An Heiligabend auf den Seebergspitz hoch überm Achensee


Publiziert von maxl , 29. Dezember 2013 um 16:15. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Karwendel
Tour Datum:24 Dezember 2013
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1200 m
Abstieg: 1200 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:In Maurach nach Pertisau abbiegen. Dort stets rechts halten, schließlich auf (oder neben) den gebührenpflichtigen Parkplatz am See
Unterkunftmöglichkeiten:keine

Wenn ich Weihnachten möglichst un-weihnachtlich gestalten kann, ist mir das nur recht. Den meisten Leuten geht das augenscheinlich anders - so ist es an Heiligabend meistens eher ruhig in den Bergen. Nur andl treibt's ebenfalls raus, wir beschließen also, eine Tour zu unternehmen. Die außergewöhnlich geringe Schneelage ermöglicht schon wieder einige Ziele, die einem zu dieser Jahreszeit spontan wohl eher selten in den Sinn kommen. So fiel unsere Wahl auf den Seebergspitz überm Achensee, einem an sich reinen Sommergipfel, der (laut GB) jede Saison so 4-5 Monate Ruhe vor Hobby-Alpinisten hat. Das liegt an der für hohe Schneelage ungünstigen Geländestruktur - im unteren Teil sausteile Hänge und oben ein Grat, der schnell überwechtet, machen den Berg für den Winter ungeeignet.

Eine gute Gelegenheit also, sich hier mal in aller Ruhe auszutoben. Wir starten gegen viertel vor neun am großen Parkplatz in Pertisau direkt am See. Selbiger ist eigentlich gebührenpflichtig, doch geschlossen, so stellen wir uns einfach daneben, das kostet natürlich nix. Fein!! Der Weg setzt genau über den letzten Häusern an. Rechts ginge es hier den Mariensteig am See entlang richtung Achenkirch, wir spazieren links in gemäßigter Steigung den Berg hinauf. An der nächsten Kreuzung halten wir uns rechts und schlendern zunächst recht gemütlich, dann aber zunehmend steil durch den Wald bergwärts. Schließlich quert unser Weg die steile Ostflanke - schon jetzt gibt's hier einige Lawinenreste, obwohl rundherum alles grün ist. Im Winter ist das hier nicht zu empfehlen. Landschaftlich ausgesprochen reizvoll geht's nun mit eindrücklichen Tiefblicken steil und teils sogar etwas ausgesetzt bergan (T3), phasenweise kann man gigantische Blicke auf den Achensee genießen, ein tolles Stück Weg. Zumal man sich hier in der Südflanke vorkommt, wie in einer anderen Welt, unten im Tal alles weiß und man selbst befindet sich im Gras und saugt den milden Föhnwind ein, toll!

Ab etwa 1400m legt sich das Gelände deutlich zurück, wir haben ab jetzt eine nahezu geschlossene Schneedecke. Wir gelangen an eine weitere Kreuzung, hier kommt die andere Anstiegsvariante von Pertisau dazu, diese wollen wir im Abstieg probieren. Zunächst aber weiter bergan, erst noch durch den Wald, an einem unauffälligen Hütterl vorbei, dann in Latschengelände und über einige freie Plateaus. Recht mühsam stapfen wir uns voran, doch schließlich erheischen wir den ersten Blick auf unseren Gipfel, das ist eine Motivation! Freilich noch recht weit.

Es geht nun durch ein Schärtchen auf den meist zwar recht breiten, aber von steilen Flanken umgebenen Südrücken des Seebergs. Im Sommer ist das reines T3-Gelände, jetzt liegt schon einiges an Schnee, was gelegentlich die Anspannung etwas steigen lässt. Einige steilere Passagen müssen ostseitig auf ausgesetzten Schneefeldern erstapft werden, und von Zeit zu Zeit geht's über kleine, schmale und manchmal lediglich aus grundlosem Pulver bestehende Schneebrücken, ein Ausrutschen endet hier wohl übel. Auch das letzte Stück zum Kreuz geht nochmal über ein steiles Schneefeld, auf dem sich die Wechten schon langsam abzeichnen, ein bis zwei weitere Schneefälle, und die Tour sollte tabu sein. Wir haben aber alles in allem noch vertretbare Bedingungen (T4), nicht zuletzt deshalb, weil der Wind zwar unangenehm, aber halbwegs berechenbar bleibt. Gut 3h ab Pertisau sind wir oben - die Gipfelrast beschränkt sich aber auf ein paar Photos, wahnsinnig gemütlich ist es nicht!

Wir steigen also den Rücken wieder hinab. Leider versteckt sich die Sonne inzwischen hinter dünnen Schleierwolken, das sind keine guten Bedingungen für eine ausgedehnte Rast.... so rutschen wir also recht zügig wieder talwärts, bis zur Kreuzung auf ca. 1450m den gleichen Weg entlang. Für den unteren Teil des Abstiegs wollen wir aber den anderen Steig nehmen. Dieser ist zwar noch markiert, doch nicht mehr ausgeschildert, und von unten kann man ihn kaum finden. Offenbar will man ihn auflassen. Er schlängelt sich geschickt durch die äußerst steile Südflanke, bei Nässe hat man hier sicher keinen Spaß (T3). Auch wir rutschen und eiern uns äußerst kraftraubend hinab, kommen aber schließlich auf den luxuriösen Seebergsteig, der etwas oberhalb von Pertisau quert. Diesen müssen wir nur noch ein paar Minuten entlangschlendern, bis wir wieder auf unsere Aufstiegsvariante treffen. Nach weiteren 5min sind wir am Auto.

Der Abstieg hat incl. 2 Pausen nochmal gute 2 1/2 Stunden in Anspruch genommen. So sind wir insg. also gute 6h unterwegs, gerade bei diesen Bedingungen sollte man die auch mindestens einplanen. Und ganz schön geschafft sind wir auch, oje. Dafür hatten wir auch eine ziemlich exclusive Tour, die wohl nicht jedes Heiligabend so realisierbar sein dürfte - und das hat schließlich auch was für sich...!

Tourengänger: andl, maxl


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