Manaslu- und Annapurna - Circuits


Publiziert von amphibol , 20. November 2013 um 10:29.

Region: Welt » Nepal
Tour Datum:21 Oktober 2013
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: NEP 
Zeitbedarf: 21 Tage
Aufstieg: 13000 m
Abstieg: 8000 m
Strecke:Gesamtdistanz um die 350 Km bis Muktinath, also rund 20Km/Tag (ab Muktinath Bus): Arughat Bazar (s) - Lapubesi (s) - Totopani (s) - Jagat (s) - Deng (Dyang) (s) - Lho (s) - Samagaon (s) - Base Camp Manaslu - Samagon (s) - Samdo (s) - Rui La Pass - Dharamsala (s) - Larkya La - Bimthang (s) - Tilije (s) - Dharapani - Koto (s) - Chame - Upper Pisang (s) - Ghyaru - Braga (s) - Manang - Gunsang (s) - Ledar (s) - Thorung Phedi - Thorung High Camp (s) - Thorung La Pass - Muktinath - Jomsom (s) - Marpha - Ghasa - Totopani II - Beni / s = Unterkunftsort
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Kathmandu in 7-9 Stunden über Dhading Bhesi nach Arughat Bazar (ab Dhading Bhesi: "schlechteste "Strasse" der Welt (?)".. ) Arughat Bazar ist auch mit Public Bus erreichbar, die Fahrt dauert rund 2h länger (8-9h). Jeep relativ teuer, aber sicherer und schneller. In oder vor Arughat besteht die Möglichkeit, dass sogenannte "lokale Gesetze" eine Weiterfahrt nur unter dem Umstand eines "Geldgeschenks" ermöglichen. Dies kann durchaus auch auf anderen Streckenabschnitten geschehen. Man ist jedoch für europäische Massstäbe relativ schnell zufrieden... ;-)
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Ab Muktinath (Jeep), ab Jomsom (Jeep, offentlicher Bus oder Flugzeug (letzteres muss allerdings im Voraus gebucht werden, weil zu stark beansprucht)). Die Strasse zwischen Jomsom und Beni ist ebenfalls katastrophal und mit dem Bus nicht zu empfehlen (Jeep bevorzugt, allerdings viel teurer).
Unterkunftmöglichkeiten:Auf beiden Circuits gibt's mittlerweilen in jedem Dorf und teilweise dazwischen Teahouses, kleine Guesthouses und in den Hauptorten fast Hotel-ähnliche Unterkünfte. Campingplätze überall verfügbar. Auf dem Manaslu-Trek ist besteht immer noch die Gefahr, in einem Nadelöhr (bspw. Samdo, Dharamsala und Bimtang keine Unterkunft zu finden, weil zu wenig Platz). Ab Jagat bis Dharapani unterliegt das Gebiet des Manaslu einer conservation area. Dadurch muss ein special permit gelöst und bezahlt werden, dass doch deutlich teurer ist, als z.B. der Annapurna-fee.
Kartennummer:Kartenwerke gibt es verschiedene. Für uns die besten und hinlänglich für das Trekking: Around Manaslu & Tsum Valley, Robin Boustead, Trekking MAp 500 Series 1:125'000, NS505, Nov. 2012 & Around Annapurna, Trekking Map 1:100'000, NA504, Apr. 2013

um den Manaslu und um die Annapurnas

[21. Oktober - 3. November 2013]

Manaslu - bereits aus der Ferne hatte uns dieser mystisch klingende Name neue Kräfte eingehaucht. Zu Fuss im Himalaya unterwegs zu sein, hatte uns seit langem nach Nepal gelockt. Unüberwindbar, wie das mächtige Manaslu-Massiv mit dem achthöchsten Berg der Erde sich uns präsentierte, nahmen wir den Weg unter die Füsse, welcher rundherum führt. Von Arugath Bazar bis zum Larkye La Pass folgten wir stets dem Fluss Budhi Gandaki und bewegten uns auf einem einst wichtigen Handelsweg, welcher Tibet und Nepal verband. Auf schmalen Pfaden, eingekerbt in die Felswände der tiefen Schluchten ging es in abgelegene und tibetische geprägte Dörfer. Beim Gehen inmitten der abwechslungsreichen Szenerie mit entgegenkommenden Maultierkarawanen und Yaks, Dorfbewohner mit immensen Lasten vergassen wir zeitweise die recht happigen Tagesetappen.

Unterwegs wartete der Thulo Larkye Peak 6249m auf uns, doch waren uns die Geister des Berges nicht gut gestimmt - Gipfelchancen mussten wir wegen starken Winden, bedrohlicher Kälte und viel Schnee frühzeitig begraben. Trotzdem überraschten uns unterwegs einmalige, befreiende und berührende Momente mit Menschen in ihrer überwältigenden Ursprünglichkeit, faszinierenden Naturszenen inmitten des grandiosen Himalaya-Gebirges und das Eintauchen in eine spirituelle Welt, die uns beim Weitergehen beflügelten. Anstelle des Bergsteigens wurden wir mit einem unerwarteten Weitergang entschädigt.

 

Kathmandu – Arughat Bazar

Die Strassenqualität lässt zu wünschen übrig, auch noch in der Hauptstadt sind sie teils grottenschlecht. Auf der Fahrt von Dhading Besi nach Arughat quert man zwei gigantische Molasserücken zwischen den Bächen Ankhu Netrawati Khola und unserem künftigen Begleiter dem Budhi Gandaki. Die Strasse hat ihren Namen nun gar nicht mehr verdient, Schlammlöcher, Bäche, auch Baumstämme und anderen Hindernisse müssen gequert oder ausgewichen werden.

Arughat war nach 6 Stunden Fahrt bereits in Sichtweite, als uns die Weiterfahrt aufgrund der örtlichen „Dorfbestimmungen“ verhindert wurde. So ging es für uns zu Fuss weiter, der Jeep mit aufgeladenem Gepäck auf dem Dach kam später nach – dies wohl gegen eine sogenannte Gebühr. Arughat ist ein verstaubter, kleiner Ort, der nicht viel bietet: dirty roads, chicken, goats and cows und viele staunende Menschen. Da kamen wir im abgewohnten „Hotel“ Manaslu unter, einem "Teahouse" mit bereits saftigen Wasserpreisen (50 Rappen/Liter). Auf einer Holzpritsche, "gepolstert" mit einer Strohmatte, verbrachten wir die bewegte Nacht - Hüft- oder Schulterschmerzen liessen einem regelmässig aufwachen.

Day 1: Arughat - Soti Khola – Lapubesi

Kurz vor 8.00 nach Chapati (Mehlteig) und Honig konnte unser Abenteuer zu Fuss endlich losgehen. Bis ins Dorf Soti Khola ging der Weg auf der westlichen Seite des Budhi Gandaki mit leichter Steigung bergauf - bis dorthin fuhren noch Busse. Schon auf den ersten Kilometern mussten wir zum Überqueren eines Baches die Schuhe ausziehen – das konnten ja noch interessante 3 Wanderwochen werden. Immer wieder passierten wir da schon die herunterfallenden Bergkämme, die meist einige zu meisternde Höhenmeter bedingten. Beim Einkehren in ein Teahouse wurde für uns eine Pfanne Reis aufs Feuer gestellt, Gemüse geschnitten, Tee gekocht. Das Gemüse-Curry mit Reis schmeckte köstlich. Mit dem Wandern war unser Appetit zurückgekehrt, welchen wir seit unserer Abreise von zu Hause noch nicht wieder verspürt hatten.

Von Soti Khola aus wurde aus dem breiten Feldweg ein in die Felsen eingekerbten Pfad in oft gefährlicher Höhe. Je weiter wir ins Tal kamen, desto mehr Reisfelder, in teils spektakulär steilen Terrassen angebaut und kurz vor der Ernte, bekamen wir zu sehen. Unterwegs kreuzte uns eine Familie. Das grössere Mädchen lief an der Hand der Mutter, der jüngere Junge wurde - wahrscheinlich vom Grossvater - getragen. Beide waren offensichtlich blind oder zumindest stark sehbehindert. Weil diese Beobachtung im Tal des Budhi Gandaki nicht die einzige war, fragten wir uns, ob sie wohl durch einen Vitamin-A-Mangel erblindet oder blind geboren worden waren. Beim Weitergehen begleitete uns das Schicksal dieser Kinder noch lange. Was bedeutete dies wohl für eine nepalesische Familie, die tief im Tal "am Abgrund" lebte, die beiden Kinder ernähren mussten, ohne dass sie wohl einst nahezu selbstständig leben konnten?

Inmitten saftig-grünen Reisfelder kamen wir zu einem Dorf namens Lapubesi, wo auf einer flachen Terrasse erstmals unser Zelt aufgestellt wurde. Auf unsere vertrauten Exped-Matten freuten wir uns besonders - eine ungewohnt bequeme Schlafunterlage!

Nach einem erneut sehr feinem, frisch zubereiteten Nachtessen - eine weitere Gemüse-Curry-Reis-Variation - und einer gemütlichen Runde mit anderen Trekkern bei allmählich prekären Lichtverhältnissen war irgendwann Feierabend und Zeit, sich ins Zelt zu verkriechen.

Streckenübersicht  Arughat 496m – Lapubesi [Distanz   ~26 km   470 Hm  Zeitaufwand ca. 6h]

Day 2: Lapubesi - Machhakhola – Tatopani

Weiter ging's auf schmalem, ausgesetzten Pfad und wir passierten Stelle um Stelle, wo dieser um steile Ecken führt, überdacht mit Felsen. Zwei Tage zuvor hatte an einer solchen Passage eine 28-jährige Touristin gestanden, bevor sie von einer entgegenkommenden Maultierkarawane zum Warten gezwungen wurde und von der seitlichen Ladung eines Maultiers unglücklich abgedrängt und zu Tode gestürzt war. Mit vorsichtigen Schritten ging's für uns weiter.

Seit Beginn unserer Manaslu-Umrundung folgen wir dem Fluss Budhi Gandaki bis zu seinem Ursprung am Larkye La Pass in beinahe zwei Wochen. Er zeigte bereits in den ersten Tagen seine eindrücklichsten Facetten – einmal breit und zahm, dann schmal und reissend aber meist wildschäumend und sich weiter in die Schlucht fressend. Der wilde Begleiter Budhi Gandaki und seine Schlucht wurde immer tiefer. Teilweise ragen seine beidseitigen Felswände mehrere hundert Meter in den Himmel.

Machhakhola war nur noch ein Steinwurf entfernt – um halb elf waren alle 8 von unserer kleinen Expedition mit dem verfrühten Mittagessen einverstanden. Fried Rice mit geraffeltem Yak-Käse gab's, mit Ingwer gewürzt – köstlich! Nachmittags wurden wir von der Sonne gebraten – die Täler waren zwar schmal, mit dem passenden Sonneneinstrahlungswinkel wurde es jedoch unglaublich heiss, Schattenplätze rar. Auf diese doch auch kräftezerrende Begebenheit waren wir irgendwie nicht gefasst gewesen.

Nachmittags kamen wir irgendwann in Tatopani, dem Dorf der heissen Quelle an. "Tato" bedeutet in Nepali "heiss" und "Pani" - ein sehr wichtiges Wort, Wasser. 

Streckenübersicht  Lapubesi 774m – Tatopani 966m [Distanz   ~14 km   350 Hm  Zeitaufwand 5h 40]

Day 3: Tatopani - Dobhan  - Yaruphat - Jagat

An diesem Morgen wanderten wir oft im Halbschatten von Bäumen und später nieder werdenden Sträuchern. In Dobhan gab es Black Coffee und Black Tea, im nächsten Dorf Yaruphat war „egg-break“ angesagt. Auch unsere Träger, meist etwas im Voraus, forderten zwei gekochte Eier pro Mann ein. Sie trugen ja auch ungeheure Lasten – geschätzte 30-40 Kg. 

Der weitere Weg war etwas harzig. Nach den beiden Tagesetappen zuvor waren die Beine heute etwas schwer, nicht zuletzt wegen den subtropischen Temperaturen. Auch unsere Träger zeigten Schwäche – fast alle Viertelstunde setzten sie ihre schweren Körbe ab. Deshalb waren dann auch alle einverstanden, als wir gemeinsam entschieden, bereits in Jagat unser Lager für die nächste Nacht aufzuschlagen.

Nach einer Verschnaufpause und Lunch genehmigten wir uns eine Dusche – 40° heiss für Frau (entgegen 200 Rupien), kalt für Mann (50 Rupien = 50 Rappen), wie paradox das auch klingen mag. In den schmalen Tälern wurde es nämlich nach schweisstreibenden Temperaturen früh schattig und damit frisch bis abends schon kalt, deshalb die warme Dusche. Das war dann vorerst auch das letzte Mal, um dies hier vorwegzunehmen. In unserem neu erworbenen, zusammenfaltbaren Waschbecken wuschen wir unsere Kleider – diese musste wohl morgen noch am Rucksack zu Ende trocknen. Der Nachmittag mit Körper- und Materialpflege, Gesprächen mit anderen Trekkern und Reiseberichte schreiben war ausgefüllt und ging viel zu schnell um.

Streckenübersicht  Tatopani 966m – Jagat 1420m [Distanz   ~16 km   420 Hm  Zeitaufwand 4h 45]

Day 4: Jagat  - Philim  - Pewa  - Deng

Die „Swiss-Rösti“ mit Yak-Käse, verspiesen am gestrigen Abend war ein einkalkuliertes Risiko. Leider zeigte sich, dass die Eintrittswahrscheinlichkeit einer vorübergehenden Erkrankung des Magen-Darm-Trakts durch den Verzehr von Yak-Produkten tendenziell wohl höher als 50% war. Nach anhaltender Übelkeit, erlösendem Erbrechen mitten in der Nacht am Zeltausgang, Bauchkrämpfen und Unwohlsein mit ständigem Rumwälzen bis am Morgen und nach Durchfall war das schlimmste überstanden. Für einmal hatte es nicht amphibol erwischt. Gerade heute wartete jedoch eine happige Etappe auf uns.

An szenischen Dörfern mit regem Dorfleben vorbei und über eine extrem lange Nepalbrücke führte der Weg nach Philim. Die steil nach oben führenden Steinplattentreppen waren streng in der bereits morgendlich brütenden Sonne. Und auch die Überquerung der Nepalbrücken waren nicht ohne. Je mehr Leute gleichzeitig darauf unterwegs waren, desto mehr schwankten sie. Sich im Gleichgewicht zu halten, brauchte einen gewissen Kraftaufwand. Bei den langen Hängebrücken gelang auch der Gegenanstieg am Ende nicht ohne zusätzlichen Effort. Unzählige Nepalbrücken hatten wir in diesen vier Trekkingtagen bereits überquert, doch immer wieder war dies ein luftiges Erlebnis, der Tiefblick in die Schluchten des Budhi Gandaki zeigte uns wiederholt die stete Kraft des Wassers.

Am Ende des Tages hatten wir wahrscheinlich über 30Km abgespult, währenddem der Weg ständig steile Auf- und Abstiege zu bieten hatte und berggiis  dies an den Rand völliger Erschöpfung trieb – essen und auch trinken mit anhaltender Übelkeit war schwierig. Doch irgendwann nach fast 9 Stunden unterwegs erreichten wir mit langsamen, aber stetigen Schritten das erstmals ungemütlich kalte Deng – das Teahouse war nicht durchgehend mit Fenster abgedichtet, der Bergwind zog durch die Ritzen und offenen Fenster, es war bereits um 16.15 düster in der Enge des mächtigen Gandaki-Tals!

Streckenübersicht  Jagat 1420 – Deng 1860m [Distanz   ~28 km   1200 Hm  Zeitaufwand 7h 20]

Day 5: Deng - Namrung

Heute sind wir nicht viel mehr Höhenmeter aufgestiegen, als an den Vortagen. Allerdings gings heute mal anständig in die Höhe, ohne immer gerade wieder runter zu steigen. Dies ist in den ersten 4 Tagen etwas zermürbend, wenn man sich lieber in der kühleren Höhe befindet, als in der sengenden, subtropischen Hitze. Bisher fühlte es sich so an, dass man den ganzen Tag steil hoch, danach umso steiler wieder runter stieg. Dieser Vorgang reihte sich beinahe endlos aneinander. So machten wir in den ersten Tagen unheimlich viele Höhenmeter, blieben jedoch immer ungefähr auf der gleichen Höhe „stecken“. Dies änderte sich zum Glück nun langsam.

Nach dem frühzeitigen Überqueren des Budhi Gandaki liefen wir nun auf der östlichen Seite des Flusses. In stetigem Auf und Ab zog sich der Weg langsam aber kontinuierlich in die Höhe. In Ghapsya machten wir Mittagsrast und stiegen danach in nur 2h relativ direkt und ohne ewiges Auf und Ab rund 800 Höhenmeter auf. Namrung ist ein wunderbares Dorf. Die zentrale „Strasse“ ist mit dicken und breiten Bodenplatten belegt, die Teahouses wirken freundlich, aufgeräumt und das Essen war gut. Namrung liegt auf knapp 2700m. Und es war die erste Nacht, in der der dickere Schlafsack her musste, da der dünne kälte-technisch nicht mehr ausreichte.

Streckenübersicht  Deng 1860m – Namrung 2690m [Distanz   ~14 km   900 Hm  Zeitaufwand 5h 45]

Day 6: Namrung - Lho

Kurz nach dem Abmarsch wechselten wir wieder über eine Nepalbrücke auf die östliche Seite des Budhi Gandaki in einen tief in den Stein geschlagenen Pfad. Später mussten wir eine typisch nepalesische Holzleiter erklimmen - einen aufgestellter Holzbalken mit darin eingeschlagenen Tritten. Unterwegs hätte man den Himalchuli, einen der markantesten und höchsten Berge dieser Region sehen können, allerdings waren die Bergketten an diesem Nachmittag durch Wolken verdeckt. Vor Lho wechselten wir, wie schon am Tag zuvor, wieder auf die westliche Seite des Budhi Gandaki. Wir besichtigten am Nachmittag in nebliger Stimmung das Nyingmapa Monastry und trafen dort grosse Kinderscharen an. 250 Mönche leben in diesem Kloster. Einige der kleinen Buben waren von ihren Eltern von Buthan nach Nepal in dieses Kloster geschickt worden.

Kurz nachdem wir unsere Wäsche aufgehängt hatten, fing es an zu regnen und damit das Bangen um unser Zelt. Es ist wohl unser Schicksal, dass wir uns oft um die Wasserdichtigkeit unseres Schlafplatzes kümmern müssen – wir vermissten unser Zelt von zu Hause. Unser Guide schlug uns vor, in ein Zimmer im Teahouse zu zügeln – das machen wir dann auch prompt mit unserem gesamten Hab und Gut. Unsere bisher kälteste Nacht steht uns bevor: die Fensterritzen sind gross, die Winde stark und uns scheint es, als würden wir im Biwaksack draussen schlafen.

Streckenübersicht  Namrung 2690m – 3160m Lho  [Distanz   ~ 12 km   800 Hm  Zeitaufwand 4 h 30]

Day 7: Lho - Samagaun

Nach Lho stiegen wir gefühlt etwa 3Km in der Distanz, vielleicht 300Hm ab in eine Schlucht, eine riesige Entwässerungsrinne, wohl eines Gletschers, der für uns nicht sichtbar im westlichen Gebirgszug liegen muss. Es ist zu diesem Zeitpunkt nicht mehr der Budhi Gandaki, der uns innerhalb dieser Schlucht begleitet, ersterer fliesst nämlich östlicher um dieses Schluchtgebilde herum. Diesem Bach folgen wir in sehr herbstlicher Umgebung. Hier stossen wir zum ersten Mal auf Yak, ein erstaunliches Tier.

Nach dem Aufstieg durch eine nordöstlich sich biegende Grube, geomorphologisch wohl immer noch dieses unbenannten Flusses Ursprung, die man gegen oben hin steil östlich aus dem mit Tannen bewachsenen Wald erklimmt, erreichten wir eine grosse, das Tal ausfüllende Fläche. Plötzlich waren wir dem Himalaya ganz nah!

Beim Dorfeingang treffen wir einmal mehr auf Gebetsmühlen zur Begrüssung. Eine Gebetsmühle ist ein Rad oder Walze, die aufgedruckte Gebete oder Mantras enthält. Beim Vorbeigehen – immer links – dreht man im tibetischen Buddhismus die Gebetsmühlen, um körperliche Aktivität und geistig-spirituelle Inhalte miteinander zu verknüpfen um diese körperliche Handlung in den Pfad der Erleuchtung zu integrieren. Das Drehen der Gebetsmühlen dient nach buddhistischer Überzeugung dazu, gutes Karma anzuhäufen. Eine einfache Motivation dieser Praxis ist es, dass durch das Drehen der Gebetsmühle alle in der Walze befindlichen Mantras durch die Drehung zum Wohle der fühlenden Wesen wirken, deren Leid beseitigen, ihnen Glück bringen und schlechtes Karma auflösen. Während wir diese Zeilen schreiben, dreht neben uns eine Gebetsmühle, welche wir ständig in Schwung halten und somit hoffentlich gutes Karma anhäufen.

Im Innenhof des Teahouses geniessen wir bei der Ankunft die herrlich wärmenden Sonnenstrahlen und das unglaubliche Panorama, dass uns rückblickend, also talabwärts geboten wird. Plötzlich läuft aus dem Hüttchen nebenan „Knocking on heavens door“ - ein packender Moment, glauben wir dem Himmel doch in diesem Moment um einiges näher zu sein als sonst! Der Manaslu und seine grossartigen Nachbaren sind heute noch nicht sichtbar, vielmehr hüllen sie sich wie gestern schon noch in Wolken. Die Spannung auf deren Anblick bleibt, wäre doch der Manaslu bereits ab Sho, drei Dörfer zuvor sichtbar gewesen.

Streckenübersicht  3160m Lho – Samagaon 3520m [Distanz   ~ 8 km   700 Hm  Zeitaufwand 4 h]

Day 8: Samagaon - Manaslu Base Camp

Der Morgen erwachte mit den ersten Sonnenstrahlen und einem der blausten Himmel, den uns die Natur bieten konnte. Unser Zelt war aussen mit Eis beschichtet. Die ersten Sonnenstrahlen waren in jeder Hinsicht von Bedeutung, taten der Seele gut und wärmten unsere kalten Hände und Füsse. Wir wollten den Tag nutzen, uns bei diesen perfekten Bedingungen zu akklimatisieren.

Von Samagaon aus – einem tibetisch geprägten Dorf wie bereits zuvor Lho - bogen wir nach der langen Mani-Mauer dorfausgangs in westliche Richtung auf einer erhöhten Ebene auf. Über eine Seitenmoräne des Manaslu-Gletschers stiegen wir hoch und gewannen schnell an Höhe. Oberhalb der Baumgrenze wurden wir mit einem Blick talwärts durch das Erscheinen des smaragdgrün schimmernden Gletschersees Birendra Tal überrascht und ob dem Bild gerade zu entzückt.

Ab 4200m war nun Schnee unsere Unterlage. Eine gute Spur bescherte uns einen einfachen Aufstieg, erst auf den letzten 100-200 Höhenmeter mussten wir durch den Tiefschnee stapfen – eine kräfteraubende Angelegenheit in dieser Höhe. Irgendwann zeigte der Höhenmesser 4600m an – die optimale Lage des Base Camps hatten wir wohl nicht gefunden, wir gaben uns jedoch mit der heutigen Tour zufrieden und diese Aussicht war fantastisch. Östlich, auf der anderen Talseite alles überragend sahen wir an die steilen Eiswände des Pangpuche Himal (mit Samdo Peak), in unserem Rücken ragte eine rund 2000m hohe Wand zum Gipfel des Naike Peaks. Westlich zwischen Moräne des Manaslu-Gletschers sahen wir die mächtig gewölbten Eiswände des Manaslu North. Weiter unten in mittlerer Distanz im Süden ragten hinter Simnang Himal die Berge Nadi Chuli (Peak 29) 7871m ü.M. und Himalchuli 7893m ü.M. in den Himmel. Ganz weit im Süden sind die zwei ebenfalls mächtigen Gipfel der Ganesh-Kette (Ganesh Himal) ersichtlich: Ganesh II 7118m ü.M. und Ganesh (Pabil) IV 7140m ü.M.

Auf dem Rückweg kamen wir am Ufer des Birendra Tal vorbei. Yaks badeten mit ihrem dicken, wolligen Fell im eiskalten See. In der Nachmittagssonne liessen wir hier unsere Hosen und Schuhe trocknen, bevor es nach unserer Rückkehr endlich eine gesunde Portion Dal Bhat zu essen gab.

Um ca. 19.00 krochen wir mit kalten Füssen, jedoch mit einer Feldflasche heissem Lemon-Tea in der Daunenjacke versteckt, in unser Zelt. In unseren Schlafsäcken waren wir in Sicherheit vor der bissigen Kälte. Die Biwaksäcke über die Schlafsäcke gehüllt, trotzten wir ihr erfolgreich.

Streckenübersicht  Samagaon 3520m – Manaslu Base Camp 4620m [Distanz   ~ 7 km   1200 Hm  1200m  Zeitaufwand 6 h]

Day 9: Samagaon (समा) - Samdo

Über eine schlammige Ebene mit einem kurzen Anstieg am Ende erreichten wir Samdo in zweieinhalb Stunden. Zwischen Samagaon und Samdo ist nun wohl die landwirtschaftliche Nutzung der Böden, wenn überhaupt, nur noch auf wenige Wochen im Jahr beschränkt und die Ernte sehr limitiert. Jetzt im Herbst ist der Boden bereits durchgefroren, die tiefen Buschpflanzen, Mose und Gräser schimmern im leuchtenden Morgenlicht braun-gelb und die kleinen Birkengewächse lassen an den sonnenbeschienenen Westhängen das helle Sonnenlicht an ihren geweissten Rinden reflektieren.

Nach Dal Bhat konnten wir schön aufgewärmt in unsere Schlaf- und Biwaksäcke schlüpfen, währenddem kleine, gefrorene Schneekörner auf unser Zelt rieselten.

Streckenübersicht  Samagaon 3520m – Samdo 3950m [Distanz   ~ 8 km   400 Hm  Zeitaufwand 2 h 30]

Day 10: Samdo – Rui La  रुई ला (Lajyang Bhanjyang) – Dharamsala

An diesem Morgen starteten wir etwas früher als gewohnt, bogen in der Depression bei der Zusammenkunft der beiden Bäche Budhi Gandaki und des nicht benannten Bachs nach Norden ins Tal der Unbekannten, um drei Stunden später zum Lajyug Gebirgszug in östliche Richtung abzudrehen. Beim Kartenstudium war uns nämlich ein Pass mit der Höhe von 4998m aufgefallen, von welchem man von Nepal auf tibetisches Gebiet gelangen konnte – dort lag unser heutiges Ziel.

Mit eiskalten Füssen und brennendem Gesicht genossen wir nach dem Einfangen der ersten Sonnenstrahlen das Wandern durch das nur leicht ansteigende Tal. Wir kamen zügig voran, konnten uns unterwegs den Thermo-Hosen, dicken Handschuhen und Mützen entledigen. Wir waren alleine unterwegs, konnten in der Stille steinbock-ähnliche Tiere beobachten, die jedoch deutlich kleiner sind als jene in unserer Heimat.

Wir passierten auf der westlichen Seite grosse, noch nie gesehene aufgestellte Schieferschichten. Es muss sich hierbei um metamorphe Tonschichten handeln, schichtige Tonsedimente wäre wohl richtiger. Die vielen Ammoniten schliessen auf eine mögliche Herkunft der Schichten. Die Grenze der hohen Himalaya-Gebirge zum tibetischen Hochplateau, worauf wir uns befinden, ist in etwa auch die Grenze, wo der Zusammenstoss der Kontinente vor rund 60-70 Mio. Jahren stattfand. Es handelt sich daher bei diesen Schichten um Meeresschichten aus dem Schelfbereich, die gut erhalten bei der Gebirgsgenese aufgestellt wurden (approximativ und auch etwas spekulativ natürlich). Nach der Passierung der riesigen Seitenmoräne des Fukang Glaciers nach ungefähr fünf Kilometern hatten wir zu unserer Rechten den Schuttkegel im Visier, über welchen wir zum Pass finden würden. Glücklicherweise fanden wir bachaufwärts eine kleine, improvisierte Brücke, ohne welche wir wohl nicht ohne nasse Füsse hätten queren können. Bergauf bemerkten wir schnell, dass unsere Atemreserven auf über 4400m beschränkt waren. Doch das Motto war, solange man auch nur langsam geht, geht's vorwärts. Auf halbem Weg am Schuttkegel gelangten wir in den Schnee. 

Wir genossen das Gefühl, endlich hochalpin unterwegs zu sein. Auch wenn es einen grösseren Effort bedurfte als noch zuvor, die Luft merklich weniger Sauerstoff enthielt, ging es uns ohne Kopfschmerzen oder anderen Beschwerden sehr gut. Erst im Nachhinein, nach dem Erreichen des RUI LA und des LARKYE LA Passes wurde uns bewusst, wie locker wir diese ohne jegliche Beschwerden erreicht hatten. Obwohl man sagt, dass der Körper eine Akklimatisation an solche Höhenlagen nach zwei Wochen wieder „vergessen“ hat, fühlten wir, dass unsere Körper optimal funktionierten und wir uns wohl fühlten. Der stetige Anstieg von 3000 Höhenmetern in den vergangenen 10 Tagen hatte sicher dazu beigetragen, doch „erinnerten“ sich unsere Körper wohl auch an die letzten Monate, währenddessen wir in Südamerika und zu Hause in der Schweiz wiederholt und jeweils länger in Höhen von 3000 bis knapp 6000 Metern verbracht hatten.

Das Tor nach Tibet stand offen, das Tor nach China. Am liebsten wären wir weitergelaufen wie Heinrich Harrer während seiner sieben Jahre in Tibet. Die farbigen Gebetsfahnen flatterten im eiskalten Wind – wir freuten uns riesig, als hätten wir unerwartet einen Gipfel erreicht. Nach „Pass-Fotos“ und eingehenden Blicken nach Tibet machten wir uns an den Abstieg über den Schuttkegel. Für uns ging's nicht nur zurück, sondern wir hatten noch den Marsch nach Dharamsala zum nächsten Camp und somit dem letzten vor der Passüberschreitung vor uns. Bis zur Abzweigung Samdo – Dharamsala in zwei Stunden zeigten wir keine Schwäche, der Weg zog sich aber ungeheuerlich in die Länge. Hungrig packten wir dort bei der Verzweigung unsere bedürftigen Proviant-Reserven aus und assen hastig, bevor es weiter ging. Alleine waren wir unterwegs, die beiden Berge Kyonggma Kharka und Naike Peak sowie eine davorstehend, unbeschreiblich mächtige aber jedenfalls für uns namenlose Gebirgskette begleiteten uns in der Südrichtung. Die Atmosphäre durch einzelne horizontal durchschienene Lichtstrahlen erhellt und der durch die beinahe sichtbaren Windböen durchzogenen Spätnachmittag war wunderschön. Zunehmend wurde es düsterer im tieferen Tal, doch die schneebedeckten Berge leuchteten unermüdlich, faszinierend, endloses Eis und Schnee – ehrfürchtig schauten wir währenddem hochschreiten empor. Das Panorama erleichterte uns das Weitergehen. Suraj und die vier Träger waren morgens direkt nach Dharamsala gelaufen und hatten dort bereits unsere Zelte errichtet. Kaum hatten wir in unserem Zelt (nach dem Hungerrast) Daunenjacke und -hose angezogen, wurde uns Black Tea mit Caramel-Bananengeschmack und eine riesige Portion Pop Corn serviert – das Beste, was wir uns in dieser Situation hätten wünschen können.

Wegen einer sich ankündigenden Schlechtwetterfront in zwei Tagen musste eine Entscheidung bezüglich unseren weiteren Plänen getroffen werden. Nach Konsultation anderer Meinungen und dem Wetterbericht aus Kathmandu entschieden wir uns schweren Herzens gegen den Larkye North Peak (den Thulo Larkye Peak hatten wir bereits zuvor aufgegeben) und für die Überschreitung des Larkye La am nächsten Tag. Trotz eigentlich gutem Wetter hätten wir auch am heutigen Tage nicht bergsteigen können. Der Wind war an diesen Tagen viel zu stark, die Schneemenge zu gross, wir hatten zu viel Respekt davor...

Kurzerhand wurden unsere Essensvorräte verkauft und wir vereinbarten Wake-up-Tea für am nächsten Tag um 5.00. Nach diesem anstrengenden und intensiven Tag überstanden wir die Nacht auf 4460m bei empfindlicher Kälte ohne Schwierigkeiten.

Streckenübersicht  Samdo 3950m – RUI LA – 4998m – Dharamsala 4460m [Distanz   ~ 28 km   1680 Hm 1200 Hm  Zeitaufwand ca. 8h]

Das 11: Dharamsala - Larkye La 5160m - Bimthang

Eisig kalt war es zu dieser Zeit, die Füsse kaum mehr spürbar und die Daunenjacke auch beim Gehen noch notwendig. In der Morgendämmerung war nun die Yak-Herde sichtbar, welche nachts um die Zelte schlich und sich durch das Yak-typische, tiefe und kurze brummen verraten hatte. Erst unterwegs, beim Anblick des Thulo Larkye 6249m und beim Studieren der Route vor dem Hang realisierten wir die grosse Enttäuschung über die verpasste Gipfelchance in einer einmaligen Bergwelt bei wunderbarem Wetter. Dass eine Bergsteigergruppe mit gutem und sehr erfahrenem Sherpa-Guide heute wegen zuviel Wind und damit verbundener Eiseskälte hatte umkehren müssen, war in diesem Moment nur ein schwacher Trost. Unser Gipfeltag wäre frühesten morgen gewesen, und für den morgigen Tag war schlechtes Wetter angesagt.

Die Enttäuschung war gerade jetzt riesig, traurig und wütend waren wir über die Situation – die Vorfreude war doch sehr gross gewesen. Den Pass erreichen wir nach ca. drei Stunden kurz nach 10.00 Uhr bei viel Schnee aber guter Spur. Mit unseren Manaslu-Freunden Olivia, Julika und Silvan freuen wir uns unter den farbigen Gebetsfähnchen. Der befürchtete eisige Wind auf dem Pass zeigte sich moderat im Vergleich zu gestern, der Himmel ist stahlblau, die Gebetsfähnchen tanzen im Wind. Der Abstieg auf Grund des zuammen getretenen Weges, war eine weitere, nicht einfache Herausforderung! Der Weg bis Bimthang zog sich so in die Länge.

In der wohnlichen Stube mit dichten Fenstern (!) genossen wir die gut tuende Wärme für Muskeln und Gemüter, tranken Tee, Popcorn zum Apéro und später gab es Fried Rice mit Gemüse. Müde krochen wir in unser Zelt; seit Tagen trugen wir unsere Mützen Tag und Nacht – doch trotzten wir der Kälte tapfer und soweit gut ertragbar.

Streckenübersicht  Dharamsala 4460m – LARKYE LA 5160m – Bimthang 3590m  [Distanz   ~ 22 km   720m Hm  1500m Hm  Zeitaufwand 7h]

Day 12: Bimthang - Tiliche

Von Bimthang starteten wir erst spät, es war noch kalt und ein dichter, dunkler Nebel hing über der Gletscherlandschaft der beiden grossen Gletscher Kechakyu und Ponkar. Der Ponkar-Gletscher wird mindestens teilweise vom mächtigen Himlung Himal gespiesen. Die Bewölkung und die Kälte (Wind) bis Bimthang runter war ein Indiz dafür, dass die Gipfelaspiranten wohl heute nicht reüssiert hätten. Wie auch immer, traurig und etwas genervt um die verpasste Chance waren wir immer noch. Nach Bimthang stiegen wir auf der Ostseite entlang der Moräne und querten weiter unten das Gletschervorfeld. Dies bedeute ein imposanter Aufstieg auf die Seitenmoräne, danach einen Abstieg und eine Bachüberquerung, einen weiteren Aufstieg auf die Mittelmoräne, einen weiteren Abstieg und eine weitere Bachüberquerung und ein finaler, aber beachtlicher Aufstieg auf die westliche Seitenmoräne von mehr als 150 Höhenmeter. Ein faszinierender Rückblick zeigte uns nochmals die grandiose Landschaft mit den Gletschern, einem dunkelgrünen Gletschersee zwischen den beiden Gletschern eingeklemmt und die fantastische Gebirgslandschaft um den Larkye La Pass. Auf Wiedersehen.

Danach ging es weiter dem nun neuen Begleiter folgend, dem Dudh Khola. Die Landschaft gewann schnell an Farbe, der Herbst hat auch hier seine massgeblichen Spuren hinterlassen. Das reflektierte Sonnenlicht trennt sich auf den Elementen vom absorbierten und gelangt erfrischend und entzückend in unsere Augen. Gelb, braun-gold leuchtend, immergrüne Bodenpflanzen, viel rot auf den Bachsteinen, funkelnd der viele Glimmer in den granitisch-biotitischen Gesteinen. Mose, Farne, Bambus wechselten sich ab mit mittelgrossen mit „Miesch“ behangenen, türkise leuchtenden Tannen. Die Augenweiden erinnern etwas an die nach den Büchern von Tolkien verfilmten Geschichten Herr der Ringe. Wir halten die Augen offen nach Hobbits. Anstelle von Hobbits trafen wir dann allerdings auf eine beachtliche Gruppe von Kapuzineraffen.

Bald, aber nach mehr als 1900m Abstieg und wohl auch um die 20Km gelangen wir an den Mittagsrastplatz. Von dort nach dem Mittagessen sind es nochmals gut 3 Stunden bis Tiliche, wo wir dann in leichtem Regen und anhaltender Kälte ankommen. Unsere Unterkunft glich einer Rauchhöhle, tief im Schlafsack wurde die Luft dann genug durchgefiltert, dass trotzdem etwas Schlaf drin lag.

Streckenübersicht  Bimthang 3590m – Tiliche 2300m [Distanz   ~ 30 km   1900 Hm  Zeitaufwand ca. 7h]

Day 13: Tiliche - Dharapani – Dharapani

Der Weg führt an der östlichen Talseite entlang über Stock und  Stein. Der starke Niederschlag der vorletzten Woche hat seine Spuren hinterlassen. Erdrutsche mit Wurzelstöcken, Felsblöcken bieten uns einige Hindernisse. Unten überqueren wir nach dem hochalpinen Gelände nach vielen Tagen endlich wieder zwei Nepalbrücken - fast hätten wir das luftig-schwingende Gefühl vergessen gehabt!

Beim Checkpoint verhandeln wir geschickt und bezahlen nicht noch einmal Conservation Fee für den Annapurna-Circuit, obwohl wir statt talwärts, wie ursprünglich gedacht, bergwärts auch noch rund um den Annapurna wandern. In Dharapani verabschieden wir uns definitiv von Shuraj, Sandip, Novoraj & Nalu, die nun in 2 Tagen nach Kathmandu zurückreisen. Von nun an sind wir mit Tula und Baldan unterwegs - Baldan trägt unsere Taschen, selber haben wir unsere Rucksäcke vollbepackt - an die zusätzliche Balast müssen wir uns zuerst einmal gewöhnen.

Streckenübersicht  Tiliche 2300m – Dharapani 1960m Distanz   ~ 6 km   600 Hm  Zeitaufwand 1h

Hier ging es sodann in den Annapurna-Circuit...

Annapurna-Circuit

In Dharapani, was so viel wie Wasserquelle bedeutet, bogen wir in die Route rund um das Annapurna-Massiv ein. Damit wurden wir ein weiteres Mal zu "Hochschreitern", da wir in Dharapani 1960m auf dem niedrigsten Punkt seit beinahe zwei Wochen angekommen waren. Und weiter ging's zu Fuss, befreit, in der Natur des Himalayas und meist fern von Zivilisation unterwegs. Die Vegetationszone schien sich hier mit dem Einbiegen in den Annapurna-Trek geändert zu haben - deutlich trockener, staubiger, vegetationsarmer, offener und kühler präsentierte sich uns hier das lokale Klima und die Umwelt. Dennoch, gerade die Varietäten machen es halt auch aus. Auf dem Annapurna waren wir ohne Zelt und Bergsteigerausrüstung unterwegs - nur noch Tula, unser Guide und Baldan, ein Träger waren noch unsere Begleiter. 

Day 13: Dharapani - Koto

Ungefähr eine 3/4 Stunde nach Dharapani hielten wir für Lunch - das Fried Rice mit Spicy Ketchup mundete. Wir genossen an unserem einsamen Plätzchen die wärmende Sonne. Bis kurz vor Chame zieht sich der Weg unwahrscheinlich in die Länge. Hier zweifelte ich ein erstes Mal, ob es schlau war, auch noch um den Annapurna zu schreiten. Ich hatte Schmerzen am Aussenrist des linken Fusses. Daneben meinte ich zu berggiis, dass dass uns der viele Sauerstoff vielleicht nicht gut tue...

In Koto übernachteten wir. Bereits im Schatten des Tales liegend, und schon wieder auf 2700m. Aus dem Hahn käme lauwarmes Wasser meinte die Köchin, als wir sie nach „hot shower“ fragten „quite hot“! Die Dusche war dann so etwa die kälteste und unerfreulichste Dusche, die ich je hatte. berggiis entschied sich, dies im Zimmer mit Waschbecken zu erledigen – weise Entscheidung. Im Aufenthaltsraum des Teahouse atmen wir wie gewohnt viel Rauch und Feinstaub ein - nachdem wir genug Kälte erlitten haben, setzen wir uns zu Tula, Baldan und der Gastgeberfamilie in der Küche ans Feuer und unterhalten uns mit ihnen. Sie kochen gemeinsam Dal Bhat inklusive scharfem Curry-Gemüse.

Ungewohnt für uns in einem Bett zu schlafen, erwachten wir nach 9h Schlaf, immer noch müde, aber mit einem faszinierenden Blick auf die Annapurna II und Annapurna IV!

Streckenübersicht  Tiliche 2300m – Dharapani 1960m – Koto 2715m [Distanz   ~ 24km  1100m Hm  600 Hm  Zeitaufwand 7h]

Day 14: Koto - Upper Pisang

Der Morgen war es bereits wieder sehr kalt. Hier war die Luft nun viel trockener als eben noch in den Tälern um den Manaslu. Nach einem weiteren Checkpoint gelangten wir auf eine höher liegende Ebene. Dieser Aufschwung ist deutlich durch den Abfall des Marsyangdi-Flusses geprägt. Chame und Bhratang haben wir bereits weit hinter uns gelassen. Auf dem Weg wechseln sich die angenehmen Wegstücke mit den unangenehmen und fürs Auge fatalen Strassenabschnitten ab. Direkt ersichtlich ist, dass diese Strassen ohne Aufwände zu scheuen immer weiter und weiter rund um den Annapurna-Circuit gebaut werden. Schade!

Nach den ersten Aufstiegshöhenmeter dreht sich das Tal etwas nach Osten, um die unglaublichen Wände des Swargadwari Danda-Massivs.In dichten Pinienwälder stiegen wir hoch bis das kleine, von Guesthouses und Restaurants wimmelnde Dorf, Dhikur Pokhari erschien. Dort nahmen wir das Mittagessen – Bratkartoffeln mit Gemüse – zu uns. Wir schreiten nun mehr oder weniger ohne Steigungen auf einer weit ins Talinnere reichende Ebene Richtung Westen, dem Tal entlang. Nach einem für heute finalen Aufstieg erreichten wir das wunderschön liegende Dorf Upper Pisang, nun wieder über 3300m über dem Meeresspiegel. Die Aussicht auf die mit vielen Steinen befestigten Wellblech- und Holzdächer ebenso wie runter ins Tal des Marsyangdi und auf die vielseitige und gigantische Bergwelt lassen hier bei wunderbarem Sonnenschein auf dem windstillen Balkon verweilen. Wir treffen es für einmal super gut mit dem Hotel Tukuche, einem wunderbaren Teahouse mit warmer Stube ohne für unsere Lungen grenzwertigen Feinstaubbelastungen der Atemluft. Und fast unglaublich aber wahr, mit einer  super gut funktionierenden heissen Dusche. Nach sage und schreibe 14 Tagen endlich wieder mal die langen Haare gewaschen und warm geduscht – beinahe hätten wir das Gefühl vergessen, wenn einem Wasser über den Kopf fliesst.

Streckenübersicht  Koto 2715m – Dhikur Pokhari 3060m – Upper Pisanhg 3360m  [Distanz   ~19km  900m Hm  100 Hm  Zeitaufwand 5h]

Day 15: Upper Pisang - Nawal - Braga

Gestern war der zweite Tag eines dreitägigen Festivals namens DIHAR. Vorwiegend junge Menschen gehen dabei durch die Dörfer und singen und tanzen bei dieser Gelegenheit vor den Häusern und Läden, um eine Spende zu ergattern. Die Guides und Träger trinken zwei bis drei Pet-Fläschchen Raksy. Dies ist ein mehr oder weniger verdünnter Schnaps, den sie allerdings als nepalesischen Wein zu erkennen geben. Wein ist es aber ganz sicher nicht und schmecken tut das auch nicht. Ich bekomme am Tag zuvor zwei Gläser ab, den Frauen wird das Gesöff eher vorenthalten. berggiis ist aber nicht unglücklich darüber.

Heute nahmen wir die Höhenroute, stiegen steil und anstrengend nach Ghyaru auf 3670m auf, passierten eine ganz grosse Mani-Mauer auf fast 3800m und assen endlich Lunch im vom Wind gepeitschten Nawal. Die Höhenroute ist im Vergleich zur Strasse, die unten im Tal nach Manang führt, schon nur wegen der Aussicht auf die Annapurnagipfel zu empfehlen.

Langsam spürten wir die Strapazen der letzten 2 Wochen. Unsere Beine trugen uns nur mit Widerwille, vor allem aber streikten unsere Körper wenn es bergauf ging und dies ging unseren nepalesischen Freunden ebenso. Wir hatten auch immer mehr das Verlangen nach einem Tag Ruhe, einem Tag an der Sonne, einem Tag ohne Wind und Kälte. Dies hatten wir eigentlich nun seit über zehn Tagen nicht mehr. Ein Ruhetag musste also her. So entschlossen wir, einen Tagesausflug zum Ice Lake nicht zu unternehmen und einen Ruhetag in Braga, dem letzten Dorf vor der unansehnlichen Ortschaft Manang, zu machen. In Braga, in einem leider etwas abgewohnten Teahouse untergekommen, lockte uns die  Bäckerei gegenüber.

Streckenübersicht  Upper Pisang 3330m – Ghyaru 3670m – Grosse Mani-Mauer 3780m – Nawal 3657m – Mugje (Bhraka) 3417m [Distanz   ~21km  720m Hm  450 Hm  Zeitaufwand 7h]

Day 16: Mugje - Braga - Manang - Gunsang

Auch heute laufen wir wieder, aus dem Ruhetag ist nichts geworden. Wir entschieden uns auf Drängeln unseres Guides für eine ganz kurze Tagesetappe, um die kommenden anstrengenden Tagen etwas zu verkürzen. Wie wir jetzt erst unterwegs feststellen, waren wir gestern gar nicht in Braga untergekommen, sondern einem Dorf davor. Nach nicht einmal einer Stunde kommen wir in Manang an und stellen fest, dass der Tipp von unserem Freund Silvan vollkommen richtig war, hier nicht zu bleiben. Der einzige Spassfaktor hier wäre wohl der Kino gewesen. Nachdem zweigten wir in's östliche Tal ab und kommen in der Abendsonne, bei starkem Wind im Angesicht der Annapurna 3 und der Gangapurna in Gunsang an.

In Gunsang gibt es zwei Teehäuser. Eines zur linken Seite und eines zur Rechten. Wir kommen im rechtsseitigen Hotel Marshyangdi unter, einem wirklich mit Liebe geführten Teahouse, die überaus fleissige und herzliche Frau scheint alleine zu sein. Wir geniessen es sehr da und lassen es uns gut gehen. Kurz vor dem Dal Baht legte uns die Frau einen kleinen Ofen unter den Tisch. Ein Metallgefäss, dass innerhalb eine Schicht glühende Kohle besass. Das Tischtuch war mit einer grossen Decke unterlegt, die man sich so auf die Schoss legen konnte. Weil die Bänke im Quadrat den Tisch vollkommen umschlossen, konnte die Wärme nicht weichen, was uns zumindest schön warme Beine und Füsse bescherten!

Streckenübersicht  Mugje 3417m – Braga 3470m – Manang 3540m – Gunsang 3950m [Distanz   ~7km  520m Hm  Zeitaufwand 2.5h]

Day 17: Gunsang - Ledar

Gunsang ist wirklich ein schönes Örtchen. Wir marschierten nun in der Sonne weiter. Die Luft ist eiskalt, unheimlich trocken, staubig und mit der Erkältung der Nasen wirkt schnaufen schmerzhaft. Wir müssen am heutigen Morgen hinsichtlich die Wegspur aufpassen. Mehrere Male überschreiten wir vorsichtig kleine Wasserläufe, die über den Weg völlig durchgefroren und dadurch sehr glatt sind. Die Berge leuchten in der Morgensonne. Nach einer Stunde entschieden wir uns für einen "tea-stop" und gelangen nach vielleicht 2 weiteren Stunden, nach Yak Kharka, wo es auch noch zwei Teahouses gibt, bereits gegen den Mittag in Ledar an. Dort im etwas abgewohnten Teahouse gibt es einen Glasraum, der uns so richtig wärmt durch den Nachmittag, den wir lesend und schreibend da verbringen.

Morgen werden wir ins High Camp vor dem Thorung La Pass aufsteigen. Die Höhendifferenz dahin wird rund 700Hm betragen.

Streckenübersicht  Gunsang 3950m – Ghyanchang 4000m – Yak Kharka 4050m - Ledar 4200m [Distanz   ~13km  400m Hm  Zeitaufwand 3.5h]

Das 18: Ledar - Thorung Pedi - Thorung High Camp

Nach der Bachüberquerung haben wir nun im Oberlauf des Thorung Khola, unten im selben Tal war es noch der Kone Khola, quasi das Ende der Welt erreicht. In einem Talkessel, abgesondert durch steil hochragende Felsen in nördlicher, östliche und westlicher Richtung. Oberhalb dieser Felsen – soviel war zu erkennen – befanden sich wiederum riesige Eisberge, mit teilweise fast unermesslichen Eismassen auf ihren Graten. Einzig die westlichen Felsen waren durch ein Schotterband durchbrochen. Da hoch, etwas nach der Siedlung mit grünen Blechdächern (Thorung Pedi auf 4540m), führt der Weg zum Thorung High Camp.

Jetzt schon etwas ausgepumpt, spürten wir beide einige höhenbedingte Symptome wie leichte Atemnot, erhöhter Puls und vor allem lief es sich da rauf nicht mehr so leicht, wie gewohnt. Immer mit der Ruhe, diese Situationen kommen vor, zu oft haben wir dies auch schon durchgemacht. Wenn wir ei der doch baldigen Ankunft in diesem Moment einen Wunsch frei gehabt hätten, so wäre es eigentlich ein ganz simpler gewesen: ein gewärmter Raum. Dieser Wunsch blieb unerfüllt.

Ich stapfte hoch auf den rund 100Hm höher liegenden Aussichtspunkt, von dem man bis direkt nach Thorung Pedi runter sieht. Auch die morgige Route ist gerade noch zu sehen, jedenfalls die Überschreitung der zwei Moränen. Es fing just an, wo ich begann diesen Hügel zu erklimmen, zu schneien. Als ich wieder unten war, schneite es bereits stark. Wir stiegen in die Schlafsäcke und warteten bis zum Nachtessen darin, mittlerweile hat sich ein ganzer Haufen Schnee in unserem Zimmer (die Kluft zwischen Tür und Rahmen ist Durchschnittlich in seiner Mächtigkeit  für Teehäuser auf unseren Treks).

Nach dem Nachtessen vereinbarten wir, erst später am Morgen zu starten. Bisher haben sich gut 10cm Schnee auf den Boden gelegt, ein Ende des Schneefalls war nicht in Sicht. Später meinte den Start um 07.00Uhr nicht wie vorgeschlagen um 05.00 Uhr. Wir sollten es nicht bereuen.

Streckenübersicht  Ledar 4200m – Thorung Pedi 4540m– Thorung High Camp 4833m [Distanz   ~10km  700m Hm  Zeitaufwand 4h]

Day 19: Thorung High Camp – Thorung La 5416m - Muktinath – Jomsom

In der Nacht sind wir irgendwann durch ein Geräusch in unserem Raum darauf aufmerksam geworden, dass sich eine Maus in berggiis's Rucksack gefressen hatte. Ins grosse Innenfach gestiegen, frass das freche Tier sich in die Aussentasche des Rucksacks und damit zum Nussriegel, den wir von Sandy und Xändu erhalten hatten. Leider mussten wir somit den Riegel und damit die wertvolle Nahrung einer frechen Maus überlassen. Wir stopften das danach eruierte Mausloch und hängten alle unsere Rucksäcke an alte, rostige Nägel an der Decke im Zimmer auf, damit die Viecher keine Futtergundlage mehr finden konnten.

Wir liefen los, stapften auf die Möräne und mussten erstmal lange paar Minuten warten, bis die rund 15 Israeli auf ihre Maultiere gestiegen waren. Danach ging's aber rassig mit steten Schritten und bereits sehr bald in strahlendem und wärmendem Sonnenschein hoch. Nach etwa 30 Minuten gelangten wir zu einem kleinen Steinhaus, worin ein eifriger Mann am Feuern und damit Kaffe und Tee verkaufte. Ich fragte ihn für „Pani“ (Wasser) und er füllte mir für 50 Rupien berggiis's Flasche. Wasser ist in dieser Höhe ein teueres Gut! Wir stiegen danach weiter hoch und waren nach knapp 2 Stunden auf dem Thorung La Pass, unserem dritten Pass innerhalb von nur zehn Tage.

 

Wir stiegen sehr schnell ab und waren vielleicht nach 2 Stunden – dank der glorreichen Idee, uns die Steigeisen an die Füsse zu schnallen – bereits in Muktinath angekommen. Durch Muktinat's Schlammstrassen sind wir schnell gelaufen und hatten uns dort am Checkpoint „ausgecheckt“ und  sind sofort und schneller Schritten ein Dorf weiter runter, um dort einen Jeep nach Jomsom zu chartern. Dies gelang uns auf Anhieb, ist aber meist nicht so einfach wie das hier jetzt rüber kommt. Kartellhaft und etwas schmutzig ist hier das grosse Geschäft mit dem Verkehrsservice.

Streckenübersicht  Thorung High Camp 4833m - Thorung La Pass 5416m - Muktinath 3790 - Car Stop 3680 [Distanz   ~18km  700m Hm   1750Hm  Zeitaufwand 8h]

Day 20: Jomsom - Beni - Pokhara – Kathmandu

Am Tag zuvor kaufte ich Bustickets in Jomsom Downtown für drei Personen. Auch hier ist der Preis „for what you get“ wucher. Tickets für drei Personen kosten 22 USD für zwar 8 Stunden Fahrt, aber natürlich für ein  fahrtechnisches Abenteuer, dass man auch lieber sein liesse. Wie hasse ich schon eine Zeit lang diese Abenteuer, diese Risiken, die man immer wieder auf sich nehmen muss...Von Jomsom ging's etwas nach 07.00Uhr los. Das Fenster auf der unseren - der fast hintersten - Sitzreihe war natürlich nicht mehr existent und der Fahrtwind daher durchdringend. Im wahrsten Sinne des Wortes drang die eiskalte Luft die ersten zwei Stunden durch sämtliche Glieder der Fahrgäste der hintersten Reihen. Die Fahrt, die wackelig begann, wurde bis Beni eigentlich immer wackeliger und ausgesetzter und und und....

Egal, wir kamen heil, aber total erschöpft in Beni an. Beni wirkt "indischer" als der Ausgangsort, den wir vor fast 3 Wochen zu Fuss verlassen hatten. Sehr lange sparte unser Busfahrer auf der Fahrt zwischen Beni und Pokhara mit seinem Licht, keine Ahnung warum, vielleicht ist hier die gängige Lehrmeinung verbreitet, dass das Fahren ohne Licht weniger Benzin braucht..

In Pokhara angekommen, irgendwann nach 20.00 Uhr, wir waren demnach nun fast schon 12 Stunden in Bussen, war grosse Hektik im Gange. Wir wussten, dass bald Wahlen anstehen würden. Dies äusserte sich nun, bereits 10 Tage vor den Wahlen. Streiks, Strassenblockaden und der Verkehr soll die nächsten Tage lahm gelegt sein. Das hiess aber, die ganze Nacht auf den selben verschissenen Strassen weiter zu fahren und erst gegen 06.00Uhr am Morgen in Kathmandu zu sein. So sollte es denn auch sein. Doch wie sich herausstellte, war es nicht so einfach, im dichten Gedränge sich einen fahrbaren Untersatz für entsprechend vernünftigen Preis zu finden. Trotzdem fand uns ein Microfahrer, der uns in Eile und fast die ganze Nacht lang nach Kathmanu fuhr.. Das ist das irgendwie abrupte Ende einer wunderbaren, 3-wöchigen Reise durch den Himalaya! Auf Wiedersehen! 

Fazit zu unserer Tour

Das Bergsteigen im Himalaya ist eine andere Liga, innerhalb derer es geübt werden muss und dieser man bereit und fügig entgegen stehen muss. Auch Guides und hiesige Institutionen haben andere Vorstellungen von Bergsteigen als wir Europäer. Sofern man es hier trotzdem versucht, ist es ebenfalls wichtig, sich genügen Zeit zu nehmen. Die Chance einen Gipfel zu erreichen wird des Weiteren umso grösser, dank anständiger Vorbereitung, guter Akklimatisation und - sehr wichtig - durch gute Ausrüstung (gegen Kälte). Es erscheint uns auch sinnvoller, eine grössere Gruppe zu organisieren (Kosten und Entscheidungsgewalt).

Die Wege führen über unwahrscheinlich hohe und von Leben fast verlassene Pässe, entlang von wilden Bächen, tiefen Schluchten, durch einmalige Natur- und Kulturlandschaften. Die Andersartigkeit der Bilder, die man auf diesen Treks durchgehend erhält, sind beflügelnd und überaus packend. Der Einblick in die Kulturen ist tiefer als sonst, vielmehr gerät man mit allen Menschen inniger in Kontakt, vielleicht weil die Situationen es hier mehr herausforderten. Gerade extremere Situationen erfordern einen innigeren kulturellen Austausch, wie wenn sich zum Beispiel Nepali, Tibeter und Touristen alle um das warme Feuer in einer kleinen Küche tummeln. Wir möchten keine Minute dieser Erlebnisse missen und wissen, dass wir irgendwann in den Himalaya zurückkehren werden.

Der Manaslu-Rundgang ist alles in allem noch ursprünglicher und natürlicher, aber auch einiges spektakulärer was den Weg angeht. Die Gebirgswelt ist auf beiden Treks sehr berauschend und daher vergleichbar. Beim Annapurna-Circuit ist der Einzug von grossen Touristenströmen auch kulturell bereits gut spürbar. Die wunderschöne Natur wird dem Tourismus zuliebe und durch die dadurch entstehenden Möglichkeiten (Strassen, Flugplätze usw.) zunehmend bedenklich gestört. In einer Gesellschaft, in einem Land wie Nepal geht es in jedem Fall primär um die Erwirtschaftung von Geld, von Devisen und nicht um Nachhaltigkeit, denn letzteres ist ein Luxusgut.

Die Eingriffe in die Natur nicht noch mehr zu verstärken erscheint zwar schwierig, aber man kann trotzdem mithelfen, sie minimal ausfallen zu lassen:
- Beschränkung des eigenen Konsum von Lebensmitteln und insbesondere Getränken aus Plastikverpackungen
- Wasser aus Trinkwasserstellen abfüllen und/oder reinigen (UV/Filter/Tabletten)
- Sofern möglich auch mitwirken, dass Brennholz für das Heizen und Kochen nicht verwendet wird

Die statistischen Daten sind aus nicht 100% zuverlässigen Karten abgelesen. Bis Samdo und Rui La und Dharamsala ist die Route mit GPS-Logger aufgezeichnet (Frequenz: 1Pkt/1.5min).


Tourengänger: amphibol, berggiis


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Geodaten
 18564.gpx Arughat Bazaar - Dharamsala (High Camp) - GPS-Logger (Frequency: 1.5 min / mappoint) - with leaks (connectivity)
 18605.gpx Manaslu Base Camp approx. 4650m asl (hand made), & Dharamsala - Larkye La - Bimtang - Tilije - Dhrapani - Koto - Upper Pisang - Ghyaru - Bhraka (Braga) - Manang - Gunsang - Ledar - Thorung Phedi - Thorung High Camp - Thorung La - Muktinath - Jomsom - Beni (drawn route smoothed after Douglas-Peucker)

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Kommentare (14)


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MaeNi hat gesagt:
Gesendet am 20. November 2013 um 10:40
Toll - was für ein Bericht und was für Bilder!

Genial!

LG
N&M

amphibol hat gesagt: RE:
Gesendet am 22. November 2013 um 08:55
Hallo ihr zwei! Vielen Dank für euren herzlichen Kommentar. Viel falsch machen kann man bei diesen Bildern nicht. Einfach abdrücken und das kommt gut...

LG
Raphael

bidi35 hat gesagt: SUPER...
Gesendet am 20. November 2013 um 15:29
...euer Bericht und die tollen Fotos...liest sich fast wie ein Roman!!!
Habe die ersten 13 Tage bereits auf eurer HP genossen...wollte einen Kommentar absetzen, aber die HP hat ihn nicht akzeptiert;-((

LG Heinz

amphibol hat gesagt: RE: SUPER...
Gesendet am 22. November 2013 um 09:25
Hallo Heinz
herzlichsten Dank für deinen lieben Kommentar. Freuen uns so oder so, ob hier oder auf der Homepage. Bald wird dort unser Part II erscheinen. Dort hat es noch etwas mehr Fotos und Text. Das hier auf hikr ist eine "zweckgefertigte" Kürzung.. ;-)

Dass das Kommentieren nicht funktionierte, kann ich nicht erklären. Habe eben selbst getestet und es funktionierte. Allerdings heisst das ja nicht.. Tücken der Technik :-)

Liebe Grüsse ins beschneite Thun!
Wir arbeiten nun eine Zeit lang hier in Kathmandu.
Raphael

TeamMoomin hat gesagt: Ganz
Gesendet am 20. November 2013 um 21:19
stimmungsvolle Bilder sind euch da gelungen, und ein guter BEricht, schön merci viel mal!

Lg Oli und Moomin

amphibol hat gesagt: RE:Ganz
Gesendet am 22. November 2013 um 09:26
Hallo Oli und Moomin

Vielen Dank, wäre sicher eine gute Region für eure fantastischen Unternehmungen. Es bietet einiges! :-)

LG
Raphael

MicheleK hat gesagt: WOW
Gesendet am 21. November 2013 um 00:26
Vielen Dank fuer den schoenen und persoenlich geschriebenen Bericht und die wertvollen Infos. Ich waere diesen Herbst auch fast im Himalaya gelandet aber dann habe ich es, eben genau mangels guter Vorbereitung und zu knapper Zeit - verschoben. zumal dann eben nicht den ueberannten Gokyo sondern die (noch) etwas einsameren Circuits die du hier beschreibst..

LG,
Michele

amphibol hat gesagt: RE:WOW
Gesendet am 22. November 2013 um 09:39
Hi Michele

Vielen Dank für deinen Kommentar! Ich kann dir den Manaslu nur empfehlen. Annapurna ist allerdings auch schon sehr überlaufen und wirkte, jedenfalls für mein Auge, auch nicht mehr so frisch und ursprünglich. Was sicher auch schön sein soll ist die Mustang Region (hier werden allerdings (noch) wucherige Permits um die 500US/Woche und dann etwa 50/Tag ab einer Woche verlangt). Langtang in der Nähe Kathmandu's soll sich ebenfalls lohnen und eben auch die Dhaulagiri-Runde, die du am besten mit dem Zelt organisierst.

Von der View her ist dann allerdings der Everest-Trek halt trotzdem einer der Besten. Man sieht halt Everest, Kumbu-Eisbruch, Lhotse, Nuptse, hinten noch den Makalu (der 3. Achttausender im selben Bild!) und die wunderschöne Ama Dablam (Matterhorn des Himalayas)..

Allerdings ist das halt der überlaufenste und teuerste Trek und wer nicht gerne fliegt wie ich, der fliegt halt lieber auch nicht nach Lukla. Es gibt aber den 28d-Kumbu-Trek, der auch zum Everest führt. Das könnte ich mir irgendwann vorstellen, wenn nicht alles so oder so zerstört ist..

LG Raphael

alpinos hat gesagt:
Gesendet am 21. November 2013 um 13:44
Tolle Fotos und schöner Bericht - vielen Dank dafür!
Liebe Grüsse von den alpinos

amphibol hat gesagt: RE:
Gesendet am 22. November 2013 um 09:40
Hallo alpinos

Vielen Dank für den Kommentar, teile diese Erlebnisse sehr gerne!

Liebe Grüsse
amphibol

Kristina hat gesagt:
Gesendet am 22. November 2013 um 10:55
Sehr schöne Bilder, super...Ich habe die Manaslu Umrundung ebenfalls vor 2 Jahren gemacht und stimme zu, dass es berauschend ist... unglaubliche Landschaften!... hoffe ebenfalls, dass die Natur und Ursprünglichkeit der Tourismusentwicklung dort nicht ganz zum Opfer wird.

Aendu hat gesagt: Coole Sache!
Gesendet am 25. November 2013 um 09:22
Wunderbare Fötelis - Super Bericht - Hammer Berge...was will man mehr?

Nun gut, die Gantrischgruppe ist natürlich noch ein bisschen (aber nur ein bisschen...) wilder:-)

Gruss, Aendu

MarlCharl hat gesagt: Super Bericht!!!!
Gesendet am 5. Februar 2014 um 17:31
Hallo, wir wollen im Frühjahr ebenfalls diese Runde machen. Wo bekommen wir das Permit für die Region? Kann man in die Manaslu-Region ohne weiteres einreisen oder müssen wir einen Führer mitnehmen?

Gruss MarlCharl

amphibol hat gesagt: RE:Super Bericht!!!!
Gesendet am 15. Februar 2014 um 04:15
Hallo MarlCharl

Du kriegst das Permit nur via einen Führer. Für die Manaslurunde bzw. die Manaslu-Conservation Area musst du einen Guide haben, Annapurna hingegen nicht. Es bedarf gar eines Trekkingpermits und eines Conservation-Permits..

Bester Gruss und viel Spass!
Amphibol


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