Cima di Negrös, von Lodrino nach Iragna


Publiziert von Kik , 8. Juli 2013 um 21:56.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Bellinzonese
Tour Datum:22 Juni 2013
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-TI   Gruppo Poncione Rosso 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 1900 m
Abstieg: 1900 m

In Biasca hörte es eben auf zu nieseln, in Lodrino war es bereits trocken und von Süden blies ein starker Wind. Dort wo das Dorf an die Felsen stösst, beginnt eine steile Steintreppe. Eine wunderbar gelegene Maiensässstufe folgt der andern: Lagua ist wunderschön über dem Tal gelegen, in den Wiesen blühen Graslilien. Grei liegt schon abgeschiedener mit instruktivem Blick ins Val Lodrino. Noch schöner ist Piancora, mit einer grossen Matte voll Arnika, Graslilien und Paradieslilien neben rotviolettem Thymian, der intensiv duftet. Auch die Alpe d'Alva liegt auf einer prächtigen offenen Weide mit Schulter gegen das Val Lodrino. Vis à vis imponieren der Torrone Alto und der Pizzo di Claro, beide mit viel Schnee. An der Kante gegen das Tal wachsen Feuerlilien, die kurz vor der Blüte stehen. Die gut ausgerüstete Capanna ist offen, wir sind allein. Der Himmel hat völlig aufgeklart. Der Schneegrat des Rheinwaldhorn hat am längsten noch Sonne, fast bis halb Zehn. Über dem Camoghe geht gross der Vollmond auf.

Morgens 7 15 marschieren wir ab, schon längst in der Sonne. Wir steigen durch den hellen Lärchenwald auf gut ausgetretenem Weg und verpassen fast die Spur, die zur Alpe Negrös abzweigt (Holzwegweiser). Das Rifugio auf der Alpe Negrös ist offen. Es hat Tisch, Stühle und Sofa, einen Holzofen mit zwei Löchern, Geschirr und Besteck und hinter einem Vorhang aufgeschichtet Matratzen, d.h. Schlafgelegenheiten für 3-4 Leute, aber keine Decken. Wasser spendet ein laufender Brunnen. Wir folgen der Spur Richtung Töir bis vor die trockene Bachrinne und steigen dann auf deren rechten Seite die Grasmulde hoch. Der recht steile Anstieg wird vom Duft der Steinröschen  verschönert, zu denen wir uns nicht bücken müssen.  Etwas über der letzten Lärche, ca. auf 2080m queren wir zum SO-Grat, wo eine Wegspur zum Gipfel  der Cima di Negrös führt. Es ist noch nicht neun Uhr, als wir oben sind.

Wir thronen auf dem Gipfel und studieren die Täler rundum: grüne Kessel, Wasserfälle, die von Schneeflecken gespiesen werden, Wegspuren, die schwache Stellen von Felsbändern ausnützen und zu kleinen Alpen führen. Bereits hat sich am Rheinwaldhorn ein Wölkchen festgesetzt, Vorbote des angekündigten Wetterwechsels. Wenig unter dem Gipfel markiert ein Steinmännchen den Beginn der Spur zum Nordgrat. Diesen hinab zu steigen ist reiner Genuss. Die Cima delle Pecore wartet mit ein paar Blöcken auf, über die wir auf dem Hosenboden hinab rutschen (I er Stelle).  Da wo es gerade aus nicht weitergeht, hat es Spuren nach rechts (Osten) hinab, bis ein bequemes von Birken und Erlen gesäumtes Weglein uns wieder auf den Rücken führt. "Mittagsrast" um halb Elf beim Kreuz in Matro Cauri. Keine der Hütten ist unversehrt. Auch in den beiden besterhaltenen Gebäuden rollt hellgrüner Farn seine Wedel auf.
 
Dann suchen wir den "neu herausgeputzten" direkten Weg zur Alpe Motarina. Wir finden etwas nördlich vom gespaltenen Block an der Geländekante ein Steinmännchen und folgen der Spur abgeschnittener Alpenrosen bis fast unter den Block. Von da an steil abwärts nach links (Norden) bis zu einem weiteren Steinzeichen.  Von diesem an scheint die Spur wieder nach Süden zu führen. Nach einigen Metern sehen wir eine verblassende rote Markierung auf einer Platte. Wir folgen der Richtung dieses Striches. Das Gelände wird noch steiler, Spuren sind nicht mehr zu erkennen und wir gelangen auf ein schmales Gras/Moosband, das in eine Rinne führt, jenseits ein fast senkrechter dichter Erlenhang. Der einzige Ausweg nach unten, diese sacksteile feuchte Rinne, entspricht nun wirklich nicht mehr unserer Vorstellung von neu herausgeputztem Weg. Wir kehren um, etwa auf Höhe 1800m.  Im Hochsteigen schauen wir fleissig nach rechts und links, ohne eine Alternative zu erkennen. Allerdings liegt sehr viel Fallholz herum. Auch unter dem grossen Block und der Alpkante entlang suchen wir noch ein Weilchen.  Bei der Geröllhalde am südlichen Ende der Alp ist das Gelände weniger steil. Hier wäre ein Abstieg auf den alten Weg machbar, aber mühsam.
 
So nehmen auch wir den gut angelegten Weg zur Alp Legrina und die Traverse nach Motarina unter die Füsse. Machen wohl unsere pfadfinderischen Fähigkeiten heute Pause? Jedenfalls finden wir auch nach der Alpe Cauri den Weiterweg nicht optimal und geraten nochmals in einen recht steilen Waldhang, wo sich meine neuen Schuhsohlen bewähren. Dann ist der bequeme offizielle Wanderweg erreicht. Bei Ponte/Pön treffen wir zwei Aufsteigende, die morgen dasselbe vorhaben wie wir. Sie empfehlen uns zum Abstieg den Umweg über den Riale d'Iragna und danach den alten direkten Weg ins Tal, der landschaftlich sehr schön sei und voller Feuerlilien. Dieser alte Weg ist zwar noch auf unserer Karte, aber von Bellinzona her kommt eine graue Wand. Wir verschieben daher jene Exkursion und stecken unsere Füsse in den Dorfbrunnen statt in den Bach von Iragna. Es reicht sogar noch zu einem Durstlöscher unter der Rebenpergola des "al Pozzo". Zeitgleich mit den ersten Regentropfen kommt unser Bus.

Tourengänger: Kik


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentar hinzufügen»