Mürtschenstock Ruchen (2441m)


Publiziert von Daenu , 7. Oktober 2012 um 19:43.

Region: Welt » Schweiz » Glarus
Tour Datum: 8 September 2012
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   Schilt-Mürtschengruppe 
Aufstieg: 1370 m
Abstieg: 1370 m
Kartennummer:1134, 1154

Der Brienzergrat scheint zu unserer Dauerbaustelle zu werden – entweder haben wir ein Hotelzimmer aber schlechtes Wetter oder gutes Wetter aber kein Hotelzimmer. Zum Glück versucht mich mein Bergkumpel seit einem Jahr für den Mürtschenstock zu begeistern :-). So haben wir für dieses Wochenende eine valable Alternative.
 
Wir fahren – ausnahmsweise mit dem Auto – bis zur Talalp (Fahrbewilligung für CHF 5 aus dem Automaten gleich hinter der ersten Haarnadelkurve nach der Sesselbahn). Auf der Kiesstrasse geht es zuerst hinunter zum Talsee und hinein ins Hinter Tal. Nach der Talstation der Materialseilbahn steigt der Weg an, in einigen Kehren erreichen wir das Bödeli bei P.1498. Nun geht es ebenaus oberhalb des Spaneggsees und wieder leicht ansteigend an der Alp Hummel vorbei. Kurz darauf kommen wir zu einer Verzweigung – rechts der Wanderweg zur Mürtschenfurggel, links eine Wegspur. Auf dieser Spur – die sich nach und nach in der Wiese verliert – steigen wir zum grossen Geröllfeld hoch. Hier beginnt der eigentliche Anstieg auf den Ruchen.
 
Zuerst folgen wir der Wegspur im recht feinen Geröll, dann halten wir nach schräg links oben auf den grasbewachsenen Teil des Hanges zu. Im Gras steigt es sich um einiges angenehmer hoch. Am oberen Ende der Grasfläche wechseln wir zurück in den Schutt, bis wir nach den ersten Felsen auf der linken Seite auf einen mit Felsen gespickten Grashügel ausweichen können. Nun gehen wir an den Felsen am linken Rand des Geröllfeldes entlang und erreichen so den Punkt, wo es sich zum Couloir verengt.
 
Hier wechseln wir auf die rechte Seite und steigen zuerst im Schrofengelände, dann etwas rechts davon im steilen Gras auf. Bald darauf queren wir ansteigend gegen links oben – ziemlich genau auf die gut sichtbare Scharte nördlich des Felsturmes zu. Zwei kleine Nebenrinnen queren wir an geeigneter Stelle. So gelangen wir an den Rand der grossen Rinne, gleich unterhalb einiger Felsen (Steinmann). Hier überqueren wir die Rinne auf die linke Seite und steigen ziemlich direkt über sehr steiles Gras und einige Schrofen auf die Scharte zu. Etwas unterhalb der Scharte beginnt das Drahtseil, somit sind wir hier richtig. Mit Unterstützung des Seils geht es über die meiner Meinung nach anspruchvollste Kletterstelle (II-III) hinauf in die Scharte.
 
Gleich links der Scharte bringt uns eine breite Graspassage hinauf auf die Ostseite des Grates. Hier folgen wir alles den Wegspuren,  die uns durch das Labyrinth aus Querungen, Rinnen und Kraxelstellen führen. Etwa nach der Hälfte des Grates gelangen wir in einen kleinen Sattel – nun geht es einen Moment lang auf der Westseite weiter. Es folgt eine Querung von vielleicht zehn Metern auf einem Fels-/Geröllband sowie eine kurze, ein wenig ausgesetzte Kletterstelle. Diese zweite Schlüsselstelle der Tour  (II) empfinde ich persönlich als weniger schwierig als die Kletterstelle unterhalb der Scharte. Anschliessend steigen wir wiederum zum Grat hoch und wechseln noch einmal auf die Ostseite, um den Felsturm östlich zu umgehen (Wegspuren und Steinmännchen in der Querung). Nach dieser Querung kehren wir auf den felsigen Grat zurück und überklettern einige Felsbrocken zum Vorgipfel. Kurz darauf stehen wir auf dem nur wenige Meter höheren Gipfel des Ruchen.
 
Im Abstieg wählen wir ab dem Vorgipfel eine andere Variante – nämlich westlich des Felsturms auf Wegspuren hinunter. Das feine Kies auf dem Weg ist im Abstieg rutschig und etwas unangenehm, ich empfehle hier die Aufstiegsvariante auch für den Abstieg. Vor der Schlüsselstelle treffen wir wieder auf die Aufstiegsroute, welcher wir bis unterhalb der Kletterstelle an der Scharte folgen. Hier gehen wir nicht nach rechts in die steilen Grashänge, sondern folgen den Wegspuren unterhalb des Felsturms bis zum Beginn der grossen Rinne. Diese ist voll von losem Geröll, weshalb ich mich dafür entscheide, auf der gegenüberliegenden Seite (S) über die Begrenzungsfelsen auf den Grashang zu krabbeln. Auf diesem steige ich recht steil ab, am Schluss muss ich einige Meter über die Felsen abklettern (I), dann treffe ich beim Steinmann neben der grossen Rinne wieder auf die Aufstiegsroute. Mein Begleiter arbeitet sich derweil rumpelnd und polternd die Rinne hinunter, um zum selben Ort zu gelangen. Wieder vereint steigen wir über die Gras- und Schrofenhänge zum grossen Geröllfeld ab. Nun folgt der schönste Teil des Abstiegs – eine schwache Spur zeigt an, wo das Geröll am feinsten ist und so lässt sich fast das ganze Geröllfeld abfahrend überwinden. Unten angekommen wandern wir auf dem markierten weg zurück zur Talalp.
 
Fazit: Meine erste T6-Tour war ein tolles Erlebnis. Im unteren und obersten Teil darf man das teils rutschige Geröll nicht scheuen, im Mittelteil sind es vor allem die steilen Grashänge die Trittsicherheit und etwas Vorsicht erfordern. Die Kletterstellen sind nicht sehr schwierig – diejenige unter der Scharte hat ein durchgehendes Drahtseil als Hilfe, die Schlüsselstelle mag ein wenig ausgesetzt sein, hat aber grosse Griffe zum festhalten. Dazwischen hat es einige Kraxelstellen, die man mit etwas Übung im Schrofengelände problemlos meistert. Wegen des brüchigen Gesteins ist das Mitnehmen eines Helms sicher keine schlechte Idee. Trotzdem: eine schöne Tour mit toller Aussicht.

Tourengänger: Daenu


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Kommentare (1)


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dyanarka hat gesagt: Vorbildlich!
Gesendet am 3. Mai 2015 um 07:12
Hallo Daenu! Vielen Dank für Deinen absolut vorbildlich gestalteten Bericht über die Routen am Ruchen! Text und Bilder mit Routenzeichnungen hinterlassen in der Summe ein ausgezeichnetes Bild dessen, was einen am Ruchen wirklich erwartet. Für mich selbst weiss ich jetzt, dass ich erst mal mit dem Fulen-Ost-Aufstieg anfange.
Der Südgrat am Ruchen ist mir eine Nummer nur heikel.
Danke nochmal und weiterhin Glück-auf!


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