Durch die Gorges de l'Areuse hinauf zum Creux du Van (1463 m) und hinab nach St-Aubin in zwei Tagen
|
||||||||||||||||||||||||||||
![]() |
![]() |
Noch eine Nostalgie-Tour die mich teilweise auf die Spuren von meiner grossen
Jura-Wanderung von vor ein paar Jahren bringen würde. Wetterbericht für Samstag gut, für Sonntag eher miserabel, was mich aber nicht davon abhielt, mich via Neuchâtel auf nach Bôle an den Start zu begeben. Von der kleinen Haltestelle Bôle aus bestens signalisiert ein paar Schritte durchs Dorf, bis man sich von der Strasse auf einem völlig unauffälligen, schmalen Pfad in Richtung der Areuse und deren Schlucht (Signalisation: Gorges de l'Areuse) begibt. Kurzer Abstieg in rutschigen Bedingungen, bis man sich praktisch auf Flusshöhe zwischen den Felsen befindet.
Was hier beginnt, ist ohne Zweifel eine der schönsten Schluchtwanderungen in der Schweiz. Wer gern fotografiert, wird am Eingang der Schlucht die Camera in die Hände nehmen und sie während Stunden nicht wegpacken können. Ich denke, meine Fotos sprechen für sich selber. Ich habe mich durch die Schlucht hochgetrödelt und einfach nur genossen.
Wo die Schlucht langsam breiter wird, spätestens bei Champ de Moulin, wo das Hôtel de la Truite im Sommer eine tolle Gartenbeiz ausmacht, muss man sich dann überlegen, wie man hinauf zum Creux du Van kommen will. Ich wollte mich an die Route halten, die ich damals in dichtem Nebel bei miserablen Bedingungen genommen hatte. Die zweigt gleich hinter dem Hotel auf eine Waldstrasse ab, die als Wanderweg signalisiert über Kilometer gemächlich und in Kehren den Berg hoch geht. Das ist nicht gross anstrengend, aber bei Gepäck für zwei Tage natürlich etwas mehr von einem Krampf als mit dem leichten Rucksäckli. Nach langem Marsch erreicht man die Försterhütte bei Côtes Rouges an der man geradeaus vorbeigeht.
Nach ein paar hundert Metern passiert's dann: Das Waldsträsschen wird zum Pfad, dann zur Wildspur und biegt nach links steil im Wald in unwegsames Gelände ab. Der untere Teil dieser Passage, auf der man viel Höhe macht, wäre bei normalen Bedingungen als T2 zu werten. Nasses Laub auf streckenweise 20 cm breitem, praktisch unsichtbarem Pfad in steilen Hängen machen dann schon das T3-Gefühl aus. Da mich eine freundliche Gams von oben noch mit Steinschlag behagelt hat, der nur zwei Meter an mir vorbei durch den Wald runterpolterte, liessen alpine Gefühle nicht auf sich warten. Die Gams guckte bloss blöd.
Bei Pré au Favre schafft man es dann aus dem Wald und hat bis auf wenige Meter auch schon die Höhe drauf. Auf einem Fahrsträsschen noch hinauf zur Grand Vy, einer Herberge, in der ich damals wunderbar übernachtet und gegessen hatte und man ist fast schon dort. An der Herberge vorbei noch ein leichter Anstieg über ein paar Hügel und plötzlich steht man an der Kante des grandiosen Felskessels, der auch schon "Grand Canyon der Schweiz" genannt wurde, obwohl das dann schon etwas arg ambitiös rüberkommt. Aber die Schweizer meinen ja auch, sie könnten Fussball spielen. ;-)
Neben dem Genuss der wunderbaren Sicht in und um den Felskessel, kleinen Ausflügen raus auf direkt über dem Abgrund stehende Felszacken ("Look ma, no hands!") gilt es hier natürlich auch nach den hier angesiedelten Steinböcken Ausschau zu halten. Ich hatte Glück, insgesamt sieben Tiere habe ich entdeckt, wobei sich die meisten aber in dickem Gehölz versteckt hielten. Einen der Neuenburger Cousins von Gian und Giachen habe ich dann aber doch noch mit der Camera erwischt, als er sich ein kurzes Päuschen auf einem kleinen, ausgesetzten Felsplateau gönnte. Schöne Tiere, alle deutlich gedrungener gebaut, als ihre Kollegen in den Alpen. Hier trugen sie noch flauschig flockiges Winterkleid, übrigens.
Der Creux du Van ist ein Jagdbanngebiet und eine Naturschutzzone, weshalb campen, biwakieren usw. direkt dort richtigerweise nicht gestattet ist. Ich machte mich also auf über den Gipfel Le Soliat, in Richtung vom Hof La Baronne, um einen geeigneten Biwakplatz zu finden, der sich bereits in der bewirtschafteten Landwirtschaftszone, abseits vom Felskessel befindet. Das gelang dann auch auf Anhieb. Da die Alp hier oben noch nicht bestossen ist, musste ich mich auch nicht um Bullen oder Mutterkühe scheren. Gemütliches Risotto vom Kocher, Rotwein, Käse, Biwaksack auf die Wiese geschmissen und bei Sonnenuntergang in die Federn gesunken. Klar hatte ich - warum passiert mir das immer? - genau über dem Gangsystem von einer Wühlmaus zu biwakieren gewagt. Die machte sich dann die Nacht über mit piepsen und scharren unter meiner Matte bemerkbar. Als sie dann irgendwann mitten in der Nacht endlich Ruhe gab, hörte ich immer wieder ein kratzendschabendes Geräusch an meinem Biwakhimmel. Das war - wie ich später feststellte - der Schnee, der von der Deckplane abrutschte. Es ist nämlich im Lauf der Nacht arschkalt, windig, regnerisch geworden und krönte dieses Biwak dann auch noch mit Schneefall. Trotzdem, ich habe bestens geschlafen.
Bei Morgendämmerung Schnee abschütteln, heissen Kaffee kochen und schnell abmarschieren in tiefer gelegene Gefilde. Den tentativen Plan, meine damalige Tour wieder mit dem Weg über den Chasseron nach Ste-Croix zu beenden, verwarf ich angesichts des Wetters sofort. Ich nahm den einfachen Weg hinunter nach St-Aubin unter die Füsse, der mich so ohne grosses Gerutsche und Gestürchel hinunter zum Bahnhof am Neuenburgersee brachte. Dort, auf den Zug nach Neuchâtel wartend noch einen Salsiz und Brot zum späten Frühstück und Abfahrt in wohliger Wärme zurück nach Hause.
Mit den Gorges de l'Areuse und dem Creux du Van kann man an einem Tag zwei der spektakulärsten Natursehenswürdigkeiten im Schweizer Jura sehen. Wer das nicht mal tut im Leben hat echt etwas verpasst! Diejenigen, die nicht gern in der Wildnis übernachten, finden in Grand Vy oder La Baronne einfache, aber gute Unterkunft. Beide Häuser sind momentan noch nicht geöffnet, die Sommersaison dort beginnt wohl wegen des immer noch in den Löchern liegenden Schnees etwas später als sonst wo im Jura.

Was hier beginnt, ist ohne Zweifel eine der schönsten Schluchtwanderungen in der Schweiz. Wer gern fotografiert, wird am Eingang der Schlucht die Camera in die Hände nehmen und sie während Stunden nicht wegpacken können. Ich denke, meine Fotos sprechen für sich selber. Ich habe mich durch die Schlucht hochgetrödelt und einfach nur genossen.
Wo die Schlucht langsam breiter wird, spätestens bei Champ de Moulin, wo das Hôtel de la Truite im Sommer eine tolle Gartenbeiz ausmacht, muss man sich dann überlegen, wie man hinauf zum Creux du Van kommen will. Ich wollte mich an die Route halten, die ich damals in dichtem Nebel bei miserablen Bedingungen genommen hatte. Die zweigt gleich hinter dem Hotel auf eine Waldstrasse ab, die als Wanderweg signalisiert über Kilometer gemächlich und in Kehren den Berg hoch geht. Das ist nicht gross anstrengend, aber bei Gepäck für zwei Tage natürlich etwas mehr von einem Krampf als mit dem leichten Rucksäckli. Nach langem Marsch erreicht man die Försterhütte bei Côtes Rouges an der man geradeaus vorbeigeht.
Nach ein paar hundert Metern passiert's dann: Das Waldsträsschen wird zum Pfad, dann zur Wildspur und biegt nach links steil im Wald in unwegsames Gelände ab. Der untere Teil dieser Passage, auf der man viel Höhe macht, wäre bei normalen Bedingungen als T2 zu werten. Nasses Laub auf streckenweise 20 cm breitem, praktisch unsichtbarem Pfad in steilen Hängen machen dann schon das T3-Gefühl aus. Da mich eine freundliche Gams von oben noch mit Steinschlag behagelt hat, der nur zwei Meter an mir vorbei durch den Wald runterpolterte, liessen alpine Gefühle nicht auf sich warten. Die Gams guckte bloss blöd.
Bei Pré au Favre schafft man es dann aus dem Wald und hat bis auf wenige Meter auch schon die Höhe drauf. Auf einem Fahrsträsschen noch hinauf zur Grand Vy, einer Herberge, in der ich damals wunderbar übernachtet und gegessen hatte und man ist fast schon dort. An der Herberge vorbei noch ein leichter Anstieg über ein paar Hügel und plötzlich steht man an der Kante des grandiosen Felskessels, der auch schon "Grand Canyon der Schweiz" genannt wurde, obwohl das dann schon etwas arg ambitiös rüberkommt. Aber die Schweizer meinen ja auch, sie könnten Fussball spielen. ;-)
Neben dem Genuss der wunderbaren Sicht in und um den Felskessel, kleinen Ausflügen raus auf direkt über dem Abgrund stehende Felszacken ("Look ma, no hands!") gilt es hier natürlich auch nach den hier angesiedelten Steinböcken Ausschau zu halten. Ich hatte Glück, insgesamt sieben Tiere habe ich entdeckt, wobei sich die meisten aber in dickem Gehölz versteckt hielten. Einen der Neuenburger Cousins von Gian und Giachen habe ich dann aber doch noch mit der Camera erwischt, als er sich ein kurzes Päuschen auf einem kleinen, ausgesetzten Felsplateau gönnte. Schöne Tiere, alle deutlich gedrungener gebaut, als ihre Kollegen in den Alpen. Hier trugen sie noch flauschig flockiges Winterkleid, übrigens.
Der Creux du Van ist ein Jagdbanngebiet und eine Naturschutzzone, weshalb campen, biwakieren usw. direkt dort richtigerweise nicht gestattet ist. Ich machte mich also auf über den Gipfel Le Soliat, in Richtung vom Hof La Baronne, um einen geeigneten Biwakplatz zu finden, der sich bereits in der bewirtschafteten Landwirtschaftszone, abseits vom Felskessel befindet. Das gelang dann auch auf Anhieb. Da die Alp hier oben noch nicht bestossen ist, musste ich mich auch nicht um Bullen oder Mutterkühe scheren. Gemütliches Risotto vom Kocher, Rotwein, Käse, Biwaksack auf die Wiese geschmissen und bei Sonnenuntergang in die Federn gesunken. Klar hatte ich - warum passiert mir das immer? - genau über dem Gangsystem von einer Wühlmaus zu biwakieren gewagt. Die machte sich dann die Nacht über mit piepsen und scharren unter meiner Matte bemerkbar. Als sie dann irgendwann mitten in der Nacht endlich Ruhe gab, hörte ich immer wieder ein kratzendschabendes Geräusch an meinem Biwakhimmel. Das war - wie ich später feststellte - der Schnee, der von der Deckplane abrutschte. Es ist nämlich im Lauf der Nacht arschkalt, windig, regnerisch geworden und krönte dieses Biwak dann auch noch mit Schneefall. Trotzdem, ich habe bestens geschlafen.
Bei Morgendämmerung Schnee abschütteln, heissen Kaffee kochen und schnell abmarschieren in tiefer gelegene Gefilde. Den tentativen Plan, meine damalige Tour wieder mit dem Weg über den Chasseron nach Ste-Croix zu beenden, verwarf ich angesichts des Wetters sofort. Ich nahm den einfachen Weg hinunter nach St-Aubin unter die Füsse, der mich so ohne grosses Gerutsche und Gestürchel hinunter zum Bahnhof am Neuenburgersee brachte. Dort, auf den Zug nach Neuchâtel wartend noch einen Salsiz und Brot zum späten Frühstück und Abfahrt in wohliger Wärme zurück nach Hause.
Mit den Gorges de l'Areuse und dem Creux du Van kann man an einem Tag zwei der spektakulärsten Natursehenswürdigkeiten im Schweizer Jura sehen. Wer das nicht mal tut im Leben hat echt etwas verpasst! Diejenigen, die nicht gern in der Wildnis übernachten, finden in Grand Vy oder La Baronne einfache, aber gute Unterkunft. Beide Häuser sind momentan noch nicht geöffnet, die Sommersaison dort beginnt wohl wegen des immer noch in den Löchern liegenden Schnees etwas später als sonst wo im Jura.
Tourengänger:
rkroebl

Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden
Kommentare (2)