Rundtour vom Glen Nevis über Loch Ossian
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Tag Null: Glasgow nach Fort William / Glen Nevis
Der Anschluss am Flughafen klappt perfekt. Wir fahren zweieinhalb Stunden mit dem Bus und erreichen Fort William. Leider haben zwei der Outdoorläden bereits zu, der dritte führt jedoch die benötigten Gas-Schraubkartuschen für den Kocher nicht. Etwas bedröppelt und ohne Plan B, aber mit Fish & Chips im Bauch machen wir uns auf zum Zeltplatz im Glen Nevis. Hier die positive Überraschung: Es gibt die Kartuschen, es gibt Midge-Netze und es gibt Insektenkerzen. Eier gibt es auch, aber bis zum verdienten Rührei wird es noch acht Tage dauern.
Tag Eins: Von Glen Nevis bis kurz vor Kinlochleven (21 km, 746m bergauf, 498m bergab)
Der erste Tag begann für uns dort, wo der West Highland Way aufhört. Ca. 400 Meter vor dem Zeltplatz beginnt der Aufstieg zwischen einem kleinen Friedhof und einer Wiese recht unscheinbar, geht aber sogleich in einen Anstieg zwischen 8 und 16% Steigung über - ein hervorragender Start für meine ungeübten Beine: Das ist meine erste Tour und die Sonne knallt uns wie bescheuert auf den Schädel. Dank meiner Kamera habe ich genügend Ausreden, doch ab und zu mal stehen zu bleiben. Anfänglich erlaubt die eine oder andere Lücke zwischen den Bäumen noch den Blick über das Glen Nevis, man verschwindet aber recht bald in einem Waldgebiet. Was auf der Karte noch als solches zu erkennen ist, ist in der Realität eine ganze Weile lang nur eine Ansammlung umgeknickter Baumstämme, bis man es dann tatsächlich auf Höhe von Sgorr Chalum in einen dichten Wald schafft - endlich Schatten und noch wundervollere Luft. Hier könnte man direkt bleiben. Hinter dem Waldstück wird die Landschaft wieder baumloser, eine Herde Schafe stapft erschrocken blökend um uns herum. Immer mehr Wanderer aus Kinlochleven kommen uns nun entgegen. Für uns endet der Weg nach 13 Stunden und 30 Minuten an einer kleinen Brücke. Auf der Karte steigt ein Trampelpfad den Berg hinauf, der hier draußen jedoch mit der Lupe gesucht werden muss. Wir überdenken unseren Plan, weiter oben zu übernachten und schlagen unsere Zelte nahe dem Bach Allt Coire na h-Eirghe auf. Der Wind hört auf, die Midges stürzen über uns herein, und wir sprinten von einem Ende des Weges zum anderen. Die Aussicht ins Tal ist wundervoll, und so können uns die kleinen Biester nichts. In der ersten Nacht schlafen wir wie ein Stein, das Rauschen des Baches entschädigt für alle Strapazen.
Tag zwei: Von Kinlochleven bis Meanach Bothy (18km, 397m bergauf, 314m bergab)
Der heutige Weg ist gnädig zu uns, trotzdem es gleich am Vormittag 200 Höhenmeter zu bewältigen gilt. Wir folgen dem West Highland Way, biegen jedoch nicht nach Kinlochleven ab. Vorbei geht es am hübschen Häuschen Mamore Lodge rechts des Weges, schnurstracks auf ein kleines Privatgrundstück zu. Hier zeigt ein Hinweisschild auf den Wanderweg nach rechts um das Haus, ein anderes Schild dahinter deutet darauf hin, dass dieser Weg noch nicht existiert. Genau so ist es auch: Wir stapfen 100 Meter durch Sumpf und Matsch, nur um vis-a-vis des Startpunktes wieder auf den eigentlichen Weg zu treffen. Das Grundstück hat keine Tore und Zäune, wir ärgen uns lachend, und schreiten voran. Von einem kleinen Hügel 100 Meter hinter dem Haus gibt es einen schönen Ausblick über das Tal gen Kinlochmore. Wir überqueren den Allt Coire na Ba und wechseln die Talseite, nun geht es bis zur Mittagspause auf 337m nur noch bergauf. Eine Regenwolke zieht seit 500 Metern hinter uns her, um uns wird alles weiß - es ist Wandern wie in Watte. Die Regentropfen lassen nicht auf sich warten, können uns jedoch nicht davon abhalten, auf einer Bank mit Talblick zu rasten. Der Regen wird nun dichter, darum ziehen wir weiter; vor uns breitet sich Loch Eilde Mòr aus. Auf halbem Wege zum Ende des Sees verschwindet der Regen, als sei nie etwas gewesen und die Sonne bricht hervor. Am Ende des Sees angelangt, an einer alten Ruine, werfen wir den Rucksack in den Kieselstrand und springen ins kühle Nass ... zaghaftes Springen, denn der See ist kalt. Eisenbraunes aber klares Wasser und eine wundervolle Aussicht - es ist fast, als hätte das Wetter diesen Plan für uns gehabt. Ab hier bleibt es für eune ganze Weile so.
Wir folgen dem Weg noch 3 km gen Norden, bis wir Meanach Bothy in der Ferne erkennen können. Das Ziel scheint greifbar, doch leider spielt uns die Landschaft einen Streich: Zwischen uns und dem Bothy liegt der Fluss Abhainn Rath - doch keine Brücke und der Fluss ist reißend. Auf der Suche nach eine Querungsmöglichkeit gehen wir Nordwestlich und entfernen uns immer mehr von der Hütte. Wir waten durch einen Seitenarm am Sìdhean Dubh, endlich scheint der Fluss passierbar - wir queren - und der Regen setzt ein. Vor uns liegen nun noch zwei Bäche, die es zu überspringen gilt - und wir stehen vor dem Allt nam Fang, einem Bach, der sich in den Fluss ergießt. Wieder heißt es Schuhe wechseln - jeder Sockenwechsel wird ob der nun scheinbar erwachenden Midges zum Eiertanz. Ab nun kreuzen wir das sumpfige Land vor uns, ohne nach einem Weg zu suchen und erreichen die Hütte Meanach. Eine schottische Familie - ein Vater und zwei Söhne - sind bereits da. Sie erklären uns im herrlichsten Dialekt, dass im Nebenraum ein deutsches Pärchen säße, also klopfen wir an - und finden Gregor und Eva, sowie Platz. Die beiden haben Käsefondue, wir denken über eine Meuterei nach, entschließen uns jedoch nur knapp, uns stattdessen einen Whiskey aus dem Duty Free zu feinster Tütensuppe einzuschenken. Ein letzter Blick auf die Karte und dann gehen die Lichter auch schon aus.
Tag 3: Meanach Bothy zum Loch Ossian Youth Hostel (16km, 381m bergauf, 310m bergab)
Der Tag beginnt um 7 Uhr mit Morgensonne und blauem Himmel. Beim Wasserholen gilt es, nicht in die zwischen den Gräsern versteckten Wasserrillen zu treten. Es passiert dennoch, aber so bereitet Wachwerden Freude. Wir beginnen in bester Laune den Tagesmarsch. Der Beginn stellt sich im Tal als etwas schwierig heraus - der Weg ist nicht eindeutig zu erkennen und so stapfen wir querfeldein durch hohes Gras, bis wir den Weg zwischen Lùb nan Caorach und Lùb Beag nan Creaigean schlussendlich wiederfinden. Der Weg verläuft entlang des Abhainn Rath mit vielen schönen Aus- und Anblicken bis hin zur Creaguaineach Lodge, einem verlassenen Haus, am südwestlichen Ende des Loch Treig. Wir pausieren erneut, bevor wir eine Brücke oberhalb des Südufers des Sees nach Osten weiterziehen. Hier treffen wir auf einen alten Schotten, der mundharmonikaspielend am Wegesrand sitzt. Er erzählt uns von einer Pfadfinderinnengruppe auf der Jagd nach einem Abzeichen, die er von hier nach Loch Ossian bringen soll - wir werden sie später wiedertreffen. Der Weg führt am Tom Mhic Eòin bergauf, bis man die Bahnschienen kreuzt. Ein englisches Pärchen berichtet uns von Pub an der Corrour Station und dem guten Kaffee und Kuchen dort, wir entschließen uns jedoch statt der Abkürzung dorthin, zuerst zum Loch Ossian vorzustoßen. Am Youth Hostel angekommen begegnen wir einer Gruppe Jugendlicher, zwei Radfahrerinnen, einer Familie und zwei älteren Herren, die im Verlaufe des Abends viele wilde Geschichten erzählen werden. Besonders herzlich ist die Betreiberin des Hostels, mit der wir kurz über die Ähnlichkeit des Deutschen zum Schottischen flaksen, als mir ein "ach so" herausrutscht. Das Youth Hostel besitzt zwar keine Duschen, ist jedoch herrlich gelegen und sehr empfehlenswert. Nahrungsmittel können käuflich erworben werden, in der Gemeinschaftsküche kocht jeder abwechselnd am Herd, abends flackert der Kamin zum Trocknen der Kleidung. Bevor wir jedoch mit zwei Radfahrerinnen ins Gespräch kommen, verstauen wir unsere Sachen und ziehen in Richtung Pub.
Einen Kuchen haben wir aus Verständigungsproblemen zwar nicht bekommen, aber das Cider war mehr als erfrischend. Ein trauriger Blick galt der aushängenden Werbung für einen achtstöckigen Vernisonburger, der mir jedoch von der Reisebegleitung untersagt wird. Ich trauere noch heute.
Am Abend im Hosten spendiert man uns erst Nudeln, dann Obst und abschließend Wein - so satt wurden wir auf der gesamten Tour nicht mehr. Die Nacht im Schlafsaal verlief dank Ohropax perfekt.
Tag vier: Loch Ossian Youth Hostel zum Allt a'Chaorainn (32,4km, 896m bergauf, 961m bergab)
Heute war die Morgensonne etwas spärlicher. Wir plauschen noch kurz mit den Radlerinnen über unseren gestrigen Weg und brechen alsbald von der nun immer leerer werdenden Hütte ab. Ein kleines Stück zurück um den See geht es zum Nordufer, dem wir bis zur Siedlung Corrour folgen (knapp 5km Luftlinie vom Bahnhof entfernt). Hier führt uns unser Weg den Amar Srath Ossian entlang nach Norden, man entscheidet sich jedoch, den Meall Glass-uaine Mòr zu unserer linken auf 704m zu erklimmen - querfeldein. Was von unten nach einer lustigen Idee aussah, entpuppte sich bei 30-48% Steigung schnell als sehr herausfordernde Idee. Etappenweise und mit großen Schritten über Steine ging es aber doch, und so konnte man von oben das Nieselwetter bewundern. (Ein Trophäenfoto wurde freilich dennoch gemacht.) Nach Westen ging es nach einer Pause bergab, nördlich am Loch na Lap, an dem ein vereinsamtes Ruderboot lag, vorbei, zwischen Sron na Cloiche Sgoilte und Meall na Slingearaich durch bunte Flora hindurch gen Norden, zurück auf den ursprünglichen Weg. Nach vier Kilometern erreichten wir nun ein Waldstück, in dem es zwischen umgeknickten Bäume und Geäst zu einer kleinen Ruine geht. Hier erhoffen wir uns eine kurze Pause, werden jedoch von den Midges schnell eines besseren belehrt. Nach etwa derselben Strecke erreichen wir die Fersit, ein wundervoll gelegenes Örtchen am River Treig. Ab hier heißt es Straße gehen, bis wir nach 4km auf die Autobahn treffen. Dieser folgen wir für zwei Kilometer - inzwischen brennen unsere Füße - bis wir nahe Burnside Cottage auf unseren Abzweig gen Norden in einen Wald treffen. Wir umgehen eine Schranke und folgen dem Forstweg, bis wir den Wald verlassen. Inzwischen sind unsere Wasservorräte erschöpft und von Regen ist weit und breit keine Spur. Ein Kaugummi rettet die Stimmung und begleitet uns durch das sumpfiges Tal, in welchem wir den eingezeichneten Wanderweg nur mit der Wünschelrute finden könnten, gen Nordosten. Am Fluss Allt a' Chaorainn (300m hinter dem Feith Shiol) bauen wir unsere Zelte auf und haben einen wundervollen Blick hinab ins Tal gen Fersit. In der Ferne erblicken wir Loch Treig vom Vortag. Dieser Tag zehrte an den Nerven - natürlich schmeckte das Abendessen nach klumpigem nichts. Ein paar M&Ms und ein kräftiger Schluck Whiskey glätten die Wogen und so beginnt die Nacht.
Tag fünf: Allt a'Chaorainn nach Luib-chonnal (21km, 647 bergauf, 639m bergab)
Der Tag beginnt mit einer Aussicht über das Tal und lauwarmem, dünnen Amaranthbrei, die Stimmung ist ein wenig im Eimer - die 30km des gestrigen Tages waren etwas zu viel. Nach Norden geht es - über einen Zaun mittels einer wackeligen Holzleiter - entlang des Allt a'Chaorainn bergauf bis zum Mittag. Der Weg ist heute mehr Wasser denn Sand und so dauert es nicht lange, bis sowohl Leder- als auch Goretex-Stiefel vollgesogen mit ersterem sind. Die Investition in Merinosocken erweist sich an dieser Stelle als hervorragende Idee. Auch wenn sich der Himmel heute eher bedeckt hält, ergeben sich wundervolle Fotomotive; Eine wackelige Brücke führt letztlich inmitten vom Nichts nahe den Dog Falls über den Burn of Agie, der die beiden Berghänge teilt. Nach einer Weile queren wir den Fluss erneut - diesmal ohne Brücke - und kommen am Braeroy Forest oberhalb des River Roy heraus. Durch die kleine Siedlung Annat führt der Weg einige hunder Meter westlich zu einer Brücke, ab hier wenden wir uns wieder gen Osten und der Hütte Luib-chonnal zu. Meine Hüfte nimmt mir die Strapazen des letzten Tages übel und beginnt, unerträglich zu schmerzen, so dass meine Begleitung vorauseilt und nach einer halben Stunde ohne Rucksack zurückkehrt, um mir diesen abzunehmen. Zu allem Überdruss verabschiedete sich der Ersatzakku der Kamera für den Rest der Reise, weswegen meine Laune hier auf dem Tiefpunkt angekommen ist. Ohne Rucksack lässt der Schmerz langsam nach, die vier Kilometer bis zur Hütte habe ich jedoch außer Tränen in den Augen nichts mehr von der Tour. Als das Bothy vor mir erscheint, fällt mir ein Stein vom Herzen. Die zweistöckige Holzhütte liegt am Allt Chonnal nahe den White Falls und gehört - bis auf einen weiteren Gast - nur uns. Dieser prophezeit, dass das Wetter morgen wohl aufklaren wird und wir lachen mit ihm. Am Kaminofen trocknen wir unsere Schuhe, danach werfen wir unsere Luftmatrazen jeder in eine Ecke der Hütte und schlafen selig bis zum Morgen.
Tag sechs: Luib-chonnal bis Glen Nevis (43,3 km, 570m bergauf, 876m bergab)
Ter Tag beginnt mit strahlendem Sonnenschein, wir vermuten Hexerei. Ich reibe mein Bein mit einer dicken Schicht Voltaren ein und mache das ab nun in jeder Pause, hiermit wird der Schmerz erträglich. Um nichts zu riskieren, entscheiden wir uns jedoch, die Tour vorzeitig zu beenden. Da meine Kamera ohnehin nicht mehr funktioniert, verfrachte ich sie in den Rucksack - nun drückt die Tasche nicht mehr auf's Bein und, so soll sich zeigen, dies wirkt Wunder für den Rest des Weges. Wir folgen diesem gen Westen und biegen an der Turret Brudge gen Norden ab. Im Glen Turren steigen wir über einen Hügel auf den Wanderweg am Allt a' Chòmhlain, der uns in ein Waldgebiet am Glen Gloy führt. Das Bein wird besser, aber ich ärgere mich über die Kamera, denn die Aussicht ist hervorragend und das Wetter perfekt: Man wird zum Genießen gezwungen. Am Ende des Waldes treffen wir auf ein Paar, das mit dem Auto unterwegs ist. Wir reden über die Umgebung und erfahren, dass die seltsamen Stufenformationen in den Bergen auf die letzte Eiszeit zurückzuführen sind. Nach einer Weile trennen sich unsere Wege, etwas später werden wir hupend und winkend überholt. Am Ende des Weges, nahe Glenfintaig Lodge, einer Hütte, in die man allein aufgrund der Lage sofort einziehen möchte, stoßen wir erneut auf die Autobahn. Ab hier folgen wir ihr südlich. An einem Zeltplatz überlegen wir, zu bleiben; Auf der Karte führt jedoch ein Wanderweg südwestlich in Richtung eines Flusses, daher entscheiden wir uns dagegen. Allein der Weg ist nicht zu finden: Privatgelände, steht hier, Eintritt verboten, Achtung: Hundezucht. Also folgen wir der Autobahn, bis wir nach insgesamt 5km das Commando Monument erreichen. Hier treffen wir auf eine deutsche Gruppe Jugendlicher. Nach inzwischen 30km Weg kommt Hoffnung auf; Wir fragen, ob sie uns nach Ben Nevis bringen können - sie können nicht.
Als ein Sightseeingbus einrollt und drei Leute absetzt, ergreifen wir unsere Chancen. Wir haben kein Geld im Portemonnaie, nur eine VISA-Karte und etwas Whiskey. Des Busfahrer lehnt ab, VISA könne er nicht nehmen, aber er brauche auch kein Geld. Wir sollen einsteigen, er führe in 10 Minuten ab.
Wir können unser Glück kaum glauben! Der Fahrer heißt uns auf das offene Obergeschoss und so brausen wir die restlichen Kilometer am an der Südseite des Ben Nevis vorbei, zurück zum Campingplatz.
Tag sieben: Ben Nevis (16 km, 1367m bergauf, 1367m bergab)
Nach einer heißen Dusche und einer ausgiebigen Plündertour im Supermarkt - und da wir schon einmal hier sind - entschließen wir uns um 16 Uhr, den Ben Nevis zu besteigen. Aus der anfänglichen Idee, es langsam angehen zu lassen wird nicht viel (das Bein spielt mit) und so erreichen wir nach zweieinhalb Stunden den Gipfel. Oberhalb der Wolkendecke scheint die Sonne. Wir genießen den Ausblick ins Tal, wo immer die Wolkendecke aufbricht, und begeben uns dann zurück zum Zeltplatz. Auf dem Weg nach unten eröffnen sich weitere, wundervolle Blicke ins Glen - bereits einen Tag später werden uns andere erzählen, auf dem Gipfel gäbe es außer Nebel nichts zu sehen. Bergab geht es unter Zuhilfenahme der Stirnleuchte, zurück am Zelt futtern wir uns alle verlorenen Pfunde wieder an.
Tag acht: Ben Nevis nach Glasgow
Am Tag der Abreise treffen wir am Busbahnhof unseren Gefährten aus Luib-chonnal und befragen ihn nach seiner Wettermagie: Alles nur geraten, wird er antworten. Er nimmt einen Bus vor uns, wir fahren anschließend zurück nach Glasgow. Ein Abstecher zu Burger King, dann übernachten wir in einem Youth Hostel eine halbe Stunde vom Busbahnhof entfernt bis etwa fünf Uhr morgens und brechen unseren Weg zum Flughafen an. In miefender Kleidung, aber glücklich, geht es zurück nach Berlin.
Fazit :)
Schlussendlich bleibt zu sagen, dass diese Tour grundsätzlich spaßig ist. Der Abschnitt nach Loch Ossian - die Übernachtung im Youth Hostel ist uneingeschränkt zu empfehlen - bedarf gerade ob des Stückes nach Fersit eines besseren Planes, der Schlenker über die Autobahn (der Name ist irreführend, es ist eher eine Bundesstraße) ab Glenfintaig Lodge am Folgetag ist ebenfalls überdenkenswert. Ein Weg gen Süden ab Loch Ossian oder überhaupt nicht zurück nach Glen Nevis ist stattdessen womöglich eine bessere Wahl; bereut haben wir den Asphalt an beiden Tagen allerdings nur, solange wir auf ihm liefen. Eine Investition in Gamaschen könnte sich weiterhin als sinnvoll herausstellen - ein ordentliches Midgenetz (unseres, Marke Highlander, ist von hässlichem grün, war jedoch auf der Glen Nevis Camp Site zu erstehen) und eine gute Dosis nicht-biologischer Insektenabwehr ist unabdingbar: Das hochchemische DEET 50 funktioniert perfekt, man berichtete uns jedoch immer wieder von der Pflegemilch "Skin so Soft", auf welche die biestigen Midges allergisch reagieren würden. Probieren werden wir es beim nächsten mal.
Der Anschluss am Flughafen klappt perfekt. Wir fahren zweieinhalb Stunden mit dem Bus und erreichen Fort William. Leider haben zwei der Outdoorläden bereits zu, der dritte führt jedoch die benötigten Gas-Schraubkartuschen für den Kocher nicht. Etwas bedröppelt und ohne Plan B, aber mit Fish & Chips im Bauch machen wir uns auf zum Zeltplatz im Glen Nevis. Hier die positive Überraschung: Es gibt die Kartuschen, es gibt Midge-Netze und es gibt Insektenkerzen. Eier gibt es auch, aber bis zum verdienten Rührei wird es noch acht Tage dauern.
Tag Eins: Von Glen Nevis bis kurz vor Kinlochleven (21 km, 746m bergauf, 498m bergab)
Der erste Tag begann für uns dort, wo der West Highland Way aufhört. Ca. 400 Meter vor dem Zeltplatz beginnt der Aufstieg zwischen einem kleinen Friedhof und einer Wiese recht unscheinbar, geht aber sogleich in einen Anstieg zwischen 8 und 16% Steigung über - ein hervorragender Start für meine ungeübten Beine: Das ist meine erste Tour und die Sonne knallt uns wie bescheuert auf den Schädel. Dank meiner Kamera habe ich genügend Ausreden, doch ab und zu mal stehen zu bleiben. Anfänglich erlaubt die eine oder andere Lücke zwischen den Bäumen noch den Blick über das Glen Nevis, man verschwindet aber recht bald in einem Waldgebiet. Was auf der Karte noch als solches zu erkennen ist, ist in der Realität eine ganze Weile lang nur eine Ansammlung umgeknickter Baumstämme, bis man es dann tatsächlich auf Höhe von Sgorr Chalum in einen dichten Wald schafft - endlich Schatten und noch wundervollere Luft. Hier könnte man direkt bleiben. Hinter dem Waldstück wird die Landschaft wieder baumloser, eine Herde Schafe stapft erschrocken blökend um uns herum. Immer mehr Wanderer aus Kinlochleven kommen uns nun entgegen. Für uns endet der Weg nach 13 Stunden und 30 Minuten an einer kleinen Brücke. Auf der Karte steigt ein Trampelpfad den Berg hinauf, der hier draußen jedoch mit der Lupe gesucht werden muss. Wir überdenken unseren Plan, weiter oben zu übernachten und schlagen unsere Zelte nahe dem Bach Allt Coire na h-Eirghe auf. Der Wind hört auf, die Midges stürzen über uns herein, und wir sprinten von einem Ende des Weges zum anderen. Die Aussicht ins Tal ist wundervoll, und so können uns die kleinen Biester nichts. In der ersten Nacht schlafen wir wie ein Stein, das Rauschen des Baches entschädigt für alle Strapazen.
Tag zwei: Von Kinlochleven bis Meanach Bothy (18km, 397m bergauf, 314m bergab)
Der heutige Weg ist gnädig zu uns, trotzdem es gleich am Vormittag 200 Höhenmeter zu bewältigen gilt. Wir folgen dem West Highland Way, biegen jedoch nicht nach Kinlochleven ab. Vorbei geht es am hübschen Häuschen Mamore Lodge rechts des Weges, schnurstracks auf ein kleines Privatgrundstück zu. Hier zeigt ein Hinweisschild auf den Wanderweg nach rechts um das Haus, ein anderes Schild dahinter deutet darauf hin, dass dieser Weg noch nicht existiert. Genau so ist es auch: Wir stapfen 100 Meter durch Sumpf und Matsch, nur um vis-a-vis des Startpunktes wieder auf den eigentlichen Weg zu treffen. Das Grundstück hat keine Tore und Zäune, wir ärgen uns lachend, und schreiten voran. Von einem kleinen Hügel 100 Meter hinter dem Haus gibt es einen schönen Ausblick über das Tal gen Kinlochmore. Wir überqueren den Allt Coire na Ba und wechseln die Talseite, nun geht es bis zur Mittagspause auf 337m nur noch bergauf. Eine Regenwolke zieht seit 500 Metern hinter uns her, um uns wird alles weiß - es ist Wandern wie in Watte. Die Regentropfen lassen nicht auf sich warten, können uns jedoch nicht davon abhalten, auf einer Bank mit Talblick zu rasten. Der Regen wird nun dichter, darum ziehen wir weiter; vor uns breitet sich Loch Eilde Mòr aus. Auf halbem Wege zum Ende des Sees verschwindet der Regen, als sei nie etwas gewesen und die Sonne bricht hervor. Am Ende des Sees angelangt, an einer alten Ruine, werfen wir den Rucksack in den Kieselstrand und springen ins kühle Nass ... zaghaftes Springen, denn der See ist kalt. Eisenbraunes aber klares Wasser und eine wundervolle Aussicht - es ist fast, als hätte das Wetter diesen Plan für uns gehabt. Ab hier bleibt es für eune ganze Weile so.
Wir folgen dem Weg noch 3 km gen Norden, bis wir Meanach Bothy in der Ferne erkennen können. Das Ziel scheint greifbar, doch leider spielt uns die Landschaft einen Streich: Zwischen uns und dem Bothy liegt der Fluss Abhainn Rath - doch keine Brücke und der Fluss ist reißend. Auf der Suche nach eine Querungsmöglichkeit gehen wir Nordwestlich und entfernen uns immer mehr von der Hütte. Wir waten durch einen Seitenarm am Sìdhean Dubh, endlich scheint der Fluss passierbar - wir queren - und der Regen setzt ein. Vor uns liegen nun noch zwei Bäche, die es zu überspringen gilt - und wir stehen vor dem Allt nam Fang, einem Bach, der sich in den Fluss ergießt. Wieder heißt es Schuhe wechseln - jeder Sockenwechsel wird ob der nun scheinbar erwachenden Midges zum Eiertanz. Ab nun kreuzen wir das sumpfige Land vor uns, ohne nach einem Weg zu suchen und erreichen die Hütte Meanach. Eine schottische Familie - ein Vater und zwei Söhne - sind bereits da. Sie erklären uns im herrlichsten Dialekt, dass im Nebenraum ein deutsches Pärchen säße, also klopfen wir an - und finden Gregor und Eva, sowie Platz. Die beiden haben Käsefondue, wir denken über eine Meuterei nach, entschließen uns jedoch nur knapp, uns stattdessen einen Whiskey aus dem Duty Free zu feinster Tütensuppe einzuschenken. Ein letzter Blick auf die Karte und dann gehen die Lichter auch schon aus.
Tag 3: Meanach Bothy zum Loch Ossian Youth Hostel (16km, 381m bergauf, 310m bergab)
Der Tag beginnt um 7 Uhr mit Morgensonne und blauem Himmel. Beim Wasserholen gilt es, nicht in die zwischen den Gräsern versteckten Wasserrillen zu treten. Es passiert dennoch, aber so bereitet Wachwerden Freude. Wir beginnen in bester Laune den Tagesmarsch. Der Beginn stellt sich im Tal als etwas schwierig heraus - der Weg ist nicht eindeutig zu erkennen und so stapfen wir querfeldein durch hohes Gras, bis wir den Weg zwischen Lùb nan Caorach und Lùb Beag nan Creaigean schlussendlich wiederfinden. Der Weg verläuft entlang des Abhainn Rath mit vielen schönen Aus- und Anblicken bis hin zur Creaguaineach Lodge, einem verlassenen Haus, am südwestlichen Ende des Loch Treig. Wir pausieren erneut, bevor wir eine Brücke oberhalb des Südufers des Sees nach Osten weiterziehen. Hier treffen wir auf einen alten Schotten, der mundharmonikaspielend am Wegesrand sitzt. Er erzählt uns von einer Pfadfinderinnengruppe auf der Jagd nach einem Abzeichen, die er von hier nach Loch Ossian bringen soll - wir werden sie später wiedertreffen. Der Weg führt am Tom Mhic Eòin bergauf, bis man die Bahnschienen kreuzt. Ein englisches Pärchen berichtet uns von Pub an der Corrour Station und dem guten Kaffee und Kuchen dort, wir entschließen uns jedoch statt der Abkürzung dorthin, zuerst zum Loch Ossian vorzustoßen. Am Youth Hostel angekommen begegnen wir einer Gruppe Jugendlicher, zwei Radfahrerinnen, einer Familie und zwei älteren Herren, die im Verlaufe des Abends viele wilde Geschichten erzählen werden. Besonders herzlich ist die Betreiberin des Hostels, mit der wir kurz über die Ähnlichkeit des Deutschen zum Schottischen flaksen, als mir ein "ach so" herausrutscht. Das Youth Hostel besitzt zwar keine Duschen, ist jedoch herrlich gelegen und sehr empfehlenswert. Nahrungsmittel können käuflich erworben werden, in der Gemeinschaftsküche kocht jeder abwechselnd am Herd, abends flackert der Kamin zum Trocknen der Kleidung. Bevor wir jedoch mit zwei Radfahrerinnen ins Gespräch kommen, verstauen wir unsere Sachen und ziehen in Richtung Pub.
Einen Kuchen haben wir aus Verständigungsproblemen zwar nicht bekommen, aber das Cider war mehr als erfrischend. Ein trauriger Blick galt der aushängenden Werbung für einen achtstöckigen Vernisonburger, der mir jedoch von der Reisebegleitung untersagt wird. Ich trauere noch heute.
Am Abend im Hosten spendiert man uns erst Nudeln, dann Obst und abschließend Wein - so satt wurden wir auf der gesamten Tour nicht mehr. Die Nacht im Schlafsaal verlief dank Ohropax perfekt.
Tag vier: Loch Ossian Youth Hostel zum Allt a'Chaorainn (32,4km, 896m bergauf, 961m bergab)
Heute war die Morgensonne etwas spärlicher. Wir plauschen noch kurz mit den Radlerinnen über unseren gestrigen Weg und brechen alsbald von der nun immer leerer werdenden Hütte ab. Ein kleines Stück zurück um den See geht es zum Nordufer, dem wir bis zur Siedlung Corrour folgen (knapp 5km Luftlinie vom Bahnhof entfernt). Hier führt uns unser Weg den Amar Srath Ossian entlang nach Norden, man entscheidet sich jedoch, den Meall Glass-uaine Mòr zu unserer linken auf 704m zu erklimmen - querfeldein. Was von unten nach einer lustigen Idee aussah, entpuppte sich bei 30-48% Steigung schnell als sehr herausfordernde Idee. Etappenweise und mit großen Schritten über Steine ging es aber doch, und so konnte man von oben das Nieselwetter bewundern. (Ein Trophäenfoto wurde freilich dennoch gemacht.) Nach Westen ging es nach einer Pause bergab, nördlich am Loch na Lap, an dem ein vereinsamtes Ruderboot lag, vorbei, zwischen Sron na Cloiche Sgoilte und Meall na Slingearaich durch bunte Flora hindurch gen Norden, zurück auf den ursprünglichen Weg. Nach vier Kilometern erreichten wir nun ein Waldstück, in dem es zwischen umgeknickten Bäume und Geäst zu einer kleinen Ruine geht. Hier erhoffen wir uns eine kurze Pause, werden jedoch von den Midges schnell eines besseren belehrt. Nach etwa derselben Strecke erreichen wir die Fersit, ein wundervoll gelegenes Örtchen am River Treig. Ab hier heißt es Straße gehen, bis wir nach 4km auf die Autobahn treffen. Dieser folgen wir für zwei Kilometer - inzwischen brennen unsere Füße - bis wir nahe Burnside Cottage auf unseren Abzweig gen Norden in einen Wald treffen. Wir umgehen eine Schranke und folgen dem Forstweg, bis wir den Wald verlassen. Inzwischen sind unsere Wasservorräte erschöpft und von Regen ist weit und breit keine Spur. Ein Kaugummi rettet die Stimmung und begleitet uns durch das sumpfiges Tal, in welchem wir den eingezeichneten Wanderweg nur mit der Wünschelrute finden könnten, gen Nordosten. Am Fluss Allt a' Chaorainn (300m hinter dem Feith Shiol) bauen wir unsere Zelte auf und haben einen wundervollen Blick hinab ins Tal gen Fersit. In der Ferne erblicken wir Loch Treig vom Vortag. Dieser Tag zehrte an den Nerven - natürlich schmeckte das Abendessen nach klumpigem nichts. Ein paar M&Ms und ein kräftiger Schluck Whiskey glätten die Wogen und so beginnt die Nacht.
Tag fünf: Allt a'Chaorainn nach Luib-chonnal (21km, 647 bergauf, 639m bergab)
Der Tag beginnt mit einer Aussicht über das Tal und lauwarmem, dünnen Amaranthbrei, die Stimmung ist ein wenig im Eimer - die 30km des gestrigen Tages waren etwas zu viel. Nach Norden geht es - über einen Zaun mittels einer wackeligen Holzleiter - entlang des Allt a'Chaorainn bergauf bis zum Mittag. Der Weg ist heute mehr Wasser denn Sand und so dauert es nicht lange, bis sowohl Leder- als auch Goretex-Stiefel vollgesogen mit ersterem sind. Die Investition in Merinosocken erweist sich an dieser Stelle als hervorragende Idee. Auch wenn sich der Himmel heute eher bedeckt hält, ergeben sich wundervolle Fotomotive; Eine wackelige Brücke führt letztlich inmitten vom Nichts nahe den Dog Falls über den Burn of Agie, der die beiden Berghänge teilt. Nach einer Weile queren wir den Fluss erneut - diesmal ohne Brücke - und kommen am Braeroy Forest oberhalb des River Roy heraus. Durch die kleine Siedlung Annat führt der Weg einige hunder Meter westlich zu einer Brücke, ab hier wenden wir uns wieder gen Osten und der Hütte Luib-chonnal zu. Meine Hüfte nimmt mir die Strapazen des letzten Tages übel und beginnt, unerträglich zu schmerzen, so dass meine Begleitung vorauseilt und nach einer halben Stunde ohne Rucksack zurückkehrt, um mir diesen abzunehmen. Zu allem Überdruss verabschiedete sich der Ersatzakku der Kamera für den Rest der Reise, weswegen meine Laune hier auf dem Tiefpunkt angekommen ist. Ohne Rucksack lässt der Schmerz langsam nach, die vier Kilometer bis zur Hütte habe ich jedoch außer Tränen in den Augen nichts mehr von der Tour. Als das Bothy vor mir erscheint, fällt mir ein Stein vom Herzen. Die zweistöckige Holzhütte liegt am Allt Chonnal nahe den White Falls und gehört - bis auf einen weiteren Gast - nur uns. Dieser prophezeit, dass das Wetter morgen wohl aufklaren wird und wir lachen mit ihm. Am Kaminofen trocknen wir unsere Schuhe, danach werfen wir unsere Luftmatrazen jeder in eine Ecke der Hütte und schlafen selig bis zum Morgen.
Tag sechs: Luib-chonnal bis Glen Nevis (43,3 km, 570m bergauf, 876m bergab)
Ter Tag beginnt mit strahlendem Sonnenschein, wir vermuten Hexerei. Ich reibe mein Bein mit einer dicken Schicht Voltaren ein und mache das ab nun in jeder Pause, hiermit wird der Schmerz erträglich. Um nichts zu riskieren, entscheiden wir uns jedoch, die Tour vorzeitig zu beenden. Da meine Kamera ohnehin nicht mehr funktioniert, verfrachte ich sie in den Rucksack - nun drückt die Tasche nicht mehr auf's Bein und, so soll sich zeigen, dies wirkt Wunder für den Rest des Weges. Wir folgen diesem gen Westen und biegen an der Turret Brudge gen Norden ab. Im Glen Turren steigen wir über einen Hügel auf den Wanderweg am Allt a' Chòmhlain, der uns in ein Waldgebiet am Glen Gloy führt. Das Bein wird besser, aber ich ärgere mich über die Kamera, denn die Aussicht ist hervorragend und das Wetter perfekt: Man wird zum Genießen gezwungen. Am Ende des Waldes treffen wir auf ein Paar, das mit dem Auto unterwegs ist. Wir reden über die Umgebung und erfahren, dass die seltsamen Stufenformationen in den Bergen auf die letzte Eiszeit zurückzuführen sind. Nach einer Weile trennen sich unsere Wege, etwas später werden wir hupend und winkend überholt. Am Ende des Weges, nahe Glenfintaig Lodge, einer Hütte, in die man allein aufgrund der Lage sofort einziehen möchte, stoßen wir erneut auf die Autobahn. Ab hier folgen wir ihr südlich. An einem Zeltplatz überlegen wir, zu bleiben; Auf der Karte führt jedoch ein Wanderweg südwestlich in Richtung eines Flusses, daher entscheiden wir uns dagegen. Allein der Weg ist nicht zu finden: Privatgelände, steht hier, Eintritt verboten, Achtung: Hundezucht. Also folgen wir der Autobahn, bis wir nach insgesamt 5km das Commando Monument erreichen. Hier treffen wir auf eine deutsche Gruppe Jugendlicher. Nach inzwischen 30km Weg kommt Hoffnung auf; Wir fragen, ob sie uns nach Ben Nevis bringen können - sie können nicht.
Als ein Sightseeingbus einrollt und drei Leute absetzt, ergreifen wir unsere Chancen. Wir haben kein Geld im Portemonnaie, nur eine VISA-Karte und etwas Whiskey. Des Busfahrer lehnt ab, VISA könne er nicht nehmen, aber er brauche auch kein Geld. Wir sollen einsteigen, er führe in 10 Minuten ab.
Wir können unser Glück kaum glauben! Der Fahrer heißt uns auf das offene Obergeschoss und so brausen wir die restlichen Kilometer am an der Südseite des Ben Nevis vorbei, zurück zum Campingplatz.
Tag sieben: Ben Nevis (16 km, 1367m bergauf, 1367m bergab)
Nach einer heißen Dusche und einer ausgiebigen Plündertour im Supermarkt - und da wir schon einmal hier sind - entschließen wir uns um 16 Uhr, den Ben Nevis zu besteigen. Aus der anfänglichen Idee, es langsam angehen zu lassen wird nicht viel (das Bein spielt mit) und so erreichen wir nach zweieinhalb Stunden den Gipfel. Oberhalb der Wolkendecke scheint die Sonne. Wir genießen den Ausblick ins Tal, wo immer die Wolkendecke aufbricht, und begeben uns dann zurück zum Zeltplatz. Auf dem Weg nach unten eröffnen sich weitere, wundervolle Blicke ins Glen - bereits einen Tag später werden uns andere erzählen, auf dem Gipfel gäbe es außer Nebel nichts zu sehen. Bergab geht es unter Zuhilfenahme der Stirnleuchte, zurück am Zelt futtern wir uns alle verlorenen Pfunde wieder an.
Tag acht: Ben Nevis nach Glasgow
Am Tag der Abreise treffen wir am Busbahnhof unseren Gefährten aus Luib-chonnal und befragen ihn nach seiner Wettermagie: Alles nur geraten, wird er antworten. Er nimmt einen Bus vor uns, wir fahren anschließend zurück nach Glasgow. Ein Abstecher zu Burger King, dann übernachten wir in einem Youth Hostel eine halbe Stunde vom Busbahnhof entfernt bis etwa fünf Uhr morgens und brechen unseren Weg zum Flughafen an. In miefender Kleidung, aber glücklich, geht es zurück nach Berlin.
Fazit :)
Schlussendlich bleibt zu sagen, dass diese Tour grundsätzlich spaßig ist. Der Abschnitt nach Loch Ossian - die Übernachtung im Youth Hostel ist uneingeschränkt zu empfehlen - bedarf gerade ob des Stückes nach Fersit eines besseren Planes, der Schlenker über die Autobahn (der Name ist irreführend, es ist eher eine Bundesstraße) ab Glenfintaig Lodge am Folgetag ist ebenfalls überdenkenswert. Ein Weg gen Süden ab Loch Ossian oder überhaupt nicht zurück nach Glen Nevis ist stattdessen womöglich eine bessere Wahl; bereut haben wir den Asphalt an beiden Tagen allerdings nur, solange wir auf ihm liefen. Eine Investition in Gamaschen könnte sich weiterhin als sinnvoll herausstellen - ein ordentliches Midgenetz (unseres, Marke Highlander, ist von hässlichem grün, war jedoch auf der Glen Nevis Camp Site zu erstehen) und eine gute Dosis nicht-biologischer Insektenabwehr ist unabdingbar: Das hochchemische DEET 50 funktioniert perfekt, man berichtete uns jedoch immer wieder von der Pflegemilch "Skin so Soft", auf welche die biestigen Midges allergisch reagieren würden. Probieren werden wir es beim nächsten mal.
Tourengänger:
sunside

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