Blaueisspitze (2481m) über's Blaueis


Publiziert von steindaube , 8. Juli 2013 um 18:56. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Berchtesgadener Alpen
Tour Datum: 7 Juli 2013
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 9:30
Aufstieg: 1700 m
Abstieg: 1700 m
Unterkunftmöglichkeiten:Blaueishütte

Sozusagen eine Hochtour in Berchtesgaden: Der Aufstieg über das Blaueis. Von einem Gletscher zu sprechen ist heute wohl ein wenig übertrieben, aber Steigeisen und Pickel gehören selbstverständlich zur Tourenausrüstung. Im (späteren) Sommer werden die Bedingungen meist ungünstig: Wenn der schöne Trittschnee getaut und die Randkluft sich geöffnet hat, wird die Tour schnell schwierig und objektiv gefährlich (Abrutschgefahr, Steinschlag der momentan noch im Schnee gebremst wird). Die letzten Toten hat das Blaueis 2009 gefordert. Deshalb wird die Tour auch oft als Skitour gemacht (siehe zum Beispiel die *Beschreibung von ADI). Dieses Jahr hat die Schneeauflage aber gut durchgehalten und wir haben diese günstigen Bedingungen genutzt um der Blaueisspitze einen Besuch abzustatten, vom Tal aus startend nicht gerade eine kleine Tour. Außer uns haben heute noch etwa ein Dutzend weitere Bergsteiger den Aufstieg über das Blaueis gemacht.

Um etwa 4:50 Uhr sind wir vom Parkplatz am Hintersee gestartet. Den Aufstieg über die Forststraße zunächst zur Schärtenalm und weiter zur Blaueishütte sind wir ganz gemächlich angegangen. Dort war gerade allgemeine Aufbruchstimmung als wir ankamen, die meisten Übernachtungsgäste wenig überraschend zu Kletterkursen gehörend. Weiter zum Blaueis geht es beschildert das Kar hinauf, rechts zweigt der Normalweg auf den Hochkalter ab, links die Normalwege auf Steinberg und Schärtenspitze. Kletterrouten so weit das Auge reicht.

Schon aus der Entfernung war klar, dass das Blaueis wie erhofft sehr gute Bedingungen bieten würde. Die Steigeisen angeschnallt und los geht es im zunächst gemächlich steigenden Firn. Kreier begann langsam zu kämpfen, die Oberschenkel wollten nicht so wie ihr Besitzer. Aber langsam und stetig arbeitete er sich letztlich bis zum Gipfel.

Der Felsriegel der das Blaueis durchzieht war problemlos zu überwinden, eine von rechts unten nach links oben führende Schneerinne erlaubte es, die Stelle beinahe ohne Felskontakt zu überwinden. Kurz danach nimmt die Steigung noch einmal ab und man trifft auf ein paar Lawinenreste, die wohl erst ein paar Wochen alt sind, den starken Neuschneefällen geschuldet. Für die letzten hundert Höhenmeter steilt das Blaueis dann erheblich auf und erreicht zum Schluss etwa 45 Grad Steigung. Bei den aktuellen Bedingungen war das mit Steigeisen und Pickel sehr gut zu machen, genauso wie auch die Überwindung der Randkluft im Moment kein Hindernis darstellt. Lang wird es nicht dauern, bis beides ganz anders aussehen wird. In den meisten Jahren wird das Blaueis schon deutlich früher blank.

Wo man den Firn verlässt geht es etwa 20 bis 30 Meter eine steile Rinne hinauf, die, gerade mit Steigeisen, nicht allzu angenehm zu erklettern ist. Aber glücklicher Weise sind Fixseile vorhanden. Ein neues rechts, das lehrbuchhaft an Bohrhaken angebracht ist, erleichtert den Aufstieg erheblich. Das andere links reicht deutlich weiter hinab, könnte also beim Überwinden der Randkluft nützlich sein. Allerdings ist dieses Seil wohl erheblich älter und über weitere Strecken bereits seines Mantels beraubt... Darauf würde ich wohl nicht mehr allzu viel geben.

Nach dem kurzen Kamin steht man nochmal kurz im Firn über den man gerade hinauf in die Blaueisscharte gehen, nach rechts zum Anstieg auf den Hochkalter ansetzen, oder links hinüber Richtung Blaueisspitze queren kann. Hier haben wir die Steigeisen ausgezogen und sind das kurze Stück zum Gipfelkreuz hinaufgestiegen. Eine Stelle am Anfang würde ich als II bezeichnen, kann man vermutlich auch umgehen, der Rest ist unschwierig. Die Aussicht hielt sich leider ein bisschen in Grenzen, da sich in der Zwischenzeit einige Wolken und Nebelfetzen gebildet hatten. Aber in der näheren Umgebung ließ sich die Landschaft durchaus bewundern.

Den weiteren Aufstieg zum Hochkalter haben wir uns geschenkt, Kreiers Oberschenkel hätten die zusätzlichen 250 Höhenmeter wohl wenig zu schätzen gewusst. Auch so ist die Tour mit ihren 1700 Höhenmetern ja schon ganz beachtlich. Also Abstieg über's Blaueis. Die steile Rinne haben wir uns abgeseilt (ein Abseilstand in Form einer Reepschnur ist etwa fünf Meter unterhalb des Ausstiegs eingerichtet). Nach dem steilen Anfangsteil im Firn geht es dann flott das Blaueis hinab und schon bald steht der obligatorische (und wohl verdiente) Kuchen-Stopp an der Blaueishütte an. Eine nette Tour.

Die Blaueishütte macht übrigens nicht nur guten Kuchen, sondern hat auch eine sehr informative Internetseite. Hier findet sich ein Live-Bild vom Blaueis, oft aktuelle Hinweise über die Tourenbedingungen, sowie haufenweise Klettertopos. Und auch die Chronik ist sehr lesenswert, beispielsweise weiß nicht jeder, dass der Hochkalter vor gut hundert Jahren noch um 50 bis 100 Meter höher war als heute...

Tourengänger: steindaube, Kreier


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