Wannaspitz – Branderspitzli – Pez Regina


Publiziert von Delta Pro , 27. Juli 2014 um 18:19.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Surselva
Tour Datum:22 Juli 2014
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR 
Zeitbedarf: 6:15
Aufstieg: 1990 m

Regentour auf vergessene Gipfel und zu riesigen Steinmännern
 
In der Schweiz liefert Hikr zu fast jedem Gipfel einen Eintrag – und hat sich damit eindeutig zur führenden Internet-Seite in diesem Bereich gemausert. Doch noch immer gibt es Gipfel, zu welchen man vergebens einen Eintrag sucht, teils sogar ganze Berggruppen. Solche ziehen mich besonders an, da sie mit Sicherheit abseits viel begangener Pfade liegen. Die Berge um den markanten Pez Regina im Val Lumnezia gehören zu diesen unbeschriebenen, einsamen Gipfeln. Sie bieten landschaftlich schöne Aufstiege über endlose Weiden und Überschreitungen auf lieblichen Grasgraten. Der Grund, dass diese Berge zwischen die Maschen gefallen sind, liegt auf der Hand: Die Zustiege sind weit, markierte Wanderwege sucht man vergebens und den Gipfeln fehlen die bekannten Namen. Der Pez Regina ist jedoch wohl einer der schönsten Aussichtsberge Mittelbündens und ist mit seiner gleichmässigen Pyramiden-Form aus steilen Grasgraten durchaus imposant anzuschauen.
 
Es braucht wirklich einiges an Überwindung und mehr als einen Kaffee um heute morgen zur Tour zu starten: Dichter Nebel und Regen, der nur kurze Pausen macht. Mit der Einstellung, dass ich eh komplett nass werden würde, mache ich mich um 9 Uhr auf den Weg. Um von der besiedelten Seite des Lumnez zum Ausgangspunkt des Aufstiegs zu gelangen, muss zuerst ins Tal des Glogn abgestiegen werden. Zuerst auf der Fahrstrasse nach Surin, dann auf dem ehemals einzigen Zugangsweg zum winzigen Weiler Silgin. Der Fluss wird von einer wie aus dem Nichts aus dem verwachsenen Wanderweg auftauchenden breiten, überdachten Holzbrücke überquert. Von der schönen Kapelle von Silgin folge ich in strömendem Regen dem ausgeschilderten Weg zur Alp di Silgin. Dieser ist selten begangen, überwachsen und kaum markiert, aber trotzdem nicht zu verfehlen. Die triefende Vegetation trägt den Rest dazu bei, dass ich bald von Kopf bis Fuss durchnässt bin – aber ist man erst mal nass, sieht man den folgenden „Duschen“, die verteilt über den Tag folgen werden, ganz entspannt entgegen. Im Nebel geht es direkt über den Kamm, wo es zu meinem Erstaunen einen recht deutlichen Pfad gibt, zum Vorgipfel Pt 2146, welcher von einem auffälligen Steinmann gekrönt ist. Dann weiter hinauf bis unter den steilen N-Hang von Pt 2335, welchen man auf einem Schafpfad rechts ausweichend umgeht. Anschliessend ohne Probleme zum Gipfel des Wannaspitz, wo der Regen endlich Pause macht und der Nebel den Blick ins Tal kurz freigibt – gewaltige Stimmungen: Will man so etwas sehen muss man wohl oder übel bei schlechtem Wetter raus.

Weiter auf dem Grat gegen den Piz Ner. Über die ganze Strecke treibe ich unfreiwillig eine Schafherde vor mir her, die nicht begreift, dass sie nur mal eben kurz aus dem Weg stehen müsste um mich vorbeizulassen. Von der Scharte folge ich dem teils etwas felsigen Grat zum Brandnerspitzli (schwache Wegspuren). Den Gipfelkopf kann man nicht direkt angehen, sondern quert zum Ostgrat, den man in schiefrigen Fels entweder etwas exponiert direkt erklettern kann, oder ums Eck in eine Rinne quert (beide Varianten kurz ca. T5, bei der aktuellen Nässe erfordern sie aber Vorsicht). Dann in wenigen Schritten übers Grätchen zum Gipfelsteinmann. Da das Wetter noch nicht deutlich besser aussieht, obwohl es mittlerweile nicht mehr regnet und die Wolken teils den Blick ins Tal freigeben, entscheide ich mich auf den möglichen Weiterweg zum Piz Aul zu verzichten.

Kurzer Gegenaufstieg zum Piz Ner und dann über den Graskamm zum Pez Regina. Den geräumigen Gipfel krönen mehrere Steinmänner, der grösste (etwas gegen das Tal vorgelagert) ist über 3 Meter hoch! In diesem befindet sich auch das gut versteckte Gipfelbuch. Dieses deutet darauf hin, dass der Pez Regina doch relativ häufig bestiegen wird (ca. 50 Einträge pro Jahr). Die Sprache der Einträge ist praktisch durchgehend Rumantsch – also definitiv ein Gipfel, den man vor allem hier im Tal zu schätzen weiss. Trotz dem vielen Nebel ist der Tiefblick auf die Talschaften des Lumnez beeindruckend. Leider sind die höheren Gipfel nach wie vor in der Suppe.

Abstieg direkt über den steilen Nordkamm, zuerst in Geröll, dann Gras, am Schluss eine Steilstufe aus Schiefer leicht links umgehend (T5). Der Piz Canaletta hat eine Schartenhöhe von rund 5m und kann somit kaum als Gipfel bezeichnet werden. Aus dem Tal betrachtet sticht er allerdings mit seinen steilen scharf geschnittenen Grasgraten ins Auge und scheint die kleine Schwester des Pez Regina zu sein. Vom Gipfel über den Nordgrat, welcher zwar steiles, aber gut gestuftes Gras aufweist. Dazu findet man schwache Wegspuren. Diese ziehen sich auch über den folgenden Kamm, bis zur Waldgrenze auf ca. 1950 m.ü.M. Hier ist der Kamm schwach ausgeprägt und im Nebel fällt es mir schwer die richtige Route durchs hohe, nasse Gras einzuschlagen. Rund 50 Höhenmeter tiefer treffe ich wieder auf einen Pfad. Es lohnt sich diesen nicht zu verpassen, denn der folgende Abstieg bis zur Plaun Sacriala ist recht ruppig, durch urwaldähnliche Vegetation geprägt und unübersichtlich. Von der Alp führt dann ein guter, nicht markierter Weg bis zum Fahrsträsschen, das von Surin hinaufzieht. Von Surin auf der Strasse nach Vrin.

Tourengänger: Delta


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