Die Bergtour 1989 (3. Teil) - Helgenhorn 2837 m


Publiziert von basodino , 17. März 2013 um 15:17.

Region: Welt » Italien » Piemont
Tour Datum:27 Juli 1989
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-TI   I   Gruppo Grieshorn   Gruppo Pizzo Castello   Gruppo Cristallina   Gruppo Pizzo San Giacomo   Gruppo Basodino 
Zeitbedarf: 2 Tage
Unterkunftmöglichkeiten:Rifugio Marialuisa CAI im Val Toggia (2160 m)

26. Juli 1989 (forts.):
Das Wetter verhieß uns einen ganz schönen Tag. Wir begannen mit dem Aufstieg und die Unterschiede im Tempo waren nicht mehr so groß. Michaela hatte 4 kg an Ihrem Taltag nach Hause geschickt, was sich bemerkbar machte. Jeder fand seinen Rhythmus und wir erreichten das malerische Hochtal von Randinascia (2112 m). Wir warteten immer wieder aufeinander, genossen die Ruhe, die grünen Wiesen und die kleinen Bergseen. Schließlich wurde der Weg unterhalb der Bocchetta etwas anspruchsvoller. Um kurz vor 13 Uhr fanden wir eine schöne Raststelle an einem kleinen Wildwasser. Gut 45 Minuten verbummelten wir. Die Sonne wirkte wie eine dünne warme Decke, die uns wohlig zudeckte.
Um 14.30 Uhr erreichten wir den höchsten Pass unserer Tour, die Bocchetta di Val Maggia (2636 m). Beim Überqueren der italienischen Grenze veränderte sich die Charakteristik der Landschaft und des Weges unübersehbar. Da keine Wegzeichen mehr erkennbar waren, folgten wir einer schmalen Spur durch eine steile Geröllhalde. Susanne erwischte einen falschen Tritt und verletzte sich leicht. Doch schon nach wenigen Minuten nahm der Schmerz zu. Mit einem Verband versuchte Michaela den betroffenen Knöchel zu stützen. Ich vermutete, ein Band würde überdehnt sein.
Michaela kümmerte sich um die Patientin und glücklicherweise wurde das Terrain bald flacher. So kamen wir relativ mühelos bis in die Nähe des Fischsees. Florian und ich übernahmen Susannes Rucksack, so dass sie sich allein auf das Gehen konzentrieren konnte. In vorderster Front erkundete ich die Routenwahl , da kein Weg mehr erkennbar war. Mit Geschick überwanden wir eine kleine Steilstelle und erreichten die weichen Almen des Val Toggia. Insgesamt dauerte es dann aber doch 7 Stunden bis wir das Rifugio Marialuisa (2160 m) erreichten.
Zu unserer Überraschung wurden wir in einem Vierer-Zimmer mit richtigen Stockbetten einquartiert. Auch das Bad und der Speiseraum erinnerten mich eher an ein Hotel, denn eine Berghütte, was man von außen so nicht vermuten konnte. Mit einem Drei-Gänge-Abendessen und einem preiswerten, aber guten italienischen Wein waren wir bald wieder hergestellt. Wir beendeten die erste Doppelkopfrunde, wobei ich Susanne kurz vor Schluß noch überholen konnte.
Gut gelaunt verschwanden wir in unserem Zimmer. Wir trotzten der relativen Enge des Zimmers und erholten uns gut von der anstrengenden Tour.

27. Juli 1989:
Nach dem Frühstück mussten wir mit viel Improvisation und praktisch keinen Sprachkenntnissen einige Formalitäten klären. Ich entschied mich zum 1000. Mal endlich italienisch zu lernen (aber es würde noch 23 Jahre dauern, bis eine allerdings erfolglose Handlung daraus wurde).
Diese Probleme ließen wir hinter uns, als wir ins Val Rossa aufstiegen. Hier trennten wir uns. Michaela und Florian gingen weiter bis auf das Helgenhorn (2837 m), während Susanne und ich uns einen gemütlichen Mittag auf den Wiesen neben dem Bach machten. Susanne konnte ihren Knöchel noch nicht voll belasten nach der gestrigen Verletzung.
Michaela erreichte ihren ersten Gipfel auf dieser Tour nach 2 Stunden. Wir konnten die beiden als kleine Punkte am GIpfel gut erkennen. Gegen 13 Uhr stiegen sie wieder ab. Nach meiner Schätzung sollten sie in einer guten Stunde wieder unten sein, weshalb ich meinen Aufbruch auf 14 Uhr plante. Nach nur 5 Minuten Gehzeit sah ich die beiden auf gleicher Höhe in einem Hochtal, während ich über den Rücken aufstieg. In exakt 48 Minuten überwand ich die 500 Höhenmeter nicht ohne Anstrengung. Leider fand ich auf dem Gipfel nicht die Information, die mir Michaela dort mangels eines Gipfelbuches in einem Steinturm hinterlassen hatte. Die restlichen 12 Minuten der Stunde nahm ich als Pause, bevor ich über die Abstiegsroute der beiden anderen in 35 Minuten zurückkehrte.
Das Abendbrot fiel etwas schlichter aus, da die Preise uns zum Sparen anhielten. Nach dem Essen verwickelten wir uns in eine tiefenpsychologische Auseinandersetzung mit Michaelas Leben. Leider scheiterten unsere Bemühungen, Michaela aus dem Teufelskreis von mangelndem Vertrauen gegenüber anderen und der fehlenden Bestätigung durch ihr Umfeld herauszuhelfen. Es ist sicherlich schon schwer, einen solchen Teufelskreis zu überwinden, wenn man aber den Eindruck gewinnt, der andere fühlt sich darin zu einem gewissen Grad auch wohl, dann wird es unmöglich. So blieben wir Michaelas einzige Freunde und gleichzeitig vergrößerte sich die Kluft immer weiter.

Fortsetzung!

Tourengänger: basodino


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