Schneestock E-Kante


Publiziert von urner , 22. August 2012 um 23:53.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum:17 August 2012
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Hochtouren Schwierigkeit: SS
Klettern Schwierigkeit: V+ (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR   CH-VS 
Zeitbedarf: 2 Tage

Das "Mysterium" Scneestock via Ostkante war schon lange weit oben auf meiner Tourenliste. Mysterium deshalb weil sich fast keine Tourenberichte finden lassen. Was sehr erstaunlich ist, ist doch die Schönheit der Linie schon von der Göscheneralp aus gut zu sehen. Das Hüttenbuch der Dammahütte nährt das "Mysterium" weiter, es ist eine Begehung im Jahre 2011 von einer USA-Seilschaft dokumentiert. Vorher aber bis ins Jahr 2008 zurück(soweit geht das Hüttenbuch) ist keine Seilschaft eingetragen, welche die Schneestock E-Kante in Angriff genommen hat.

Zustieg
Von der Göscheneralp folgt man dem Hüttenwanderweg zur Dammahütte, der Weg via Staumauer ist erst sanft ansteigend bevor man wieder an Höhe verliert und es dann zum Schlussanstieg zur Dammahütte geht. Es ist mit ca. 2.5h bis zur Hütte zu rechnen(T2)

Hütte
Die Dammahütte liegt direkt am Moosstocke und wird seit diesem Jahr von Peter bewartet - und wie !! Schon alleine die Dammahütte ist ein Besuch wert, Peter macht seine Sache wirklich sehr gut ! Ich habe selten bis nie so gut gegessen auf einer SAC Hütte ! 

Zustieg zur Ostkante
Man folgt von der Hütte dem blauen Markierungen Richtung Dammastock, diese führen in einer leichten Schlaufe und nur leicht ansteigend der 
Moosstock-Kette bis ca: 2700 m.ü.m wo man den Dammagletscher betritt, diese war bei uns fast blank. Man quert erst leicht ansteigend Richtung Rohnestock um denn steilsten Gletscherabschnitt zu umgehen. Sobald der Gletscher etwas flacher wird hält man direkt auf den unteren Gratabschnnitt des Schneestocks zu, Wir sind etwas rechts vom ersten Gratturm eingestiegen. Es gibt in diesem unteren Bereich keine Haken o.ä. Die erste Seillänge bringt einen direkt auf den Grat, Schwierigkeit: IV+

Die Ostkante
Hat man den Grat erreicht man man ein super Einblick in die ganze Route welche sich nun steil vor einem aufbaut. Man folgt nun der Kante in wunderschöner, aber schwieriger und immer exponierter, Kletterei mehrheitlich südöstlich der Kante(Links vom wenn man vor der Kante steht). Nach ca. der vierten Seillänge kommt eine sehr heikle Querung in die Südostwand welche die meisten wohl technisch klettern müssen. Es ist eine Platte welche praktisch keine Griffe und Tritt zu bieten hat. Allerdings steckt gleich am Anfang ein relativ neuer 
Bohrhaken, dennoch ist die stelle für den Vorsteiger sehr schwierig. Da man sich enorm strecken muss um am Ende der Querung den guten Tritt zu erreichen. Von dort und bis dorthin praktisch durchgehend die Schwierigkeit: V, die Querung: A0

Die Schlüsselstelle
Nach der Querung steigt man noch eine Seillänge auf der Südostseite aufwärts zu einem grossen, überhängendem Felsaufschwung. Unter diesem Aufschwung quert man in die Nordostwand, dort wartet die Schlüsselstelle. Diese führt in sehr steiler und exponierter Kletterei (V+) zurück auf die Kante. In der Schlüsselstelle stecken mehrere sehr alte Schlaghaken welche von den 
Erstbegehern sein dürften. Ich denke nicht dass diese noch ein Sturz aushalten!!! Der Sturz muss aber auch nicht sein, gleich zu beginn ist ein hoher Tritt notwendig und dann muss man rechts intensiv auf Reibung stehen während man links ein nicht sehr griffigen Riss hält, dann ein hoher Zug über Blöcke wo sich wieder gute Griffe finden lassen und die Schlüsselstelle ist geschafft. 

weiterer Routenverlauf
Ist die Schlüsselstelle überwunden folgt linksseitig(wieder Südöstlich) bald mal eine Platte, dieser folgt man bis zu deren Ende und steigt dann erneut zurück zur Kante. Man folgt nun wieder direkter der Kante (leicht südöstlich haltend) in genialer Riss- und Leistenkletterei(V). Nach dem letzten Turm mit besagter Leistenkletterei und einem grossen Klemmblock kann man über Schutt und Geröll einfach den Gipfel erreichen.

Abstieg
Vom Gipfel des Schneestock erreicht man leicht in ca. 10min. den Gipfel des Dammastocks. Dort kann man durch die E-Rippe abseilen, was wir auch gemacht haben. Empfehlen würde ich das aber nicht. . Wir hatten Glück und waren alleine, aber das Gelände der Dammastock E-Rippe ist bei mehreren Seilschaften objektiv gefährlich. Der  Abstieg via Rohnegletscher und Belvedere ist zwar von der Distanz her sehr lang, es geht aber nur sanft abwärts und das Gelände ist eine "Autobahn" so das man sehr leicht und schnell vorwärts kommt.

Absicherung
Die gesamte Absicherung der Route ist durchgehend als Alpin zu bezeichnen. Es gibt Pläne die Route sanft zu sanieren, es wurden im unteren Teil auch 3 neue Standplätze eingerichtet. Bohrhaken ist nur jener in der A0 stelle neu und alle anderen Standplätze müssen selbst errichtet werden. Mobile Sicherungen sind nicht immer einfach zu legen und es muss mit grossen Abständen zwischen den Zwischensicherungen gerechnet werden. Es sollten genügend Zackenschlingen mitgenommen werden.

Schwierigkeit
Ich habe die Hochtouren-Skala verwendet weil wir die ganze Route in Bergschuhen geklettert sind. Die Routenfindung ist alles andere als trivial und erfordert viel Erfahrung, ebenfalls das Einrichten der Standplätze. Natürlich wäre es technisch deutlich einfacher die Route mit Kletterschuhen zu klettern. Insgesamt sicher eine gerechtfertigte Bewertung von SS

Eindruck
Die Schneestock E-Kante ist ganz sicher eine sehr beeindruckende Tour, die Kletterei ist wunderschön und das erst noch in grossartiger, sehr alpiner Umgebung. Man dürfte an der Ostkante so gut wie immer alleine sein, der Schneestock via Ostkante ist sicher noch etwas wie ein Geheimtipp. Mein Seilpartner bei dieser Tour war ein wirklich extrem starker Alpinist. Ich war mehrfach sehr froh mit ihm unterwegs zu sein. Es dürfte sich lohnen die mögliche Sanierung abzuwarten, so das wenigsten die Standplätze wo sinnvoll gebohrt sind. Hüttenwart Peter von der Dammahütte kann dazu informieren.

Tourengänger: urner


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Kommentare (4)


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DonMiguel hat gesagt: Ergänzung
Gesendet am 4. Juli 2022 um 13:05
Danke für den ausführlichen Bericht! Wir waren vor 2 Wochen am Ostgrat. Ich habe anzufügen dass beim Einstieg vom Gletscher auf den Grat die einfachste Variante gewählt werden sollte, in vielen Topos von offiziellen Führern (z.B Hochtouren Führer von topo.verlag) ist der Einstieg verwirrend/falsch eingezeichnet. Wir wählten den Einstieg, nach einem mit heftigem Steinschlag gescheiterten Versuch nach Topo, über eine mit Schnee gefüllten Rinne auf den Grat, was wohl nur im Frühjahr möglich ist. Die Einstiegswand zum Grat hat im linken Teil sehr viel lose Schutthaufen die nur warten in die Tiefe zu stürzen. Ich habe an 2 Ständen je 1 Inox Schlaghaken nachgeschlagen. Wir haben den Grat in Kletterschuhen frei geklettert was sich dann um ein 6a+/6b beläuft. Gruss Don

urner hat gesagt: RE:Ergänzung
Gesendet am 6. August 2022 um 20:42
Hallo Don,
Danke für den Update und die Ergänzungen, ist schon eine Weile her bei mir, kann gut sein das sich der Einstieg zwischenzeitlich deutlich anders verhält.

Die A0 beim rausqueren hätte ich auch auf 6a geschätzt, ich war dort im Nachstieg, mein Vorsteiger hat die Stelle in Bergschuhen frei geklettert, keine Chance für mich ...

Gibt es die Schlaghaken noch an der nominalen Schlüsselstelle? (abgesehen von der 6a/6b/A0)

DonMiguel hat gesagt: RE:Ergänzung
Gesendet am 13. August 2022 um 09:35
Hallo Ürner,

Ja die Gletscher verändern sich andauernd. Ja die Schlaghaken gibt es noch, es stecken noch immer einige davon..:)

Gruss Don

urner hat gesagt: RE:Ergänzung
Gesendet am 19. August 2022 um 10:24
Hoi Don,
Die Dinger sind schon äusserst solide gesetzt :-)
LG
Ürner




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