Pizzo Cavagnöö 2837 m und ein Frust auf 2687 m

Start der Tour war in All' Acqua im Bedrettotal auf 1614 m. Zuerst ging es über den Ticino-Fluss auf die Südseite des Baches, wo ich bis 1680 m dem Bedrettotaler Weg gefolgt bin. Auf 1680 m befindet sich die Wegverzweigung in Richtung San Giacomo. Der gut markierte Weg geht steil den Wald und später Alpweiden hinauf. Nach rund 1 Stunde erreicht man auf 2254 m San Giacomo.  Bei dieser Lokalität zweigt man nach Süd-Osten  ab und geht zuerst über Gras auf einem gut ausgetretenen Bergweg in Richtung Nordflanke des Pizzo San Giacomo. Bald ist allerdings der gut ausgetretene Bergweg zu Ende, und man kommt zuerst zu einem jähen und rutschigen Abstieg in ein Tobel (bzw. man rutscht die sandige Seitenmoräne des weggeschmolzenen Gletschers hinab). Man überquert auf dem Grund, ohne es zu merken, den vollständig mit grossem Geröll zugedeckten Rest des vom Pizzo San Giacomo herabstreichenden Gletscherchens und gerät dann in eine nicht enden wollende Blocksteinwüste. Vereinzelt finden sich hier weiss-rot-weisse Markierungen oder Steinmänner, die den  Weg weisen. Die sehr mühsame Blocksteinwüste ist rund 1 km lang, und man verlässt sie bei 2476 m. Hier trifft man wieder einen gut ausgetretenen Bergpfad an, der sich rund 100 m vor dem grossen Strommasten verzweigt: nach Osten geht es zum Passo Grandinagia 2698 m, von wo aus man nach Robiei und ins Val Bavona absteigen könnte. Nach Südosten ist der Weg Richtung Bocchetta di Formazzora 2687 m und Pizzo Cavagnöö 2837 m kaum ersichtlich; man muss aufpassen, dass man die Abzweigung nicht verpasst. Der Weg steigt dann in Serpentinen über das schuttreiche Gelände steil Richtung Bocchetta di Formazzora an. Auf diesem Pass, wo sich 2 grosse Strommasten befinden, geht der Weg steil und vorerst über sandig-rutschiges Gelände 150 Höhenmeter nach Nordosten auf den Gipfel.
Hier muss ich auch gleich einen Frust loswerden: Auf der Bocchetta di Formazzora befindet sich eine (verschlossene) Hütte der Elektrizitätsgesellschaft. Deutschsprachige "Bergfreunde" haben nichts besseres gewusst, als diese Hütte (auf 2687 m!) mit übelsten rassistischen und ausländerfeindlichen Sprüchen zu versprayen. Es passt zu diesen Personen, dass das Umgelände mit zerbrochenen Bierflaschen übersät ist. Mir sind ausländische Berggänger, die sich an Anstandsregeln halten, hundert mal sympatischer als solche "Patrioten", die besser zu Hause bleiben würden.
Die Aussicht auf dem Pizzo Cavagnöö entschädigt allerdings für den Frust. Der grösste Teil der Berner Alpen ist ersichtlich. Leider waren die Berge südlich und östlich des Pizzo mit Wolken bedeckt, insbesondere hat man auch den Basòdino nicht gesehen. Der Ghiacciaio del Cavagnöö, der einem zu Füssen liegt, leidet offensichtlich an starker Schwindsucht, ist er doch auf der Landeskarte noch grösser eingezeichnet als er jetzt ist.
Zurück bin ich bis zum Punkt 2476 m den selben Weg wie beim Aufstieg gegangen. Die Traversierung der Blockwüste habe ich mir dann erspart; ich bin direkt über Wegspuren zum Alpgebäude auf 2063 m abgestiegen, wo man wieder auf den Weg von San Giacomo trifft. Danach Rückkehr nach All' Acqua.