Über die Follaplatten und die Gletschergrube auf den Gonzen
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Ein wunderschöner und abenteuerlicher Aufstieg auf den Gonzen an einem idealen Frühlingstag
Der Sargans überragende Gonzen mag auf den ersten Blick nicht wie ein besonders spannender Gipfel für alpine Wandertouren aussehen. Seit der ausführlichen Beschreibung der innovativen Tour von Alpin_Rise wissen wir es jedoch besser. Der Aufstieg über die Follaplatten ist abwechslungsreich und hat einiges an Sehens- und Erlebenswürdigkeiten zu bieten. Die Route ist absolut empfehlenswert für jeden, der wilde Alpin-Wanderungen, Bergeinsamkeit und Abenteuer liebt. Die Besteigung des Gonzens ist eine ideale öV-Tour.
Die Schwierigkeiten liegen (auf der Normalroute) nirgends über T5. Ich habe den idealen Aufstieg allerdings mehrmals verfehlt und bin daher in T6-Gelände geraten. Die Orientierung ist besonders in den Follaplatten wegen der dichten Vegetation nicht ganz trivial. Ein sorgfältiges Routenstudium ist daher im Voraus ist anzuraten. Ausserdem ist es sinnvoll einen Helm mitzunehmen, da ziemlich viel loses Material rumliegt. Die Die Routenbeschreibung hier ist komplementär zum Alpin_Rise Bericht.
Vom Bahnhof Sargans, am Schloss vorbei und auf einem relativ langweiligen Zickzack Waldweg bis zum kreativen Schild. Von dort scheint ein passabler Pfad durch die Follaplaten zu führen. Ich bin leider schon vor dem Schild nach links gequert, deshalb zu tief in die Follaplatten gekommen und zu weit an deren linken Rand aufgestiegen. Das Gelände in den Follaplatten ist abschüssig und – wie der Name sagt – plattig. Am besten steigt man auf grasigen Spornen auf. Ich habe mich ungefähr in der Falllinie des Annegretli-Turmes hochgearbeitet und an dessen Fuss den Weg wieder gefunden. Von hier kann man einen kurzen Abstecher auf den wenig markanten Gipfel des Ghudlet Gonzen machen. Ein erstaunlich ausgetretener Pfad (T4) führt bis auf den Gipfel. Einen Gratbuckel umgeht man mit Vorteil südseitig (Weglein). Die Überschreitung ist auch möglich, jedoch ausgesetzt und brüchig (T6).
Zurück auf dem gut kenntlichen Pfad unter dem Annegretli und dem breiten Turm (Pt. 1509) hindurch in die tief eingeschnittene Rinne östlich davon querend. In dieser geht es hinauf zum riesigen Klemmblock. Man durchsteigt die Höhle unter dem Klemmblock und kommt durch ein Loch im Boden auf eine Geröllebene – eine geniale Passage. Unmittelbar von der Ebene quert man rechts (östlich) hinaus zur Gletschergrube. Ein schlecht kenntlicher Pfad führt auf Grasbändern um ein Eck und in eine kleine Parallelrinne. In dieser Rinne steigt man noch rund 10 Meter aufwärts und steht vor einem schmalen Durchschlupf im Fels aus dem ein eisiger Wind entgegenweht – ein Gletscherwind! Weiss man nicht genau, wo der Eingang zur Gletschergrube zu suchen ist, findet man sie nicht!
Eine Erkundung der Gletschergrube ist ein sehr eindrückliches Naturerlebnis, das keine Höhlenerfahrung voraussetzt. Beeindruckend sind, neben der gewaltigen Grösse der Höhle, vor allem ihre exponierte Lage, die Schneemassen in ihrem Innern und die Kombination von einer natürlichen Felshöhle mit einem Bergwerk. Die wunderschönen Erzgebilde im Innern der Gletschergrube sind nur noch Zugabe. Nach dem schmalen Eingang öffnet sich die Höhle bald. Ich hatte einige Mühe die hier rund 4 Meter hohen Schneemassen zu erklettern um weiter in die Höhle zu gelangen. Mit Spreizschritten gegen die Wand kam ich schliesslich die senkrechte Schneewand hoch. Im Hochsommer sieht es hier mit Sicherheit anders aus. Zwischen Klemmblöcken fällt Tageslicht in die über dreissig Meter hohe Haupthalle, die mit einem Gletscher gefüllt ist (scheinbar war dieser jedoch letzten Herbst mehr oder weniger weggeschmolzen). Eine Gletscherzunge fällt gegen hinten in die Dunkelheit ab. Es ist schon etwas unheimlich über das steile Schneefeld in den schwarzen Schlund zu steigen. Die Felsspalte ist hier immer noch mehrere Dutzend Meter hoch und rund 10 Meter breit. Nach etwa 30 Höhenmetern verflacht das Schneefeld und man tritt ins von Menschenhand geschaffene Bergwerk ein. In grossen Hallen wurde dort Erz abgebaut. An den Wänden finden sich vielfarbige Ablagerungen von oxidiertem Metall.
Vom Ausgang der Gletschergrube zurück zur Ebene über dem Klemmblock und von dort direkt rechts hoch in die Scharte (nicht links in die Scharte mit dem roten Gestein!). In leichter Kletterei (einige in den Fels gehauene Tritte) erreicht man die Scharte und steigt weiter über steiles Gras aufwärts zu einer schwach ausgeprägten Schulter in der nächsten Rippe (T5). Anschliessend auf Wegspuren abwärts und alles unmittelbar unter den Felswänden querend bis auf die Alpen zwischen Tschugga und Gonzen.
Ich bin weiter über den Südostkamm (Legföhren, T2) auf den Tschugga gestiegen – ein fantastischer Aussichtsgipfel, der viel seltener als der Gonzen besucht wird. Mit Schneefeld-Unterstützung geht’s zügig rüber auf den Gonzen, dem Dach der Welt, und dann in rasender Schneefeld-Rutscherei direkt über die Nordost-Hänge des Gonzen bergab. So sollte Abstieg immer sein – 400 Höhenmeter in 7 Minuten! Da ich so in Fahrt war, habe ich den Querweg zur Leiter verpasst und musste anschliessend wieder rund 100 Höhenmeter aufsteigen – toll! Für die Leitern hat sich das aber dennoch gelohnt: Tatsächlich eine schöne, gut ausgebaute und luftige Passage (T3, Schwindelfreiheit von Vorteil).

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