Bächenstock - Zwächten Überschreitung, anspruchsvolle hochalpine Tour


Publiziert von Lulubusi , 2. April 2013 um 12:39.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum:27 März 2013
Ski Schwierigkeit: S
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR 
Zeitbedarf: 9:00
Aufstieg: 1620 m
Abstieg: 1620 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Via Wassen, Göschenen nach Gorezmettlen
Unterkunftmöglichkeiten:Im Tal
Kartennummer:LK 1:50000 BL255S Susten / LK 1:25000 BL1211 Meiental

Lungern vs. München Überschreitung Bächenstock 3011m - Zwächten 3080m

 

Mittwoch bis Samstag im Gauli verweilen, das Osterfest zu Hause feiern! Dies war unsere ursprüngliche Idee. Leider wurde mit jedem Tag, mit dem unsere freie Zeit näher rückte, das Wetter unsicherer. Am Ende blasen wir das ganze ab, den für unser Projekt Rosen-, Mittel- und Wetterhorn braucht es dann doch stabiles Wetter. Für uns hiess dies, Tagestour aus dem Tal.

 

Nach Aktenstudium nehmen wir uns, als erste Tour, den Zwächten via Bächenstock zu besteigen. Früh Morgens, kaum jemand ist auf der Strasse nach Gorezmettlen im Meiental unser Ausgangspunkt.

 

Aufstieg Bächenstock

Von Gorezmettlen P.1560 folgen wir erst der Passstrasse taleinwärts um schon bald nach rechts ab zu biegen und den eigentlichen Aufstieg in angriff zu nehmen.

Im Bereich des Sommerweges fellen wir in ziemlich ruppigen und teilweise steilem Gelände ostwärts durch den Färnigenwald. Auf einer Höhe von 1800m verlässt man schliesslich den Wald und man erreicht über einfach zu begehende Bergweiden die Alphütten bei Rieter P.1891. Nun ziehen wir unsere Spuren um eine Kuppe und danach nordwärts über einen Rücken weiter hoch bis zur Seewenalp, genauer an das südliche Ende des Seewensee P.2089. Den See umgehen wir auf dessen linker, seiner Westseite.

 

Zuhinterst im Kessel treffen wir auf die erste Steilstufe. Ein auf 80 Höhenmeter 32° steiler Südosthang den es zu überwinden gilt. Westlich, knapp am Felsriegel vorbei, steigen wir durch den schon früh Morgens besonnten Hang, hoch in die Mulde bei Sewenstöss.

 

Bereits jetzt heizt die Sonne kräftig ein, was zur Folge hat, das die oberste Schnee schon langsam nass und schwer wird. Man sollte also unbedingt darauf achten, dass man diesen Schneebrett gefährdeten Hang möglichst früh durchquert hat.

Trifft man zu etwas fortgeschrittener Stunde ein, besteht die Möglichkeiten die Steilstufe östlich ungefähr im Bereich des Sommerweges, mittels einer etwas heiklen Querung, dafür im Schatten zu überwinden.

 

Von Sewenstöss geht es weiter in nordöstlicher Richtung zu einer weiteren Steilstufe. Diese sehr steile Passage, 39° auf 150 Hm, wird ungefähr im Bereich des Sommerweges überwunden.

Dieser führt durch eine schmale Rinne, die sich in der oberen Hälfte aufsplittet. Wir steigen durch den rechten, etwas steiler und schmalerer werdenden, dafür im Schatten liegenden Arm zu P.2614 hoch. Im oberen Viertel des Couloirs müssen wir die Skis abschnallen, können aber die letzten Meter in gutem Trittschnee durch dieses hinauf steigen. Ab P.2614 flach zum Südende des Sewenzwächten Firn. Mittels eines weiten Rechtsbogen, erreichen wir schliesslich den Südhang unterhalb des Bächenstocks. Wir steigen erstmal auf einen kleinen Sattel hinter einem Felsvorsprung, etwas links der Gipfelfalllinie, rechts des Südhangs, der gut als Skidepot dienen kann. Hier genehmigen wir uns eine Pause um Kräfte für das bevorstehende Couloir zu sammeln.

 

Nun queren wir in den Südhang hinein und steigen durch diesen möglichst weite mit den Ski zum leicht versteckten Couloir hoch. Das Couloir wird erst kurz bevor das Skidepot erreicht wird ersichtlich.

Kurz unterhalb des Couloirs binden wir schliesslich die Ski auf unsere Rucksäcke und gehen mit Eispickel bewaffnet zu Fuss weiter. Nur mühsam und langsamer als gedacht geht es vorwärts. Da wir seit der letzten Schneefälle die ersten waren, die sich an diesen Aufstieg wagten, mussten wir uns unseren Weg in teilweise hüfthohem Schnee selber bahnen.

 

Direkt beim Ausstieg des Couloir biegt man um Felsen herum nach rechts ab und klettert sehr abschüssig aber in gut griffigen Fels zum Südwestgrat hoch. Installierte Fixseile erleichtern den Aufstieg. Diese sollten allerdings erst auf ihre Standfestigkeit geprüft werden. Bereits hier können Steigeisen und Eispickel sehr gute Dienste leisten.

 

Über den leicht mit Schnee bedeckten und teilweise luftigen Grat steigen wir nordostwärts hoch zum Gipfel des Bächenstock P.3011. Der gut griffige Granit macht die Kletterei nicht allzu schwierig.

 

Unser erstes Ziel haben wir erreicht und geniessen die herrliche Rundumsicht, die uns für die nächste Zeit begleiten wird.

 

Überquerung Verbindungsgrat zum Zwächten

Vom Gipfel steigen wir einige Meter auf dem Grat zurück, bis wir unschwierig nach rechts in die Nordwestflanke einbiegen und durch diese auf eine markante, flache Schulter hinuntersteigen können.

Ein Abstieg auf die Schulter wäre auch durch ein Couloir, dass sich wenige Meter südlich vom Gipfel befindet möglich, auf Grund des Schnees schien uns aber Zurücksteigen auf dem Grat als bequemer. Der Zeitverlust beläuft sich höchstens auf 1-2 Minuten, wenn überhaupt.

 

Über die Schulter die sich westlich des Nordgrates befinden gehen wir nun nordwärts. Um schneller vorwärts zu kommen, haben wir die Skis zwischenzeitlich wieder angeschnallt. Am Nordende der Schulter können wir noch ein paar wenige Meter, links an Felsen vorbei abfahren, müssen dann aber die Skis bereits wieder aufbinden, da man hier zurück auf den Grat steige und genau diesem folgt. Auf dem Grat geht es teilweise luftig, in leichter Kletterei weiter. Am besten kommt man direkt auf dem Grat voran, wobei man auf Wechten die den Grat ostwärts überragen acht geben sollte. Schwierigkeiten können allenfalls links umgangen werden.

 

Bevor man den tiefsten Punkt des Grates erreicht, folgt eine plattige Traverse die an einen kleinen Felsaufschwung heran führt. Die Traverse ist sogar mit einer Sicherungsstange versehen.

 

Den Felsaufschwung umgehen wir links auf dessen Westseite. An den Felsen entlang kurz abwärts, weiter am Fuss der Felsen nach rechts zum P.2931 dem tiefsten Punkt des Verbindungsgrates. Hier wechselt man auf die andere, östliche Seite des Grates, auf den Bächenfirn.

 

Wie bereits vorher auf dem Grat, zeigt sich auch hier eine Wechte, die über den Rand nach Osten ragt. Mit den angeschnallt Skis gehen wir an den Rand der Wechte und überwinden dies halb springend halb rutschend hinunter auf den Bächenfirn.

Der Hang unterhalb des Sattel ist unschwierig und nur anfänglich etwas steiler. Die Steilheit nimmt schnell ab und läuft nach unten aus. Trotzdem sollte man nicht all zu lange dort verweilen, da sich darüber einige grosse Wechten befinden die brechen könnten. (einfach auf den Bächenfirn hinunter fahren)

Wir machen nun einen links Bogen und erreichen so über den zum Schluss wieder etwas steiler werdenden Bächenfirn einen weiteren Sattel südwestlich des Firnplateau P.2974 und unterhalb einer kleinen Felsstufe. Hier befindet sich ebenfalls der Ausstieg vom Aufstiegscouloir vom Rosfirn zum Zwächten. (Normalroute auf den Zwächten)

 

Aufstieg Zwächten

Das Plateau erreicht man in dem man direkt in der Flucht des Verbindungsgrates zu Fuss, in einfachem Klettergelände, hochsteigt oder rechts ausholend über ein schmales, ausgesetztes Band das durch die Felsstufe leitet aufsteigt.

 

Wir belassen die Skis dort wo sie sich zur Zeit befinden, und steigen auf dem Schneeband durch die Felsen nordostwärts auf das flachere Firnplateau P.2974 hinauf.

 

Mit den Skis steigen wir nun erst nordwärts und ab 2980m nordwestwärts über die zum Schluss an Steilheit etwas zunehmenden Firnflanke in unschwierigem Gelände zum Gipfel des Zwächten P.3080. Auf dem Gipfel wird man von einer grandiosen Aussicht zu den Spannörtern empfangen.

 

Unsere Tour sollte uns ursprünglich weiter zum Grossen Spannort führen, da wir aber im Aufstieg und über den Bächenstock alles selber spuren mussten, verloren wir einiges an Zeit und wir entschieden uns für die Abfahrt.

Eine Tour Krönten und Spannort bietet schliesslich geradezu an. Ev. lässt sich sogar ein Abfahrt ins Gadmertal via Bärenzahn Grassengletscher, Grassen, Wendengletscher bewerkstelligen.

 

Abfahrt

Bis auf den Sattel unterhalb P.2974 fahren wir auf der Aufstiegsroute ab.

 

Von hier führt eine sehr steile Rampe „41° auf 130 Hm“ hinunter an das nordöstliche Ende des Rossfirn. Die Einfahrt vom Sattel in die Rampe ist bis 45° steil, was zur folge hat, dass man den Weg erst erkennt, wenn man sich bereits schon fast darin befindet.

 

Wir fahre also in südwestlicher Richtung über die Rampe hinunter auf den Rossfirn und über diesen weiter zum Kessel von Juzfad. Mit einer etwas überlegten Abfahrtsvariante, auf dem Rossfirn links haltende, umgeht man grosse Schieberei.

In gleicher Richtung fahren wir durch den Kessel von Juzfad und folgen dem Rossbach bis zur Felsstufe nordwestlich von Rossbiel P.2217.

 

Oberhalb der Felsstufe verlassen wir das Bachbett nach rechts und fahren über die schönen Skihänge via Rotgand hinunter nach Wyssgand.

Bei guter Routenwahl erreicht das Gelände ab der steilen Rampe hinunter auf den Rossfirn kaum mehr 30° und wenn dann nur für wenige Meter.

Viel mehr ist auf die seitlich der Abfahrtsroute liegenden Hänge zu achten, den diese sind durchwegs lawinengefährdet!

 

Von Wyssgand fahren wir durch das flache Chlialptal nordwärts bis zur Sustenpassstrasse P.1613 und zum Schluss dieser talauswärts folgend nach Gorezmettlen zurück.

 

Eine geniale hochalpine Skitour geht zu Ende.

 

Startpunkt

Gorezmettlen 1560m

 

Ziel

Bächenstock 3011m, Zwächten 3080m

 

Anforderungen

S. Skitechnisch sind einige Steilstufen zu überwinden, die sichere Spitzkehren und sicheres Abfahren verlangen.

Grat hoch zum Bächenstock und der weiter Verbindungsgrat ist teilweise Luftig aber dank dem gut griffigen Granit bleibt die Kletterei leicht, hängt aber sehr stark von den Bedingungen ab. Qualität und Quantität des Schnees.

Sofern die Fixseile nicht im Schnee versinken, erleichtern diese oberhalb des Couloirs vom Sewenzwächtenfirn den Aufstieg zum Südwestgrat des Bächenstocks.

Auf dem Verbindungsgrat ist unbedingt auf Wechten zu achten.

Im Färnigenwald recht ruppige Passage.

Tour die sichere Bedingungen erfordert.

 

Hangrichtung

Süd, Südwest, West

 

Lawinengefahr

In der Steilstufe im Kessel der Sewenalp „32° auf 80 Hm“

Steilstufe von Sewenstöss hoch zum Sewenzwächtenfirn „39° auf 150 Hm“

Im Couloir vom Sewenzwächtenfirn hoch auf den Bächenstocksüdwestgrat

In der bis 45° steilen Rampe hinunter auf den Rossfinr „41° auf 130 Hm“

Von den seitliche Hängen ab Juzfad bis hinunter zur Sustenpassstrasse.

 

Material

Übliche Skitourenausrüstung, Steigeisen, Eispickel

ev. Seil und Klettergurt (rudimentäre Kletterausrüstung)

 

Zusätzliche Info

Sewenhütte

 

Zeit inklusive Pausen und Abfahrt. Dauer hängt sehr stark von den Verhältnissen auf dem Grat ab. Sind diese ungünstig, ist schnell einiges mehr an Zeit einzuplanen.

 

Fazit

  • Super schöne und interessante hochalpine Überschreitung
  • Teilweise luftige aber einfache Gratkletterei
  • Tolle Nordhangtour in konstant steilem Gelände.
  • Zwei Dreitausender mit einer grandiosen Rundumsicht
  • Sehr abwechslungsreiche aber recht anspruchsvolle Tagestour
  • Tour erfordert sichere Verhältnisse
  • Tour erfordert einiges an Ausdauer

 

Genaue Route

Gorezmettlen P.1560, Färnigenwald, Rieter P.1891, Bergalp, Sewen P.2089, Sewenstöss P.2336, P.2614, Sewenzwächten, Couloir, Bächenstocksüdwestgrat, Bächenstock P.3011, Schulter westlich Bächenstock, Verbindungsgrat Bächenstock-Zwächten, P.2913, Bächenfirn, Sattel unterhalb Firnflanke zum Zwächten, Firnflanke, Zwächten P.3080, Firnflanke, Sattel, Steilrampe hinunter zum Rossfirn, Rossfirn, Juzfad, Rossbach, Rotgand, Wyssgand, Chlialptal, P.1613, Sustenpassstrasse, Gorezmettlen P.1560

 

Alternativ

Gross-, Chli Spannort

Bärenhorn

Stössenstock


Tourengänger: Lulubusi, Stiefel
Communities: Skitouren


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