Am Rockzipfel einer Wilden Frau


Publiziert von Ibex , 29. Juli 2013 um 12:36.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Frutigland
Tour Datum:26 Juli 2013
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Zeitbedarf: 2 Tage 7:00
Aufstieg: 1830 m
Abstieg: 1330 m
Strecke:Kandersteg - Grüenewald - Oeschinensee - Underbärgli - Oberbärgli - Blüemlisalphütte - Wildi Frau Gletscher - Hohtürli - Heuberg - Oeschinensee
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Zug nach Kandersteg
Unterkunftmöglichkeiten:Bergbeiz Underbärgli, Restaurant Oberbärgli, Blüemlisalphütte, Restaurant Oeschinensee (bei der Gondelbahn)

Es gibt Flecken, die sind schön. Dann gibt es Flecken, deren ersten Anblick man nie vergisst, weil sie einem den Atem rauben. Und dann gibt es noch Orte, die man schon in seinen Träumen gesehen hat ohne je dort gewesen zu sein, weil sie der Perfektion so nahe kommen, dass es fast in Kitsch abgleitet. Letzteres findet man in europäischen Gebirgen zwar selten, aber es gibt sie noch, diese magischen Plätze. Einer davon ist für mich der Oeschinensee.

Nach einer kühlen Vollmondnacht auf Underbärgli, folgt der steile Aufstieg durch die Felswände zum Oberbärgli. Der Weg dorthin und der weitere Hüttenaufstieg sind hier schon oft beschrieben worden, deshalb nur soviel: Zwischen Oberbärgli und der Moräne kann man an ein paar Stellen erkennen wie der Pfad unter dem "Winter-Dreivierteljahr" 2013 gelitten hat, da einige Passagen stärker abgerutscht sind als andere bei gleicher Hangneigung. Im obersten Teil, im schwarzen Schiefer dessen Ersteigung durch Treppenstufen enorm erleichtert wird, gilt es unter dem Verbindungsgrat Hohtürli-Schwarzhorn noch zwei einfache Schneefelder zu queren. Zwei Stunden nach Abmarsch bin ich auf der Blüemlisalphütte angekommen, beschliesse aber nicht dort auf den Bänken zu rasten, sondern noch einer gewissen Dame in der Umgebung näher zu kommen. Schaut man von Kandersteg aus Richtung Hütte, erscheint der untere Vorbau der Wildi Frau, auf dem sich auch ihr Gletscherrest befindet, wie ein Rock. Die Ersteigung durch die Felsen ist nicht schwierig, verlangt aber dennoch Aufmerksamkeit da es ziemlich ungesund Bergab ginge, wenn man auf dem rutschigen Teil des gerölligen Aufstieges stolpern sollte. An ein paar Stellen braucht es auch die Hände, um sich an glatten aber schön griffigen Platten hoch zu hiefen. Der Weg ist Weiss-Rot-Weiss markiert und für die Blüemlisalphütte wichtig, denn die Reste des Gletschers dort oben dienen als zentrale Wasserversorgung. Ich pausiere in der einsamen, unwirklichen Gegend, mit Tiefblick auf den Blüemlisalpgletscher und Fernsicht über den Thuner See bis hin zu den Gipfeln des Schwarzwaldes zugleich. Kandersteg und Kiental wirken wie kleine Modelldörfer. Wildstrubel, Wildhorn und Diablerets glänzen in der Morgensonne, während sich das berühmteste Dreigestirn der Welt aus ungewohnt wilder Perspektive zeigt (insbesondere der Eiger). Ein großartige Rundsicht hat man hier, auf ca. 3012m, unweit des Einstieges zum Weiss-Blau-Weiss markierten Teil des Wildi Frau Normalweges, für den es Kletterausrüstung benötigt. Ein Gruppe marschiert auch später an mir vorbei genau dorthin.

In der Hütte genehmige ich mir noch ein kühles Getränk auf der Terasse und steige schließlich auf gleichem Weg bis Oberbärgli ab. Es kommen logischerweise, da die Gondelbahn zwischenzeitlich den Betrieb aufgenommen hat, die ersten Tagesausflügler den Weg hinauf. Unten angekommen nehme ich nun nicht den Weg vom gestrigen Abend "unten rum", sondern oben entlang via Heuberg. Dieser Weg ist durch den Winter an einigen Stellen in Mitleidenschaft gezogen worden und abgerutscht, er bleibt aber alles in allem unschwierig und dabei sehr aussichtsreich. Eine Stunde später erreiche ich wieder die Gondelbahn und spare mir wegen der Hitze des letzte Stück und nehme jene nach Kandersteg, von wo aus mich der Zug wieder Heim bringt.

Tourengänger: Ibex


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