Castor- und Liskammüberschreitung
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Nach unserer gelungenen Einlauftour zum Pollux wollten wir es ein paar Tage später wissen:
Liskamm Überschreitung führte seit längerem meine Wunschliste an und auch Eugen stand schon hochmotiviert in den Startlöchern. Es sollte dieses Mal wieder eine seiner berüchtigten Brig (ger) touren werden, also Start vom Bahnhof Brig. Nun brauchte nur noch das Zwischentief wegzuziehen und schon sollte es losgehen. Samstag war herrliches Wetter angesagt und wir wollten die Gelegenheit sofort beim Schopf packen.
Freitag fuhr ich dann nach Zermatt, um mit der Seilbahn wieder zum Klein Matterhorn zu gelangen. Es war gar nicht viel los, denn alle Berge waren in dicken Nebel gehüllt und langsam kamen mir Zweifel auf, ob wir unsere Tour nicht doch besser um einen Tag verschoben hätten.
Eugen hatte eine Unterbringung in der Matterhorn Lodge für mich gebucht und ich begab mich von der Seilbahn Station sofort in das Restaurant, um Näheres zu erfahren.
Eine freundliche Angestelle führte mich die Treppe hoch in einen großen, hellen, freundlichen Gemeinschaftsraum, der mit Tischen, Bänken, zwei Mikrowellen und einer Kochgelegenheit mit Geschirr ausgestattet war. Das Vierbett-Zimmer ließ keine Wünsche offen, ebenso wie die sanitären Anlagen. Sogar eine Dusche gab es dort und das auf 3800m! Am Abend verließ das Personal die Station und oben blieben nur die Gäste. Auf Wunsch konnte man sich das Nachtessen vom Restaurant vorbereiten lassen oder man kochte selber.
Am frühen Morgen traf Eugen gutgelaunt und irgendwie noch überhaupt nicht müde am Klein Matterhorn ein. Nach einer längeren Frühstückspause beschlossen wir mit unserer Tour bis zum Sonnenaufgang zu warten: da ist die Sicht besser und man spart die Batterien der Stirnlampe. Das Wetter hatte sich an den Wetterbericht gehalten und zeigte sich von seiner besten Seite, allerdings wehte ein eisiger, heftiger Wind.
Frohen Mutes zogen wir wieder auf unserem Weg los, den wir drei Tage vorher schon gegangen waren: ich zuerst, Eugen hinterher, genau bis zum Fuße des Castors.
"Nun verkürzen wir wieder das Seil wenn wir aufsteigen" meinte Eugen gönnerhaft, "und ich gehe vor!" "Wie jetzt", dachte ich, " ich könnte durchaus auch das Seil verkürzen und eine Spur nach oben war gut zu sehen!" Na gut, dann also nicht. Wir waren gut drauf und konnten Seilschaften am Berg ein- bzw. überholen. Das war auch gut so, denn eine Dreier-Seilschaft machte weder konditionell noch technisch einen souveränen Eindruck, sodass wir froh waren sie hinter uns zu lassen. Auf dem Gipfel des Castors präsentierte sich unser nächstes Etappenziel in strahlendem Sonnenlicht: der Liskamm!
Viele Seilschaften von den italienischen Hütten waren an diesem Morgen am Castor unterwegs. Wir überschritten den Gipfel und stiegen in gutem Firn zum Felikjoch hinunter. Mittlerweile kamen mir immer größere Zweifel, ob ich die Tour überhaupt angehen sollte, denn der Wind blies nach wie vor heftig. Unterwegs trafen wir eine französisch sprechende Seilschaft, die von guten Bedingungen am Liskamm berichtete. Den Wind erwähnten sie nicht, oder ich habe es nicht verstanden. Eugen überhörte geflissentlich meine Bedenken und meinte nur: "Wir probieren es einfach ein wenig!"
Wir stiegen also Richtung Felikjoch auf und ich wähnte mich schon das Felikhorn bestiegen zu haben, als Eugen mir im Nachhinein die Illusion raubte und in seinem Bericht schrieb, dass wir um wenige Meter dran vorbei gegangen waren. Dann also nicht. Der Gipfel des Liskamm West steilte sich gegen Ende hin immer mehr auf und so waren wir erst mal froh, den ersten Gipfel erstiegen zu haben.
Und da lag der Grat vor uns: Eugen kannte ja die Tour, aber ich musste erst mal schlucken. Ein Grat in einer solchen Länge und Ausgesetztheit war schon eine ganz besondere Hausnummer!
Gott sei Dank fanden wir eine gute Spur vor! Hochkonzentriert und zum Teil nur Fußstapfen folgend machten wir uns auf den Weg. Dann kam eine kurze Kletterpassage und einen Absatz mit einer Abseilschlinge. "Wir seilen hier mit einem VP ab!" sagte Eugen. Pause. "Was, um Himmels Willen, meint er nur damit?" Panik breitete sich in mir aus und ich fühlte mich wie in einer Prüfung, bei der ich etwas gefragt werde, von dem ich überhaupt keine Ahnung hatte. "VP?" Wenig klug muss ich wohl ausgesehen haben. "Ja klar, nimm doch deinen Karabiner!" meinte Eugen und deutete auf meinen Gurt. Er machte mir den Knoten vor und dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Eugen meinte, ich solle mich mit einem HMS abseilen! OK; alles wieder im grünen Bereich. Bald war das Klettern vorbei und der Grat wurde zunehmend breiter zum Liskamm Ost hin. Die Spannung lies bei mir deutlich nach und ich konnte den Aufstieg und am Gipfel das Panorama richtig genießen: alle Gipfel vom Monte Rosa lagen vor mir und es war ein erhebendes Gefühl alles so sehen zu dürfen.
Nun kam es zum Abstieg ins Lisjoch. Ich hatte zwar in diversen Führern gelesen, dass der Abstieg sehr steil sei und die Schwierigkeit unterschiedlich sein kann, je nach dem, ob eine Spur liegt und wie vereist sie ist, aber irgendwie hatte ich es mir so nicht vorgestellt. Eine gute Spur war wieder vorhanden und weil ich ja nicht oben bleiben konnte, machte ich mich wieder äußerst konzentriert auf den Weg. Lediglich eine Passage von ca. 30 m war vereist und Eugen sicherte mich souverän, während ich rückwärts abkletterte.
Irgendwie waren wir beide froh, als wir im Lisjoch ankamen und gönnten uns eine ausgiebige Pause.
Weil an diesem Wochenende alle Hütten ausgebucht waren, machten wir uns auf den langen Weg den Grenzgletscher runter zur ebenfalls vollbelegten Monte Rosa Hütte. Eugen ließ dort seinen ganzen Charme spielen und konnte für uns beide noch eine Übernachtung im Schutzraum organisieren, natürlich mit Nachtessen und Frühstück!
Das war mal richtig gut, und es war mir auch herzlich egal, dass Eugen lieber die Nacht in seinem eigenen Bett verbracht hätte. Am Morgen, der sich ebenfalls bei bestem Wetter zeigte, konnten wir gut ausgeruht den letzten Weg zur Bahnstation Rotenboden gehen.
Liskamm Überschreitung führte seit längerem meine Wunschliste an und auch Eugen stand schon hochmotiviert in den Startlöchern. Es sollte dieses Mal wieder eine seiner berüchtigten Brig (ger) touren werden, also Start vom Bahnhof Brig. Nun brauchte nur noch das Zwischentief wegzuziehen und schon sollte es losgehen. Samstag war herrliches Wetter angesagt und wir wollten die Gelegenheit sofort beim Schopf packen.
Freitag fuhr ich dann nach Zermatt, um mit der Seilbahn wieder zum Klein Matterhorn zu gelangen. Es war gar nicht viel los, denn alle Berge waren in dicken Nebel gehüllt und langsam kamen mir Zweifel auf, ob wir unsere Tour nicht doch besser um einen Tag verschoben hätten.
Eugen hatte eine Unterbringung in der Matterhorn Lodge für mich gebucht und ich begab mich von der Seilbahn Station sofort in das Restaurant, um Näheres zu erfahren.
Eine freundliche Angestelle führte mich die Treppe hoch in einen großen, hellen, freundlichen Gemeinschaftsraum, der mit Tischen, Bänken, zwei Mikrowellen und einer Kochgelegenheit mit Geschirr ausgestattet war. Das Vierbett-Zimmer ließ keine Wünsche offen, ebenso wie die sanitären Anlagen. Sogar eine Dusche gab es dort und das auf 3800m! Am Abend verließ das Personal die Station und oben blieben nur die Gäste. Auf Wunsch konnte man sich das Nachtessen vom Restaurant vorbereiten lassen oder man kochte selber.
Am frühen Morgen traf Eugen gutgelaunt und irgendwie noch überhaupt nicht müde am Klein Matterhorn ein. Nach einer längeren Frühstückspause beschlossen wir mit unserer Tour bis zum Sonnenaufgang zu warten: da ist die Sicht besser und man spart die Batterien der Stirnlampe. Das Wetter hatte sich an den Wetterbericht gehalten und zeigte sich von seiner besten Seite, allerdings wehte ein eisiger, heftiger Wind.
Frohen Mutes zogen wir wieder auf unserem Weg los, den wir drei Tage vorher schon gegangen waren: ich zuerst, Eugen hinterher, genau bis zum Fuße des Castors.
"Nun verkürzen wir wieder das Seil wenn wir aufsteigen" meinte Eugen gönnerhaft, "und ich gehe vor!" "Wie jetzt", dachte ich, " ich könnte durchaus auch das Seil verkürzen und eine Spur nach oben war gut zu sehen!" Na gut, dann also nicht. Wir waren gut drauf und konnten Seilschaften am Berg ein- bzw. überholen. Das war auch gut so, denn eine Dreier-Seilschaft machte weder konditionell noch technisch einen souveränen Eindruck, sodass wir froh waren sie hinter uns zu lassen. Auf dem Gipfel des Castors präsentierte sich unser nächstes Etappenziel in strahlendem Sonnenlicht: der Liskamm!
Viele Seilschaften von den italienischen Hütten waren an diesem Morgen am Castor unterwegs. Wir überschritten den Gipfel und stiegen in gutem Firn zum Felikjoch hinunter. Mittlerweile kamen mir immer größere Zweifel, ob ich die Tour überhaupt angehen sollte, denn der Wind blies nach wie vor heftig. Unterwegs trafen wir eine französisch sprechende Seilschaft, die von guten Bedingungen am Liskamm berichtete. Den Wind erwähnten sie nicht, oder ich habe es nicht verstanden. Eugen überhörte geflissentlich meine Bedenken und meinte nur: "Wir probieren es einfach ein wenig!"
Wir stiegen also Richtung Felikjoch auf und ich wähnte mich schon das Felikhorn bestiegen zu haben, als Eugen mir im Nachhinein die Illusion raubte und in seinem Bericht schrieb, dass wir um wenige Meter dran vorbei gegangen waren. Dann also nicht. Der Gipfel des Liskamm West steilte sich gegen Ende hin immer mehr auf und so waren wir erst mal froh, den ersten Gipfel erstiegen zu haben.
Und da lag der Grat vor uns: Eugen kannte ja die Tour, aber ich musste erst mal schlucken. Ein Grat in einer solchen Länge und Ausgesetztheit war schon eine ganz besondere Hausnummer!
Gott sei Dank fanden wir eine gute Spur vor! Hochkonzentriert und zum Teil nur Fußstapfen folgend machten wir uns auf den Weg. Dann kam eine kurze Kletterpassage und einen Absatz mit einer Abseilschlinge. "Wir seilen hier mit einem VP ab!" sagte Eugen. Pause. "Was, um Himmels Willen, meint er nur damit?" Panik breitete sich in mir aus und ich fühlte mich wie in einer Prüfung, bei der ich etwas gefragt werde, von dem ich überhaupt keine Ahnung hatte. "VP?" Wenig klug muss ich wohl ausgesehen haben. "Ja klar, nimm doch deinen Karabiner!" meinte Eugen und deutete auf meinen Gurt. Er machte mir den Knoten vor und dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Eugen meinte, ich solle mich mit einem HMS abseilen! OK; alles wieder im grünen Bereich. Bald war das Klettern vorbei und der Grat wurde zunehmend breiter zum Liskamm Ost hin. Die Spannung lies bei mir deutlich nach und ich konnte den Aufstieg und am Gipfel das Panorama richtig genießen: alle Gipfel vom Monte Rosa lagen vor mir und es war ein erhebendes Gefühl alles so sehen zu dürfen.
Nun kam es zum Abstieg ins Lisjoch. Ich hatte zwar in diversen Führern gelesen, dass der Abstieg sehr steil sei und die Schwierigkeit unterschiedlich sein kann, je nach dem, ob eine Spur liegt und wie vereist sie ist, aber irgendwie hatte ich es mir so nicht vorgestellt. Eine gute Spur war wieder vorhanden und weil ich ja nicht oben bleiben konnte, machte ich mich wieder äußerst konzentriert auf den Weg. Lediglich eine Passage von ca. 30 m war vereist und Eugen sicherte mich souverän, während ich rückwärts abkletterte.
Irgendwie waren wir beide froh, als wir im Lisjoch ankamen und gönnten uns eine ausgiebige Pause.
Weil an diesem Wochenende alle Hütten ausgebucht waren, machten wir uns auf den langen Weg den Grenzgletscher runter zur ebenfalls vollbelegten Monte Rosa Hütte. Eugen ließ dort seinen ganzen Charme spielen und konnte für uns beide noch eine Übernachtung im Schutzraum organisieren, natürlich mit Nachtessen und Frühstück!
Das war mal richtig gut, und es war mir auch herzlich egal, dass Eugen lieber die Nacht in seinem eigenen Bett verbracht hätte. Am Morgen, der sich ebenfalls bei bestem Wetter zeigte, konnten wir gut ausgeruht den letzten Weg zur Bahnstation Rotenboden gehen.
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