Rund um und auf den Thromberg


Publiziert von lainari , 20. Juli 2011 um 21:31.

Region: Welt » Deutschland » Östliche Mittelgebirge » Oberlausitz
Tour Datum:16 Juli 2011
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 510 m
Abstieg: 510 m
Strecke:16,5 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto bis Großpostwitz
Kartennummer:1:50.000, SK Nr. 27 Schirgiswalde und Umgebung

Durch Berge und auf Berge - Ins Reich der Plagegeister
 
Alles wie immer - habe ich mir beim frühmorgendlichen Blick nach Draußen gedacht. Der Sonnabend, als der vom Wetter her besser vorausgesagte Tag des Wochenendes begann bewölkt. Aber ich ließ mich diesmal nicht abschrecken und fuhr trotzdem Richtung Oberlausitz. Unterwegs tröpfelte es sogar leicht, aber Richtung Nordwesten zeigte sich ein Silberstreif am Horizont, es klarte auf. Ich stellte das Auto am Bahnhofsgebäude von Großpostwitz (Budestecy) ab. Mit dem Zug gelangt man seit 2004 nicht mehr hier her, 2007 wurde der Abschnitt zwischen Bautzen und Wilthen der Strecke Bautzen-Bad Schandau (hist. sächs. Bezeichnung BS-Linie) dann endgültig stillgelegt, noch besteht aber nach meiner Kenntnis ein Abbauverbot für die Trasse. Der Bahnhof Großpostwitz war auch Ausgangspunkt der Bahnstrecke Großpostwitz-Löbau (hist. sächs. Bezeichnung GL-Linie), die einst malerisch durch das Cunewalder Tal verlief und mittlerweile bereits abgebaut ist. Die heutige Tour führte entlang der sorbischen Sprachgrenze, die Entsprechungen der Ortsnamen habe ich deshalb wieder hinzugefügt.
 
Vom Bahnhof lief ich wenige Meter abwärts, bog nach rechts und ging unter den Bahnstrecke hindurch auf der Straße nach Berge (Zahor) hinauf. Nach links abgebogen verließ ich die kleine Siedlung, nachdem ich mir zuvor das Denkmal für den sorbischen Komponisten Kocor angeschaut hatte. Meine Route führte heute zu großen Teilen auf dem Großpostwitzer Rundwanderweg entlang. Dieser war zwar innerorts mit entsprechenden Schildern ausgewiesen, sobald man außerhalb war, sah es mehr als dürftig aus. Der Weg hat keine der sonst landesüblichen Markierungen sondern ein weiß-grünes Wappenschild, das sich nur als Aufkleber auf den hölzernen Wegweisern befindet. Dort hält es - oder aber auch nicht. Die Wegqualität war recht unterschiedlich von asphaltierten Abschnitten bis verwachsenen Pfaden im Wald gab es alles, dabei waren die unzähligen Abzweigungen lückenhaft bis gar nicht ausgewiesen. Noch hielt ich, auch mit Hilfe meiner Karte die Richtung. Zum Glück hatte ich eine Kopie angefertigt, so oft wie ich sie brauchte, hätte die Karte arg gelitten. Hinter Berge ging es in den Wald hinein, später an der Waldkante entlang und nach links abermals in ein Waldstück. Hier gab es einen spitzwinkligen Abzweig, an dem ich besser schräg nach rechts gegangen wäre. Stattdessen probierte ich schräg links aus und nachdem ich am Waldrand Großpostwitz vor mir sah, bemerkte ich den Irrtum, machte kehrt und lief die wenigen hundert Meter zurück.
 
Nun richtig laufend kam ich ans Ortsende nach Rodewitz hinunter, streifte dies nur und lief weiter abwärts ins Spreetal. Dabei traf ich auf die Trasse der bereits abgebauten Bahnstrecke Großpostwitz-Löbau und sah ihre filigrane Stahlbrücke über die Spree bei Bederwitz. Ich durchquerte die Flussaue und kam danach in Eulowitz an. Dort ging es über die Bundesstraße B 96 in den Ort hinein. In einer Schleife folgte ich der Cosuler Straße aus dem Ort hinaus. Hinter einer Anhöhe bog ich rechts ab und ging auf einem Feldweg geradeaus in ein Tal hinein. Das Tal über die linke Flanke verlassend, gelangte ich nach Cosul (Kózły). Am Ortsende bog ich links hinunter nach Kleinkunitz. Nach kurzer Pause ging es am Waldrand bergan, den Sattel zwischen Thromberg und Schmoritz erklimmend. Kurz vor dem Scheitelpunkt wies ein verwitterter selbstgemachter Wegweiser nach rechts zur „Roten Schänke“. Hier verließ ich den Großpostwitzer Rundweg, bog hinein und nahm an der folgenden spitzwinkligen Abzweigung den linken Pfad. Dieser führte in direkter Linie geradewegs zum Gipfel des Schmoritz. Der kleine Gipfelaufbau des bewaldeten Berges wird nach Westen und Osten von alten halbkreisförmigen Wällen abgegrenzt, nach Norden und Süden reichte den Erbauern wohl die natürliche Geländeausprägung. Für Mitte des 13. Jh. ist hier ein Herrschersitz nachgewiesen. Nach sanftem Abstieg bog ich auf einen Pfad der nördlich verlief und erreichte auf ihm die Waldkante. Über eine frisch gemähte Wiese kam ich an das obere Ende von Mehltheuer (Lubjenc).
 
Ab hier wollte ich wieder dem Großpostwitzer Rundweg folgen, aber ein entsprechender Hinweis fehlte. Ich nahm den linken von zwei - im Abstand von 100 m - Richtung Ferdinandhöhe führenden Wegen. Drei Anläufe waren nötig um das teilweise bewaldete Areal wie vorgesehen zu durchqueren, da dutzende kleinere Pfade und verwachsene Wege kreuzten. Zunächst war ich zu weit östlich gelandet, der Sonnenstand brachte mich hier zur Umkehr. Als wäre die Verwirrung nicht schon Ärgernis genug, traten nun kleine Plagegeister auf den Plan.
Offenbar durch den feucht-warmen Sommer begünstigt, gab es hier eine Unmenge von Hirschlausfliegen. Diese landeten zielgenau auf den freien Hautpartien auf den Armen und im Nacken, der Versuch des Abstreifens ließ ihnen die Flügel abfallen, mehr nicht. Sie hielten sich hartnäckig, krabbelten unter das Shirt und durch die Haare unter den Sonnenhut. Man musste sie einzeln greifen, um sie zu entfernen – Kunststück wenn man von 4-5 gleichzeitig angefallen wurde. Dieses unangenehme Jucken kommt sogar jetzt allein bei der Beschreibung wieder.
Später kam ich nördlich aus dem Wald heraus, sah die kleine Landstraße schon greifbar nahe. Aber ein großes Maisfeld bot keinen Durchgang. Schlussendlich traf ich den richtigen Ausgang, auch der Abzweig an der Straße war unmarkiert. Ich lief am Straßenrand entlang am vorgesehenen Abzweig nach Binnewitz vorbei, weiter Richtung Jeßnitz, um einen auf der Karte ausgewiesenen Mordstein aufzusuchen. Der Stein blieb jedoch unauffindbar, also machte ich kehrt und lief hinüber nach Binnewitz (Bónjecy). Dem Rundweg hatte man hier an drei Stellen Wegweiser spendiert, hinter dem Ort verlor sich die Pfadspur jedoch auf der Wiese. Dem weiteren korrekten Wegverlauf wurden keine Gedanken mehr verschwendet, zielstrebig ging ich am Waldrand auf Wiesengelände entlang des Fußes des Thromberges bis zum Kriegerdenkmal oberhalb von Ebendörfel (Bělšecy).
 
Spitzwinklig bog ich hier Richtung Thromberg bergan. Die Markierung „gelber Strich“ die meine Karte (Stand 09/2004) hier aufweist, ist in der Realität nicht mehr vorhanden. Nachdem es dann eine Weile eben am Hang entlangging, beschloss ich nach rechts auf die Spur eines Forsttraktors abzubiegen. Hier stieg ich steil hinauf, traf später einen Pfad und erneut auf eine Unmenge Hirschlausfliegen. Sichtbar auf dem Rücken des bewaldeten Berges angekommen, bog ich in westliche Richtung, passierte einen ersten Vermessungspunkt und eine umzäunte Schonung. Nach einem zweiten Vermessungspunkt kam ich zum kleinen Gipfelfelsen des Thromberges, der bisweilen auch Drohmberg, Thronberg oder Traumberg genannt wird und der die westlichste Erhebung der Czorneboh-Kette zum Spreetal hin bildet. Wenige Meter weiter stieß ich auf eine von einer Mauer umgebene Plattform, die den Platz um einen darunter befindlichen Felsen erweiterte. Zu Alter und Funktion konnte ich keine Erkenntnisse treffen, ich nehme an, dass es sich hier um eine mittelalterliche Bergwarte gehandelt haben könnte. Zunächst weglos, stieg ich anfangs über Blockschutt in westlicher Richtung ab. Einige dichte Schonungen erschwerten dies. Weiter unten traf ich auf einen Weg, der mich abwärts aus dem Wald heraus führte. Eine Bank mit dem Blick auf Rascha (Rašow) und das Spreetal bot einen wunderbaren Rastplatz.
 
Nach dort abgestiegen überquerte ich die Bundesstraße B 96, verließ den Ort fälschlicherweise Richtung Großdobschütz. Dies korrigierte ich, indem ich über ein abgeerntetes Getreidefeld Richtung Süden lief. Wieder auf dem Rundweg ging es an einigen Teichen vorbei, das Areal hier nannte sich „Am Eiskeller“. Kalt war es nicht, im Gegenteil es wurde immer wärmer, aber die Tour war gleich geschafft. In Großpostwitz angekommen, lief ich vorbei an der Firma Ontex auf einer maroden Fußgängerbrücke über die Spree und später unter der Bahnstecke hindurch. Ein letzter Anstieg im Wald und eine aussichtsreich positionierte schattige Bank lud nochmals zum Verschnaufen ein. Dann links herum abgebogen ging es vom Hügel hinunter und hinter der Bahn nach rechts zum Bahnhof. Hier schaute ich mich noch abschließend auf dem Gelände um, verblüfft wie schnell sich die Natur alles zurückerobert, hatte ich doch 2007 die Abschiedsfahrt auf der Strecke erlebt.
 
Die Gehzeit betrug pausen- und verirrungsbereinigt 5 h.
Die Rundtour hat die Schwierigkeit T1, bei teilweise mangelnder Ausschilderung und Markierung.
Die Gipfelüberquerung des Schmoritz hat die Schwierigkeit T2 und ist unmarkiert.
Die Gipfelüberquerung des Thrombergs hat die Schwierigkeit T2 und ist unmarkiert und teilweise weglos.

Tourengänger: lainari


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