Al Faggio della Vuggia


Publiziert von Schneeluchs , 16. März 2013 um 21:30.

Region: Welt » Italien » Piemont
Tour Datum:15 März 2013
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 10:00
Aufstieg: 1400 m
Strecke:Cuzzago - Linea Cadorna - Faggio - Alpe Gianin - Valle di Nibbio - Sasso Grande - Dosso Faggio - Cuzzago
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Regio Domo-Novara oder Domo-Milano
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Regio Milano-Domo oder Domo-Novara

Starker Nordwind mit entsprechend eisiger Kälte und Triebschneeansammlungen lassen mich auf eine Wanderung im Süden setzen, möglichst nicht zu windexponiert.

Dafür eignet sich das untere Ossolatal bestens. Ideale Gelegenheit also, den Rücken vom Faggio und die Verbindungen zwischen der Linea Cadorna und dem Sasso Grande kennenzulernen und meine neuen Wanderschuhe das erste Mal so richtig auszuführen und herauszufordern (Wie sich zeigen sollte, sind diese für meine Zwecke leider ungeeignet: Zu weiches Leder, viel zu harte Fersenkappe und sehr empfindliche Nähte. Der Hanwag Alaska GTX hat ihn bald abgelöst).

Von Cuzzago über den Rio dei Mulini [259m], dann gerade hoch. Kaum Frühlingsboten.
All die Wege und Schützengräben wurden kürzlich grosszügig und umständlich ausgeschnitten. Es geht jedoch nicht lange, stehe ich auf der Stradina [303m], welche zur Linea Cadorna (LC) führt. Diese würde sich - wie ich von einer früheren Begehung weiss - empfehlenswert auf dem Rücken diesseits des Rio dei Mulini umgehen lassen, doch insistiere ich nicht - schliesslich ideales Gelände für die neuen Schuhe, sprich nicht zu steil und steinig.
Bei 467m geht der Weg links von der Stradina weg. Hier nimmt die LC ihren Anfang. Geradeaus kommt man bald an den Riale Balangeri, wo die Stradina ihr Ende hat und es vermutlich auch eine Möglichkeit gibt, den Faggiorücken zu erreichen.
Der (rot markierte) Weg folgt bald einmal nicht mehr der LC. Genau dort, wo man diese wieder erreicht [640m], befindet sich die gesuchte Abzweigung.

Ich mache noch einen Ausflug zum schönen Aussichtspunkt am Ende der Linea Cadorna [784m] und räume teilweise mit dem Fuchsschwanz den Rest Fallholz weg. Dabei komme ich auf 742m an der Abzweigung ins Vallone dei Mulini vorbei. Bis hier gibt es wohl wegen des felsigen Geländes jenseits des Riale Balangeri keine weitere Möglichkeit, den Faggiorücken zu erreichen [Ein Irrtum, wie sich beinahe ein Jahr später zeigen sollte]. Weiter oben offenbar schon, aber heute ist der Boden gefroren und mein Ziel der direkte Weg zum Faggio.

Von der Verzweigung 649m folge ich bis zur nächsten Kehre der Linea Cadorna abwärts, dann geht der (immer noch rot markierte) Weg links zum Riale Balangeri runter. Auf der andern Seite ist der Wegverlauf wenig evident. Ich quere  - den rot markierten Weg verlierend - auf deutlicher Spur zum Rücken hoch [643m], wo ein anderer Weg einmündet. Gerade den Rücken hoch, treffe ich auf 679m wieder auf den rot markierten Weg.
Auf 734m bin ich an der Stelle (Verzweigung), an welcher ich beim letzten Mal den Weg verfehlt habe. Von oben kommend stellt sich nämlich ein Baumstamm quer in den Weg und versteckt den (rot markierten) weiter traversierenden Weg zur LC. Dadurch ist man verleitet, links abzuzweigen und den über den Faggiorücken hinableitenden Weg zu nehmen.

Bei 793m erreiche ich den Faggiorücken. Dort gibt es eine offensichtliche Verzweigung Richtung Sasso Grande. Mein Weg führt ziemlich genau über den Rücken hoch. Auf 900m lege ich bei einer grossen Ruine (Alpe Faggio?) eine Pause ein. [Hier befindet sich die Abzweigung zum Mot Gianin]
Der Weg folgt samt Markierungen weiterhin dem Rücken, wird jetzt schnell sehr panoramisch, weil nur noch lichter Wald mit Wiesen vorherrscht. Dafür bläst hier der Nordföhn unerbittlich. Bald werden die roten von weissen Markierungen abgelöst. Es ist alles unschwierig (T4), aber il Faggio (=Buche) steht auf einer Art Felskanzel, welche ich direkt an der Kante in kurzer anregender Kletterei gewinne (II bis II+, rechts leicht aber wegen der Hasel etwas mühsam umgehbar).
Vom Faggio bis ans Ende des Rückens wechselt sich leichte Kletterei mit steilem Gras ab [T5-]. Schliesslich erreiche ich den Aussichtspunkt unmittelbar vor der Felswand des Pizz d'la Vugia auf 1270m, dort wo es eigentlich erst richtig losgeht...
Mache noch das Einstiegscouloir, um einen schönen Blick ins Valle di Nibbio zu erhalten (und weil ich dem Pizz d'la Vugia nur so schwer widerstehen kann... doch momentan ist das Gras alt und vertrocknet, darauf will ich mich nicht ein-/verlassen und kehre um).

Bei der Ruine oberhalb des Mot Gianin [Höhe nicht ermittelt] entscheide ich ganz spontan (anstatt dem Rücken über den Mot Gianin zum Sasso Grande zu folgen) Wegspuren ins Valle di Nibbio nachzugehen, um zu versuchen, den Weg Valle di Nibbio-Sasso Grande zu erreichen. Wenn es vom Gelände her möglich ist, muss es ja einen direkten Weg von der Alp zum Wasser geben. Das ist recht spannend.
Zuerst folge ich kurz einem schwach ausgeprägten Rücken, der einen linken von einem rechten Wald trennt. Dann führen mich die Spuren in den linken Wald, und ein deutlicher Weg quert schliesslich bald zum rechten Wald rüber (kurz II-). Dort steige ich teilweise auf erkennbarem Weg etwas rechtshaltend ab. Auf 995m überschreite ich einen kleinen Sattel gegen rechts und komme so in steile Grashänge. Diesen folge ich zuerst gerade hinunter, wechsle bald rechts in die Rinne und verlasse diese dort gegen rechts, wo der Weg wieder erkennbar ist. Nach einer kurzen Querung zur nächsten schwach ausgeprägten Rippe bin ich an jenem Punkt, wo ich beim ersten Mal vom Valle di Nibbio hochkam, um den Mot Gianin-Sattel zu erreichen. Dank meiner Ortskenntnisse folge ich nun nicht der Spurlage und Intuition gegen rechts (der Weg würde sich so wegen unüberwindbarer Felsen nicht erreichen lassen), sondern bleibe auf dem Rücken und verlasse ihn bald gegen links. In der bereits erwähnten Rinne absteigend, erreiche ich kurz darauf den nicht sehr offensichtlichen Weg wenig oberhalb der Solaranlage, genau gegenüber des Felssturzes [862m]. [T5]

Schnell bin ich bei der Alpe Sostenna [am unteren Ende, wo der Weg rauskommt 865m] und beim Sasso Grande [859m] mit dem bekannten sensationellen Panorama.

Eigentlich will ich jetzt über den beim letzten Mal erkundeten Weg nach Nibbio absteigen, entscheide mich dann aber, doch noch eine andere Variante Sasso Grande-Linea Cadorna auszuprobieren (inspiriert von Franks Via panoramica Val d'Ossola III). Gerade dort, wo der rot markierte Weg so nah an den Riale Pianezza heranführt, dass man ihn rauschen hört [683m], zweigt rechts eine recht deutliche Spur ab. Dieser folge ich, teilweise leicht von Brombeeren bedrängt und einiges Fallholz beseitigend, bis zur obenerwähnten Stelle auf dem Faggiorücken [776m, beim Aufstieg 793m].
Beim querstehenden Baumstamm [722m, Aufstieg 734m] gehe ich diesmal links. Das führt mehr oder weniger über den Faggiorücken teilweise recht verwildert, aber problemlos hinunter auf den Weg Cuzzago-Sasso Grande, welchen ich auf 450m erreiche. [T4]

Bei der Brücke über den Rio dei Mulini messe ich diesmal 224m, 35m weniger als am Morgen. Beim letzten Mal waren es am Abend 309m (+50m).

Fazit: Präzise Höhenangaben zu machen ist gar nicht so simpel!
Ich lasse sie in diesem Bericht genau so wie gemessen und passe sie bei den neu definierten Wegpunkten nach Gefühl an.
Demjenigen, welcher Teilstrecken (auch in Gegenrichtung) gehen möchte und sich der Ungenauigkeit bewusst ist, dürften sie trotzdem nützlich sein, interessiert zu diesem Zweck ja meist nicht die absolute Höhe sondern die Höhendifferenz zweier Wegpunkte.

In der empfehlenswerten Bar "Le Griffon" (von oben her kommend zur Kirche, dieser den Rücken zudrehen und leicht rechts halten, 1 Minute) geniesse ich auch heute wieder eines der besten mir bekannten Biere, das naturtrübe leicht dunkle Mönchsbräu Kellerbier. Dazu werden mir warme Snacks offeriert.

Diesmal habe ich den für das Erwischen des Zuges entscheidenden Vorteil, dass ich bereits weiss, dass der Regionalzug von 17:44 von Mailand kommt und somit im näher an Cuzzago gelegenen Bahnhof auf Gleis 2 fährt, welches nach Zugseinfahrt nicht mehr durch Überschreiten erreichbar ist.
Wer um 10:15 aus dem Regio nach Mailand aus- und um 16:48 in den Regio von Novara einsteigt, erlebt das mit den Bahnhöfen genau umgekehrt: Ankunft Bahnhof 1 (von/nach Milano), Gleis 1, Abfahrt Bahnhof 2 (von/nach Novara), eingleisig.

*Ferruccio beschreibt das Gebiet auf der Seite alle pendici del Pizz d'la Vugia. Seine Beschreibung beginnt bei der Abzweigung Linea Cadorna / Faggio 640m.

Tourengänger: Schneeluchs


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T4
T4
18 Mai 07
Sasso Grande und Mot Gianin · ABoehlen
T3
2 Mai 08
Linea Cadorna bei Cuzzago · ABoehlen
T5 II
1 Feb 15
Verso la Vugia · atal
T6-

Kommentare (3)


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ABoehlen hat gesagt:
Gesendet am 17. März 2013 um 13:42
Besten Dank für diesen präzisen Bericht und das Aufnehmen zahlreicher neuer Wegpunkte in dieser Gegend (die ich, soweit relevant, in meine Berichte übernommen habe).

Das Problem mit den differierenden Höhenmessungen kenne ich auch. Selbst habe ich in meinen Unterlagen folgende Werte notiert:
- Ponte Rio dei Mulini: 270 m
- Einmündung Forststrasse: 280 m
- Verzweigung Linea Cadorna/Weg zu R. Balangeri: 635 m
- Alpe Sostenna: 980 m. Hier ist mir aber nicht klar, welche Ruine genau gemeint ist. Die Karte nennt in dieser Zone keine Namen. Am 18.5.2007 bin ich erst deutlich oberhalb des Sasso Grande-Gipfels auf die ersten Ruinen gestossen, wo ich die erwähnten 980 m gemessen habe.
- Sasso Grande: Mir scheinen die 878 m der IGM-Karte zu stimmen. Die 818 m der swisstopo-Karte dürften ein Schreibfehler sein (habe ich zum ersten Mal am 6.8.2006 vermutet, was sich dann ein Jahr danach bestätigt hat (siehe Vermerk im Bericht vom 18.5.2007 ). Habe das auch mittlerweile so gemeldet.
- Stelle, wo der rot markierte Weg so nah an den Riale Pianezza heranführt, dass man ihn rauschen hört: 725 m (unsicher, ob die gleiche Stelle gemeint ist - selbst konnte ich jenseits des Baches keine Fortsetzung finden). Der Bach rauscht im Übrigen nicht immer: Am 4.7.2004 war das Rauschen deutlich hörbar, am 6.8.2006 war hingegen alles trocken, und am 18.5.2007 nur ein Rinnsal vorhanden.

Viele Grüsse aus dem trüben und kalten Worb
Adrian

Schneeluchs hat gesagt:
Gesendet am 17. März 2013 um 23:50
Gerne. Danke für deine Rückmeldungen.
Finde es interessant, mal selber eine auch ohne GPS möglichst problemlos in beide Richtungen verfolgbare Route zu beschreiben.
Dass ich mit Höhenmesser arbeite, ist neu seit der Entdeckung des Val Grande letztes Jahr. Übrigens bin ich immer noch mit meinem Taschenmesser-Höhenmesser unterwegs...

>- Ponte Rio dei Mulini: 270 m
Das muss ich nächstes Mal genau nachmessen. Was können wir als sichere Referenz nehmen? Die 211m beim Bahnhof?

>- Einmündung Forststrasse: 280 m
Die hier beschriebene Einmündung liegt weiter oben, weil ich ja nach dem Rio dei Mulini nicht rechts auf die Stradina, sondern zuerst gerade hinauf gegangen bin.

>- Alpe Sostenna: 980 m. Hier ist mir aber nicht klar, welche Ruine genau gemeint ist.
Das müsste dann 892m sein auf der IGM-Karte. Ich glaube, es ist eine der Ruinen auf dem Rücken gemeint, ich habe am untersten Ende gemessen. Bei meiner Messung ergibt sich ein Wert von 884m, wenn der Sasso Grande 878m ist. Das macht dann Sinn. Inzwischen bin ich mir sicher, dass auf der IGM derjenige Gipfel gemeint ist, wo die Holzstange steckt, nicht der untere.
Wenn wir diese 878m als zuverlässig nehmen dürfen, kann ich auch alle Höhenangaben danach kalibrieren. Das wäre dann immerhin schon mal ein Ansatz.

>- Stelle, wo der rot markierte Weg so nah an den Riale Pianezza heranführt, dass man ihn rauschen hört: 725 m (unsicher, ob die gleiche Stelle gemeint ist - selbst konnte ich jenseits des Baches keine Fortsetzung finden).
Es ist die gleiche Stelle gemeint. Da zählst du zu meinen 675m ca.30m Tagesabweichung dazu und noch die 20m Abweichung, die wir schon bei der Brücke am Anfang haben, gibt 725m. Jenseits des Baches wird es kurz undeutlich. Ich hab's zuerst in der naheliegenden Rinne versucht, dann im leicht brombeerverwachsenen Hang rechts davon Spuren erahnt, dort rübergewechselt und linkshaltend gerade hinauf bis zur Vereinigung mit dem Faggioweg - ging gut, und Anzeichen eines deutlichen Weges legen samt der oben deutlichen Abzweigung nahe, dass der Weg früher genau hier durch ging.

>Der Bach rauscht im Übrigen nicht immer
Dann ist es für die Beschreibung auch nur bedingt nützlich - aber dank der Höhenangabe bleibt diese immer noch schnell und zweifelsfrei nachvollziehbar.
Die sicherste Wasserstelle im Gebiet ist wohl der Rio Nibbio.

Schneeluchs hat gesagt: Höhenangabe
Gesendet am 11. April 2013 um 20:33
Update: Cuzzago Stazioni 211m => Ponte Rio dei Mulini 259m
Höhenangaben im Bericht angepasst.


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