Monte Vioz (3645 m) und Cima Linke (3631 m) - unschwierige Dreitausender mit großartiger Aussicht


Publiziert von gero , 6. September 2013 um 15:06.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum: 3 September 2013
Hochtouren Schwierigkeit: WS-
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 6:30
Aufstieg: 920 m
Abstieg: 1560 m
Strecke:Ex. Rif. Mantova - Rif. Mantova - Monte Vioz - Cima Linke - Doss dei Cembri (10,7 km)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Aus dem Val di Sole hinauf nach Pejo Fonti. Von dort mit 2 Seilbahnsektionen hinauf zum Standort des Ex. Rif. Mantova auf 3000 m Höhe.
Kartennummer:Tabacco Blatt 08 (Ortlergebiet 1:25.000)

Auf welche hohen Berge im Ortlergebiet kann man unbesorgt als Alleingänger hinaufwandern? Meine Wahl fällt auf den Monte Vioz und die unmittelbar benachbarte Cima Linke in der südlichen Ortlergruppe. Zugegeben - die Anfahrt ist aus den Nordalpen ziemlich weit, aber was tut man nicht alles für einen gelungenen Bergtag.

Die Bergtour startet (und endet) ganz gemütlich: von Pejo Fonti (1383 m) geht es mit der Seilbahn erst einmal hinauf zum Rif. Scoiattolo (1998 m) und von dort weiter mit der 2010 in Betrieb genommenen Großkabinenbahn zum Standort des (ehemaligen) Ex. Rif. Mantova (2955 m). Hinsichtlich der Betriebszeiten und Fahrpreise der Seilbahn konsultiere man die Homepage der Funivia Pejo 3000, wie sich der Betrieb nennt. Enden wird meine Besteigung des Monte Vioz mit der Rückfahrt ins Tal ab Doss dei Cembri (2315 m).

Um 8:30 Uhr stehe ich also vor der großen, aber (noch) spartanischen Bergstation der Großkabinenbahn auf knapp 3000 m Höhe. Bereits hier ist die Aussicht nach Süden hinüber zum Adamello grandios; die vor wenigen Wochen bestiegene Presanella präsentiert sich als breite Phalanx von Graten und Wänden über dem spaltenreichen Presanella-Gletscher. Und auch mein Tagesziel ist nordseitig bereits sichtbar: der Monte Vioz, dessen Gipfelkreuz in der Morgensonne funkelt, knapp darunter das Rifugio Mantova al Vioz.

Zunächst heißt es nun knapp 200 Hm absteigen; ein kleines Schild hinter der Seilbahnstation markiert den Beginn von Steig Nr. 138 hinunter zum Doss dei Cembri. Der Steig führt abwärts in den Talgrund in Richtung zum Rest eines verlandenden Sees (2826 m), an dessen unterem Ende der Wiederanstieg zum Weg beginnt, der von Doss dei Cembri zum Monte Vioz hinaufführt.

Achtung für Nachahmer: wie der LK zu entnehmen ist, findet sich unterhalb des besagten Seeleins eine Verzweigung der Wegführung - sie ist aber nicht beschildert und nur mit Konzentration als solche erkennbar. Beschildert ist zwar der ABstieg nach Doss dei Cembri (Steig Nr. 138), nicht aber der ANstieg, der nun Richtung Ost-Nord-Ost auf den Dente del Vioz zuführt (im folgenden schwache rote Markierungen). Alternativ könnte man auch einen weiteren Anstiegsweg gehen, der nördlich in die Schotterwüste (gemäß LK Le Vasche genannt) führt; dieser Steig ist aber sehr steil und meines Erachtens höchstens für den Abstieg benutzbar (s. mein GPS-Track: ich bin diesen Steig abgestiegen, s. später; gelbe Markierungen).

Jedenfalls achte man an dieser Stelle auf einige schwache rote Farbtupfen, die an einer auffälligen Bruchsteinwand angepinselt sind: hier geht es rechts an der Mauer vorbei, und im folgenden immer wieder solchen verwaschenen roten Tupfen, manchmal auch Steinmännlein, nach. Der Steig ist anstrengend: es geht durch grobes Blockwerk, mehrfach muß ich den Weiterweg suchen, aber erreiche doch gegen 9:40 Uhr (also eine gute Stunde nach Abmarsch bei der Seilbahnstation, ziemlich aus der Puste) den Hauptweg, der von Doss dei Cembri heraufkommt.

Man spart zwar mit meiner Wegführung 500 Hm gegenüber dem Hauptweg, aber ob sich dies in Anbetracht des schweißtreibenden Blockwerks lohnt, sei dahingestellt.

Nun folgt man dem sehr gut präparierten Weg hinauf zum Vioz; ich passiere um 10:20 Uhr (also 2 Std. nach Abmarsch) den schartenähnlichen Aussichtspunkt Brik (3206 m), und kurze Zeit später einen deutlichen, passähnlichen Absatz im Südostgrat des Monte Vioz. An dieser Stelle kommt der andere Steilanstieg via Le Vasche herauf.

Von der Hütte trennt mich nun noch eine 350 Hm hohe Geröllflanke, die außerordentlich ungemütlich aussieht. Aber die Wegemacher haben hier ganze Arbeit geleistet: fast wie ein Promenadenweg geht es dahin, wenn auch mit vielen ziemlich steilen Kehren. Gelegentlich helfen kurze Fixseile und Holzstufen beim Weiterkommen. Und urplötzlich sind dann sowohl die Hütte als auch das Gipfelkreuz zum Greifen nah - um 11:20 Uhr stehe ich am Rif. Mantova al Vioz (3535 m), einer der höchstgelegenen Hütten der Ostalpen. Gleich dahinter führt ein Geröllrücken in weiteren 20 Minuten relativ bequem zum Kreuzgipfel des Monte Vioz, aber bis zum höchsten Punkt sind es dann nochmals 5 Minuten weiteren Wegs. Jedenfalls habe ich um 11:45 Uhr den Monte Vioz (3645 m) erreicht und somit gut 3 Std. ab der Seilbahn-Bergstation benötigt.

Der Vioz wartet mit einem Panorama auf, das seinesgleichen sucht: dominierend ist der gegenüber befindliche Palon dela Mare (3703 m), der nur mit einem Ab- und Wiederanstieg über den obersten Fornogletscher erreichbar ist; dabei wird der Passo della Vedretta Rossa (3405 m) berührt - der Übergang liegt also nicht im Bereich des möglichen, wenn man die letzte Talfahrt der Seilbahn noch erreichen will. Eine breite Spur führt hinüber, sie lockt mich ganz erheblich, aber ich widerstehe der Versuchung. Statt dessen wandere ich noch in 10 Minuten hinüber zur wenig niedrigeren Cima Linke (3631 m), von der das Panorama genauso phänomenal ist wie vom Vioz: Presanella und Adamello im Süden, im Westen das spitze Horn der Punta di San Matteo, im Norden die zentrale Ortlergruppe (der Ortler selbst verbirgt sich hinter der Königspitze). Etwas weiter weg liegen die Felsburgen der Brentagruppe, und viel weiter weg der Alpenhauptkamm.

Ich liege in der Sonne, es ist schnuckelig warm, und bin mit mir und der Welt zufrieden. Wegen der fortgeschrittenen Jahreszeit hält sich der Ansturm weiterer Berggänger in sehr erfreulichen Grenzen.

Wie bereits einleitend geschrieben, wähle ich beim Rückweg (im Sattel etwas oberhalb von Brik) zum Abstieg den beschilderten und mit Stangen, gelben Tupfen und Steinmännern gekennzeichneten Direktabstieg über die Schotterwüste von Le Vasche. Der Steig ist aber derart steil, daß keine rechte Freude aufkommen mag; ich kann ihn deshalb nicht wirklich empfehlen, wenn man nicht wirklich zur Bergstation der Großkabinenbahn Pejo 3000 (fast 200 m Gegenanstieg ab Seelein mit Kote 2826 m !) hinüber muß.

Schließlich wandere ich das Valle della Mite hinunter (Steig Nr. 138) nach Doss dei Cembri (2315 m) und schaukele von dort sehr gemütlich erst mit dem Sessellift zum Rif. Scoiattolo (1998 m) und weiter mit der Kabinenbahn zurück ins Tal.

Anmerkungen:
- Ich habe absichtlich meinen Weg von ex. Rif. Mantova sehr genau beschrieben - Nachahmer meiner Vioz-Besteigung sollten sich überlegen, ob sie nicht lieber den zwar deutlich längeren, aber bequemeren Aufstieg ab Doss dei Cembri wählen.
- Steigeisen oder gar Pickel sind weder für den Monte Vioz selbst noch für den Übergang zur Cima Linke erforderlich.
- Die Nähe der Seilbahnen und die Hütte kurz unter dem Gipfel machen den Monte Vioz zu einem relativ bequemen Tagesziel; trotzdem darf man ihn nicht unterschätzen, immerhin ist man auf knapp 3700 m und damit auf einem der höheren Berge der Ortlergruppe.
- Aufgrund dieser Höhe ist der Monte Vioz ein genialer Aussichtsberg und rentiert die Besteigung vor allem bei schönem Wetter.

Tourengänger: gero


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden


Geodaten
 17764.gpx Auf den Monte Vioz

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen

T3
13 Aug 11
Monte Vioz · andrea62
T6 WS+ II K2
26 Jun 22
Hochtour ab Bivacco Meneghello: Überschreitung Punta Cadini,... · Heidelberger Gipfelsammler Ötzi II
T3+ WS
27 Jun 11
Ascesa al Vioz 3644 · Amadeus
T3 WS
21 Aug 10
Monte Vioz 3644 · Armandos
T3
T3 WS-

Kommentare (1)


Kommentar hinzufügen

Felix hat gesagt:
Gesendet am 11. Oktober 2013 um 19:13
wenn auch zwischenzeitlich "grauslich": eine tolle Tour; wenn's denn nur nicht so weit wäre ...

auch hier: eine fantastische, sehr beeindruckende Gegend!

liebe Grüsse

Felix


Kommentar hinzufügen»