Chli Fulfirst

Am Wochenende sind in der Region bis zu einem Meter Neuschnee dazu gekommen. Am Montag war die Lawinensituation daher sehr heikel, zumal davor schon sehr viel abgetaut war. Daher war es mir auch am Dienstag noch ein wenig zu heiß und ich hab nur eine Pistentour zur Beurteilung der Schneekonsistenz und zur groben Abschätzung der Schneelage der umliegenden Gebirgsgruppen unternommen. Vor den Fulfirsten, die heute dran waren hatte ich einen ordentlichen Respekt, vor allem nachdem ich sie Anfang der Saison, als ich mit meinem gebrochenen Fuß noch sehr wackelig unterwegs war, von der Rosswis (Bericht) aus gesehen hatte. Koni hatte aber damals gemeint das sei nicht so wild wie es aussieht, und er hatte recht.

Um 5:00 Uhr fuhren wir von Feldkirch los zum Berghaus Malbun. Bei der Fahrt auf den Berg war ich wieder einmal froh Allradantrieb zu haben, denn es waren einige ungemütliche Eisplatten, vor allem auch in den Kurven. Insgesamt ist die Straße aber dennoch sehr gut geräumt. Der erste Teil der Tour ist sehr einfach und ungefährlich. Im ersten Waldstück stoßen wir schon zum ersten Mal auf Birkwild, oberhalb vom Wald dann auch auf Schneehühner, was mich vermuten lässt, dass wir die ersten am Berg sind. Leider hab ich das Teleobjektiv zuhause gelassen - mit dem Weitwinkel hatte ich keine Chance. Nach dem Obersäss und dem Hahnenspil (weist die Namensgebung vielleicht auf einen Birkwild Balzplatz hin?) ist man Bi den Seen und folgt dort einfach dem Wegweiser Richtung Alvier.

Die Fulfirsten kann man bereits kurz nach dem Obersäss erstmals sehen, der Doppelgipfel ist unverwechselbar und sehr hübsch, sieht aber auch sehr steil aus. Es scheint aber nur die Nordwestflanke des Großen Fulfirsten wirklich gefährlich zu sein (tatsächlich erfahren wir später, dass hier dieses Jahr ein großes Schneebrett ausgelöst wurde, zum Glück ohne Personenschaden). Vom Vortag erkennt man eine Menge Abfahrtsspuren. Als wir dann am Fuße des Gipfelhanges ankommen bin ich positiv überrascht - es ist lange nicht so steil wie ich befürchtet hatte. Die 30° werden nur knapp erreicht.

In der Scharte überlegen wir kurz den Großen Fulfirsten zu nehmen, lassen es dann aber bleiben. Seit dem letzten Neuschnee war auch sonst noch keiner oben, wohl aus gutem Grund. Die Wechte ist schwer einzuschätzen und ziemlich dick, und es liegt mehr als genug Neuschnee für ein potentiell fatales Schneebrett herum. Wir lassen die Skier aber noch an und fellen in Richtung Chli Fulfirst weiter, wo es dann auch etwas heikel wird. An der letzten sicheren Stelle, ca. 50m vor dem Gipfel machen wir Skidepot und ich wappne mich mit Steigeisen und Pickel um den Gipfel zu nehmen, auch wenn es zuerst eher hoffnungslos erscheint. Auch hier war offensichtlich seit dem letzten Neuschnee noch keiner oben, und ich kann es verstehen. Ich wühle mich ca. 5 Meter weit durch brusthohen Schnee, immer auf der Suche nach festem Untergrund für meine Steigeisen, denn links und rechts geht es weit runter, das würde man nicht überleben. (Einen Wechtenbruch würde ich nie im Leben riskieren, ich will trotz meiner Liebe zu den Bergen irgendwann mal im Krankenhaus sterben.) Dann wird die Schneedecke überraschend dünner und es geht recht gut.

Danach geht es noch einmal wenige Meter nach unten, zum Gipfelgrat. Dieser ist ziemlich ausgesetzt; auch hier würde man einen Sturz bei den momentanen Bedingungen sicher nicht überleben. Er ist teilweise abgeblasen, teilweise vereist und duchsetzt mit losem Gestein, man muß schon sehr aufpassen. Ich hab daher auch eine II für die kurze Kletterei vergeben, obwohl ich mir durchaus vorstellen kann, dass dies im Sommer ein Kinderspiel sein könnte (?). Paul kommt dann auch nach und wir machen schnell ein paar Fotos, dann gehen wir zum Skidepot zurück um Pause zu machen.

Während der Pause sehen wir erstmals an diesem Tag einen Menschen, der einsam in Richtung Rosswis zieht. Ich sage noch scherzhalber, das ist sicher der Koni, um die Zeit ganz alleine da oben. Er war es tatsächlich, wir treffen ihn zu meiner großen Freude am Ende der Tour beim Parkplatz. Er hat nach der Rosswis noch den Margelchopf und ebenfalls den kleinen Fulfirsten besucht, und uns dann fast noch eingeholt.

Als wir schon fast beim Aufbrechen sind, kommt noch ein einzelner Tourengeher bis zu unserem Skidepot, fährt aber fast ohne Pause gleich wieder ab. Dann wird noch die Helmkamera montiert und es geht los. Der Schnee ist meiner Meinung nach noch sehr gut, Paul ist nicht ganz so begeistert. Erst nach dem Gipfelhang sehen wir dann weitere Tourengeher. Wir nehmen die Waldabfahrt, es ist gerade genug Schnee. Im untersten Bereich natürlich recht pappig und klebrig, aber das schmälert die Freude nicht. Dann noch ein Radler im Berghaus, um die Parkschein-Rückerstattung (immerhin 4 von 6 Franken) zu nutzen und auf dem Weg zum Auto wie gesagt noch ein kurzer Schwätz mit Koni. Die Versuchung mit ihm noch Strahlhorn und Rimpfischhorn zu gehen ist riesig, ich hoffe ich kann es mir mit meinem Urlaub noch irgendwie einteilen!

Zum Zeitbedarf: Die Tour lässt sich sicher auch in 2-3 Stunden leicht bewältigen (der Einzelgänger, der auf dem Gipfel zu uns stieß hat ca. 1:30h für den Aufstieg gebraucht), aber wir haben es gemütlich genommen, sehr viele Fotos gemacht und dank der temporären Windstille auch sehr lange beim Gipfel gefrühstückt.

SLF Lawinenstufe: erheblich

Zum Video: Es ist fast die gesamte Abfahrt zu sehen, daher ist es leider etwas lang geworden. Aber vielleicht ist der eine oder andere froh.