Monte Pelmo (3168m) und leider keine Civetta


Publiziert von steinziege , 8. September 2013 um 13:09.

Region: Welt » Italien » Venetien
Tour Datum: 4 September 2013
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Zoppe di Cadore
Unterkunftmöglichkeiten:Rif. Venetia
Kartennummer:Tabacco 025

Der Pelmo! Vor Jahren hatte ich diesen Berg von Antelao, Marmolata, Sorapis bewundert. Seitdem hatte ich auf die Tour gehofft (solo für mich eine Nummer zu groß, da ich IIer Stellen meist erst einschätzen kann, wenn ich davor stehe) - jetzt war sie ausgeschrieben, als Gemeinschaftstour, und das Wetter schien mitzuspielen. O.K., die Anreise ist - ökologisch fast unverantwortlich - lang, aber mit voll besetztem Auto und für diesen Berg vielleicht noch zu vertreten.

Da von Anfang an klar war, dass wir kein Leistungsbergsteigen betreiben, sondern uns in den  Bergen erholen wollen, war der kurze Anstieg von Süden (471) angesagt.
Schon die Anfahrt nach Zoppè di Cadore ließ einem das Wasser im Munde zusammenlaufen - immer wieder erschien der fantastische Klotz über den Waldbuckeln, in immer wieder veränderter Kontur, da wir auf der Anfahrt das Massiv halb umrundeten.

Der Aufstieg von Zoppè di Cadore ist ausgesprochen gemütlich - ca. 450 hm auf gutem Weg einen Waldrücken hinauf, sehr angenehm bei den sehr sommerlichen Temperaturen, das dicke Nadelpolster weich unter den Füßen. Zum Entzücken unserer jüngsten Mitgeherin (14) standen, als der Rücken sich zurücklehnte und abflachte, etliche Hottehühs herum, die sich sogar beschmusen ließen. Zumindest der Schimmel war ausgesprochen anmutig.

Übernachtung im gar nicht überfüllten (es war Dienstag) Rif. Venezia, Abendessen. Polenta.

Am nächsten Tage bei strahlendem Wetter die Pelmo-Tour. Sie ist hier ja mehrfach beschrieben, z.B. hier (ADI), der auch die (nicht ganz korrekte) Routen-Postkarte online gestellt hat.
Was die Anforderungen angeht, ein paar kleine Ergänzungen:
Das bunte kleine Gipfelkreuz von ADIs Fotos ist einem neuen größeren gewichen.
Am Ball-Band gibt es einen ausgesprochenen "Zwergentod" in Form eines großen Spreizschrittes an einer etwas abdrängenden Stelle, der sich aber problemlos unten herum umgehen lässt. Das "Kriechband"  ist durch ein Fixseil entschärft, nix Kriechen.
Dem Band folgt eine nicht enden wollende Schutt- und Geröllhalde (im Abstieg kann man teilweise kurze Stücke abfahren), unterbrochen von ein paar Felsbändern, deren erstes im Abstieg für kleinere Personen nicht so ganz trivial abzuklettern ist. (Vielleicht haben wir nicht lange genug nach der idealen Stelle gesucht.) Hat man diese Bänder erreicht, öffnet sich die riesige Fels-Arena des Vant, ungeheuer beeindruckend, besonders die massive gelbe Wand der Spalla Est. Ist man nach dem stundenlangen Geröllhatsch am Südgrat des eigentlichen Gipfelaufbaus angekommen, darf man endlich wieder kraxeln. Die von einigen als "Schwierigkeit" genannte "ausgesetzte Stelle" fand ich unschwierig, aber die (letzte)  "kleine Kletterstelle" danach ist für kleinere Personen mühsam und grenzt im Abstieg ans Kaliber "Zwergentod".

Wir hatten uns Zeit gelassen, kamen bei guter Puste oben an und genossen lange die fantastische Rundsicht auf Cristallo, Sorapis, Antelao, Bosconero-Gruppe, Tamer, Civetta, Sella, Langkofel - naja, die ganze Dolomiten-Prominenz halt.

Im Abstieg war der Geröllhang schier endlos.... etliche Schneefelder erleichterten allerdings den oberen Kessel.

Abends gab es Polenta.

Am nächsten Tag Abstieg, bisserl Chillen im Tal, Fahrt nach Pala Favera und Aufstieg zum Rifugio Coldai (dicht besetzt mit Höhenwegwanderern), mit Abendspaziergang zum überlaufenen Lago Coldai.

Zum Abendessen gab es - na was schon - Polenta.

Am nächsten Tag zog bereits morgens die erste leichte Bewölkung auf, es war auch für 7:30 etwas zu warm. Die Wetterberichte widersprachen einander - verstärkte Gewitterneigung oder nicht? Wir wanderten also erstmal zum Einstieg der Ferrata Alleghese. Währenddessen zogen imer mehr Nebel und Wolkenfetzen auf, die sich zunehmend um den Gipfelblock zusammenballten. Zuletzt sah man nur noch den Einstieg. Da 800 hm Klettersteig (bei eher gemütlichem Tempo entsprechend lang) keinen Spaß machen, wenn man die meiste Zeit in der Nebelsuppe steckt und statt warmem Fels kaltes, feuchtes Gestein hat, außerdem Gewitterrisiko zu bestehen schien, ließen wir es bleiben, wanderten den hübschen Sentiero Tivan nach  Süden und stiegen nach Pelco Vecchia ab - gegen Mittag wurde der Monte Pelmo wieder frei, aber das dicke Gewölk an der Ostseite der Civetta hielt sich den ganzen Tag, und immer wieder zogen irgendwo dicke schwarze Wolken auf. Gewitter gab es dann doch nicht...

Der Mini-Klettersteig Sass di Roccia bei Ronc mit dem idyllischen Bivacco obendrauf war kein Civetta- Ersatz, aber ausgesprochen spaßig. Schade, dass es im schönen Klettergarten keine leichten Routen gab, das hätte uns noch sehr gereizt.

Aber der Pelmo war eine supergeniale Tour!!!

Dem Organisator deshalb hier ein dickes DANKESCHÖN!

Tourengänger: steinziege


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