Über den Fürstensteig auf die Große Schwester


Publiziert von Grimbart , 5. Januar 2014 um 19:43.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Rätikon
Tour Datum: 2 Juli 2013
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: FL   A   A-V 
Zeitbedarf: 6:30
Aufstieg: 875 m
Abstieg: 1850 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Feldkirch, Bahnhof, mit der Linie 14 (Liechtenstein Bus) nach Vaduz, Post. Umsteigen auf die Linie 21 nach Triesenberg, Post, und mit der Linie 22 bis nach Gaflei.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Mit dem Liechtenstein Bus (Linien 11, 13 und 14) oder mit der Landbuslinie 70 von Feldkirch-Tisis, Letzestraße, nach Feldkirch, Bahnhof. Alternativ mit dem Stadtbus Feldkirch (Linie 7) von Tisis, Rheinbergerstraße, nach Feldkirch, Bahnhof.

Der Sage nach hauste im Saminatal ein Venediger auf dem ein Fluch lastete und der mit übernatürlichen Kräften ausgestattet durch die Luft fahren und Gold aus der Erde sprudeln lassen konnte. Zu dieser Zeit lebten in Frastanz aber auch drei recht eitle Schwestern. Frömmigkeit oder Bescheidenheit war ihnen völlig fremd. Sie träumten von reichen Männern und prächtigen Häusern, von Schmuck und schönen Kleidern. Auch nur der Gedanke, jemandem einmal etwas Gutes zu tun, der in Not war, war ihnen unbekannt. So kamen sie an einem hohen Feiertag auf die Idee aus diesem Profit zu schlagen, indem sie in den Wald gingen und Beeren sammelten. Da selbst die Ärmsten an diesem Tag ihre Arbeit niederlegten, waren sie sich gewiss, dass es anderntags auf dem Markt keine Beeren geben würde außer den ihrigen und sie einen schönen Preis verlangen könnten.

Eifrig am Beeren pflücken, die zu Tausenden aus dem Buschwerk leuchteten, wurden sie von einem fremdartig gekleideten Mann – es war der Venediger – überrascht, der sie nach ihrem Tun an diesem heiligen Feiertag befragte. Da es den Schwestern unangenehm war, zugeben zu müssen, dass sie aus Geldgier hierheraufgekommen waren, versicherten sie ihm, dass sie gar nichts tun würden und auch nichts Besonderes tun wollten. Der Venediger ließ sich aber von ihren Beteuerungen nicht täuschen und erwiderte ihnen, dass sie nun nichts mehr tun würden und sie ab nun nichts mehr sein würden als drei harte, kahle Steinblöcke ohne jeden Schmuck. Nicht eine einzige Blume, ja nicht einmal ein Grashalm solle sie von nun an zieren.

Langsam begreifend welch Unheil der soeben ausgesprochene Fluch des Venedigers über sie hereinbringen würde wollten sie fliehen, doch sie konnten nicht mehr. Sie spürten wie ihre Füße, ihre Hände, ja wie ihr ganzer Körper versteinerte. Kein Schrei und keine Träne war ihnen vergönnt, denn aus einem steinernen Mund kommt kein Wort und aus einem steinernen Auge keine Träne. Seit diesem Tag stehen die drei Schwestern als kahle Felsen starr und stumm hoch über dem Rheintal. Vom Fluch befreit war der Venediger seither nie mehr gesehen. Ebenso blieben seine Goldadern bis zum heutigen Tag unentdeckt.

  Schatzsuche an den Drei Schwestern klingt zwar verheißungsvoll, doch sollte man auf dem abenteuerlich anmutenden Fürsten- und Drei-Schwestern-Steig sein Glück nicht herausfordern, so man nicht das sagenumwobene Schicksal der drei eitlen Schwestern aus Frastanz teilen möchte. Vielmehr zeige sich der Wandersmann in Bescheidenheit und erfreue sich bei der Begehung der abwechslungsreichen Weganlage an der grandiosen Rundschau und verbringe seine Zeit nicht abseits des Weges auf der Suche nach vermeintlichen Goldadern.

Dies verinnerlicht nahmen wir nach einer bequemen Anreise mit den Öffentlichen Verkehrsmitteln den fürstlichen Höhenweg in Angriff. Von Gaflei auf dem rechts abzweigenden Sträßchen kurz hinauf und bei der nächsten Wegverzweigung nach links. Nun in weiten Schleifen erst über eine Lichtung, dann durch lichten Wald und später zwischen zwergwüchsigen Kiefern zum Beginn des Fürstensteigs. Hoch über dem Rheintal führt die hervorragend gewartete und abschnittsweise in den Fels gehauene Weganlage nun durch die zerklüfteten Felsschründe des Gipsberges hinauf zum Gafleisattel. Beim Gang durch dieses Felsrevier sorgen besonders die Blicke über die wüsten Schuttreisen hinab ins bis zu 1.400m tiefer liegende Rheintal für Nervenkitzel. Eine unvergessliche Route, die faszinierende Ein- und Ausblicke gewährt und an ausgesetzten Stellen mit Drahtseilen und Geländern gesichert ist.

Am Gafleisattel angelangt schweift der Blick hinweg über die Weidelichtungen der Garsälli-Hochwanne und über das dicht bewaldete Saminatal zum Hohen Freschen und zum Walserkamm. Vergessen ist die Felslandschaft des Gipsberges. Über Sargans und dem Weisstannental erheben sich Pizol, Piz Sardona und Piz Segnas, über Buchs die Alvierkette und im Nordwesten der Alpstein mit Säntis.

Vom Gafleisattel geht’s kurz bergab zu einer Wegverzweigung. Hier nach links und zunächst mit ein wenig Höhenverlust, später merklich ansteigend durch einen Latschenwald hinauf zum Kamm. Nun nahezu eben durch die Westflanke der Gafleispitze bis zum nördlich gelegenen Sattel, wo man in die Ostflanke des Kuegrats wechselt. Anfangs noch durch Latschenfelder geht’s zum Schluss in offenem Gelände in ein paar Kehren bergan zum Gipfelkreuz des Kuegrats, dem höchsten Gipfel der Drei-Schwestern-Kette.

Den rauhen Garsellikopf vor Augen folgt man dem Steig durch die NNO-Flanke hinunter in eine Scharte. Nun nahezu eben an den schroffen Gipfelaufbau des Garsellikopfs heran, den man unter Zuhilfenahme der Hände über teils betonierte, teils in den Fels gehauene Stufen und Tritte erklimmt. Drahtseilsicherungen und Geländer sorgen dabei für psychologische Unterstützung. Der Abstieg vom beengenden Gipfel des Garsellikopfs gestaltet sich im Vergleich zum Aufstieg wesentlich einfacher. Im Zick-Zack führt der Steig zunächst durch Schrofen- später durch Grasgelände steil bergab bis zu einer Wegverzweigung. Wer den Drei-Schwestern-Steig auslassen möchte kann hier zur Garsella Alpe absteigen und dann die Ostflanke der Drei Schwestern traversierend zum Sarojasattel wandern.

Den Gipfel der Großen Schwester vor Augen quert man oberhalb der Hochwanne der Garsella Alpe zu deren Gipfelaufbau hinüber. Dort angelangt geht’s in Kehren steil hinauf in eine Scharte. Nun über Fels und drahtseilgesichert auf den Gipfel der Großen Schwester. Entgegen des der Sage nach vom Venediger ausgesprochenen Fluches zieren zumindest das Haupt der Großen Schwester ein paar einsame Grasbüschel. Vielleicht die ersten Vorboten für das Ende des Fluches …

Das Panorama noch einmal genießend steigt man in die ausgesetzte Scharte zwischen der Mittleren und Großen Schwester ab. Über diese hinweg und über eine Leiter hinab in die Scharte zwischen der Kleinen und Mittleren Schwester. Nun auf felsigem, teilweise mit Holzbalken befestigtem Steig einen weiteren lotrechten Absturz mit einer Eisenleiter überwindend hinunter zu einem Felsentor. Dort angelangt geht’s nun weniger anspruchsvoll in zahlreichen Kehren durch die dicht bewachsene Nordflanke hinunter zu einer Wegverzweigung beim nahen Sarojasattel. Hier nach rechts – zunächst auf einem Pfad, später auf einem Alpweg – über die Weiden hinab zum bewirteten Hinterälpele.  

Vom Hinterälpele folgt man dem Güterweg entlang des bewaldeten Grenzkamms bis zum Vorderälpele. Da wir mangels Verkehrsanbindung nicht nach Amerlügen absteigen wollten, nahmen wir beim Vorderälpele zunächst mit der links abzweigenden Forststraße vorlieb. Deren Kehren abkürzend gings dann auf einem steilen Steig durch den Tisner Wald hinunter an den Ortsrand, wo man wieder auf einen Fahrweg trifft. Auf diesem nach rechts hinaus zu den ersten Häusern des Feldkircher Ortsteils Letze und weiter hinab zur Bushaltestelle beim Tisner Feuerwehrhaus. Zum Abschluss der Tour empfahl sich der Gastgarten des nahen Tisner Löwen, der sich hervorragend dazu eignete die Batterien nach dem konditionsfordernden Abstieg wieder aufzuladen.


Gehzeiten:
Gaflei - Fürstensteig - Gafleisattel (ca. 1' 05'') - Kuegrat (ca. 55'') - Garsellikopf (ca. 30'') - Große Schwester (ca. 35'') - Hinterälpele (ca. 1' 20'') - Tisner Wald - Tisis (ca. 2' 00'')


  

Tourengänger: Grimbart


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