Längster Gotthard-Stau dieses Sommers 2014

 Titel dient lediglich als Fangmassnahme....
 
…. ein Regentag im Februar – mit dem ICN begebe ich mich nach Bellinzona – der ICN ist für mich mehr als ein Transportmittel. Hier habe ich Platz, kein umständliches Platzrücken, ein Panoramafenster, Sitze, die an Sofas gemahnen und ganz entscheidend „erstklassiger“ Ruheplatz, vielleicht hin und wieder Geflüster oder meist unabsichtliches Ferngespräch mit dem Mobile – dann richten sich Augenpaare auf die No-Goers, wenn das nichts nützt, wird’s verbal, schlimmstenfalls tritt der Zugbegleiter hinzu, dann lösen sich die Knoten. Aber es gibt auch die Hartnäckigen, die ausführen, dass „Mapfen“ in der Ruhezone stört, sei es durch Rascheln des Einpackpapieres oder bei Macs des nicht zu verachtende Zwiebelgeruchs – denen gebe ich durchaus recht. Im Weitern ist der ICN eine Ikone des Designs auf SBB-Strecken – Eleganz, die gleitet, fast unhörbar, beinahe wie die Magnetbahnen der Zukunft. Die Lebensweisheiten, die sich in allen Waggons finden, sind die zu Buchstaben gewordenen philosophischen Fragmente der schreibenden und denkenden Zunft (übrigens, dieses pdf. mit den Weisheiten, kann man bei der SBB erwerben – free of charge).
 
… abwechslungsweise fährt ein ICN ab Basel, während gleichzeitig ein IC von Zürich wegfährt – diese treffen sich in Arth-Goldau, so dass Passagiere, die nach Mailand müssen, dort in den ICN umsteigen, und Wanderer aus Zürich steigen in Arth-Goldau in den IC für z. B. Andermatt via Göschenen.  Der ICN fährt von Arth-Goldau Non-stopp nach Bellinzona – er wird dies wahrscheinlich noch bis Mitte 2015, ggf. Januar 2016 tun. Was dereinst mit der Bergstrecke passieren wird, ist ziemlich offen. Draussen ist die SOB, jetzt ist die SBB am Ruder, doch mehr weiss einer eigentlich nicht, denn ohne Kosten ist die Bergstrecke nicht zu halten, und ein Abbruch wäre Wahnsinn, sollte im Tunnel ein Desaster eintreten – wir kennen ja Bahnaufhebungen im Mittelland…mit Bussen über den Gotthard oder durch die Autobahnröhre, bewahre!
                                                                         
… in Bellinzona  regnet es waagrecht, ich ziehe mich ins SBB-Restaurant zurück, die kochen ausgezeichnet (SV), Zutritt für Jedermann, es ist aber hilfreich, zu bemerken, dass man nicht bei der SBB angestellt ist, da diese Vergünstigungen erhalten (dasselbe ist in allen SV-Speisestätten, die die SV im Auftrag  der SBB führt, z. B. auch in Erstfeld [kein Geheimtip, aber wirklich hervorragend]).
 
…die Rückfahrt nach Norden erfolgt mit dem Postbus von Belllinzona nach Airolo, die für diese Strecke eineinhalb Stunden veranschlagen – ich bin aber nur bis Faido dabei, da sonst in Airolo eine Stunde Wartezeit einzuplanen sind. Es regnet in Strömen, Wolkenbruch wäre übertrieben, aber es regnet derart, dass die Panorama-Scheiben im Bus sofort anlaufen, obwohl nur wenige Gäste nach Norden wollen. Falls die Platzfülle es erlaubt, sitze ich gerne auf der vordersten Bank, neben dem Ausgang, auch meinen langen Beinen zuliebe. Während es weiter regnet, schraubt sich der Bus auf der Kantonsstrasse die Biaschina hocb (der Achterbahn-Tunnel der SBB) und erreicht das graue, nasskalte, mit etwas Schnee versehene Faido.  Um …38 fährt der IC ein auf Gleis 3, dies dürfte der nach Basel sein, darauf achte ich jeweilen, wenn ich z. B. solche reinen Bahnfahrten unternehme.
 
… die Einheitswaggons IV werden Schritt für Schritt modernisiert, auch die Panowaggons sind immer häufiger von ihren Plumpsklosetts befreit, die Bezüge sind noch schwarz und nicht weiss vom Schweiss. Bis Luzern ist einer insb. an solchen Regentagen meist alleine im Waggon, dann braucht es nicht mal eine Ruhezone, die es aber auch je nach Komposition auch bei den Einheitswaggons gibt.
 
… in Airolo fährt eine Schneeschleuder vorbei, beim Hinausschauen werde ich gewahr, dass hier der Winter vollends das Südportal im Griff hat. Kurz danach verschwindet der IC im Gotthard…
 
…. ein paar Bildimpressionen dieses Regentages: Gotthard-Bellinzona-Airolo-Schnee-und-Regen im ICN und IC.