weit in die Rinne hinüberqueren muss (T 5).
Die Rinne wird oben mühsam, zwischendurch auch glattwandig. Rechts über die Platten kann man ausweichen, allerdings bewegt man sich dann im II.Grad.
Teilweise wird ohnehin leichte Kletterei sowie vor allem Trittsicherheit (T 5, I-II) verlangt, und zwar in sehr steinschlägigem Gelände. Das heißt für uns: Helm aufsetzen und möglichst wenig Steine abtreten. Unten verläuft nämlich der vielbegangene Wanderweg.
Aus der Scharte geht's rechts unter einem Gratturm vorbei und auf gleicher Höhe auf eine abwärts führende Rippe. Auf oder rechts neben dieser einige Meter hinunter, dann über die Rippe (II) wieder auf den Grat in eine Lücke. Steil hinauf auf einen begrünten Vorgipfel (T 4-5; zwei Steinmännchen). Dabei eher rechts ins gestufte Gras ausweichen. Da geht es zwar schwindelerregend direkt über dem Abbruch, aber bei weitem nicht so schuttig und mühsam hinauf.
Vom Vorgipfel ausgesetzt hinab über ein kleines Wändchen (II), ein scharfes Gratstück und eine weitere leichte Kletterstelle (I+), zuletzt einfach zum Gipfel der Sechszinkenspitze mit dem kleinen Eisenkreuz und Gipfelbuch von 1970. Den Geruch nach altem Buch haben wir schon lange nicht mehr in der Nase gehabt. Noch besser: Hier braucht es keine Plastiktüte.
Häufig trifft man ja heute auf Gurkengläser mit eingerolltem Gipfelbuch und ohne jede Historie.
Die Sechszinkenspitze ist ein selten besuchter Gipfel. Der letzte Eintrag ist von Anfang Juli. Die Namen der Besteiger sind in Insiderkreisen alle geläufig. Ortsfremde verirren sich hier überhaupt nicht hoch.
Einige Kletterer wählen als Anstieg die sanierte, aber kurze Südwandroute.
Eine leichtere Alternative (I+) bietet der AVF mit dem Aufstieg über das gelbe Band an. Die wird von uns eventuell beim nächsten Mal getestet.
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