Tächlichappe am Chärpf Nordgrat
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Unterwegs mit meinem ehemaligen FH-Studienkollegen -einem wahrhaft originellen Zeitgenossen- im Fryberg Chärpf. Wir planten eine Besteigung des Grossen Chärpfs über den Nordgrat und den Abstieg übers Chärpftor. Der Nordgrat war im Führer (dem Vorgängermodell vor P.Straubs Führer) mit WS drin, das müsste also seilfrei zu machen sein.
Erstmal einschwatzen und gemütlich über den Matzlengrat hoch zur Leglerhütte, dort haben wir dann auch schon eine Rast eingelegt. Anschliessend ging's unter den Wänden des Unter Chärpfs hindurch und weiter über Geröll bis zur Chärpfscharte (T3, blau-weiss markiert). Typisch für Kletterer, ich musste während der Querung des Unter Chärpf ständig hochgucken und in Gedanken herumtüfteln, wo und wie welche Route zu machen sei. Dabei fragt man sich dann so lebenswichtige Sachen wie: "Ist das eine 6a+ oder eher ein unteres 6b oder vielleicht doch ein streng bewertetes 6a?" Von der Chärpfscharte aus haben wir dann den Chli Chärpf bestiegen (T4, 10 min), um einen ersten Überblick über den Nordgrat gegenüber zu erhalten.
Mein lieber Herbert! Ich wär glatt als Steinmann durchgegangen: kalt, steif und weiss wie eine Schrattenkalkplatte im Alpstein. Irgendwie hatte ich "WS" anders in Erinnerung. Vor uns baute sich ein schwarzes, brüchiges, steiles Ding auf, das so gar nichts zur allgemeinen Erheiterung beitrug. Wir hofften aber beide, irgendwo würde ein nicht sichtbarer Durchschlupf sein; und ein SAC-Führer kann sich ja wohl nicht irren....Wir stiegen also ein.
Die ersten Meter führten einfach über Schutt unter eine Stufe, wo der Spass dann auch schon vorbei war. Ich boulderte mal am ersten Bohrhaken vorbei und als ich dann den zweiten überboulderte, schien mir eine erste Lagebesprechung ratsam. Mein werter Herr Kollege stand bereits irgendwo weit unten im Schotter und rutschte seiner Schirmmütze (Tächlichappe) hinterher, die es ihm wohl weggeweht hatte.
Natürlich muss man einer Schirmmütze Sorge tragen, ich wartete also geduldig auf meinem wackeligen "Grasblätz". Der werte Herr Kollege erkannte dann auch meine Situation und meinte nach eingehender Prüfung, eine Umkehr sei angemessen. Zuerst wollte ich desperadomässig weiter klettern, denn Abklettern schien mir noch schlimmer. Ich habe mich dann aber vom Gegenteil überzeugen lassen und bin vorsichtig zurückgestiegen, immer begleitet von unzähligen konstruktiven Klettertipps.
Mir ist dann die Lust am Chärpf gründlich vergangen. Mein Studienkollege wollte zwar noch übers Chärpftor (T5) auf den Gipfel, doch ich winkte ab. Wir haben später in der Beiz von ein paar alten Haudegen erfahren, dass die Tour in ganz alten Führern mit ZS drin ist (übrigens auch in der aktuellen Ausgabe). Vielleicht sollte man auch mal seinen eigenen Augen trauen.....
Am nächsten Tag haben wir dann das Vrenelisgärtli über den Guppengrat erreicht, der Kurzurlaub war gerettet!
Tour mit Mr unbelievable Christoph

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