Schwarzenstein


Publiziert von schimi , 12. Januar 2018 um 13:44.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Zillertaler Alpen
Tour Datum:27 Juli 2017
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: L
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   I 

Unser erster Blick geht natürlich nach draußen!

Heute soll ein kleines Zwischenhoch für besseres Wetter sorgen. Nach zwei sintflutartigen Regentagen haben wir unseren Bergführer Benni auf heute umgebucht, damit er mit uns auf den Schwarzenstein geht. Wir hatten gestern gehofft, dass es wenigstens so gut werden würde, dass wir überhaupt gehen können. Was wir beim Blick nach draußen sehen, können wir kaum fassen. Bis auf ein paar Wolkenfetzen ist der Himmel vollkommen klar.

Voller Vorfreude gehen wir zum Frühstück und alsbald kommt auch Benni zur Türe rein. Jetzt kann kaum mehr etwas schiefgehen, denke ich.

Nach einer kurzen Plauderei am Tisch packen wir zusammen um das kurze Wetterfenster zu nutzen. Es ist etwa 7 Uhr und natürlich recht frisch. Die Landschaft ist quasi noch tropfnass, aber die Sonne erhellt schon die Berggipfel und unsere Seelen. Wir gehen ohne Eile den Weg in nordöstliche Richtung. Es ist der Berliner Höhenweg, der zur Greizer Hütte und auch zum nahegelegenen Schwarzensee führt.

Auf etwa 2250 Metern Höhe zweigt der Weg zum Schwarzenstein nach rechts ab und führt uns auf eben dieser Höhe um einen kleinen Talkessel herum. Wir überschreiten dabei mehrere kleine Bäche, die allesamt den Zembach bilden. Sich vereinigend stürzen sie in das Hochtal und treffen dort auf die Schmelzwasser des Schwarzensteinkees, um dann recht stattlich dem weiteren Gefälle in den Zemmgrund zu folgen.

Nach der Kesselrunde steigen wir auf einer grünen Geländerippe zum erstem Mal auch deutlich ansteigend bis kurz vor den Höhenpunkt 2500m. Dort erreichen wir erstmals direkte Sonne. Auf einer Wiese lassen wir uns nieder um kurz zu Rasten.

Einige Schafe haben uns augenblicklich als neue Kumpels auserkoren. Sie kommen zu uns und machen mit ihrem fetten und klatschnassen Wollkleid recht penetrante Annäherungsversuche. Es sind ausgewachsene stattliche Tiere, und sie sehen ungeschoren locker so schwer aus wie ich, und das ist nicht wenig. Ich versuche den penetrantesten ein wenig abzudrängen, aber er hält locker dagegen und das einzige Resultat ist, dass ich schnell nass werde. Also lass ich ihn in Ruhe.

Schnell haben wir uns verständigt, dass es schlauer ist weiterzugehen, als hier die ganz große Pause zu machen. Nun ja, wir wollten ja sowieso nur einen Happen essen und trinken, und eine Schicht ablegen. Die Schafe verfolgen uns noch 100 Meter uns lassen es dann gut sein. Wir haben wieder unsere Ruhe.

Bald ist Schluss mit Grün. Wir kommen ins Gletschervorfeld, welches es nun zu queren gilt. Gleich zu Beginn kommen wir an eine Leiter, die mit ihren 13 Sprossen einen kleinen senkrechten Abstieg wesentlich erleichtert. Dann wandern wir immer leicht ansteigend und rechts haltend dem Gletscher entgegen. Durch den vielen Regen haben wir heute einen makellos weißen Gletscher vor uns und wie es aussieht auch für uns alleine. Das ist doch schön!

Abweichend vom Weg, der in den Karten eingezeichnet ist, betreten wir den Gletscher links der Felsinsel, die auf der Karte den Höhenpunkt 2945m trägt. Aber der optische Anschein sagt mir auch, dass dies einerlei ist. Hier haben wir auf jeden Fall eine schöne Neuschneedecke, die wir nach oben steigen können – steil ist der Gletscher auch hier unten im Einstieg nicht.

Nun – natürlich angeseilt steigen wir leicht kreuzend nach oben, und merken bald, dass der wenig steile Gletscher noch ein wenig flacher wird. Hier wenden wir uns langsam nach rechts und erklimmen den Scharzensteinsattel, der ja fast schon so hoch wie unser Gipfel ist. Nun wenden wir uns aus unserer südöstlichen Richtung genau nach Süd und gehen gemütlich über den kaum noch ansteigenden Gletscher. Ein Kilometer könnte es noch sein zum Gipfel, und auf diesen verteilen sich gerade noch 200 Höhenmeter – easy going.

Nicht so easy sind aber die Wetteraussichten. Schon im Gletschervorfeld hat die Bewölkung schnell wieder zugenommen und unbemerkt hat der Himmel während unseres Aufstiegs eine komplette Wolkendecke eingezogen. Als wir oben auf dem Sattel stehen sehen wir hinter dem Schwarzenstein bereits eine dunkle Wolkenwand. Das war mal wirklich ein sehr kleines Wetterfenster!

Der weitere Weg auf dem Gletscher ist der "Gletscherspaziergang" par excellence. Wirklich fast eben, mit 15 cm Neuschnee auf dem Firn fordert es auch den Einsteiger nicht. Während wir uns dem Ziel nähern, können wir die weiteren Anforderungen immer besser ausmachen. Hält man sich schön weit rechts, also am westlichen Ende der Hochfläche kommt man auf einen vom Gipfel herabziehender Gletscherrücken, der wie bei einer Sanddüne einen flachen schwach ausgebildeten Grat hat. Ideal um auf diesem aufzusteigen!

Als Hürde zeigt sich davor aber ganz schwach unter dem Neuschnee der Bergschrund. Seine Breite können wir nicht abschätzen, aber auf einer Breite von 3-4 Meter sieht alles verdächtig weiß und sehr glatt aus. Benni sucht für uns die beste Stelle um über den Schrund zu steigen. An mehreren Stellen sondiert er, bis er eine Stelle gefunden hat, die gut möglich erscheint.

Noch hat es nicht angefangen zu schneien, jedoch wird es alsbald losgehen. So haben wir noch ausreichend Sicht, und kommen mit einem sehr großen Schritt über die eingeschneite Spalte im Eis. Über den kleinen und sehr flachen und gut zu gehenden Rücken steigen wir die letzten Meter nach oben und erreichen die Felsregion des Gipfels.

Während der letzten Meter auf dem Rücken hat es angefangen zu schneien und je weiter wir zum Gipfel vordringen, desto windiger wird es. Zum Gipfel mögen es noch gut 100 Meter sein. Allerdings besteht der Fels aus sehr grobem Blockwerk durch das wir uns hindurcharbeiten müssen. Die Optik ist sehr beeindruckend! Noch vor 20 Minuten gingen wir gemütlich über einen fast ebenen Gletscher bei annähernder Windstille. Jetzt holpern wir mit den Steigeisen durch groben Fels, der auf drei Seiten mit hartem Eis und Schnee überzogen ist und auf der wind abgewandten Seite in sehr dunklem Grau eindrucksvoll kontrastiert. Dazu ein steifer Wind und waagerechter Schneefall, der das Klima hier doch schon unangenehm macht.

Die Sicht auf das Gipfelkreuz haben wir eingebüßt. Die Sicht beträgt gerade noch um die 15 Meter. Die Richtung ist aber klar, und es geht auch nur flach in die Höhe. Eigentlich nicht schwierig, jedoch muss man mächtig aufpassen, dass man sich mit den Steigeisen nicht im Fels verhakt. Ein Stolperer wäre jetzt überhaupt nicht angebracht...

Die Zeit auf dem Gipfel beschränkt sich heute auf ein missratenes Gipfelfoto. Auch die Verpflegung verschieben wir auf einen späteren Zeitpunkt; zu unwirtlich ist es heute hier oben. Ich versuche einen Blick hinab nach Südtirol. Aber ich sehe nur einen sehr steilen Felsabbruch vor mir, der nach ein paar Metern im White Out verschwindet. Wenigstens haben sich heute einmal die Outdoorklamotten bewährt. Und, was ja auch immer schön ist; wir haben den Gipfel ganz für uns alleine.

Der Abstieg geht zügig von statten. Als wir auf die flache Gletscherzone gelangen sind wir an der Unterkante der Wolkendecke angelangt und mit jedem Schritt mit dem wir tiefer kommen, kann man die recht scharfe Wolkenkante eindrucksvoll beobachten. Wir sehen aber auch, dass noch mehr Niederschlag von Nordwesten auf uns zurollt. In einer halben Stunde wird sie sicher mittendrin.

Als wir wieder im Gletschervorfeld sind, beginnt es zu regnen. Wir vereinbaren mit Benni, dass hinter der Leiter der Job für ihn beendet ist, damit er zügig nach Hause kommt. Gemeinsam wandern wir noch über den Gletscherschliff und steigen wieder die Leiter hoch. Dann beginnt auch recht bald wieder das Grün, welches nach einem Gletschertag immer besonders schön ist. Wir müssen Benni noch einmal gut zureden, bevor er sich traut einen Zahn zuzulegen. Dann aber ist er soweit und lässt uns gemütlich weiterwandern.

Zügig entfernt er sich von uns und wir sind uns sicher, dass er im Auto sitzt bevor wir an der Hütte sind. Ein herzliches Danke Benni! Gerne wieder mit Dir. Trotz oder auch wegen des Wetters hatten wir einen super Tag mit Dir.

Tourengänger: schimi


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