Über den Rauhen Kopf zum Berglisee


Publiziert von Grimbart , 25. Juli 2014 um 18:21.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Silvretta
Tour Datum:19 Juli 2014
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   Paznaun 
Zeitbedarf: 6:30
Aufstieg: 1250 m
Abstieg: 1160 m
Strecke:ca. 13 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit den ÖBB nach Landeck-Zams und mit der Buslinie 4240 nach Ischgl, Hst. Mehrzweckhaus (Zentrum).
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Mit der Buslinie 4240 von Mathon, Hst. West, nach Landeck-Zams, Bahnhof.
Kartennummer:Kompass WK-Nr. 41 (Verwallgruppe/Silvretta) oder F&B WK 254 (Landeck/Reschenpass/Samnaungruppe/Paznaun)

Der prognostizierten Hitze wegen zog es mich diesmal wieder ins Paznaun. Meine Tourenwahl fiel dabei auf einen Abschnitt des Paznauner Höhenwegs, der aufgrund seiner Höhenlage – bewegt man sich nach einem nordseitigen Anstieg durch den Wald doch durchgehend über 2000m – angenehme Temperaturen versprach. Über den nordöstlichen Silvretta-Eckpfeiler, den Rauhen Kopf, führt der Höhenweg im Anschluss über das Äußere und Innere Bergli zum idyllischen Berglisee und ließe sich noch bis zur Larainalm im Laraintal verlängern. Da ich die Höhenmeter vom Donnerstag noch in meinen Oberschenkeln spürte und mein Wasserverschleiß an diesem Tag ein mir bislang noch unbekanntes Ausmaß erreichte (rund 4L) verzichtete ich dann auf die Verlängerung ins Laraintal und zog es vor, vom Berglisee – durch den schattenspendenden Nederwald – gleich direkt nach Mathon abzusteigen.

 

So wie schon vor gut zwei Wochen ging es auch diesmal wieder mit der ersten Railjet-Verbindung nach Landeck-Zams und im Anschluß mit dem Paznauntalbus weiter bis nach Ischgl. Im Vergleich zu Lech a. Arlberg ist Ischgl allerdings alles andere als eine architektonische Schönheit. Kitschige Verzierungen, Erker und Türmchen sind allgegenwärtig. Also nur schnell raus aus dieser verschandelten Skidestination. Dies ist allerdings in den kleinen unübersichtlichen Gassen nicht so einfach. Den Kirchturm als Orientierung startete ich vor dem Tourismusbüro zunächst einmal Richtung Kirche und von dort über den „Eggerweg“ zur Volksschule mit großem Wanderwegweiser.

Der Beschilderung „Tschamatschkopf – Rauher Kopf“ folgend geht's zunächst auf einer asphaltierten Straße hoch bis zu einer Linkskehre. Zuvor noch unter der Seilbahn hindurch, wechselt man hier auf einen Wanderweg, der durch Wald ins Fimbatal hineinführt. Nach einem Wiesenabschnitt trifft man auf einen Fahrweg, dem man nach rechts bis zu einem links abzweigenden Fußpfad folgt. Ab hier geht’s nun zur Sache. In sehr steilem Zick-Zack steigt man – ein weiteres Mal unter der Silvrettabahn hindurch – durch den Wald hinauf in Richtung Tschamatschkopf.

Das Klopfen eines Spechts war mir dann während des Aufstiegs eine willkommene Gelegenheit eine Pause einzulegen. Mit seinem „Tarnanzug“ war es nicht so leicht ihn auszumachen, doch fand ich ihn dann schließlich und guckte ihm eine Weile bei seinem emsigen Tun zu. Dann ging es wieder weiter auf dem steilen Steig.

Nach ein paar Lawinenverbauungen führt der Steig an kleinere Felsen heran, die zu überwinden sind. Drahtseilsicherungen sind auf diesem felsigeren Abschnitt allerdings keine vorhanden. Lediglich an einer Stelle hilft eine kurze Holzleiter über einen Felsabsatz hinweg. Nach der Holzleiter wird das Gelände aber wieder einfacher und verflacht ab Erreichen der Waldgrenze. Auf den nun sichtbaren Bergrücken zuhaltend führt der Steig zwischen Alpenrosen und Heidelbeeren hinauf zu einer Jagdhütte. Kurz vor der Jagdhütte führt ein Steig nach rechts zum unbedeutenden Tschamatschkopf. Der höchste Punkt ist mit einem Steinmann markiert, ein wackeliges Kreuz steht ins Paznaun vorgeschoben ein wenig weiter unten.

Das traumhafte Panorama über das Paznaun genießend war nach dem gut zweistündigen Aufstieg eine Rast angesagt. Die Spritzigkeit der Beine ließ an diesem Tag auch ein wenig zu wünschen übrig, aber mehr als 2/3 des Anstiegs zum Rauhen Kopf lagen ja bereits hinter mir. Der Weiterweg vom Tschamatschkopf zum Rauhen Kopf war nun auch gut einzusehen. Zwei Steilstufen warteten noch bis zum Gipfelkreuz.

Gegen 11 Uhr machte ich mich dann auf in Richtung Rauher Kopf. Vorbei an der Jagdhütte leitet der Steig über den Bergrücken an die erste Steilstufe heran. Über Felsen erklimmt man diese Anhöhe und weiter über den Rücken bis von links ein Steig von der Pirstig Alpe heraufzieht. Nun noch über die letzte fels- und blockdurchsetzte Steilstufe und danach flach hinüber zum höchsten Punkt des Rauhen Kopfs, der mit einem Steinmann markiert ist. Das gewaltige Gipfelkreuz befindet sich zum Paznauntal hin vorgeschoben auf einem benachbarten tiefer gelegenen Buckel. Ein alte betonierte Eisenverankerung neben dem Steinmann deutet allerdings daraufhin, dass ursprünglich einmal ein Kreuz auf dem höchsten Punkt gestanden haben muss.

Dank der guten Fernsicht an diesem Tag reichte die Aussicht von der Parseierspitze in den Lechtaler Alpen bis zu Madrisa und Madrisahorn im Rätikon. Über dem Fimbatal zieht die Vesulspitze und der Bürkelkopf die Aufmerksamkeit auf sich. Dahinter ragt der Kegel des Muttlers in die Höhe. Im Talschluss des Val Fenga dominert der Piz Tasna. Das Fluchthorn versteckt sich zwar, doch sind über der Bielerhöhe weitere namhafte Silvrettagipfel – wie Silvrettahorn, Gross Seehorn und Gross Litzner – auszumachen. Im Verwall zeigen sich die Küchl- und Kuchenspitze von einer gänzlich ungewohnten Perspektive. Von Vorarlberg aus als breites, mächtiges Massiv bekannt, entpuppen sie sich von Süden als elegante Felsspitzen.

Nach einer ¾ Stunde Gipfelrast gings dann an den Abstieg hinunter zum Äußeren Bergli. Zunächst geht’s auf dem Steig durch blockdurchsetztes Gelände nach SW in einen Sattel. Vom Sattel nun nach rechts im Zick-Zack sehr steil hinunter in ein Kar. Nach passieren einer Blockhalde schwenkt der Steig nach links ab und es geht nun weniger steil als zuvor durch wunderschöne Alpenrosenhänge hinunter zu den verfallenen Heupillen beim Äußeren Bergli. Der nun folgende Höhenweg hinüber zum Inneren Bergli ist ein wahrer landschaftlicher Genuss. In leichtem Auf und Ab wandert man zwischen Heidelbeeren und Alpenrosen, das reizvolle Kar unterhalb des Berglerkopfs querend zu den Hütten am Inneren Bergli. Bei der Weggabelung am Inneren Bergli nach links und der Berglisee im eindrucksvollen Hochkar ist in 15 Minuten erreicht.

Der Berglisee ist ein kleines Naturjuwel und beliebtes Ausflugsziel oberhalb von Mathon und war dementsprechend auch gut besucht. Ich suchte mir gleich einmal ein Plätzchen fernab vom größten Trubel und genoss die Landschaft mit ihren Zirben, Lärchen, Alpenrosen und Heidelbeeren. Im Rücken die mächtigen Felswände rund um das Bergler Loch und gegenüber der Madleinkopf im Verwall.

Nach einem Blick auf die Uhr entschied ich mich hier ein wenig länger als geplant zu verweilen und auf den Weiterweg zur Larainalm zu verzichten. Der Wasserverschleiß und die fehlende Spritzigkeit der Beine am heutigen Tag bestärkten mich dann auch in meinem Entschluss vom Berglisee direkt nach Mathon abzusteigen. So ließ sich die Tour um eine gute Stunde verkürzen.

Vom Berglisee gings dann wieder zurück zum Inneren Bergli, wo ich bei einem Brunnen noch einmal Wasser nachfasste. Danach wandert man durch aufgelockerten Wald hinunter zu einem Fahrweg. Hier wählte ich dann den mit „Abkürzung Mathon“ ausgeschilderten Steig, der sehr steil durch den Wald im Zick-Zack nach unten führt. Aufgrund des weichen Waldbodens empfand ich den Abstieg trotz seiner Steilheit als sehr angenehm. Auf einer Höhe von etwa 1600m stößt man schließlich auf eine Forststraße, die in langgezogenen Schleifen hinunter in den Talboden führt. Der Weg bergab zur Trisanna kam mir aber wie eine gefühlte Ewigkeit vor (was wahrscheinlich auch dem Hitzestau im Talboden zu verdanken war). Zum Schluss noch über die Trisanna und hoch zu den Häusern von Mathon.

Mein Timing war nahezu perfekt. Kaum bei der Bushaltestelle angelangt kam auch schon der Bus daher. Eine weitere glückliche Fügung – der IC 864 nach Bregenz hatte Verspätung – bewahrte mich dann auch noch vor einer ¾ h Wartezeit am Landecker Bahnhof. So war ich dann eine Stunde früher als erwartet wieder in den heimatlichen Vorarlberger Gefilden.

 

Gehzeiten:

Ischgl – Tschamatschkopf (ca. 2' 10'') – Rauher Kopf (ca. 1' 00'') – Äußeres Bergli (ca. 40'') – Inneres Bergli (ca. 1' 00'') – Berglisee (ca. 15'') – Inneres Bergli – Mathon (ca. 1' 20'')


Tourengänger: Grimbart


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