Die Jägerschlacht von Grund-Wanderung zu einem düsteren Schauplatz der Vergangenheit


Publiziert von trainman , 16. April 2013 um 22:30.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Bayrische Voralpen
Tour Datum:14 April 2013
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 400 m
Abstieg: 400 m
Strecke:Gmund-Schafstatt-Grub-Waldhof-Grund-Gedenktafel-Schmerold-Berg -Thalmühl-Segenhaus-Frauenhof-Gieshof-Schönberg-Mühlstatt-Agatharied-Holz-Laim-Brentenspitz(922m)-Attenberg-Kalkgraben-Schliersee(26km)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Zug(Bayerische Oberlandbahn) nach Gmund
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Zug(Bayerische Oberlandbahn) nach Schliersee
Unterkunftmöglichkeiten:Hotels und Gasthöfe in Gmund oder Schliersee
Kartennummer:Kompass,Tegernseer Tal

Konflikte zwischen Jägern und Wilderern sind seit eh und je Themen vieler Filmproduktionen in Kino und Fernsehen,sowie der Literatur. Ganz ähnlich wie beim amerikanischen Wildwest-Thema wurden auch hier sogenannte "Helden" romantisch verklärt und verehrt. Zu beidem besteht wenig Anlass, die historischen Fakten zeigen, dass hier viele schwere Verbrechen und Grausamkeiten geschehen sind und das auf beiden Seiten des Gesetzes.Die Tegernseer Gegend war im 19.Jahrhundert in gewisser Weise der "Wilde Süden" Bayerns. Hier fanden eine Reihe von schwerkriminellen Handlungen im Umfeld illegaler Jagd statt , einschliesslich  Mord und Totschlag. Das im Süddeutschen Verlag erschienene Büchlein "Jennerwein und der Schöne Toni" von Martin A.Klaus bietet historisch fundierte spannende Geschichten mit Ortsangaben und Wandervorschläge an die Schauplätze von einst, eine Fundgrube für alle, die gerne in Oberbayern unterwegs sind.
Die sogenannte Jägerschlacht vom 11.11.1833  zwischen den Weilern Grund und Schmerold hat eine längere Vorgeschichte.In der Gemeinde Gmund am Tegernsee gab es damals einen gefürchteten Revierjäger namens Johann Baptist Mayr,der sich gedeckt von der feudalen Obrigkeit als Herr über Leben und Tod im Wald sah, und das nicht nur dem Wild gegenüber. Er schoss beim geringsten Verdacht auf Wilderei ohne Rücksicht jeden nieder und war stolz auf seine 11  bereits im Wald erschossenen Opfer. Als er 1832 einen nachweislich unschuldigen 18-jährigen Burschen schwer misshandelte, ihn gefesselt eine Nacht im Freien liegen liess(im November!) und ihn dann am nächsten Tag bei einem angeblichen Fluchtversuch mit einem Schuss in den Rücken tödlich verletzte, verbündeten sich 7  Freunde des Opfers, um Rache zu nehmen. Gerechtigkeit von Amts wegen gab es ja nicht, die Tat blieb für den Jäger ohne Folgen, er wurde nicht einmal versetzt.
Genau ein Jahr später lockte man den verhassten Jäger und zwei Jagdgehilfen in einer Geländesenke "am Grund" in einen Hinterhalt. Beim anschliessenden Kampf auf Leben und Tod standen sich gegenüber:
7  Angreifer  gegen Mayr, seine zwei Gehilfen und einem sehr gefährlichen Hund(heute würde man wohl Kampfhund sagen).Obwohl alle Teilnehmer mit Schiessprügeln ausgerüstet waren wurde überhaupt nicht geschossen, sondern geprügelt, mit den Gewehrkolben auf die Köpfe. Ein Angreifer namens Waldhofer wurde gleich zu Beginn vom Hund erheblich verletzt, ehe die anderen den Hund erschlugen. Ein Jagdgehilfe stellte sich tot und überstand so das Ganze unverletzt, während der andere und der Jäger schwerste Schädelverletzungen erlitten. Erst nachdem vom nahen Weiler Schmerold Männer zum Tatort eilten, verschwanden die Rächer. Der verletze Jagdgehilfe  starb noch am selben Tag, der gefürchtete Jäger vegetierte noch ganze 4 Monate in erbärmlichen Zustand dahin, ehe er vom Boandlkramer (bayerische Bezeichnung für den Sensenmann) abgeholt wurde...
Der verletzte Waldhofer kurierte danach seine Bissverletzungen bei einem Arzt in Österreich, er wurde aber nach seiner Rückkehr verhaftet und als einziger zu 16 Jahren Zuchthaus verurteilt. Den anderen konnte  wegen konsequenten Schweigens nichts nachgewiesen werden.
Wie sich das Verhältnis von Jägern und Landbevölkerung in der Gegend in den nachfolgenden Jahrzehnten entwickelt hat weiss ich nicht. Fest steht aber, dass die Wilderei seit über 50 Jahren kaum noch Bedeutung hat. Natürlich wird immer wieder mal sporadisch Wild illegal erlegt, aber kein Jäger würde sich heute deswegen auf eine Schiesserei einlassen.
Start am Bahnhof Gmund  zur Mangfall und ihr entlang an einer Papierfabrik vorbei. Bei einer Abzweigung hält man sich Richtung Wackersberg. Weiter nach Waldhof (dabei habe ich wegen Wegverlust einige hundert Meter querfeldein zurückgelegt) und abwärts nach Grund mit seiner alten kleinen Kapelle. Kurz darauf trifft man auf das 1933  aufgestellte, schon etwas verwitterte Marterl mit den Namen aller Kämpfer. Abgesehen von der geteerten Strasse dürfte sich im Gelände dort nicht viel geändert haben . Nachdem bisher noch zu wenig Kilometer gemacht waren, habe ich den Spaziergang verlängert. Zuerst über Berg und am E-Werk vorbei nach Thalmühl, dann leider 1.5km entlang der B472(bzw. parallel dazu) bis zur Abzweigung nach Segenhaus. Durch attraktive Landschaft mit Alpenblick über Gieshof und Schönberg nach Anger und Agatharied. Nach Osten zum Ortsteil Holz hinauf und über Laim zum Brentenspitz, der wegen Wald am Gipfel keine Aussicht bietet . Nördlich des Gipfels befindet sich die örtliche Müllsammelstelle , in diese Richtung schaut man lieber nicht. Jetzt an einem kleinen Grat entlang allmählich abwärts nach Süden und über Kalkgraben zum Bahnhof  Schliersee.

Tourengänger: trainman


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Kommentare (2)


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pete85 hat gesagt: Wow
Gesendet am 16. April 2013 um 23:38
Sehr spannende Informationen. Und gleich wieder was gelernt. :)

silberhorn hat gesagt:
Gesendet am 17. April 2013 um 10:57
Der Aussage von Wow schliesse ich mich an.

Einen "Jegerwein" Film sah ich irgendwann. Fand ihn gut und sehr berühren trotz der oft brutalen Szenen. Ob es der Film welcher gestern auf 3 Sat gezeigt wurde war weiss ich nicht mehr. Im Hinterkopf schwirrt als Hauptdarsteller Tobias Moretti herum.


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