Burgberger Hörnle-Aurikelkante und Stuhlwand


Publiziert von quacamozza , 9. Mai 2014 um 19:43. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum: 5 Mai 2014
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 4:15
Aufstieg: 900 m
Strecke:Alpe Weiherle-Burgberger Hörnle-Grüntenhaus-Stuhlwand-Obere Schwandalpe-Kehralpe-Gasthaus Alpenblick-Parkplatz Alpe Weiherle (12 km)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Immenstadt, Sonthofen, Blaichach oder Rettenberg nach Burgberg; am Gasthaus Löwen links abbiegen (Grüntenstraße), nach 250 Metern Richtung Gasthaus Alpenblick (An der Halde) bis zum Parkplatz Weiheralpe (Tagesgebühr 2,50 €)
Kartennummer:AV-Karte Bayerische Alpen BY 3 1:25 000

BBH und SWG sind die Abkürzungen für Burgberger Hörnle und Stuhlwandgrat. Doch nicht nur das versteht man zunächst als Ortsfremder nicht...

Die Ausrüstung vieler Kletterer könnte den Anschein erwecken, dass die kurzen Kletterrouten noch zur Fußgängerzone von Sonthofen gehören. Sehr beliebt sind Jeans und Turnschuhe. Ein Seil und was man sonst noch in einem Bergsportladen erwerben kann eher weniger. Kurze Sachen sind auch nicht so gut, da das ganze Gebiet von Zecken bevölkert ist.
Bei diesen typischen Feierabendtouren ist abends mehr los als tagsüber. Alles also etwas anders als an anderen Bergen...



Zur Schwierigkeit:

Aurikelkante
: Am Kantenbeginn II, ansonsten I-II und leichter
Stuhlwand: Am Gratbeginn II-III (sehr ausgesetzt), später direkt auf dem Grat Stellen III-, meist II, erst ab dem Gratbuch einfacher


Zum Zeitbedarf:

Parkplatz-Einstieg Südkante: 50 min
Einstieg Aurikelgrat-Burgberger Hörnle: 20 min
Burgberger Hörnle-Einstieg Stuhlwand: 30 min
Einstieg Stuhlwand-Obere Schwandalpe: 45 min
Obere Schwandalpe-Parkplatz: 35 min
(Wegsuche Südkante: 75 min)





Nach unserer Vormittagstour zum Sorgschrofen starten wir am Parkplatz bei der Weiheralpe und steigen den Wanderweg Richtung Grünten hoch. Nach einer knappen halben Stunde achten wir darauf, den Abzweig zum Burgberger Hörnle nicht zu verpassen. Der "Funkenweg" beginnt in ca. 1160m und führt durch die Westseite des Berges. Dieser Aufstieg bewegt sich im Schwierigkeitsgrad T 3-4. 

An einem auffälligen Baumstumpf zweigt nach einigen Minuten rechts ein Pfad zu den Kanten ab. Wir beraten das weitere Vorgehen und teilen uns auf. 

Wir verfolgen den Pfad und kommen bald an die Aurikelkante. Weiter geht's auf dem immer noch guten Pfad bis an einen grasigen Steilhang. Hier führen die Wegspuren nach rechts, sind aber sukzessive weniger ausgeprägt, bis sie sich irgendwann weiter oben verlieren. 
Um an die Südkante zu gelangen, muss man jetzt den Grashang etwas hochsteigen und dann rechts durch plattiges Schrofengelände auf die Kante klettern. Das tun wir nicht, warum auch immer. Also finden wir auch nicht den berühmten Holzpfeil. Stattdessen gewinnen wir zwar schnell an Höhe, aber es geht nur durch Wald und schließlich Steilgras. 50 Meter unter dem Gipfel kehren wir um, als sich einige schwierige Felsmauern in den Weg stellen und wir links neben uns die Südkante identifizieren. Das Steilgras (T 5) ist im Abstieg ein gutes Trainingsgelände für anspruchsvollere Touren, leider mit vielen Zecken gespickt.

Der Einstieg ist also nicht ganz einfach zu finden. Zurück an der Aurikelkante geht es dann diese aufwärts. Von Kletterei kann man kaum sprechen. Hin und wieder ist eine leichte Kletterstelle dabei, die man aber oft in Wandergelände umgehen kann.

Die Route stößt auf ca. 1440m auf den Funkenweg, dem wir bis zum Gipfel folgen. Zum Schluss bietet es sich an, die Gipfelplatte rechts des Weges zu erklettern. Immerhin eine Stelle III. Diese Chance lassen wir uns natürlich nicht entgehen. Trotzdem sind wir nicht recht zufrieden. Mecker, moser, motz...aber wir kommen bald wieder.

Auf dem Burgberger Hörnle (1496m) präsentiert sich die Stuhlwand im Spätnachmittagslicht. Dieser Versuchung können wir trotz der vorgerückten Stunde nicht widerstehen. Schluss mit dem Chilling auf dem Gipfel.
Wir nehmen unsere Beine in die Hand und legen tempomäßig einen Zahn zu. Zunächst seilversichert in eine Lücke, dann führt der bequeme Wanderweg leicht aufsteigend zum großen Grüntenhaus (1535m), das man schon vom Talboden aus gut erkennt. Jetzt schnell ran an die Stuhlwand. 



Wenige Minuten später stehen wir am Einstieg der Stuhlwand. Das ist doch mal ein ausgesetzter Aufschwung! Und es soll ja in dem Stil so weitergehen. Es warten 150 Abwärtshöhenmeter zum Funkenplatz. Kletterlänge...keine Ahnung, nicht einsehbar. Recht große Griffe machen die Sache dann doch einfacher als gedacht. Im Abstieg sollte man hier aber absolute Schwindelfreiheit und eine gehörige Portion Erfahrung mitbringen. Oder gleich abseilen. Oder die Tour öfters machen. 

Oben auf der Kante befinden sich eine Schlinge und ein Haken. Dann geht's zügig über diverse anregend zu kletternde Zacken, Aufschwünge und Grate. Ich halte mich fast immer auf der Grathöhe und wähle die anspruchsvollere Variante, falls links mal ein Turm umgangen werden kann. Einmal darf man über den messerscharfen Grat reiten. Nach 20 Minuten bin ich schon am Gratbuch und stelle fest, dass die Stuhlwand oft, bereits jetzt fast täglich beklettert wird. Ich genieße über Gebühr lange den fantastischen Ausblick. Die Sonne versinkt am Horizont. Ich habe noch eine IIer-Stelle und etwas bröselige Kraxelei vor mir. Es wird zunehmend leichter. Dann kommt anstelle von Felsen vorwiegend Gras- und Waldbewuchs.

Auf ca. 1400m befindet sich der Funkenplatz. Hier lässt sich gut die Aussicht rüber zum Hörnle und ins Tal genießen. Ich habe allerdings Zeitdruck. Fußspuren führen weiter Richtung Tal geradeaus. Ich halte jedoch links auf eine Lichtung zu und stoße auf einen zugewachsenen Alpweg, der später in eine Schotterpiste übergeht. Ich sehe meine Freunde an der Oberen Schwandalpe und jogge zur Hütte. 

Über die Kehralpe und vorbei am Gasthaus Alpenblick sind wir nach einer guten halben Stunde mit dem letzten Licht des Tages wieder zurück am Parkplatz. Bei mir werden Erinnerungen an eine Erkundungstour der Erzgruben und an eine Schneeschuhtour auf den Grünten von dieser Seite wach. Immer wieder schön, im Grüntenmassiv unterwegs zu sein, solange die Massen noch nicht unterwegs sind.








   


Tourengänger: quacamozza, yuki


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentare (2)


Kommentar hinzufügen

Nic hat gesagt:
Gesendet am 11. Mai 2014 um 06:44
"Die Ausrüstung vieler Kletterer könnte den Anschein erwecken, dass die kurzen Kletterrouten noch zur Fußgängerzone von Sonthofen gehören. Sehr beliebt sind Jeans und Turnschuhe. Ein Seil und was man sonst noch in einem Bergsportladen erwerben kann eher weniger..."

Köstlich und treffend formuliert! :-)

quacamozza hat gesagt: RE:
Gesendet am 11. Mai 2014 um 13:41
Ja genauso ist es doch...:-)

Für unseren nächsten Besuch werden wir uns entsprechend kleiden, dann klappt das auch alles, wirst sehen...

Lieben Gruß
Ulf


Kommentar hinzufügen»