Viererspitze Nordgrat – Begehung zum 100-jährigen Jubiläum
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Der Nordgrat zur Viererspitze ( 1914 von G. Fürmkaes und P. Schlumprecht erstbegangen ) interessiert mich, seit ich ihn vor 2 Jahren, von der Kreuzwandspitze aus, in voller Länge visuell begutachten konnte. Durch den auf der Ostseite vorgeschobenen ersten Turm ist er ca. doppelt so lang wie die zentrale Nordwand, also durchaus eine etwas größere alpine Route in landschaftlich reizvoller Kulisse.
Beim Zustieg halten wir uns an die Führerbeschreibung und wandern auf der Forststraße zur Dammkarhütte bis zum Bankerl, nun den Weg noch ein kurzes Stück weiterverfolgen, bis wir rechts in den Ochsenbodensteig abzweigen können. Er führt zunächst leicht absteigend unter der Nordwand der Kreuzwandspitze und den unteren Ausläufern der hinteren Kreuzklamm entlang, und schlängelt sich schließlich wieder ansteigend zu den Weideböden des Ochsenbodens empor. Ein Schild zeigt an, dass wir uns auf dem Ochsenboden befinden, unser Zeichen, dass wir den Weg nun verlassen und durch den lichten Wald über die saftig grünen Wiesen dem Nordgrat zur Viererspitze zustreben. Am besten hält man sich nahe der linksseitigen Kante hinter der das Gelände steil zum Dammkar hin abbricht. Ab und zu bestätigt uns ein schon recht verwaschener roter Punkt dass wir uns auf dem richtigen Weg befinden. Direkt unterhalb der Latschenzone können wir auf einem Gamswechsel problemlos nach links in das schrofige Kar queren, welches ca. 100 m oberhalb, über den untersten Ausläufer des N-Grates, in die hintere Kreuzklamm hinüberleitet.
Auf der gegenüberliegenden Seite der Kreuzklamm befindet sich ein Gamsrudel, als es uns erblickt laufen einige Tiere aufgeschreckt davon und treten haufenweise Steine los. Uns ist nicht so ganz klar wo sich der Einstieg in den Grat befinden soll, daher streben wir zunächst, rechts der Latschenzone, dem steilen Abbruch des Grates ins schrofige Gelände zu. Der Untergrund ist feucht und brüchig, daher seilen wir uns bereits 70 m unter dem genannten Abbruch auf einer noch halbwegs geräumigen Stelle an. 10 m unter dem Abbruch kann ich an einer Latsche Stand machen, glücklicherweise habe ich auch 4 Schlingen mitgenommen, die im weiteren Verlauf der Tour zu den wichtigsten Sicherungsmitteln avancieren. Der Abbruch könnte wohl auch direkt überwunden werden, ich schätze mal so im IV-ten bis V-ten Schwierigkeitsgrat, da sich im Führer aber kein Hinweis darauf findet und auch keinerlei Haken zu sehen sind, queren wir unterhalb des Abbruchs ca. 30 m nach Osten zum Stand an einer zur Öse geformten Wurzel. Nun 2 Seillängen am linken Rand der kompakten Wandzone zur Gratkante hinauf. Ausgesetzt und stellenweise brüchig führt eine weitere Seillänge auf den Scheitelpunkt des ersten Turmes.
Nun liegt die Überschreitung der brüchigen Zacken, die auf einem begrünten, nahezu waagrechten Fleck, unterhalb des Vorgipfels endet, vor uns. Bei der Besteigung des 2-ten Turmes über eine abdrängende Verschneidung treffen wir auf den ersten Haken der Route. Nach Überwindung des nächsten Turmes, folgt ein Standplatz mit Friend-Sicherung an einer senkrechten Spalte im Boden. Toll, dass diese Geräte erfunden wurden, sonst wäre hier wohl nur eine Sicherung ohne Fixpunkt nach „alter Väter-Sitte“ möglich. Eine weitere Länge, und wir haben die brüchigen Zacken hinter uns gelassen, Waltraud schnauft tief durch, die Unzuverlässigkeit des Gesteins hat doch ein wenig an den Nerven gezerrt.
Noch 45 m aufwärts, dann erreichen wir den winzigen, mit 2 Haken gesicherten Standplatz unter der Schlüsselseillänge. Eine schwierige griffarme Platte führt in eine schöne Verschneidung, gefolgt von einer leicht überhängenden Querung, die schließlich wieder leichteres Terrain erschließt. Ganz schön happig für einen Vierer, zumal die Stellen ohne körpernahe Zwischensicherung geklettert werden müssen. Nun nochmal 2 Seillängen ansprechende Gratkletterei, und wir können über eine Scharte ein paar Meter zum Normalweg absteigen. Rucksack und Kletterausrüstung lassen wir zurück, um dem Gipfel noch schnell auf’s Dach zu steigen.
Der Abstieg erfolgt über den Normalweg durch das Viererkar.
Fazit: sehr alpine Route, die wohl jedem reinrassigen Sportkletterer kalte Schauer über den Rücken jagen wird.
Schwierigkeit: 3 Stellen IV, einige Stellen III, sonst leichter. Kletterlänge 12 Seillängen, ca. 600 m. Erforderliche Ausrüstung: mittleres Friend- und Klemmkeilset; 3 – 4 Schlingen, davon eine Lange; nur 3 - 4 Zwischenhaken und 2 Standhaken vorhanden
Mit auf Tour: Waltraud
Viele Grüße
Albert
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