Weisshorn via Ostgrat, Nach der Nr. 1 folgt Nr. 2
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Nach der Nr. 1 folgt konsequenterweise die Nr. 2, wobei in diesem Fall die Nr. 2 der Nr. 1 die Show stiehlt. Betraten wir das Wochenende zuvor die Spitze des Doms, sollte es das Wochenende darauf gleich das als Nr. 2 figurierende Weisshorn sein. Die Voraussetzungen schienen perfekt: Stabiles Wetter, Hütte bereits unbewartet und die Saison abgelaufen. Warum der Hüttenwart uns von einer Besteigung abriet, wollte uns partout nicht einleuchten. Ob er wohl Recht behielt?
Die neuerliche Ankunft am Bahnhof Randa erschien uns wie ein Déja-vu nur sollte es diesmal auf der Westseite des Mattertals in die Höhe gehen. Im Gegensatz zum Dom kann man kurz vor der Einfahrt in Randa direkt zum Gipfel des Weisshorns hochblicken, was wohl einer der grössten unmittelbar sichtbaren Vertikaldistanzen im Alpenraum entspricht. Unheimlich faszinierend, und da wollten wir tatsächlich am nächsten Tag hoch? Doch erst einmal folgten wir dem sehr schön angelegten Bergweg hoch auf die Weisshornhütte. Feiner Rauch stieg aus dem Kamin als die unbewartete Hütte ins Blickfeld kam. Aha, wir waren also nicht die einzigen Aspiranten... Der Ansturm hielt sich jedoch in Grenzen: 4 Bergsteiger und unsere zwei Wenigkeiten wollten die Welt am kommenden Tag vom Weisshorn herunter erblicken. Vor dem Eindunkeln stiegen wir noch bis zum Rand des Gletschers hoch um den morgigen Aufstieg zu rekognoszieren. Dabei trafen wir auf zwei absteigende Italiener, die uns über die aktuellen Verhältnisse aufklärten. Viel Schnee am Grat und alles mit den Steigeisen geklettert. Wir sollten sehen... Lange harrten wir draussen, staunend, welche fantastischen Stimmungen die untergehende Sonne an die höchsten Berge der Alpen projiezierte.
02:02 ertönte der mittlerweile vertraute Weckruf. Ohne zu Zögern schälten wir uns aus den warmen Duvets, bemüht unsere Mitstreiter nicht zu wecken. 45 Minuten später starteten wir unser Laufwerk in der mondlosen, aber sternenklaren Nacht. Leider erwies sich eine unserer Stirnlampen bald als zu schwach... Trotzdem fanden wir mühelos den gut ausgetreten Pfad durch das Wasserloch. Nun wurde das Gelände in der vollkommenen Dunkelheit etwas komplizierter. Am besten hält man sich immer östlich auf dem Gratrücken und kommt dem verbliebenen Gletschtereis nicht zu Nahe. Wegspuren und zahlreiche Steinmännchen erleichtern die Wegfindung. Auf rund 3540m folgt man einer markanten Rippe, die in der Dunkelheit nicht mehr ganz so markant in Erscheinung tritt. Doch auch hier erwischten wir die optimale Linie und erreichten mühelos den P. 3914, der Startpunkt des eigentlichen Gratverlaufs. Mittlerweile erspähten wir viele hunderte Meter weiter unten die 2 anderen Seilschaften, die einfach nicht vom Fleck zu kommen schienen. Wir jedoch liefen zu Hochform auf und nach einer kleinen Pause mit einer grandiosen Morgenstimmung freuten wir uns auf die anregenden Klettermeter. Wir sahen keinen Grund die Steigeisen auszupacken und wir sollten damit gut zurecht kommen. In schöner, exponierter aber nicht sehr schwieriger Kletterei näherten wir uns am laufenden Seil dem Gipfel. Ab Mitte des Grates waren keine Spuren mehr auszumachen, und so vermuteten wir, dass hier wohl auch die Italiener umgekehrt sein mussten... Auf gut 4020m nach dem 2. Frühstück war die Zeit für Steigeisen endgültig gekommen. Eine unglaublich schmale Firnschneide garniert mit schlecht verfestigtem Schnee auf den kommenden Metern liess gerade mal Platz für ein Paar Schuhe und unseren Puls in die Höhe schnellen. Nach einer Abflachung bei P. 4178 steilt es wieder auf und was uns von weitem schon etwas unsympathisch vorkam, wurde nun zur Realität: Blankeis. Erwarteten wir eher tiefen Schnee und Spurarbeit, waren wir bald froh um unsere Frontzacken. Da wo etwas Neuschnee lag, war er noch zu wenig mit der eisigen Unterlage verbunden und zerstörte unsere Hoffnung auf einen mühelosen Abstieg. Doch erst einmal gab es nur eine Richtung: Nach oben geradewegs in den Himmel! Die letzten Meter im Fels gingen noch einmal ziemlich an die Substanz doch dann gings plötzlich nicht mehr weiter und wir standen kurz vor 10:00 auf einem der schönsten Gipfel des Alpenraums! Völlig windstill, angenehm warm und ein Meer von Gipfeln und Nebel so weit wir blicken konnten. Und das ganze brauchten wir nicht einmal zu teilen. Leider stellte sich nur für kurze Zeit ein Anflug von Euphorie ein.
Die Aussicht auf den kommenden Abstieg ergriff uns allzu schnell. Wir wünschten uns in diesem Moment eine komfortabel ausgetretene Spur. Stattdessen entschlossen wir uns, an den steilen Stellen rückwärts am kurzen Seil abzusteigen. Nach 2 Stunden waren erst 400 Höhenmeter überwunden, doch die objektiv gefährlichsten Passagen gemeistert. Nun noch über diese unheimlich exponierte Firnschneide und wir befanden uns am oberen Beginn des Felsgrates. Zwei tanzende Helme auf dem Grat verrieten eine der zwei am Morgen später gestarteten Seilschaften. Sie waren offenbar zu langsam unterwegs und mussten umkehren. Vier Mal seilten wir über die Türme ab (1x 20m, Rest 15m), den Rest kletterten wir zügig am laufenden Seil ab. Bei Punkt 3914m holten wir die vor uns absteigende Seilschaft schliesslich ein. Der Weg über die Rippe ist bei Tageslicht einfach zu finden und schon bald hatten wir sie hinter uns gebracht. Leider liess ich mich weiter unten von Wegspuren verleiten, die uns schliesslich in unangenehmes Gelände mit geröll- und sandbedeckten Felsplatten führten. Mehr schlecht als recht kletterten, bzw. rutschten wir auf dem Hosenboden ab. An dieser Stelle liessen wir bestimmt eine gute Stunde liegen... Endlich bei der Hütte angekommen, spürten ich eine unheimliche Erleichterung und war gleichzeitig ziemlich erschöpft. Eine Bouillon und viel Trinken lud meine Akkus zügig wieder auf und wir entschieden uns, noch nach Randa abzusteigen. Bald holte uns die Dunkelheit ein und als wir in Randa eintrafen, waren 19 Stunden seit unserem Start vergangen. Der letzte Zug in die Üsserschwiiz abgefahren und so checkten wir eben bei "Chez Marco" ein...
Ich kann es noch kaum fassen, dass wir innerhalb von nur 7 Tagen die zwei höchsten kompletten Schweizer Berge besteigen konnte! Es hat einfach alles geklappt und das erst noch bei fast perfekten Bedingungen, abgesehen vom blanken Firnteil am Weisshorn. Hier kann ich dem Hüttenwart nur beipflichten. Bei diesen Verhältnissen würde ich eine ZS+ vergeben, doch wen das nicht zurückschreckt, dem kann ich das Weisshorn immer noch empfehlen. Wir hingegen haben mit dieser Tour unserer ersten "richtigen" Hochtourensaison die Krone aufgesetzt. Der Winter kann kommen!!! :)
Die neuerliche Ankunft am Bahnhof Randa erschien uns wie ein Déja-vu nur sollte es diesmal auf der Westseite des Mattertals in die Höhe gehen. Im Gegensatz zum Dom kann man kurz vor der Einfahrt in Randa direkt zum Gipfel des Weisshorns hochblicken, was wohl einer der grössten unmittelbar sichtbaren Vertikaldistanzen im Alpenraum entspricht. Unheimlich faszinierend, und da wollten wir tatsächlich am nächsten Tag hoch? Doch erst einmal folgten wir dem sehr schön angelegten Bergweg hoch auf die Weisshornhütte. Feiner Rauch stieg aus dem Kamin als die unbewartete Hütte ins Blickfeld kam. Aha, wir waren also nicht die einzigen Aspiranten... Der Ansturm hielt sich jedoch in Grenzen: 4 Bergsteiger und unsere zwei Wenigkeiten wollten die Welt am kommenden Tag vom Weisshorn herunter erblicken. Vor dem Eindunkeln stiegen wir noch bis zum Rand des Gletschers hoch um den morgigen Aufstieg zu rekognoszieren. Dabei trafen wir auf zwei absteigende Italiener, die uns über die aktuellen Verhältnisse aufklärten. Viel Schnee am Grat und alles mit den Steigeisen geklettert. Wir sollten sehen... Lange harrten wir draussen, staunend, welche fantastischen Stimmungen die untergehende Sonne an die höchsten Berge der Alpen projiezierte.
02:02 ertönte der mittlerweile vertraute Weckruf. Ohne zu Zögern schälten wir uns aus den warmen Duvets, bemüht unsere Mitstreiter nicht zu wecken. 45 Minuten später starteten wir unser Laufwerk in der mondlosen, aber sternenklaren Nacht. Leider erwies sich eine unserer Stirnlampen bald als zu schwach... Trotzdem fanden wir mühelos den gut ausgetreten Pfad durch das Wasserloch. Nun wurde das Gelände in der vollkommenen Dunkelheit etwas komplizierter. Am besten hält man sich immer östlich auf dem Gratrücken und kommt dem verbliebenen Gletschtereis nicht zu Nahe. Wegspuren und zahlreiche Steinmännchen erleichtern die Wegfindung. Auf rund 3540m folgt man einer markanten Rippe, die in der Dunkelheit nicht mehr ganz so markant in Erscheinung tritt. Doch auch hier erwischten wir die optimale Linie und erreichten mühelos den P. 3914, der Startpunkt des eigentlichen Gratverlaufs. Mittlerweile erspähten wir viele hunderte Meter weiter unten die 2 anderen Seilschaften, die einfach nicht vom Fleck zu kommen schienen. Wir jedoch liefen zu Hochform auf und nach einer kleinen Pause mit einer grandiosen Morgenstimmung freuten wir uns auf die anregenden Klettermeter. Wir sahen keinen Grund die Steigeisen auszupacken und wir sollten damit gut zurecht kommen. In schöner, exponierter aber nicht sehr schwieriger Kletterei näherten wir uns am laufenden Seil dem Gipfel. Ab Mitte des Grates waren keine Spuren mehr auszumachen, und so vermuteten wir, dass hier wohl auch die Italiener umgekehrt sein mussten... Auf gut 4020m nach dem 2. Frühstück war die Zeit für Steigeisen endgültig gekommen. Eine unglaublich schmale Firnschneide garniert mit schlecht verfestigtem Schnee auf den kommenden Metern liess gerade mal Platz für ein Paar Schuhe und unseren Puls in die Höhe schnellen. Nach einer Abflachung bei P. 4178 steilt es wieder auf und was uns von weitem schon etwas unsympathisch vorkam, wurde nun zur Realität: Blankeis. Erwarteten wir eher tiefen Schnee und Spurarbeit, waren wir bald froh um unsere Frontzacken. Da wo etwas Neuschnee lag, war er noch zu wenig mit der eisigen Unterlage verbunden und zerstörte unsere Hoffnung auf einen mühelosen Abstieg. Doch erst einmal gab es nur eine Richtung: Nach oben geradewegs in den Himmel! Die letzten Meter im Fels gingen noch einmal ziemlich an die Substanz doch dann gings plötzlich nicht mehr weiter und wir standen kurz vor 10:00 auf einem der schönsten Gipfel des Alpenraums! Völlig windstill, angenehm warm und ein Meer von Gipfeln und Nebel so weit wir blicken konnten. Und das ganze brauchten wir nicht einmal zu teilen. Leider stellte sich nur für kurze Zeit ein Anflug von Euphorie ein.
Die Aussicht auf den kommenden Abstieg ergriff uns allzu schnell. Wir wünschten uns in diesem Moment eine komfortabel ausgetretene Spur. Stattdessen entschlossen wir uns, an den steilen Stellen rückwärts am kurzen Seil abzusteigen. Nach 2 Stunden waren erst 400 Höhenmeter überwunden, doch die objektiv gefährlichsten Passagen gemeistert. Nun noch über diese unheimlich exponierte Firnschneide und wir befanden uns am oberen Beginn des Felsgrates. Zwei tanzende Helme auf dem Grat verrieten eine der zwei am Morgen später gestarteten Seilschaften. Sie waren offenbar zu langsam unterwegs und mussten umkehren. Vier Mal seilten wir über die Türme ab (1x 20m, Rest 15m), den Rest kletterten wir zügig am laufenden Seil ab. Bei Punkt 3914m holten wir die vor uns absteigende Seilschaft schliesslich ein. Der Weg über die Rippe ist bei Tageslicht einfach zu finden und schon bald hatten wir sie hinter uns gebracht. Leider liess ich mich weiter unten von Wegspuren verleiten, die uns schliesslich in unangenehmes Gelände mit geröll- und sandbedeckten Felsplatten führten. Mehr schlecht als recht kletterten, bzw. rutschten wir auf dem Hosenboden ab. An dieser Stelle liessen wir bestimmt eine gute Stunde liegen... Endlich bei der Hütte angekommen, spürten ich eine unheimliche Erleichterung und war gleichzeitig ziemlich erschöpft. Eine Bouillon und viel Trinken lud meine Akkus zügig wieder auf und wir entschieden uns, noch nach Randa abzusteigen. Bald holte uns die Dunkelheit ein und als wir in Randa eintrafen, waren 19 Stunden seit unserem Start vergangen. Der letzte Zug in die Üsserschwiiz abgefahren und so checkten wir eben bei "Chez Marco" ein...
Ich kann es noch kaum fassen, dass wir innerhalb von nur 7 Tagen die zwei höchsten kompletten Schweizer Berge besteigen konnte! Es hat einfach alles geklappt und das erst noch bei fast perfekten Bedingungen, abgesehen vom blanken Firnteil am Weisshorn. Hier kann ich dem Hüttenwart nur beipflichten. Bei diesen Verhältnissen würde ich eine ZS+ vergeben, doch wen das nicht zurückschreckt, dem kann ich das Weisshorn immer noch empfehlen. Wir hingegen haben mit dieser Tour unserer ersten "richtigen" Hochtourensaison die Krone aufgesetzt. Der Winter kann kommen!!! :)
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