Grete Klinger Steig - Steilrasensurfen, Schrofen- und Latschenruachln in der Eiblschlucht


Publiziert von mountainrescue , 5. Juli 2014 um 19:21. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Ennstaler Alpen » Eisenerzer Alpen
Tour Datum: 5 Juli 2014
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettersteig Schwierigkeit: K3+ (ZS+)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1001 m
Abstieg: 1033 m
Strecke:6,970 km / Hirnalm-Grete Klinger Steig-Abstieg Eiblschlucht
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Vom Mürztal über Leoben in Richtung. Vordernberg/Eisenerz. Hinter Trofaiach bis Hafning (Abzweigung links), nun westwärts bis zur Hirnalm (letzte Kilometer Schotterstrasse)
Kartennummer:Kompass Steiermark Digital, Amap

Ich möchte an der Spitze meines Berichtes explizit darauf hinweisen, dass es sich bei dieser Tour um keine handelt die man(n)/frau nachgehen kann/sollte. Warum wir diese Tour heute gemacht haben? Sie dient nur dazu, um die Verhältnisse bzw. Bedingungen in der Eiblschlucht kennenzulernen und neu einzuschätzen. Leider haben die letzten Jahre immer wieder gezeigt, dass sich BergsteigerInnen, die kurz vor dem Vordernberger Zinken sehr erschöpft waren, sich verleiten ließen in diese steile Schlucht abzusteigen, um einen vermeintlich schnellen Abstieg durchzuführen. Dabei ist diese Schlucht, ohne die entsprechende Ausrüstung, nicht machbar, da nach unten hin immer steilere und höhere Abbrüche ein sicheres Absteigen unmöglich machen. Wären sie allerdings noch einen Bergkamm höher gestiegen, hätten sie direkt zur Krumpalm, zwar auch sehr steil, aber kein Vergleich mit der Eiblschlucht, raschest absteigen können. Fast jedes Jahr müssen wir 1-2 Mal in die Schlucht einsteigen, um erschöpfte BergsteigerInnen, teilweise bei Nacht, Nebel und miesesten Witterungsverhältnissen aus ihr zu bergen.

Die Tour wird bei der Hirnalm gestartet, einer idyllischen Alm auf 934m Seehöhe.
...die Tour beginnt flach
Der Weg führt rechts vom Parkplatz zuerst über sanft ansteigende Almböden und danach geht es ein kurzes Stück weiter auf einer breiten Forststraße. Danach ist es vorbei mit "lustig" - soll heißen - nun wird es steil.
Nach den flachen Almböden geht es nur mehr steil zum Fahnenköpfl
Der Weg führt nun sehr steil, zuerst durch dichten Hochwald, bis es immer felsdurchsetzter wird und erste Versicherungen über steile Abbrüche leiten.
Ausrutschen nicht erlaubt...
Ein abrutschen bereits in diesem Teil kann, je nach der Örtlichkeit, bereits fatale Folgen haben - also immer schön aufpassen!!! Obwohl wir bereits vor 6.30 Uhr gestartet sind, ist es drückend schwül und warm und ich bin binnen kürzester Zeit naßgeschwitzt, als hätte mich jemand mit einem Kübel Wasser überschüttet. Den Grete Klinger Steig direkt bin ich noch nie gegangen, denn mit Luca mußte ich einige Stellen umgehen, daher war ich auf die etwas "schärferen" Stellen schon gespannt.
Fahnenköpfl bis hierher 1 Stunde 20 Minuten
Nach 1 Stunde und 20 Minuten stehen wir am Fahnenköpfl und im Anschluß daran kommt der etwas ausgesetztere Grat, der aber problemlos zu begehen ist.
Die "Schlüsselstelle" des Grete Klinger Steiges

Für unsichere GeherInnen ist ein Klettersteigset aber sicher eine gute Alternative, denn es "pfeift" ganz schön nach Vordernberg hinunter. Ein Ausrutschen hätte sicher letale Folgen! Nach dieser knackigen Stelle geht es weiter auf das Slezak Kreuz, das zur Erinnerung an einen tödlich verunglückten Bergsteiger dort errichtet wurde.
Aufstieg zum Slezak Kreuz
Slezak Kreuz
Man kann nur hoffen, dass es dort stehen bleiben wird, denn vor kurzer Zeit wurde das Gipfelkreuz auf der Hohen Zölz, das ebenfalls zum Gedenken an einen verunglückten Bergsteiger dort errichtet wurde, von Unbekannten entfernt!


Nach dem Abstieg vom Slezak Kreuz geht es um eine Bergrücken, der durch eine Latschengasse zu einem letzten Felsaufschwung führt. Noch einmal geht es ca. 50m steil in die Höhe bis man die Felszonen mit Kletterstellen hinter sich gelassen hat.
Letzter Steilaufschwung bevor die Felszonen hinter einem bleiben...
Nun geht es nur mehr in ständigem Auf und Ab weiter Richtung Vordernberger Zinken, Rottörl.
Von nun an ging's bergab...

Wir wenden uns nun allerdings nach links und steigen in die Eiblschlucht ab. Die Wiesenhänge sind sehr steil und anstrengend, auch im Abstieg, zu begehen. Auch scheuchen wir immer wieder Kreuzottern auf. Wir sind froh als wir endlich den sich zu einem schmalen Graben verengenden "Schlauch" erreichen. Auf dem Weg ins Tal werden immer wieder Stellen abseilend, abkletternd und auch mit Seilgeländer eingerichtete Passagen überwunden.
Abseilen

Seilgeländer
Noch einmal meine eindringliche Warnung: Hier hat man als Laie absolut nichts verloren!!!


Wir sind froh als wir zerschunden, zerkratzt und von mannshohen Brennesselstauden gepeinigt, endlich den Talgrund erreichen.
Abstieg durch die Schlucht 2 Stunden 45 Minuten
Wir haben für diesen Abstieg schließlich 2 Stunden und 45 Minuten benötigt. Bei den letzten Seilgeländerlängen ist uns schon das herannahende Unwetter aufgefallen und deshalb wird der letzte Kilometer, zurück zur Hirnalm, im Laufschritt zurückgelegt.
Flotten Schrittes zurück zur Hirnalm...
Als wir schließlich die Autos erreichen, beginnt es wie aus Kübeln zu schütten.



Fazit der Tour: Eine anstrengend und sehr steile Tour! Der Klettersteig ist immer wieder unterbrochen von "Gehpassagen". Man darf auf keinen Fall die Länge der Tour unterschätzen. An heißen Tag ist unbedingt auf die Mitnahme von genügend Flüssigkeit zu achten. Unsichere sollten auf alle Fälle ein Klettersteigset verwenden, denn ausrutschen ist an etlichen Stellen nicht erlaubt bzw. kann sehr leicht letal enden. Für sichere GeherInnen ein herrlicher Klettersteig mit genialen Aus- bzw. Tiefblicken!

TwoNav Aventura 3*/CGPSL 7*
Dauer: 6:05
Zeit in Bewegung: 5:10
Zeit im Stillstand: 0:55
Strecke: 6,970 km
Maximale Höhe: 1875 m
Maximale Höhendifferenz: 940 m
Kumuliertes Steigen: ↑ 1001 m
Gesamt Abstieg: ↓ 1033 m



5 Klettersteiggeher aus der Eiblschlucht, unterhalb des Grete-Klinger-Steiges, geborgen

3 Wiener und 2 Slowaken wurden gestern von der Bergrettung Trofaiach, unter schwierigsten Bedingungen, starker Regen, Nebel, aus der Eiblschlucht geborgen.

Die 5 Klettersteiggeher waren, trotz widrigster Bedingungen und schlechter Wettervorhersage, am späteren Vormittag, in den Grete Klinger Klettersteig eingestiegen. Der 2003 sanierte Grete Klinger-Klettersteig ist eine Kombination von mittelschwerem Klettersteig und aussichtsreicher Kammwanderung. Der Klettersteigteil nimmt von der Tourdauer etwa ein Drittel ein, wobei sich die Hauptschwierigkeiten nur auf zwei kurz Steilstücke beschränken. Die gesamte konditionelle Anforderung, also der Zustieg und der weitere Aufstieg, sind sehr hoch.

Die Bergrettung Trofaiach ist im Jahr durchschnittlich zwei Mal mit Bergungen aus der Eiblschlucht konfrontiert. Für erschöpfte Bergsteiger wirkt die Schlucht von oben so, als könne man in kürzester Zeit ins Tal absteigen. Dies ist jedoch eine trügerische Hoffnung, denn im unteren Teil bricht sie über Felswände steil ab und ist für Ortsunkundige nicht begehbar.

Nachdem die Gruppe relativ lange für den Aufstieg benötigt hatte, (ca. 6 Stunden) es dunkel zu werden begann, versuchten sie den Abstieg durch die Schlucht. Als sie um ca. 19.30 erkannten, dass ein Abstieg für sie nicht möglich war, setzten sie einen Notruf über die Landeswarnzentrale in Graz ab, die um 19:57 die Bergrettung Trofaiach alarmierte. 8 Bergretter und 2 Alpingendarmen setzten sich umgehend in Marsch.
5 Bergretter und 2 Alpinpolizisten unterwegs zu den Festsitzenden
Während in weiterer Folge fünf Bergrettungsmänner und zwei Alpingendarmen zu den Festsitzenden aufstiegen stiegen, leuchteten die Freiwilligen Feuerwehren Hafning und Eisenerz,  mit starken Scheinwerfern die Schlucht, im unteren Bereich, aus. Kurz nach 23.00 Uhr konnten die Festsitzenden erreicht und schließlich, unter größtmöglicher Sicherheit, ins Tal gebracht werden.
Gesicherter Abstieg zurück ins Tal
Um 2.10 Uhr konnte der Einsatz erfolgreich beendet werden.


Tourengänger: mountainrescue


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Kommentare (2)


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Herbert hat gesagt:
Gesendet am 6. Juli 2014 um 09:58
Hallo Erich,
schaut nach einem sehr lohnenden Abstieg aus, 60 Grad steile Grasschrofen, durchsetzt mit Brennesseln und Saublotschen! ☺
Genau mein Gelände ... ☺
Bist sicher, daß das T4 ist, oder bezieht sich das nur auf den Klingersteig ?
LG, Herbert

mountainrescue hat gesagt: RE:
Gesendet am 6. Juli 2014 um 19:49
Brennesseln und Saublotschen dein Gelände - dann kann ich dir die heutige Tour nur wärmstens ans Herz legen - Thalerkogel mit Abstieg nach Treffning. Na, das war vielleicht ein Abstieg!!!

Ok; habe mir die Einstufungen noch einmal angeschaut und nach oben korrigiert. T4 bezog sich, wie du vermutet hast, auf den Klingersteig.
LG
Erich


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