Hochkraxe Kraxengrat – eine etwas „verkorkste“ Begehung bei suboptimalen Bedingungen


Publiziert von algi , 21. Oktober 2013 um 08:13.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Kaiser-Gebirge
Tour Datum:18 Oktober 2013
Wandern Schwierigkeit: T6- - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1400 m
Abstieg: 1400 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:In Scheffau dem Wegweiser "Wegscheid" folgen bis zum Jägerwirt. Unterhalb der Gastwirtschaft befinden sich diverse Parkmöglichkeiten.

Da zumindest im Wetterstein und Karwendel die Schneefälle der letzten Woche bis in tiefere Lagen hinab gereicht haben, kam mir der Gedanke, mich mal auf der Südseite des Wilden Kaisers umzuschauen. Der Kraxengrat mir einer Stelle IV- schien mir eine gut geeignete Tour zu sein, da ich bei ggfs. frühwinterlichen Bedingungen dann doch noch etwas Luft nach oben habe.

Von den Parkmöglichkeiten unterhalb des Jägerwirts geht es auf bequemen Wegen hinauf zur Wegscheid-Niederalm und Hochalm. Der Laubwald zeigt bereits seine schönsten Farben, und die Umrisse des Kraxengrates, die sich jedoch nur schwach von der im Hintergrund liegenden Sonneck-Südwand abheben, sind bereits von hier unten auszumachen. Danach auf dem Steig weiter zum heute ausgetrockneten Wasserfall ( ist explizit auf einem Wegweiser angeschrieben ), er ist aufgrund der bis zu einem Meter tiefen Rillen, die das herabstürzende Wasser in den Fels gefräst hat, trotzdem sehenswert. Nun den Weg in Richtung Treffauer weiterverfolgen. Nachdem man den Latschengürtel verlassen hat ( Abzweigung rechts zum Treffauer ), einen kleinen Steig am rechten Rand des Schneekares weitergehen, bis er, knapp oberhalb der gut einsehbaren Einstiege von Sonnenpfeiler und Kraxengrat, ein kurzes Stück waagrecht verläuft. Nun über das Geröll leicht fallend zum Einstiegsbereich hinüberqueren, den ich Dank der Fotos von malis Bericht (  *Kopfkraxen, 2.178 m (Kraxengrat) ) sofort gefunden habe.

Die Route sieht von unten betrachtet praktisch schneefrei aus, im weiteren Verlauf der Tour komme ich mal wieder zu der Erkenntnis, dass eine einseitige Sichtweise eben auch nur die halbe Wahrheit zu Tage bringt.

Zunächst geht es ca. 20 m linkshaltend eine Rinne hinauf, die sich weiter oben zu einem Kamin verengt. Auf einem geräumigen Platz unterhalb des ersten Standhakens wechsle ich die Schuhe und mache mich zum Klettern fertig. Links des Standhakens geht es, zuletzt rechtshaltend, über Rampen in schöner Kletterei hinauf zur Terrasse. Zu meiner Überraschung sind ab dieser Höhe nahezu alle geneigten Flächen mit einer dünnen, nassen Schneeschicht bedeckt.

Bei der Suche nach dem Orientierungs-Standhaken auf einer Felsinsel, stelle ich fest, dass die Begehung der Schrofen mit dieser Nassschneeauflage ein recht heikles ‚Vergnügen‘ darstellt. Da ich den Haken nicht finde, gehe ich weiter bis zum nächsten Felsriegel, irgendwo soll sich hier lt. Topo ein weiterer Standplatz befinden. Wieder Fehlanzeige, also klettere ich am rechten Rand des Felsriegels zum nächsten Grasband empor. Dies war jedoch höchstwahrscheinlich die falsche Entscheidung, mittlerweile gehe ich davon aus, dass der richtige Weg linkshaltend, auf der schrofigen Terrasse und unterhalb des Felsriegels, bis zu dem markanten Graben rechts des Grates emporführt. Dagegen arbeite ich mich in dem steiler werdenden Schrofengelände bis zum nächsten,  Wasser-überronnenen, Felsriegel empor. Eine Schlinge in der Mitte des Felsabsatzes bestätigt mich zunächst noch in der Annahme, dass ich den richtigen Weg gewählt habe, erst zuletzt erkenne ich den blitzenden „eingebundenen Ring“ als eingehängten Karabiner, der wohl nur zum Abseilen aus diesem Verhauer dienen kann. Bei trockenen Verhältnissen wäre ich ohne zu Zögern einfach nach links in den Graben hinübergequert oder wieder bis zum unteren Grasband abgestiegen, aber diese rutschige Schneeauflage ist sehr tückisch, ich möchte meinem Schutzengel heute nicht schon wieder Höchstleistungen abverlangen. Daher überklettere ich diesen Riegel auch auf der rechten, trockenen  Seite, und wende mich nun, in deutlich flacherem Gelände, linkshaltend auf den Grat zu.

Als ich ihn wieder erreicht habe, muss ich leider konsterniert feststellen, dass ich ca. 3 Seillängen incl. der Schlüsselstelle umgangen habe. Zum Ärgern habe ich jedoch keine Gelegenheit, da der Grat die volle Aufmerksamkeit verlangt. Der Schnee macht gerade die leichten Stellen besonders unangenehm, auf Gratabschnitten die ich normalerweise freihändig überschreiten würde, krabble ich nun auf allen Vieren entlang oder überwinde sie sogar Rittlings. Eine Passage, zur Umgehung eines kleinen Türmchens auf der Nordseite, ist wegen starker Vereisung überhaupt nicht begehbar, nach einigem Hin und Her finde ich noch eine kletterbare Alternative auf der Südseite. Im Großen und Ganzen macht mir der Grat, trotz hoher Konzentration,  aber immer noch Spaß. Am besten hält man sich, soweit möglich, immer direkt an die Gratschneide, an schwereren Stellen steckt meist ein Haken, den ich jedoch oftmals erst bei genauem Hinsehen entdecke.
Zuletzt in leichtem Gelände bis zum nett gestalteten Gipfel-Ensemble empor.

Über den markierten Normalweg geht es zunächst, in westlicher Richtung, am Grat entlang bis zu einer Senke hinab, nun führt der Weg südseitig über steile Wiesen zurück zum Wasserfall, und weiter über die Wegscheid-Almen nach Scheffau.
 
Fazit: bei trockenen Verhältnissen sicherlich eine sehr schöne Tour, die ich bei entsprechenden Bedingungen mit Sicherheit nochmals durchführen werde.
 
Viele Grüße
Albert

Tourengänger: algi


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentare (2)


Kommentar hinzufügen

Chiemgauer hat gesagt: Ja, Ja, der Schnee
Gesendet am 21. Oktober 2013 um 22:16
Das mit der Sichtweise von unten wurde mir an dem Tag auch etwas zum Verhängnis. Täuscht schon extrem in diesem Bereich des Wilden Kaisers.

algi hat gesagt: RE:Ja, Ja, der Schnee
Gesendet am 22. Oktober 2013 um 07:53
... bei den jetzigen Temperaturen dürfte es wohl auf der Südseite wieder weitgehend abtrocknen.

VLG Albert


Kommentar hinzufügen»