Sonnenberggrat - Sonnenspitz 1622 m - Pürschling - Laubeneck 1758 m Eidechse im Rucksack?


Publiziert von Winterbaer , 10. September 2012 um 21:34.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Ammergauer Alpen
Tour Datum: 9 September 2012
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Aufstieg: 1473 m
Abstieg: 1473 m
Strecke:18,1 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Durch den Ort dem Wegweiser "Pürschling" nach zum Pürschlingsparkplatz. Parkgebühr Tageskarte 2€ Zweitageskarte 4€ (Es wird regelmäßig kontrolliert)
Unterkunftmöglichkeiten:Pürschlingshaus DAV Sektion Bergland Hüttenwirt Hubert Spindler Tel.08822/3567 Geöffnet Mai-Ende Oktober/ Dezember-März www.august-schuster-haus.de/
Kartennummer:BY 7 Ammergebirge Ost/ Pürschling, Hörnle/ Landesamt für Vermessung und Geoinformation Bayern/DAV 1:25000

Der Sonnenberggrat, der vom "Zahn"  zum Pürschling führt, ist ein wunderschöner, im Vergleich zu der "Pürschlingsautobahn" allerdings nicht ganz ungefährlicher Weg unter den bizarren Felsformationen des Grates zwischen Kofel und Pürschling. Den gesamten Grat kann man bei der Anfahrt nach Unterammergau schon von weitem in seiner ganzen Länge bewundern.

Hier am Sonnenberggrat sind in den letzten Jahren 3 Menschen tödlich abgestürzt, deshalb hat die Bergwacht in Zusammenarbeit mit der zuständigen Alpenvereinssektion Bergland München die ausgesetztesten Stellen mit Drahseilen versichert. Trotzdem muss man vor allem bei Nässe gut aufpassen. Ausrutschen ist hier nicht erlaubt.
Heute waren der Weg und die Felsen auf der schattigen Nordseite noch recht glitschig von der Feuchte der Nacht und deshalb ganz schön unangenehm zu gehen. Konzentration und Schwindelfreiheit sind auf diesem Weg Voraussetzung.

Bisher sind wir den Sonnenberggrat immer von Oberammergau (Kolbenalm) aus gegangen. Dazu muss man aber am Ende immer wieder den langen Hatscher zurück zum Auto ableisten. Deshalb wollten wir mal die Variante von Unterammergau (Pürschlingsparkplatz) aus probieren.

Zur gerade großartig ausgebauten Kolbensattelhütte führt vom Pürschlingsweg (kurz hinter dem Abzweig zum Steckenbergkreuz) eine neue, dicke Forststraße hoch. Auf dieser kann man jetzt direkt zum Kolbensattel gelangen. Wir nahmen aber eine andere Forststraße, die kurz vor der Josephskapelle am Pürschlingsweg links abzweigt. Diese Straße führt nach einiger Zeit auf den Kofelsteig, auf dem man fast eben auf die Wiesen oberhalb der Kolbensattelhütte trifft.

Die Kolbensattelhütte wurde in einem großflächigen Anbau an die höheren Kapazitäten angepasst, die sich die Oberammergauer Betreibergesellschaft von dem Alpin- und Touren- Skizirkus erwartet, der in der Schuster-Skitouren-Lehrroute schon seit einigen Jahren seine Anfänge genommen hat. Ganz Busse werden im Winter dort hingekarrt. Geplant ist nun auch noch ein Alpine-Coaster [www.merkur-online.de/lokales/oberammergau/neue-attraktion-mi...] auf dem Kolben. Man muss eben sehen, wo das Geld herkommt, wenn nicht grad Passion ist..... Die schöne Skitour auf den Zahn kann man damit schon lange vergessen.

An der Kolbensattelhütte aus dem Wald herausgetreten, quert man den steilen Stockhang, auf dem im Winter immer die Skirennen des heimischen Alpinnachwuchses stattfanden. Neben der Piste im Wald führt ein angenehmer Steig hoch zum "Altmutterboden". Das ist ein wunderschöner Bergwiesenhang, direkt unter dem imposanten Felsen mit dem Latschenbüschel und dem Kreuz darauf: dem "Zahn". Hier stehen ganz alte, schöne Ahornbäume. An ihnen vorbei steigt man hoch und quert schließlich nach rechts unter dem Grat zu einem Schafzaun. Das ist der Einstieg in den Sonnenberggrat.

Aussichtsreich und mit "Dolomitenfeeling" unter den bizarren Felstürmchen des Grates geht es in ständigem Auf und Ab, mal auf gutem Weg, mal schottrig schräg und abgerutscht und über Felsriegel weiter, bis links plötzlich eine steile, erdige Rinne hoch zum Sonnenspitz abzweigt. Der Wegweiser dazu hängt oben in den Bäumen und wenn man nur auf den Weg und seine Füße schaut, was hier angeraten ist, kann man den Abzweig leicht übersehen.
Am Ausgang der rutschigen Rinne oben angelangt, steht man am schönen, schmiedeeisernen Gipfelkreuz des Sonnenspitzes. Die Aussicht ist wunderbar: vom Alpenvorland zu den Bayerischen Voralpen, ein Stück Karwendel, Wetterstein, die Berge hoch über dem Graswangtal, in den Ammerwald und zur Hochplattengruppe reicht der Blick. Am Schönsten ist aber im Westen der Pürschling vor der Klammspitze zu sehen. Ein schöner Platz, um in Ruhe bei der schönen Aussicht den Gipfel zu genießen.
Durch den langen Anmarsch zum Einstieg des Sonnenberggrates war es aber für uns heute schon zu spät für Ruhe. Man müsste wirklich bei Sonnenaufgang da oben sitzen.

Wer an einem schönen Sonntag im September auf einen Berg in der Nähe einer bewirtschafteten Hütte geht, ist ja selber schuld, das wussten wir. Aber dass wir nach ca. nur einer halben Stunde in wunderbarer Ruhe da oben von einem jüngeren 3er Gespann nur noch zugelabert werden würden, ist schon wieder unser persönlicher Bergalbtraum.
Sie kamen, quatschten unaufhörlich, einer gescheiter als der andere, lästerten über alles und jeden, sahen nichts von der schönen Aussicht, nicht von den Blumen oder Tieren...sie redeten und redeten, immer lauter über die biologische Konsistenz ihrer Müsliriegel, über ihre Arbeit...mit der Zeit wusste man alleine von der Beschallung alles von ihnen, wo sie arbeiteten und wie...und das alles, auch wenn man es gar nicht hören wollte. Warum solche Leute zum lauten, unaufhörlichen Quatschen eigentlich auf einen Berg und nicht in einen Biergarten gehen, ist uns unbegreiflich. Sie haben eigentlich nichts von dem gesehen, was an diesem schönen Tag zu sehen war. Dafür haben sie uns den Aufenthalt am Gipfel gründlich versaut und die Aggression darüber mussten wir danach erst mal wieder los werden.
Es gab auch einen ganz netten Herrn, der ging ganz bald wieder. Wahrscheinlich wollte auch er seine Ruhe haben. Es ist einfach eine Seuche mit den Selbstdarstellern.
"Angefressen"  stiegen auch wir wieder von diesem schönen Gipfel, denn es kamen noch mehr "Schnell-und "auch-gesehen/gemacht"-Bergsteiger" mit lauter Klappe und wichtigem Getue, ein paar Fotos und wieder runtergejagt. Wir lassen solche Leute immer ganz schnell vorbei, denn das Gequake hinter uns nervt und drängt uns nur.

Der Sonnenberggrat-Weg führt 3/4 auf der Nordseite entlang und nach dem 2. seilversicherten "Kamin" wechselt er auf einen ganz schmalen Weg auf die Südseite. Hier kann es an manchen Stellen bei Gegenverkehr problematisch werden. Bei einem Ausrutscher würde man sich unten im Graswangtal wieder finden. Nach kurzer Zeit verläuft der Weg dann mit Blick auf die Pürschlingshäuser wieder auf der Nordseite. Jetzt muss man nur noch ein Stück auf der betonierten "Pürschlingsautobahn" zum bewirtschafteten, ehemaligen Versorgerhaus von König-Ludwig II hochgehen, dann ist man am "nächsten Ziel mitten in der Zivilisation" angelangt.
An einem schönen Sonntag Mittag im September, noch dazu mit Almfest und Blasmusik, sind wir eigentlich nicht am Pürschling zu finden. Wir gehen lieber da hin, wenn es früh morgens, abends oder unter der Woche ist. Heute war es aber sehr heiß und wir wollten nur schnell was trinken.

Lange hielten wir es in den lauten Menschenmassen nicht aus und versuchten, uns an einen stilleren Ort zu "flüchten". Dazu mussten wir aber erst noch durch das Stimmen- und Menschengewirr des Auf- und Abstiegs unter dem Teufelstättkopf durch. Der Aufstieg zum Sattel unter dem Teufelstättkopf, wo der Weg zum Brunnenkopf abzweigt, war heute gar nicht schön. Von da an wurde es endlich und deutlich ruhiger. Wir hatten beschlossen, noch auf`s Laubeneck zu gehen. Dazu führt der Weg ca. 100Hm wieder abwärts, um die feuchte Wand unter der Laubeneck-Nordostwand herum und wieder ansteigend auf die weiten Wiesenhänge unter der Laubenecksüdseite. Einen Wegweiser zum Gipfel des Laubenecks gibt es hier nirgendwo. Einige Steigspuren führen links durch die Latschen hoch. 

Auf dem Laubeneck ist es schön, hier ist es endlich ruhig! Nur ein ganz nettes Paar kommt noch vorbei. Vom Gipfel des Teufelstättkopfs, der immer noch stark bevölkert ist, hören wir stattdessen sogar das Geplärr bis zu uns. Der Teufelstättkopf ist aber vom Laubeneck sicher ca. 600 m Luftlinie entfernt. Ganz übel dieses "Naturverhalten"!
Auf dem Laubeneck sitzen wir noch lange und die Sonne wandert langsam schon wieder Richtung Horizont. Wir kochen uns in Ruhe noch einen Kaffee, dann steigen wir ab zur Kuhalm. Im hohen Gras ist Vorsicht vor "Haxen verknaxen" geboten, der Untergrund ist immer noch nass und mit Steinen, Löchern und Wurzeln durchsetzt. Ab der Kuhalm können wir dann auf der guten Forststraße den restlichen Weg sorglos nach unten "trotten". Seit dem Laubeneck haben wir niemanden mehr getroffen.
Dabei haben wir ja überhaupt nichts gegen nette Begegnungen am Berg. Aber das schreiende selbstdarstellende Volk, das nur immer reden muss und so von der schönen Natur gar nichts wahrnehmen kann, alles Getier verjagt und die Berggenießer ohne Ende nervt, das können wir am Berg nicht ertragen. Aber auch sonst im Leben brauchen wir es nicht! Ruhig dasitzen und nur mal die Aussicht genießen, ist ihnen nicht möglich. Wir fragen uns oft, warum diese Menschen überhaupt auf die Berge gehen.

Am eiskalten Kurztal-Speichersee nimmt der Winterbaer noch schnell ein Bad, dann geht es zurück zum Auto und mit immer noch viel Verkehr wieder nach Hause.
Am nächsten Morgen sitzt  bei uns auf dem Teppich direkt neben den Rucksäcken eine kleine Eidechse.... die muss ja fast als blinder Passagier in einem Winkel des Rucksacks mitgekommen sein. Arme Eidechse, die möchte sicher lieber irgendwo auf einem Berg in den Ammergauern  leben. Wir lassen sie bei uns an einem sonnigen Plätzchen frei, heute können wir leider nicht auf den Berg, um sie heim zu bringen..

Eine schöne, lange Tour war das. Für den ersten Teil würden wir allerdings nicht noch mal an einem Sonntag gehen oder wenn, dann eben viel früher. Im Zweifelsfall an so einem Wochenende dann doch lieber auf den schönsten Berg der Welt...

Tourengänger: Winterbaer


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentare (5)


Kommentar hinzufügen

tapio hat gesagt: Lucertola
Gesendet am 11. September 2012 um 10:15
Complimenti Uschi, le tue foto sono come sempre spettacolari; le gocce d'acqua e la lucertola, poi, addirittura straordinarie!
Saluti dal Lago Maggiore,
Fabio

Winterbaer hat gesagt: RE:Lucertola
Gesendet am 11. September 2012 um 10:56
Grazie Fabio!
Se la natura mi da la possibilità delle belle cose da fotografare la posso sfruttare:-) La "lucertola in bicchiere" (affinché non si scappa) ha fotografato il mio marito la mattina qua nel nostro soggiorno vicino agli zaini del altro giorno, per essere onesta:-)

Tanti saluti al bellissimo Lago!

Uschi

fuemm63 hat gesagt:
Gesendet am 12. September 2012 um 14:54
Danke für den Bericht und die einmal mehr wunderbaren Bilder!
Ich bin nun definitiv überzeugt, dass wir nicht dieselbe Kamera benützen ;-))
Gr Fümm

Winterbaer hat gesagt: RE:
Gesendet am 12. September 2012 um 19:49
Danke für das Lob! Du hast ganz genau die gleiche Kamera, Du kannst Dir nur nicht so viel Zeit zum Fotografieren nehmen. Wenn Du es tätest und genauso üben könntest, wie ich es immer mache, würdest Du die gleichen oder bessere Bilder machen, ganz sicher! Die Makros sind recht mühsam, vor allem, wenn das Licht nicht passt.

Viele Grüße
Uschi

fuemm63 hat gesagt: RE:
Gesendet am 13. September 2012 um 07:48
Dank für die Vorschusslorbeeren ;-) Ich war letzte Woche wieder mit meiner D90 unterwegs und irgendwie kann ich die besser bedienen. Bericht folgt noch...


Kommentar hinzufügen»