Gr. Möseler (3480 m) über Firndreieck und Nordgrat


Publiziert von Kaluzny , 22. Oktober 2013 um 19:25.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Zillertaler Alpen
Tour Datum:17 Juli 1980
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: S+
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   I 
Zeitbedarf: 12:00
Aufstieg: 1990 m
Abstieg: 1990 m
Strecke:14,3 km
Unterkunftmöglichkeiten:Berliner Hütte
Kartennummer:AV-Karte Zillertaler Alpen West

Als wir vom Schwarzenstein abstiegen, teilte unser Hochtourenführer einem Bergkameraden und mir mit, dass wir am nächsten Tag über das Firndreieck zum Gr. Möseler aufsteigen würden.
Es sollte unsere erste Eiswand werden.
Den Rest des Tages war bestes Wetter und unsere Tour hatten wir dauernd vor Augen. In der Nacht war auch noch Vollmond und bei jedem Gang zum Fenster sahen wir unsere Tour. Und ständig hatten wir die Frage im Kopf: Schaffen wir das?

Ganz früh morgens nach dem Frühstück blieb beim Aufstieg das Firndreieck immer im Blick. Mal war es nicht so schlimm, weil es flacher aussah, mal sah es heftig aus, da es sich steil hinaufzog.
Nachdem wir einige Zeit hinauf in Richtung Schönbichler Horn gestiegen waren, ging es über das obere Waxeggkees schräg hinauf zum Fuss des Firndreiecks.

Kaum waren wir in die Wand eingestiegen, eine Randkluft gab es damals nicht, war das mulmige Gefühl vorbei und es wurde einfach nur toll.
Und wir hatten auch noch beste Verhältnisse mit schöner Firnauflage, so dass es wie Treppensteigen war.
Es ging einfach nur gerade hinauf. Zwischen den Beinen sah ich hinab auf den Fuss der Wand, wobei die Entfernung immer grösser wurde, je höher wir stiegen.
Zu allem Überfluss nahm unser Tourenführer nicht den normalen Ausstieg zum kleinen Plateau im Nordgrat, sondern wählte einen Ausstieg weiter rechts zum Grat, immer steiler und schwieriger werdend als der Mormalanstieg. Wie er uns mitteilte, würde diese Variante nur sehr selten begangen.
Auf einmal wurde unser Dieter immer vorsichtiger und kam kaum noch voran. Und ich musste ihn für den Fall sichern, dass er herunterkam. Doch schliesslich hatte er den Grat erreicht.
Als ich dann an die Stelle kam, wusste ich warum. Das Eis wurde immer dünner und zwischen Felswand und Eis klaffte eine Lücke, in die unsere Eispickel locker hineinpassten. Wie auf rohen Eier stieg ich weiter, damit das Eis bloss nicht brach. Und dann hatten wir alle den Grat nach ca. 250 Höhenmetern erreicht.
Um mich gleich mit der ausgesetzten Position am Grat vertraut zu machen, hatte ich mir vorgenommen, sofort auf der anderen Seite in den ca. 200 m Abgrund zu schauen, denn die Wand fiel fast senkrecht auf der anderen Seite hinab. Die fast 200 Höhenmeter haben mich aber nicht wirklich beeindruckt, da ich ja schon eine sehr steile und höhere Passage hinter mir hatte.

Nach kurzer Pause kletterten wir, wenn auch nicht sehr schwierig, dafür schön ausgesetzt, hinüber zum Plateau, der Stelle, wo man das Firndreieck normalerweise verlässt.
Als unser Tourenführer auf dem Plateau stand, rief er rüber, wir sollten uns beeilen, denn ihm würde kalt. Und dabei beeilten wir uns schon. Seine Reaktion war durchaus nachvollziehbar, hing doch das Seil durch den scharfen Wind waagerecht in der Luft und nicht senkrecht.
Der restliche Anstieg über den Nordgrat war ein reines Vergnügen, immer schön in der Nähe der Firnkante hinauf.

Nach ausgiebiger Gipfelrast stiegen wir über die Südflanke hinab zum östlichen Nevesferner, der Route des Normalanstieges von Süden.
Unter dem Kl. Möseler hindurch querten wir hinüber zur Östlichen Möselescharte immer im Bemühen, möglichst wenig an Höhe zu verlieren.
Dann folgte der Abstieg über das Waxeggkees. Durch die Wärme des Tages waren der Schnee auf dem Gletscher immer weicher und die Brücken über die Spalten immer fragiler geworden. Deshalb mussten wir uns bei den grossen Spalten etwas aufwändiger sichern, was Zeit kostete.
Über den Weg, der vom Schönbichler Horn herabkommt, erreichten wir schliesslich wieder die Berliner Hütte.

Diese Tour ist eine meiner "Traumtouren", was man vielleicht auch daran merkt, dass ich nach all' den Jahren immer noch mit Begeisterung davon sprechen kann.
Wie ich schon verschiedentlich vermerkt habe, bin ich immer wieder auf's Neue davon fasziniert, wie sich die Klimaerwärmung auswirkt. Das Firndreieck ist praktisch verschwunden oder steht kurz davor, der Nordgrat ist kein reiner Firngrad mehr und das Eis des Östl. Nevesferner ist auf der Südseite ganz oben in Falllinie des Gipfels quasi auch nicht mehr vorhanden.

Tourengänger: Kaluzny


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