Im und über dem Val Pogallo


Publiziert von Kanu , 27. Dezember 2012 um 13:12.

Region: Welt » Italien » Piemont
Tour Datum:13 August 2012
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 11:30
Strecke:Cicogna - Pogallo - Alpe Pian di Boit - Alpe terza - Boc. di Terza - Cima Marsicce - Cimone di Cortechiuso - Cima della Laurasca - Boc. di Scaredi - Cima Campo - Boc. di Campo - Strette del Case - Corona di Ghina - Alpe Cavrua - P. 1632 - La Colma di Belmello - Alpe Pra - Cicogna
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit dem PKW nach Cicogna.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Siehe Ausgangspunkt.

Eine große Runde über dem Val Pogallo!

Nachdem ich vor vielen Jahren schon einmal den Sentiero Bove von der Boc. di Terza bis Cicogna begangen habe und während der letzten Jahre immer wieder im Gebiet der Cima della Laurasca unterwegs war hatte ich mir für diesen Sommer vorgenommen, diese Tour zu wiederholen und gleichzeitig noch etwas auszuweiten.

Für diesen Tag war kein Sonnenschein vorhergesagt, was mir in diesem Fall entgegen kam, denn so würden die Temperaturen wohl etwas erträglicher werden, was für die geplante Tour eine Vorraussetzung war.

Wie schon vor zwei Tagen bin ich frühmorgens mit dem Auto nach Cicogna gefahren, diesmal allerdings allein. 7 Liter Wasser waren im Rucksack, dazu noch aufgrund des Wetters und der Notoption einer Übernachtung in einer Schutzhütte warme Kleidung plus Proviant, da kam dann schon ein bisschen Gewicht zusammen.

Zuerst war gemütliches Einlaufen auf der Strada Sutermeister nach Pogallo angesagt, was zum warm werden genau richtig war. In Pogallo ging es dann vor den ersten Häusern unterhalb der alten Villa Sutermeister nach rechts ins Tal des Rio Pogallo hinab. Schon wenige Meter von den Hütten entfernt kommt man auf eine noch gut erhaltene Weganlage, welche in Kehren steil zu einer Brücke führt, auf der eine enge Schlucht überwunden wird.

Danach führt der Wanderweg gut markiert und zu Beginn immer in der Nähe des Flußlaufs in angenehmer Steigung talaufwärts. Auf einer weiteren Brücke wechselt man die Talseite, folgt auch hier immer mehr oder weniger dem Talgrund bis man wieder den Fluß überqueren muß, hier jedoch ohne Brücke aber problemlos über große Steine. Danach steigt der Weg etwas steiler an, man verläßt den Talgrund und gewinnt am bewaldeten westseitigen Talhang rasch an Höhe.

Vorbei an verfallenen Alpen und alten Bauten der ehemaligen Seilbahnen in diesem Tal führt der Weg immer weiter Richtung Talende, einige Bachläufe werden auf neuen Holzbrücken überquert. Schließlich erreicht man die Alpe Pian di Boit, wo man zum letzten Mal die Wasservorräte am Brunnen auffüllen kann.

Nach Pian di Boit geht es dann in einem Buchewald steil nach oben, in diesem endlos wirkenden Anstieg kam ich dann erstmals mal so richtig ins Schwitzen und war froh, daß die Sonne heute hinter den Wolken blieb.

Etwas unterhalb der Alpe Terza verläßt man den Wald und ich konnte wenigstens ein bisschen Aussicht auf das Val Pianezzoli genießen. Sobald ich aus dem Wald raus war wurde es im Wind deutlich kühler, doch die anhaltende Steigung des Wegs sorgt dafür, daß man hier nicht friert!

Kurz vor der Boc. di Terza zweigt dann der Sentiero Bove zur Cima Marsicce ab, die Stelle ist mit einem kleinen Steinmann markiert. Ich bin dann noch schnell zur Boc. di Terza aufgestiegen und hab dort eine kleine Pause eingelegt, bin wegen dem Wind aber dann schnell wieder zurück zur Abzweigung des Sentiero Bove. Ab hier nehmen die Schwierigkeiten dann deutlich zu, die Markierungen führen von unten gesehen durch unglaublich wildes Gelände.

Ganz so schlimm ist es dann aber doch nicht, es ist meistens eine Wegspur vorhanden und die neueren Markierungen sind gut zu erkennen.

Ab der Abzweigung auf den Sentiero Bove bin ich abgesehen von kleineren Unterbrechungen eigentlich nur noch in den Wolken gewesen. Temperaturmäßig war das natürlich von Vorteil, für die Orientierung allerdings nicht so sehr. Aussicht gab es keine mehr, dafür wirkte die nähere Umgebung noch wilder und abenteuerlicher als sie ohnehin schon ist.

Der Pfad schlängelt sich durch steiles, felsdurchsetztes Gelände mit vielen kleinen Couloirs und Mini-Pässen nach oben, bis man den eigentlichen Grat erreicht. Hier steigt man dann einige Meter auf der Gegenseite ab und umgeht einen Teil des Grates bevor man kurz vor der Cima Marsicce wieder zum Grat aufsteigt. Der Schlussanstieg zum Gipfel der Cima Marsicce ist zu Beginn mit Ketten gesichert bevor man den Gipfelgrat erreicht. Über diesen erreichte ich problemlos den höchsten Punkt.

Weiter ging es im nicht mehr ganz so dichten Nebel entlang den Markierungen, der Pfad bleibt eigentlich immer in Gratnhähe bis kurz vor einem Aufschwung zum Cimone di Cortechiuso. Hier verläßt der Weg den Grat in Richtung Norden, eine weiter Begehung des Grates erschien mir nicht machbar, zumal im Nebel nicht viel zu erkennen war.

Man quert dann ein Geröllfeld und erreicht schließlich die Boc. di Cortechiuso. Von hier aus bin ich dann weglos direkt zum Gipfel aufgestiegen, einer schmaler Pfad führt wohl etwas westlich davon nach oben. Da es hier aber keine Markierungen gibt war dieser Pfad im immer wieder aufkommenden Nebel kaum auszumachen und so stieg ich weitestgehend der Abbruchkante des "Nordgrats" entlang nach oben.

Während des Aufstiegs wurde der Himmel dann etwas heller, immer wieder rissen die Wolken auf und man konnte zumindest in Richtung Norden etwas Aussicht genießen.

Mit dieser jetzt besseren Sicht wollte ich mir dann den Verbindungsgrat vom Cimone di Cortechiuso zur Cima della Laurasca wenigstens einmal anschauen. Zumindest zu Beginn des Grates sind Wegspuren erkennbar, diese werden allerdings immer schwächer.
Je näher man der Cima della Laurasca kommt umso schwieriger wird die Wegfindung.
Die Steilheit des Geländes und die Ungewissheit, wie es hinter dem nächsten Aufschwung in den Wolken weiter geht, ließen mich mehrmals über einen geordneten Rückzug nachdenken.

Aber Stück für Stück ging es weiter bis zum finalen Aufstieg auf die Cima della Laurasca. Dieser ist nochmals richtig steil, hier waren jedoch wieder deutliche Spuren sichtbar und man erreicht leichter als gedacht den Gipfel.

Auch hier war die Aussicht gleich Null, dafür konnte sich der Puls etwas beruhigen, zumal ich den Weiterweg bis zur Boc. di Campo schon mehrmals begangen habe und so etwas beruhigter den nächsten Wegabschnitt angehen konnte. Kurz unterhalb des Gipfels habe ich den ausgelaufenen Pfad dann in Richtung Boc. di Scaredi verlassen und bin entlang verblasster roter Markierungen zum Weg zur Boc. di Campo abgestiegen. Auf diesem ging es dann weiter über di Cima Campo zur Boc. di Campo. Hier ist der Weg teilweise mit Ketten gesichert, aber nicht wirklich schwierig und immer gut zu erkennen.

An der Hütte auf der Boc. di Campo habe ich dann nochmals ein längere Pause gemacht, wohlwissend das der Weiterweg durch Strette del Case und unterhalb der Corona di Ghina nochmals mehr Konzentration erfordern würde. Ich bin diesen Weg zwar schon zweimal gegangen, hatte jedoch jedes Mal Mühe mit der Wegfindung, und das schon bei gutem Wetter. Mit den Erinnerungen an die damaligen Begehungen traute ich mir den Abstieg aber zu.

Der Weg durch die Strette del Case ist allerdings schon sehr abenteuerlich, hier sollte man sich keine Fehler erlauben. In wildem Auf und Ab steigt man durch ein Labyrinth von Felsnadeln und Couloirs, die Pfadspur ist selten breiter als zwei Schuhe und die Abgründe schienen im Nebel ins Bodenlose zu verschwinden. Es sind zwar stellenweise noch verblasste rote Markierungen zu erkennen, man muß sie aber manchmal schon sehr gut suchen.

Da die Zeit schon etwas fortgeschritten war beschloß ich, den mir unbekannten Weg zur Cima Sasso erst gar nicht zu suchen und zur Alpe Cavrua abzusteigen. Hier ist es wichtig, daß man die richtige Stelle zum Verlassen der großen Wiese unterhalb des Grates findet. Sie war zum Zeitpunkt meiner Begehung mit einem Stock und einem kleinen Steinmann markiert. Danach führt ein genial im Berghang angelegter schmaler Pfad durch zahllose Rinnen und über etliche kleine Grate zur Alpe Cavrua. Der Weg ist kaum markiert, an wenigen Felsen erkennt man noch rote Punkte oder Striche, man sollte hier vor allem auf Schnittspuren an den Sträuchern achten um den Weg zu finden.

Von der Alpe Cavrua wollte ich dann nicht schon nach Pogallo absteigen, da ich dann von Pogallo aus auf dem gleichen Weg wie am Vormittag hätte zurück wandern müssen. So beschloß ich, einen Aufstieg zum Grat der Colma die Belmello zu suchen. Im Nachhinein wäre der Abstieg nach Pogallo sicher vernünftiger gewesen, aber hinterher ist man immer schlauer!

Es wurde zu einer Kämpferei durch endlose Hänge voller Sträucher und kleiner Büsche, immer wieder durch kleine Rinnen und Gruben unterbrochen. Und so langsam wurde es auch immer dunkler!

Mit Einbruch der Dunkelheit und leicht frustriert erreichte ich schließlich den Grat unterhalb der Cima Sasso und damit auch den Weg zurück nach Cicogna, den ich glücklicherweise von der Tour zur Cima Sasso zwei Tage zuvor kannte.

Nachdem ich den letzten Rest meiner Wasservorräte geleert hatte ging es dann im Schein der Stirnlampe mal gehend und mal laufend zurück nach Cicogna. Dort wartete dann noch einmal die legendäre Strasse zwischen Cicogna und Rovegro, da mußte ich mich nach fast zwölf Stunden Wanderung nochmal richtig konzentrieren.

Aber auch das ging gut und so konnte ich nach kurzer Autofahrt ein kaltes Bier, eine warme Dusche und eine riesen Portion Spaghetti genießen. So muß das sein!

Genau wegen Touren wie dieser bin ich so gern im Valgrande unterwegs, das ist wirklich Abenteuer pur!




Tourengänger: Kanu


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