Entlang der jungen Spree II


Publiziert von lainari , 17. April 2013 um 21:38.

Region: Welt » Deutschland » Östliche Mittelgebirge » Oberlausitz
Tour Datum:14 April 2013
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 4:30
Aufstieg: 145 m
Abstieg: 210 m
Strecke:21,5 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto nach Bautzen und Bus nach Schirgiswalde oder direkt Bahn RB 61 Dresden-Zittau bis Schirgiswalde
Unterkunftmöglichkeiten:Hotel „Am Lärchenberg“ Schirgiswalde
Kartennummer:1:50.000, SK Nr. 27 Schirgiswalde und Umgebung

Von Schirgiswalde nach Bautzen
 
Jetzt ist er da - der Turbofrühling. Und bevor er meine Zeit mit anderweitigen Tätigkeiten rund um Haus und Garten beansprucht, sollte es heute schnell noch zur Fortsetzung der Spree-Wanderung gehen. Auf fast leeren Straßen gelangte ich zügig nach Bautzen. Dort parkte ich am Bahnhof und ging zur Bushaltestelle Taucherstraße, die sich gleich gegenüber befindet. Der Regionalbus der Linie 112 war nach meinem Zustieg mit 3 Fahrgästen besetzt. Noch war es draußen sonnig aber erste Wolken zogen heran. An der Haltestelle Schirgiswalde Markt verließ ich den Bus und ging zur Spreebrücke Schirgiswalde. Am anderen Ufer orientierte ich mich nach links und kam zum unteren Ende von Neu-Callenberg. Auf einer Fahrstraße verließ ich kurz darauf das Spreetal und lief nach Callenberg hinauf. Mittlerweile hatten die Wolken die Oberhand gewonnen und blaue Lücken wurden eine rare Erscheinung, aber es war immerhin angenehm warm. In Callenberg wandte ich mich nach links und folgte der Straße Richtung Kirschau. Nach kurzer Zeit nahm ich den Abstecher zur Burg Körse (Historie in diesem Bericht). Das Burgfräulein glänzte auch heute mit Abwesenheit, so dass ich mich mit einem Fläschchen aufgesparten „Osterwassers“ trösten musste. So aufgemuntert lief ich zur Kirschauer Spreebrücke hinunter. Nun stand ich vor der Wahl auf einer feuchten und schlammigen Wiese an der Spree entlang zu gehen oder im Hinterland an der Straße zu laufen. Ich wählte Letzteres. Der Fußweg war durch einen kleinen Grünstreifen von der Fahrbahn getrennt, was aber die vorbeiheulenden Motorräder nicht weniger bedrohlich erscheinen ließ - als ob es noch ein anderes Zeichen bräuchte, ja wir haben Frühling!
 
Nach ca. 1 km traf ich in Rodewitz ein. Im Ort trennte sich ein kleiner Weg Richtung Spree von der Hauptstraße ab, welchen ich dankend nutzte. Nach der alten Eisenbahnbrücke musste ich jedoch wieder Richtung Straße hinauf. Dazu kürzte ich über die gleislose alte Bahntrasse ab. Auf ihr gelangte ich nach Großpostwitz (Budestecy). Wie der hinzugefügte Name verrät, ist nun der sorbische Sprachraum erreicht. Vorbei am stillgelegten Bahnhof, vor dem heute die Gummikonkurrenz ihre Lastzüge parkt, durchquerte ich den Ort und verließ ihn auf einem asphaltierten Flurweg im weiten Spreetal. Dieser Weg brachte mich zur Spreebrücke Großdöbschütz (Debsecy) und weiter zur Böhmischen Brücke in Obergurig (Hornja Hórka). Ab hier ist das Spreetal abschnittweise von Industrieansiedlungen geprägt, die früher auf das Vorhandensein von Wasserkraft aufbauten. Am orografisch rechten Spreeufer traf ich später auf die Trasse der einstigen Singwitzer Industrieanschlussbahn, die bis in die 1990er Jahre ca. 3,5 km das Tal hinunterführte. Rechts oberhalb befindet sich die Ortslage Singwitz (Dźěžnikecy) mit den großen Fabrikanlagen des vormaligen VEB Fortschritt Erntemaschinen und der jetzigen Nachfolgebetriebe MDW und SIT. Unterhalb des Betriebsgeländes liegt die Spreebrücke Singwitz. Ich blieb am rechten Ufer, während sich links weitere Industrieansiedlungen erstrecken. In vormaligen Munitionsfabriken siedelte sich nach dem I. Weltkrieg der Schreibgerätehersteller Markant (heutige Nutzer: Fa. Porex und andere Betriebe) an. Am diesseitigen Ufer beeindruckt ein großes Felsgebilde, welches laut Karte Standort einer historischen Wehr- bzw. Wallanlage gewesen sein soll. Eine Nachschau bleibt einem anderen Besuch vorbehalten. Nun gelangte ich zur Spreebrücke Schlungwitz (Słónkecy). Unterhalb ist das Tal durch die Anlagen der einstigen Königlich Sächsischen Pulverfabrik/Deutsche Cahücit Werke AG/Sprengstoff- und Zündschnurwerke/VEB Sprengstoffwerke Gnaschwitz bebaut und dadurch unzugänglich. Der heutige spanische Betreiber Maxam hat das Werk wohl einstweilen stillgelegt. Dem gesperrten Gelände ausweichend, verließ ich das Tal Richtung Doberschau (Dobruša). Nach links abgezweigt, streifte ich den Ortsrand und erreichte bei der Firma Boryszew Formenbau wieder den Talgrund mit der Spree. Der weitere Weg führte durch einen wildromantischen Grund, in dem viele Felsen mit Bohrhaken für Kletterer versehen waren. Eine Bank lud mich zur Pause ein. Weitergelaufen, konnte ich an einer Mühle eine schöne Szene beobachten. Der Herr des Hauses hatte sich in Genießerpose mit aufgestütztem Ellenbogen auf die Wiese gebettet und schaute amüsiert der Dame zu, die auf allen Vieren kriechend, einen großen Granitquader über die Wiese rollte. Clever organisiert. Als sie mitbekamen, dass auch ein Dritter Spaß an diesem Anblick hatte, sprang er auf und holte beflissen eine Schubkarre, wobei sich niemand ein Schmunzeln verkneifen konnte.
 
Nachdem ich den Ortsrand von Grubschütz (Hrubjelčicy) gestreift hatte, trat der Flusslauf erneut in einen romantischen teils felsgesäumten Abschnitt ein. Dahinter erreichte ich die Ortslage von Bautzen (Budyšin). Als erstes schoben sich die riesigen Anlagen der einstigen Waggonfabrik Busch/des späteren VEB Waggonbau Bautzen/heute Bombardier Transportation ins Blickfeld. Dieser Werksteil baut Straßen- und Stadtbahnzüge und besitzt einen eigenen Testring, den man hinter der neuen Flutschutzmauer erahnen kann. Im Spreetal lief ich unterhalb der auf einem Felsen hoch aufragenden - von der Ortenburg gesicherten - Altstadt bis zur Spreebrücke Bautzen entlang. Später stieg ich hinauf und ging unterhalb der Stadtmauer bis zum alten Burgwasserturm. In diesem, später als Fronfeste genutzten Bauwerk waren einst die Oberlausitzer Räuberhauptmänner Johannes Karasek („Prager oder Böhmischer Hansel“) und sein Nachfolger Wenzel Kummer („Böhmischer Wenzel“) inhaftiert. Über den Burghof bewegte ich mich zur Friedensbrücke und genoss dort das Stadtpanorama. Von hier aus kehrte ich zum Bahnhof zurück und trat die Heimfahrt an. Pünktlich zum Tourenschluss wurde es nun wieder sonnig.
 
Die pausenbereinigte Gehzeit betrug 4 h 30 min. Die Schwierigkeit ging nicht über T1 hinaus.
 
Mit einem später im Jahr durchzuführenden Besuch der 3 Spreequellen, wird sich die Erkundung entlang der jungen Spree abschließen.
Bis die Tage, wenn es wieder heißt:

I follow rivers! 


Tourengänger: lainari
Communities: Flusswanderungen


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Geodaten
 15469.kml

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Kommentare (2)


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Felix hat gesagt:
Gesendet am 3. Mai 2013 um 11:47
eine hübsche Wanderung der (mir so unbekannten) Spree entlang!
lg, Felix

lainari hat gesagt: RE: Selbst die meisten...
Gesendet am 3. Mai 2013 um 17:09
Einheimischen bringen die Spree eher mit dem trägen hauptstädtischen Gewässer oder bestenfalls mit dem romantischen Spreewald in Verbindung.
Meine zwei Touren bilden daher den interessanten Mittelgebirgsfluss am Oberlauf ab.
Merci für Dein Interesse an: I follow rivers!
LG Holger


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