Jam-Jam in der Silvretta: Hinter Jamspitz (3156 m) - Vorder Jamspitz (3176 m)
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Die Hintere Jamspitze (3156 m) zählt zweifellos zu den populärsten Skitourenzielen in der Silvretta - kein Wunder, bietet doch der leicht erreichbare Gipfel nach Norden eine herrliche Pulverabfahrt über den Jamtalferner und nach Süden -zur Tuoihütte- sonnige Traumhänge, die insbesondere im Frühjahr zu einer schönen Firnabfahrt einladen.
Die Vordere Jamspitze (3176 m) hingegen stellt ungleich höhere Anforderungen an den Skialpinisten und wird demzufolge weitaus weniger oft bestiegen. Der Gipfel ist nur zu Fuss zu erreichen, die Schwierigkeiten hängen stark von den Verhältnissen im Aufstiegscouloir und am äusserst exponierten Gipfelgrat ab. Bei entsprechenden Verhältnissen wird hin und wieder auch die Nordostwand mit Ski befahren. Beide Jamspitzen bieten grossartige Ausblicke auf die prominenten Nachbarn Piz Buin und Dreiländerspitze!
Dank stabilem Hochdruckwetter mit klaren, kalten Nächten herrschen derzeit im gesamten Alpenraum perfekte Bedingungen für eine Frühjahrsskitour - nur gibt es in diesem schneearmen Winter ein anderes Problem: Bei tagsüber fast frühsommerlichen Temperaturen schmilzt einem der Schnee förmlich unter den Skiern weg. Die für diese Saison geplante Skitour auf die Jamspitzen durfte also nicht länger aufgeschoben werden, wollte ich doch aus dem malerischen Unterengadin starten und die Tragepassagen in überschaubaren Grenzen halten!
Erfreulicherweise war nevada bereit, mich zumindest bis zur Hinteren Jamspitze mit Schneeschuhen zu begleiten, gemeinsam wollten wir das grossartige Ambiente inmitten der grössten Silvrettagipfel erleben. Während ich ja erst vor gut 5 Monaten zusammen mit Becks die letztjährige (Hoch-)Tourensaison auf eben diesem Spitz beendet hatte, sollte es für nevada die erste Tour im Gebiet der Tuoihütte sein und erst noch ihr erster "Schneeschuh-Dreitausender"!
Als wir in Guarda, dem vielleicht schönsten Dorf des Engadins, aus dem Postauto steigen, lacht uns die Frühlingssonne von einem strahlend blauen Himmel ins Gesicht - doch, wo ist der Schnee?? Die südexponierten Hänge über dem Dorf sind weitgehend aper, erste Krokusse spriessen aus den braun-grünen Wiesen. Glücklicherweise beschränkt sich der Fussmarsch auf dem Fahrweg zur Chamonna Tuoi jedoch auf wenige Minuten, bald schon können die Skis bzw. Schneeschuhe angeschnallt werden. Mit Ausnahme einer weiteren kurzen Tragepassage unterhalb des Waldrands kommen wir tatsächlich (knapp) mit unseren Wintersportgeräten in die Hochebene unter der Alp Suot, wo ohnehin noch mehr als genug von der weissen Ware liegt. Um etwas Abwechslung in den Hüttenaufstieg zu bringen, entscheiden wir oberhalb der Alp Suot auf ca. 2050 m einer Spur Richtung Fil da Tuoi (2867 m) zu folgen. Von dort erwartet den Skifahrer eine schöne Firn- bzw. Sulzabfahrt, die Schneeschuhgängerin geniesst in der Zwischenzeit bei einem ausgiebigen Sonnenbad die herrliche Aussicht auf den Piz Buin (gemeint ist hier nicht die gleichnamige Sonnencreme…).
Den Aufstieg zum Fil da Tuoi auf gut tragendem Firn breche ich dann allerdings auf der Kuppe P. 2629 oberhalb des Lai Blau ab - mir war´s unter der sengenden Frühjahrssonne schlicht zu heiss… :-)
Nach einer schönen Abfahrt um ca. 14 Uhr Sommerzeit (oben Firn, weiter unten butterweicher Sulz) geht es dann gemeinsam durch das Val Tuoi zur Chamonna Tuoi (2250 m). Der Weg zieht sich mit einigem Auf und Ab doch noch ziemlich hin - eine schmerzende Druckstelle an meinem kleinen Zeh ist dabei ebenfalls wenig hilfreich.
Die Tuoihütte war an diesem Wochenende erwartungsgemäss sehr gut belegt - etliche Tourengänger rundeten ihre Tour auf der Sonnenterrasse bei leckeren Speisen und Getränken ab. Wir taten es ihnen gleich und verbrachten den restlichen Tag mit Essen, Trinken, Faulenzen und Lesen. Vom Hüttenteam erhalten wir die wichtige Info, dass der früher gebräuchliche (und auf meiner ältlichen Skitourenkarte noch als "offizielle" Aufstiegsroute ausgewiesene) Aufstieg zum Jamjoch über den Vadret Tuoi nicht mehr gangbar ist: Infolge des Gletscherrückgangs und der geringen Schneemenge gibt es am Felsriegel unter dem Jamjoch kein Durchkommen!
Während am nächsten Tag verschiedene Gruppen bereits sehr früh Richtung Piz Buin aufbrechen, schlafen wir aus und frühstücken gemütlich. Aus der eigenen Erfahrung vom Vortag und den Aussagen anderer Tourengänger, die an diesem Tag vom Jamtalferner auf der von uns geplanten Route via Plan Furcletta abgefahren waren, wussten wir, dass insbesondere die südwestexponierten Hänge erst um ca. 13 Uhr "al dente" sein würden…
Der morgendliche Aufstieg, den wir gegen 8.30 Uhr antreten, bringt dann zweierlei Erkenntnisse: 1. Ich habe die Harscheisen nicht völlig umsonst mitgeschleppt, 2. bringt es den Kreislauf ordentlich in Schwung, wenn man die ersten 100 Hm gleich zweimal absolviert (davon einmal im Sprintmodus), um den in der Hütte vergessenen Pickel zu holen… :-)
In völliger Einsamkeit durchschreiten wir die verschiedenen Ebenen unter dem Jamspitz und dem Piz Tuoi. Schon bald tauchen wir ins Sonnenlicht ein und es sollte wieder ein sehr warmer und -abgesehen von ein paar harmlosen Schleierwolken- sehr sonniger Tag werden! Bereits oberhalb des ersten, steileren Hanges auf ca. 2400 m konnte ich meine Harscheisen wieder in den Tiefen meines Rucksacks verstauen, auf harter und guter Spur erreichen wir nach ca. 2 h den oberen Rand des Jamtalferners zwischen Jamspitz und Piz Urezzas. Die Aussicht über das sich mehr und mehr unter uns ausbreitende Gipfelmeer ist überwältigend - einfach toll, wenn man solche Tourentage erleben darf!
Während der süd- bzw. westseitige Aufstieg in weitgehend hartgefrorenem Schnee (tragender Schmerzharschdeckel) erfolgt war, findet sich auf dem Jamtalferner auf über 3000 m noch lockerer Pulverschnee. Die Querung hart unter den Felsen des Östlichen Vorgipfels der Hinteren Jamspitze ist so kein Problem und bereits eine halbe Stunde später stehen wir gemeinsam auf dem Gipfel auf 3.156 m. Dank der ordentlichen Schneelage kann derzeit mit den Skis bzw. Schneeschuhen bis auf den Gipfelgrat gestiegen werden (Skidepot auf einem Absatz wenige Meter unterhalb des Gipfelkreuzes). Gemeinsam mit 3 Österreichern geniessen wir die fantastische Aussicht, die im Süden bis zur Bernina und im Osten bis weit in die Ötztaler Alpen reicht.
Nach einer kurzen Pulver-Abfahrt zum Jamjoch schlurfe ich (ohne anzufellen) noch einige Meter in Richtung meines zweiten Ziels, dem Vorderen Jamspitz - dessen Aufstiegscouloir aus der Draufsicht vom Hinteren Jamspitz schon fürcherlich steil aussieht! Natürlich wäre es schlauer gewesen, zuerst auf den Vorderen und dann auf den Hinteren Jamspitz zu steigen, um den späteren, lästigen Gegenanstieg vom Jamtalferner zu vermeiden (bei abschliessender Abfahrt vom Hinteren Jamspitz kann nämlich höher gequert werden) - doch wollte ich eben erst mit nevada den gemeinsamen Gipfelerfolg auf dem Hinteren Jamspitz feiern. Im Übrigen hatte ich aus Gewichtsersparnisgründen auf die Mitnahme von Steigeisen verzichtet und hoffte, die Trittspuren im Aufstiegscouloir der Vorderen Jamspitze seien weniger vereist, je länger die Sonne in diese Flanke hineinbrennt…
Von meinem Skidepot auf ca. 3080 m mache ich mich also lediglich mit einem Pickel "bewaffnet" auf den steilen und schweisstreibenden Aufstieg durch die ca. 45 ° steile, couloirartige Rinne zum Gipfelgrat. Die guten Trittspuren meiner zahlreichen Vorgänger sind zwar teilweise noch etwas eisig, aber insgesamt bleibt die Sache auch im Hinblick auf den Abstieg im grünen Bereich. Schnell habe ich den Ausstieg erreicht, von dem es über eine kleine Scharte einige Meter dem Grat entlang geht. Einen ersten scharfen Aufschwung überwinde ich südseitig auf schmalem Sims: Technisch einfach und dank des guten und trockenen Felses unproblematisch, aber sehr ausgesetzt! Anschliessend muss zur Umgehung eines weiteren, sehr scharfen Gratzackens einige Meter auf ein Band in die Südwand abgeklettert werden - nun schon deutlich angespannt, kauere ich danach unmittelbar unter dem finalen Gipfelzacken, den es nordostseitig zu erklettern gilt. Hier muss ich jedoch die Segel streichen, denn ich fühle mich bei diesen ausgesetzten Kraxeleien mit den Skischuhen gar nicht mehr wohl. Nun kann ich nur noch hoffen, dass dieses Gipfeltürmchen irgendwann der Erosion zum Opfer fällt und somit auch mein ca. 5 m tieferer Gratpunkt als bestiegener "Gipfel" durchgeht…;-)
Vorsichtig geht es wieder zurück zum Couloir, in dem der Abstieg dann doch einige Konzentration verlangt. Die Trittstufen sind zwar recht gut und der Pickel gibt etwas Sicherheit, aber weicher (Tritt-)Firn wäre mir lieber gewesen! Mit Steigeisen hätte sich die Sache da deutlich entspannter gestaltet.
Vom Skidepot quere ich nach einer kurzen Abfahrt am oberen Rand des Jamtalferners, dennoch bleibt mir ein lästiger Gegenanstieg (ein erneutes Anfellen lohnt sich da kaum) zum Sattel östlich des Hinteren Jamspitzes nicht erspart. Hier treffe ich auch nevada wieder und gemeinsam treten wir den weiteren Abstieg bzw. die Abfahrt zur Tuoi-Hütte an. Dort treffen wir fast zeitgleich mit den Piz Buin-Gängern ein und füllen erst einmal ausgiebig unsere Flüssigkeits- und Kohlehydratspeicher. An dieser Stelle möchte ich der Tuoi-Hütte und dem (rein weiblichen!) Hüttenteam ein grosses Kompliment aussprechen - super Bewirtung, super Team, wir haben uns sehr wohl gefühlt und kommen gerne wieder!
In der warmen Frühjahrssonne nehmen wir anschliessend noch den Ausmarsch bzw. die Abfahrt durch das Val Tuoi unter die Schuhe bzw. die Bretter. Dabei ist die Abfahrt auf dem Ziehweg weitaus weniger "schlimm" wie noch am Vortag befürchtet, im Gegenteil: es läuft mit Ausnahme eines kurzen Gegenanstiegs (der je nach Verhältnissen entlang des Bachlaufs umgangen werden kann) sehr gut - zumindest bis unterhalb der Alp Suot auf ca. 1900 m. Dort beginnt dann das fröhliche "Ski ab-Ski an-Spiel", da der Schnee zwischenzeitlich längst nicht mehr durchgehend ist (ich glaube, ich habe insgesamt 5 x die Skis an- und abgeschnallt). Auf ca. 1800 m ist dann endgültig Schluss mit Skifahren, für den restlichen Abstieg bis Guarda (1653 m) müssen die Skis gebuckelt werden.
Fazit:
Ein fantastischer und unvergesslicher Skitourenabschluss in der Silvretta! Beachtlich auch die Leistung von nevada, die ja die gesamte Strecke in Auf- und Abstieg gelaufen ist, während ich mir auf der Abfahrt dadurch die eine oder andere längere Pause gönnen konnte.
Die Vordere Jamspitze (3176 m) hingegen stellt ungleich höhere Anforderungen an den Skialpinisten und wird demzufolge weitaus weniger oft bestiegen. Der Gipfel ist nur zu Fuss zu erreichen, die Schwierigkeiten hängen stark von den Verhältnissen im Aufstiegscouloir und am äusserst exponierten Gipfelgrat ab. Bei entsprechenden Verhältnissen wird hin und wieder auch die Nordostwand mit Ski befahren. Beide Jamspitzen bieten grossartige Ausblicke auf die prominenten Nachbarn Piz Buin und Dreiländerspitze!
Dank stabilem Hochdruckwetter mit klaren, kalten Nächten herrschen derzeit im gesamten Alpenraum perfekte Bedingungen für eine Frühjahrsskitour - nur gibt es in diesem schneearmen Winter ein anderes Problem: Bei tagsüber fast frühsommerlichen Temperaturen schmilzt einem der Schnee förmlich unter den Skiern weg. Die für diese Saison geplante Skitour auf die Jamspitzen durfte also nicht länger aufgeschoben werden, wollte ich doch aus dem malerischen Unterengadin starten und die Tragepassagen in überschaubaren Grenzen halten!
Erfreulicherweise war nevada bereit, mich zumindest bis zur Hinteren Jamspitze mit Schneeschuhen zu begleiten, gemeinsam wollten wir das grossartige Ambiente inmitten der grössten Silvrettagipfel erleben. Während ich ja erst vor gut 5 Monaten zusammen mit Becks die letztjährige (Hoch-)Tourensaison auf eben diesem Spitz beendet hatte, sollte es für nevada die erste Tour im Gebiet der Tuoihütte sein und erst noch ihr erster "Schneeschuh-Dreitausender"!
Als wir in Guarda, dem vielleicht schönsten Dorf des Engadins, aus dem Postauto steigen, lacht uns die Frühlingssonne von einem strahlend blauen Himmel ins Gesicht - doch, wo ist der Schnee?? Die südexponierten Hänge über dem Dorf sind weitgehend aper, erste Krokusse spriessen aus den braun-grünen Wiesen. Glücklicherweise beschränkt sich der Fussmarsch auf dem Fahrweg zur Chamonna Tuoi jedoch auf wenige Minuten, bald schon können die Skis bzw. Schneeschuhe angeschnallt werden. Mit Ausnahme einer weiteren kurzen Tragepassage unterhalb des Waldrands kommen wir tatsächlich (knapp) mit unseren Wintersportgeräten in die Hochebene unter der Alp Suot, wo ohnehin noch mehr als genug von der weissen Ware liegt. Um etwas Abwechslung in den Hüttenaufstieg zu bringen, entscheiden wir oberhalb der Alp Suot auf ca. 2050 m einer Spur Richtung Fil da Tuoi (2867 m) zu folgen. Von dort erwartet den Skifahrer eine schöne Firn- bzw. Sulzabfahrt, die Schneeschuhgängerin geniesst in der Zwischenzeit bei einem ausgiebigen Sonnenbad die herrliche Aussicht auf den Piz Buin (gemeint ist hier nicht die gleichnamige Sonnencreme…).
Den Aufstieg zum Fil da Tuoi auf gut tragendem Firn breche ich dann allerdings auf der Kuppe P. 2629 oberhalb des Lai Blau ab - mir war´s unter der sengenden Frühjahrssonne schlicht zu heiss… :-)
Nach einer schönen Abfahrt um ca. 14 Uhr Sommerzeit (oben Firn, weiter unten butterweicher Sulz) geht es dann gemeinsam durch das Val Tuoi zur Chamonna Tuoi (2250 m). Der Weg zieht sich mit einigem Auf und Ab doch noch ziemlich hin - eine schmerzende Druckstelle an meinem kleinen Zeh ist dabei ebenfalls wenig hilfreich.
Die Tuoihütte war an diesem Wochenende erwartungsgemäss sehr gut belegt - etliche Tourengänger rundeten ihre Tour auf der Sonnenterrasse bei leckeren Speisen und Getränken ab. Wir taten es ihnen gleich und verbrachten den restlichen Tag mit Essen, Trinken, Faulenzen und Lesen. Vom Hüttenteam erhalten wir die wichtige Info, dass der früher gebräuchliche (und auf meiner ältlichen Skitourenkarte noch als "offizielle" Aufstiegsroute ausgewiesene) Aufstieg zum Jamjoch über den Vadret Tuoi nicht mehr gangbar ist: Infolge des Gletscherrückgangs und der geringen Schneemenge gibt es am Felsriegel unter dem Jamjoch kein Durchkommen!
Während am nächsten Tag verschiedene Gruppen bereits sehr früh Richtung Piz Buin aufbrechen, schlafen wir aus und frühstücken gemütlich. Aus der eigenen Erfahrung vom Vortag und den Aussagen anderer Tourengänger, die an diesem Tag vom Jamtalferner auf der von uns geplanten Route via Plan Furcletta abgefahren waren, wussten wir, dass insbesondere die südwestexponierten Hänge erst um ca. 13 Uhr "al dente" sein würden…
Der morgendliche Aufstieg, den wir gegen 8.30 Uhr antreten, bringt dann zweierlei Erkenntnisse: 1. Ich habe die Harscheisen nicht völlig umsonst mitgeschleppt, 2. bringt es den Kreislauf ordentlich in Schwung, wenn man die ersten 100 Hm gleich zweimal absolviert (davon einmal im Sprintmodus), um den in der Hütte vergessenen Pickel zu holen… :-)
In völliger Einsamkeit durchschreiten wir die verschiedenen Ebenen unter dem Jamspitz und dem Piz Tuoi. Schon bald tauchen wir ins Sonnenlicht ein und es sollte wieder ein sehr warmer und -abgesehen von ein paar harmlosen Schleierwolken- sehr sonniger Tag werden! Bereits oberhalb des ersten, steileren Hanges auf ca. 2400 m konnte ich meine Harscheisen wieder in den Tiefen meines Rucksacks verstauen, auf harter und guter Spur erreichen wir nach ca. 2 h den oberen Rand des Jamtalferners zwischen Jamspitz und Piz Urezzas. Die Aussicht über das sich mehr und mehr unter uns ausbreitende Gipfelmeer ist überwältigend - einfach toll, wenn man solche Tourentage erleben darf!
Während der süd- bzw. westseitige Aufstieg in weitgehend hartgefrorenem Schnee (tragender Schmerzharschdeckel) erfolgt war, findet sich auf dem Jamtalferner auf über 3000 m noch lockerer Pulverschnee. Die Querung hart unter den Felsen des Östlichen Vorgipfels der Hinteren Jamspitze ist so kein Problem und bereits eine halbe Stunde später stehen wir gemeinsam auf dem Gipfel auf 3.156 m. Dank der ordentlichen Schneelage kann derzeit mit den Skis bzw. Schneeschuhen bis auf den Gipfelgrat gestiegen werden (Skidepot auf einem Absatz wenige Meter unterhalb des Gipfelkreuzes). Gemeinsam mit 3 Österreichern geniessen wir die fantastische Aussicht, die im Süden bis zur Bernina und im Osten bis weit in die Ötztaler Alpen reicht.
Nach einer kurzen Pulver-Abfahrt zum Jamjoch schlurfe ich (ohne anzufellen) noch einige Meter in Richtung meines zweiten Ziels, dem Vorderen Jamspitz - dessen Aufstiegscouloir aus der Draufsicht vom Hinteren Jamspitz schon fürcherlich steil aussieht! Natürlich wäre es schlauer gewesen, zuerst auf den Vorderen und dann auf den Hinteren Jamspitz zu steigen, um den späteren, lästigen Gegenanstieg vom Jamtalferner zu vermeiden (bei abschliessender Abfahrt vom Hinteren Jamspitz kann nämlich höher gequert werden) - doch wollte ich eben erst mit nevada den gemeinsamen Gipfelerfolg auf dem Hinteren Jamspitz feiern. Im Übrigen hatte ich aus Gewichtsersparnisgründen auf die Mitnahme von Steigeisen verzichtet und hoffte, die Trittspuren im Aufstiegscouloir der Vorderen Jamspitze seien weniger vereist, je länger die Sonne in diese Flanke hineinbrennt…
Von meinem Skidepot auf ca. 3080 m mache ich mich also lediglich mit einem Pickel "bewaffnet" auf den steilen und schweisstreibenden Aufstieg durch die ca. 45 ° steile, couloirartige Rinne zum Gipfelgrat. Die guten Trittspuren meiner zahlreichen Vorgänger sind zwar teilweise noch etwas eisig, aber insgesamt bleibt die Sache auch im Hinblick auf den Abstieg im grünen Bereich. Schnell habe ich den Ausstieg erreicht, von dem es über eine kleine Scharte einige Meter dem Grat entlang geht. Einen ersten scharfen Aufschwung überwinde ich südseitig auf schmalem Sims: Technisch einfach und dank des guten und trockenen Felses unproblematisch, aber sehr ausgesetzt! Anschliessend muss zur Umgehung eines weiteren, sehr scharfen Gratzackens einige Meter auf ein Band in die Südwand abgeklettert werden - nun schon deutlich angespannt, kauere ich danach unmittelbar unter dem finalen Gipfelzacken, den es nordostseitig zu erklettern gilt. Hier muss ich jedoch die Segel streichen, denn ich fühle mich bei diesen ausgesetzten Kraxeleien mit den Skischuhen gar nicht mehr wohl. Nun kann ich nur noch hoffen, dass dieses Gipfeltürmchen irgendwann der Erosion zum Opfer fällt und somit auch mein ca. 5 m tieferer Gratpunkt als bestiegener "Gipfel" durchgeht…;-)
Vorsichtig geht es wieder zurück zum Couloir, in dem der Abstieg dann doch einige Konzentration verlangt. Die Trittstufen sind zwar recht gut und der Pickel gibt etwas Sicherheit, aber weicher (Tritt-)Firn wäre mir lieber gewesen! Mit Steigeisen hätte sich die Sache da deutlich entspannter gestaltet.
Vom Skidepot quere ich nach einer kurzen Abfahrt am oberen Rand des Jamtalferners, dennoch bleibt mir ein lästiger Gegenanstieg (ein erneutes Anfellen lohnt sich da kaum) zum Sattel östlich des Hinteren Jamspitzes nicht erspart. Hier treffe ich auch nevada wieder und gemeinsam treten wir den weiteren Abstieg bzw. die Abfahrt zur Tuoi-Hütte an. Dort treffen wir fast zeitgleich mit den Piz Buin-Gängern ein und füllen erst einmal ausgiebig unsere Flüssigkeits- und Kohlehydratspeicher. An dieser Stelle möchte ich der Tuoi-Hütte und dem (rein weiblichen!) Hüttenteam ein grosses Kompliment aussprechen - super Bewirtung, super Team, wir haben uns sehr wohl gefühlt und kommen gerne wieder!
In der warmen Frühjahrssonne nehmen wir anschliessend noch den Ausmarsch bzw. die Abfahrt durch das Val Tuoi unter die Schuhe bzw. die Bretter. Dabei ist die Abfahrt auf dem Ziehweg weitaus weniger "schlimm" wie noch am Vortag befürchtet, im Gegenteil: es läuft mit Ausnahme eines kurzen Gegenanstiegs (der je nach Verhältnissen entlang des Bachlaufs umgangen werden kann) sehr gut - zumindest bis unterhalb der Alp Suot auf ca. 1900 m. Dort beginnt dann das fröhliche "Ski ab-Ski an-Spiel", da der Schnee zwischenzeitlich längst nicht mehr durchgehend ist (ich glaube, ich habe insgesamt 5 x die Skis an- und abgeschnallt). Auf ca. 1800 m ist dann endgültig Schluss mit Skifahren, für den restlichen Abstieg bis Guarda (1653 m) müssen die Skis gebuckelt werden.
Fazit:
Ein fantastischer und unvergesslicher Skitourenabschluss in der Silvretta! Beachtlich auch die Leistung von nevada, die ja die gesamte Strecke in Auf- und Abstieg gelaufen ist, während ich mir auf der Abfahrt dadurch die eine oder andere längere Pause gönnen konnte.
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