Pizzo Vogorno im Schnee


Publiziert von basodino , 29. Januar 2014 um 17:11.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Locarnese
Tour Datum:31 März 1990
Hochtouren Schwierigkeit: L
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-TI   Gruppo Cima dell'Uomo 
Zeitbedarf: 8:30
Aufstieg: 1330 m
Abstieg: 1330 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:mit dem Auto von Cugnasco Beschilderung nach Monti di Motti folgen, auf gut 1000 m scharf nach rechts abbiegen und bis zum Straßenende fahren (heute ist auf 1100 m eine Schranke, so dass man + 40 min Wegzeit hat).
Zufahrt zum Ankunftspunkt:siehe oben
Unterkunftmöglichkeiten:Cap. Borgna (1912 m), Selbstversorgerhütte
Kartennummer:1313 Bellinzona

1990 war ich wahrlich kein Winterbergsteiger. Von Schneeschuhen hatte ich noch nie gehört. Ski gehörten für mich auf die Piste und nur dorthin. Auch wenn es kalendarisch schon Frühjahr war, lag der Pizzo Vogorno wie in beinahe jedem März im Schneekleid. Trotzdem machten wir uns auf den Weg, so als wäre es eine einfache Sommertour, wenngleich mit wärmeren Klamotten.

Damals konnte man noch bis zu den Monti della Gana (1286 m) mit dem Auto fahren, die Schranke gab es nicht. Von dort stiegen wir über den aperen Weg bis zur Forcela (1710 m). Auch die folgenden 70 Höhenmeter über den Rücken waren noch schneefrei. Aber in der hier beginnenden Traverse lag noch genug Schnee. Der weitere Wegverlauf war aber nachzuvollziehen und wir folgten der gedachten Route bis 1840 m, wo es dann ca. 80 Höhenmeter hinab geht. Man erreicht einen flacheren Abschnitt. Im nach Süden ausgerichteten Hang zur Cap. Borgna fanden wir wieder offene Flächen. Jenseits der Hütte, inzwischen wieder im puren Weiß, schwenkten wir nach links aufwärts ab und steuerten die Bocchetta di Rognoi (2220 m) an. Vom Übergang nahmen wir in Unkenntnis der einfachsten Route den dort ansetzenden Ostgrat auf. Dieser war wenigstens abschnittweise felsig. Ich erinnere mich nur noch, dass wir im oberen Teil an einer kleinen Scharte nach rechts auf die Nordseite ausweichen mussten (für wenige Meter) und über mit feinem Blankeis überzogene Felsstufen zum Grat zurückkehrten (III). Hier war mir doch recht unwohl, da ein Ausrutscher fatal hätte enden können. Darüber hinaus habe ich den Grat als eher unproblematisch oder vergnüglich in Erinnerung. Schließlich erreichten wir den Gipfel bei bestem Wetter. L, III, 4 h 45 min.

Den Abstieg nahmen wir über den breiten Südrücken in Angriff. Auf der Normalroute erreicht man nach 15 Minuten die Rinne, die einen nach links hinab führt. Die Rinne ist sehr steil und wir trauten uns nicht direkt hinab. Glücklicherweise konnte wir links über blank geblasene, teils gefrorene Stufen im Gras die ersten Meter entschärfen, bevor wir uns zurück in die Rinne begaben und diese vorsichtig abstiegen (Stufen schlagend). Später wird sie flacher und man kann sie abrutschen. So gelangt man in einen weiten flachen Kessel, den man mit möglichst wenig Höhenverlust durchquert, um zur Aufstiegsspur zurück zu gelangen.
Was ich noch sehr lebhaft in Erinnerung habe, ist der kurze Gegenanstieg in der Traverse. Hier mussten wir die knapp 80 Höhenmeter zurück aufsteigen, was mir kaum mehr möglich war. Ich brauchte sicherlich eine halbe Stunde für diesen kurzen Abschnitt, ein wenig wie im Himalaya, 2 Schritte - Pause - 2 Schritte - Pause. Komischerweise konnte sich mein Körper etwas später wieder regenieren, so dass wir den Abstieg von der Forcola sogar flott gestalten konnten. Für mich ist es die eindrücklichste Erinnerung an einen totalen körperlichen Tiefpunkt, der ohne ersichtlichen Grund und relativ schnell wieder überwunden wurde. 3 h 45 min.

Leider existieren von der damaligen Tour kaum Fotos. In der Erinnerung ist mir aber noch so mancher Moment sehr plastisch.

Tourengänger: basodino


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