Mit Alpininteressierten am Wilden Mannle 3018m (Normalweg von Süden)


Publiziert von alpensucht , 29. September 2013 um 11:22.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Ötztaler Alpen
Tour Datum: 2 Juli 2013
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 8:30
Aufstieg: 1100 m
Abstieg: 400 m
Strecke:Vent - Stablein - Biwakplatz - Wildes Mannle - Biwakplatz ca. 7,5km

Nach einem sehr erfüllten Tag und dem doch noch glücklichen Zusammentreffen mit meinen Tourenpartnern gestern spät abends in Vent, kriechen wir etwas verspätet aus unseren Schlafsäcken. Trotz häufiger Wetterleuchten Richtung Hauptkamm und trotz des etwas unebenen Untergrunds, hatten wir eine gute Nacht. Nur unser Rüdi hat schon etwas Kopfschmerzen. Wir befinden uns gerade mal auf 1900müM!! Es bleibt keine Zeit den drei Neulingen von meinen genialen Erlebnissen von gestern am Seykogel zu erzählen.

 

Lange dauert es, bis wir alles gut gepackt haben und bis ich meine Tragetasche mit allen unnötigen Utensilien oberhalb von Vent deponiert habe.

 

Mit viel Gepäck bis zum Biwakplatz am Wilden Mannle

Um 8 Uhr geht’s dann endlich los. Wir nehmen den Aufstieg Richtung Stablein Bergrestaurant direkt unter dem Sessellift in Kehren empor (T2). Rüdi, unser Fotograph, hat schon sehr zu kämpfen mit seinem Rucksackgewicht (ca. 20kg) und den körperlichen Reaktionen auf den Schlafmangel der letzten Tage und auf den geringeren O²-Partialdruck. Die anderen beiden sind zwar auch nicht gerade schnell, aber machen eine recht gute Figur :) Christian rennt total unregelmäßig los und wartet dann immer auf uns. Er hat sehr viel für gute und leichte Ausrüstung investiert und hat rund 16kg auf seinem Rücken. Carsten hat das größte Gepäckvolumen. Sein Rucksack wiegt deutlich über 20kg. Alle waren dagegen, dass ich im Tal nochmal in die Rucksäcke schaue und Unnötiges deponiere...

 

Die vielen wichtigen Fotopausen angesichts der atemberaubenden Aussicht auf die Talleitspitze dienen natürlich auch zum Durchatmen. Rüdi regt sich über die Steilheit des Wegs auf, was mich etwas unmutig werden lässt, denn wir haben es gerade erst mit T2 und max. (geschätzzten) 25° Steigung zu tun. Wenn überhaupt. Doch gemeinsam motivieren wir uns gegenseitig, setzen uns kleine Ziele, bis zur/zum nächsten Wegecke, Aussichtsposten, Trinkpause etc.

 

Als ich nach ca. 1h meinen Begleitern mitteile, dass wir nun schon fast 200Hm geschafft hätten, staunen sie nicht schlecht. Die Hälfte bis Stablein ist geschafft. Nun nehme ich zusätzlich noch Rüdi's Gepäck auf mich (nun habe ich über 40kg zu schleppen). Länger als rund 20min halte ich das aber nicht aus. Dann übernimmt Rüdi Christian's leichteren Rucksack und Christian trägt Rüdi's weiter.

 

10 Uhr. Am Bergrestaurant werden wir mit Schlagermusik à la Aprés-Ski empfangen. Hier hält uns nichts lange auf. Nach einem Blick auf die Karte nehmen wir den Rest des Aufstiegs bis zu einem möglichen Biwakplatz unter die Füße. An einer Weggabelung (Breslauer Hütte, Wildes Mannle, Panoramaweg) machen wir wegen allgemeinen Hungers Pause.

 

Einen schönen Biwakplatz finden wir um 11:40 Uhr auf rund 2600m. Endlich entledigen wir uns des schweren Gepäcks. Rüdi hat zunehmend Kopfschmerzen. Ich hoffe auf eine erfolgreiche Akklimatisierung, nachdem wir auf dem Gipfel des Wilden Mannle gewesen sein werden.

 

Drei Neulinge begehen ihren ersten 3000er: Der Gipfel des Wilden Mannle

Nach einigem Suchen und Ausruhen gehen wir etwa 12 Uhr mit knappen Gepäck zurück auf den Weg zum Wilden Mannle. Christian hat nur einen 2l Wassersack umgeschnallt. Ich trage den Tourenrucksack mit max. 7kg Kleidung und Notverpflegung, Rüdi bekommt meine Trekkingstöcke. Dafür dass wir gerade erst einige Stunden zusammen unterwegs sind, scheinen wir schon ein gutes Team gebildet zu haben: der Schwächste gibt das Tempo vor und wird weitgehend entlastet. Der Pfad zieht über der kleinen Mittelstationshütte (Wintersportbetrieb) nordwärts gen Südwestflanke vom Wilden Mannle. Oberhalb der von Schafen belagerten, kleinen Hütte ersteigen wir gespannt die kleine Steilstufe (markiert, T2). Das erste Schneefeld ist noch flach und keiner scheut sich die Schuhe nass zu machen (nur ich trage meine Gamaschen). Beim Blick zurück beeindruckt immer wieder die markante Talleitspitze und der Ramolkamm links davon. Bald öffnet sich auch der Blick zum Rofenkarferner und dem überfirnten Nordostgrat der Wildspitze je höher wir steigen. 13:00 Uhr.

 

Die Schneefelder werden steiler, das Gelände besteht auf 2900m nur noch aus Block und Schutt. Die Südwestflanke sieht recht steil aus. Meine Begleiter glauben kaum, dass da unser Steig hindurch verläuft. Den „Einstieg“ in die Flanke vermittelt ein größeres Schneefeld, welches im oberen Teil schon so steil wird, dass Ausrutschgefahr herrscht. Doch die Spuren sind gut und die Schritte meiner Begleiter recht sicher. Carsten will am liebsten gleich ins weglose Gelände, doch pfeife ich ihn für den Aufstieg vorerst zurück auf den Weg. Er soll sich erst mit dem Weg und dem Fels am Weg vertraut machen. Jener zieht sich in vielen Serpentinen recht steil durch die Flanke (T3). Rüdi braucht viel Motivation. Wir setzen uns (für Rüdi) Zwischenziele etwa alle 50-80Hm. Das hilft.

 

An der einen kurzen Drahtseilstelle packen alle kräftig zu. Hier beweisen meine Begleiter, dass sie nicht so schnell vor steilerem Fels zurückschrecken. Am Gipfelgrat (immerhin über 3000müM!) kommt endlich das typische „hochalpine Gefühl“ auf, welches sich bei mir meist einstellt, wenn man sich irgendwie oben, etwas exponiert und an einem Firngrat (oder auch Schneerücken) befindet, der Wind pfeift, es viel kälter als unten ist.

 

Kurz: hier oben fühle ich mich so gut wie immer pudelwohl und genieße dankbar jeden Schritt, den ich vorwärts gehen darf. 14 Uhr.

 

Am Gipfel sitzen auch einige, die über den etwas anspruchsvolleren Steig von Nordwesten durch die Westflanke aufgestiegen sind.

 

Abstiegsdiskussionen am Gipfel

Carsten will unbedingt den anderen Weg hinab gehen. Grundsätzlich habe ich da auch keine Bedenken, dass die anderen beiden das nicht schaffen würden. Doch habe ich die Uhrzeit vor Augen und den Wetterbericht aus Vent (und die Wetterinfos vom Drachenflieger Peter aus München) im Hinterkopf. Auch kenne ich diesen Steig noch nicht und kann nur schwer die Bedingungen einschätzen, weil es sich um nordwestliche bis westliche Hangexposition handelt. Vor zwei Tagen lag in dieser Hanglage und Höhe noch sehr viel Schnee... Obwohl ich mich beinahe überzeugen lassen habe, entscheide ich letztendlich aus dem Bauch heraus (hatte kein gutes Gefühl bei dem Gedanken an einen Alternativabstieg), dass wir den gleichen Weg zurück gehen. Den anderen können wir an einem anderen Tag begehen und die Biwakplätze müssen vorbereitet werden, bevor der angesagte Regen einsetzt. Die Bewölkung lässt darauf schließen, dass in spätestens zwei Stunden Regen kommen kann. Carsten versucht mich noch nach meiner Entscheidung umzustimmen, aber die Erinnerungen an den nötigen Rettungseinsatz Ende März machen mich sicher in dieser Entscheidung. Schließlich bin ich mit Einsteigern unterwegs. Mit solchen auf Tour habe ich schon manchmal ungünstige Entscheidungen getroffen, oder der Sturheit eines Partners nachgegeben (Anfänger mit Folgen am Clariden)

 

Wettlauf mit den Regenwolken hinab zum Biwakplatz

Wir machen uns an den Abstieg über die selbe Route, auf der wir hinauf gekommen sind. Ich beobachte, wie geschickt Carsten sich im Fels- und Blockgelände bewegt. Christian und Rüdiger machen noch unzählige Fotos bevor wir überhaupt den Gipfelgrat verlassen. Wir müssen immer wieder lange auf die beiden warten. Deshalb nutzen wir also die Zeit etwas neben dem markierten Weg im Fels abzuklettern (II-III), wo es nicht so gefährlich aussieht.

 

Wegen der stärker werdenden Bewölkung entscheide ich, sobald das Gelände etwas weniger steil wird, dass Carsten und ich zum Biwakplatz laufen und diesen vorbereiten. So wollen wir ein Aufbau im Regen verhindern. Im Laufschritt steigen wir beide nun ab.Der Abstand zu unseren beiden Partnern vergrößert sich schnell. Den letzten Abschnitt der Route schneiden wir noch in der schrofigen, und grasigen Südflanke (T4) ab und gelangen zum Biwakplatz, wo wir schnell alles vor dem nahen Regen schützen und die ersten Tropfen fallen, als wir fast fertig sind mit dem Aufbau. Es beginnt heftig zu winden.

 

Bald kommen auch Rüdi und Christian an. Im weiteren Verlauf des Abends geht es Rüdi schlechter. Ich erwäge am nächsten Tag mit ihm ins Tal zu gehen. Vorerst wollen wir den nächsten Tag abwarten.

 

Die Tour lässt mich für die nächsten Tage hoffen. Meine Begleiter haben sich als trittsicher und weitgehend schwindelfrei erwiesen. Das Wilde Mannle ist natürlich optimal als Einsteiger-3000er geeignet und am Gipfel haben mir auch einige Leute viele Fragen gestellt zu Route und Schwierigkeiten. Dabei versuche ich möglichst „defensiv“ (oder gar nichts) zu empfehlen, weil man häufig die Frager nicht wirklich einschätzen kann.

Der Regen war zwar nur ein kurzer aber kräftiger Schauer, dennoch war ich froh, die richtige Entscheidung bezüglich des Abstiegs getroffen zu haben.

 

Ursprünglich wollten wir am nächsten Tag den wunderschönen und teils noch verschneiten Seuffertweg in Angriff nehmen. Doch die Umstände werden einige Planänderungen verursachen...

 

Die T4- und Felsbewertungen beziehen sich nur auf alles, was wir außerhalb der Normalroute im Abstieg gemacht haben zur Übung und um Zeit zu sparen!! Der Normalweg von Süden ist nur T3!!!


Tourengänger: alpensucht


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