EGGSTOCK 3556m, SCHNEESTOCK 3608m, DAMMASTOCK 3630m


Publiziert von Wolfenstein , 8. Juli 2010 um 01:19. Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum: 3 Juli 2010
Hochtouren Schwierigkeit: WS-
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR   CH-VS 
Zeitbedarf: 12:00
Aufstieg: 1550 m
Abstieg: 1550 m
Strecke:Belvédère - Rhonegletscher - Großfirn - Eggfirn - Eggstock - Schneestock - Dammastock
Zufahrt zum Ausgangspunkt:auf der cff logo Furkapassstraße zum Parkplatz am Hotel Belvédère; Bushaltestelle vorhanden
Zufahrt zum Ankunftspunkt:dito
Unterkunftmöglichkeiten:Hotel Belvédère, Einzel- und Doppelzimmer - Telefon: 027 9243824 Hotel Tiefenbach, Doppelzimmer und Lager (gesamt 120 Plätze) - Telefon: 041 8871322

     
 

  Das halbe Jahr mit einem meteorologisch relativ schlechten Frühling ist bereits vorbei, deshalb mochten wir uns trotz zeitlicher Engpässe heuer eine erste Hochtour gönnen. Die Wahl fiel auf den Winterberg mit seinen vielen gut zu kombinierenden Gipfeln. Spätabends angereist, wollten wir ursprünglich im Hotel Tiefenbach übernachten, angesichts der günstigen Preise im Hotel Belvédère (40,- Franken/Person im DZ inkl. Frühstück) sowie des strategischen Vorteils, am nächsten Morgen direkt loslaufen zu können, blieben wir gleich hier an diesem geschichtsträchtigen und nostalgischen Ort.

   Um 4 in der Früh gabs den z'Morgen, so dass die Tour gegen halb 5 vorm Belvédère (2271m) beginnen konnte. Rechts des Souvenir-Ladens wurde ein Mäuerchen erklettert, um dann im Stirnlampenschein Pfadspuren folgend gleich die ersten Höhenmeter zu gewinnen - womit wir uns auch schon einen Versteiger einhandelten. Unsere Absicht war, ein wenig der Seitenmoräne zu folgen und später auf den Gletscher zu queren. Da dieser jedoch in den letzten Jahren dermaßen erheblich an Substanz verloren hat, war das Vorhaben nicht möglich; wir hätten den Kiosk umgehen und auf dem Fußweg zur Eisgrotte (welche sich inzwischen übrigens keineswegs mehr als Grotte, sondern eher als Zeltdorf präsentiert) absteigen sollen.
   Sei's drum, wurde beim runter Rutschen eben der Hosenboden etwas staubig. Sodann den Gletscher betreten und zunächst auf dessen Ostseite empor gewandert. Dank zerfurchtem und bröckeligem Eis anfangs problemlos machbar, wurde der Untergrund im weiteren Verlauf stetig kompakter, bis uns die hügelige Blankeis-Landschaft in die Steigeisen zwang. Dann der Schock: Unser erfahrener Kamerad, Spitzname Imseng, hatte im Eifer des Gefechts die Hartware vergessen! In der Folge galt es für ihn, sich mit 2 Pickel bewaffnet vorsichtig Schritt um Schritt und dennoch einigermaßen zügig vorzuarbeiten, damit die Schneefelder noch vor Sonnenaufgang erreicht werden konnten. Und tatsächlich, es hatte gelangt. Der Rhonegletscher zeigte sich ungefähr ab Höhe der Abzweigung zum Galenstock mehrheitlich verschneit. Dies bedeutete für uns, anzuseilen und die mächtige Eiszunge durch ein wahres Labyrinth von Spalten und Abbrüchen erst gegen ihre westliche Seite, dann wieder zurück in ihre Mitte zu queren.
   Ab einer Höhe vor etwa 2760m auf Breite des Galenstocks wurde die Angelegenheit dann bedeutend zahmer und auf griffigem Trittfirn gut zu gehen. Zum Glück, denn wir hatten bisher doch einiges an Zeit einbüßen müssen. Gleichmäßigen Schrittes ging es - den Tällistock links liegen lassend - ohne viel Steigung weiter zum Großfirn. Dieser geht auf etwa 3100m in den Eggfirn über, welchen wir in einem weiten Rechtsbogen erreichen und so den Dammastock nun genau vor uns sehen. "So nah und doch so fern." überkommt es mich für einen Augenblick. Beeindruckt von der steilen Westflanke disponieren wir um und steuern geradewegs den Eggstock an. Aber auch diese Routenwahl erwies sich nicht als reines Zuckerschlecken. Mit zunehmender Höhe ließ die Stabilität der Schneedecke zu wünschen übrig, sodass man teils bis zu den Waden einsackte.

   Nichtsdestotrotz wurde natürlich weiter marschiert und schlussendlich kamen wir dann auch am Eggstock (3556m) an. Ich musste mich erst einige Minuten von den Strapazen der Spurarbeit erholen, bevor ich die herrliche Aussicht genießen konnte; besonders jene auf das noch ausstehende "Restprogramm". Nach der Pause wegen den Wechten etwas unterhalb des Grates traversierend zum nächten Gipfel, dem  Schneestock (3608m). Ohne langes Verweilen wird nun das Grande Finale in Angriff genommen. Noch eine Traverse in der Flanke, noch einige Stapfen durch den Schnee, noch ein paar Höhenmeter - und dann ist es geschafft: Schnapsi, Imseng und meine Wenigkeit stehen außer Atem aber froh auf dem höchsten Punkt der Zentralschweiz, dem  Dammastock (3630m)!

   Inzwischen ist es zwar bereits 12:30 Uhr, aber das Durchhalten hat sich gelohnt. Die Aussicht ist einfach phantastisch. Ob Tiefblicke zur Göscheneralp oder Weitblicke ins schier endlose Weiß des Rhonegletschers; alles andere als alltäglich. Allerdings steht uns noch ein genauso schier endloser Abstieg bevor, weshalb alsbald aufgebrochen wird. Bis zum Tällistock unspektakulär und zügig, über den unteren Drittel des Gletschers dann aber mitunter recht beschwerlich. Die frühmorgentliche Eiswüste hatte sich erwartungsgemäß in eine scheinbar lebendige Fläche aus Matsch und Wasser verwandelt. Im Großen und Ganzen folgten wir der Aufstiegsroute und waren damit einigermaßen gut bedient. Zwar mussten einige Spalten umgangen werden, aber es fand sich zwischendurch auch immer wieder festeres, blau schimmerndes Eis unter den Bächlein. Das schlimmste Stück, wo es einen Absacker ins kühle Nass bis übers Knie gab, nennt sich laut Karte bezeichnenderweise "Im Sumpf".
   Nach der Querung an den Ostrand des Gletschers bekam man endlich wieder festen Boden bzw. Eis unter die Sohlen und bald rückte der Ausgangspunkt ins Blickfeld. Bis zurück zum Parkplatz benötigten wir alles in allem geschlagene 12 Stunden für die 1550 Höhenmeter bei allerdings immerhin 24km Strecke. Nicht  ganz so erschöpft wie man hätte meinen können, stießen wir im Belvédère mit einem Bierchen auf die gelungene Tour an, während das Natel ein Tor-SMS nach dem anderen ausspuckte, lief doch gerade noch die 2. Halbzeit des WM-Viertelfinals Deutschland gegen Argentinien.

4 : 0 ;-)
 
 
     
 
reine Aufstiegszeit: 7:30 Std.
Entfernung ungefähr (ebenenprojiziert): 24,2km
Wetterverhältnisse: sonnig, gegen Tourende aufziehende Gewitterwolken
Wegmarkierung: keine
Gipfelbuch: auf dem Dammastock vorhanden
Hilfsmittel: Gletscherausrüstung
Sonstiges: Konditionstour auf einen der höchsten Gipfel zwischen Piz Bernina und Finsteraarhorn, welcher mit einer relativen Prominenz von über 40% kontinentale Bedeutung hat.
 
 

Tourengänger: Wolfenstein, schnapsi, Imseng


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Kommentare (6)


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ahab hat gesagt: Fahne
Gesendet am 8. Juli 2010 um 10:36
Hallo,
also mich würde das nerven, wenn z.B. ein US-Amerikaner meinte, er müsste seine Nationalflagge an meinem Hausberg aufhängen. Das soll er schön zu Hause in seinem eigenen Land machen.
Grüße,
Michael

Wolfenstein hat gesagt: Nichts für ungut
Gesendet am 8. Juli 2010 um 11:46
Hallo Michael und willkommen auf hikr.org!
Kann Dich verstehen, die US-Flagge gefällt mir auch nicht besonders. Aber ich denke, man sollte so einen zweiminütigen Gag nicht zu eng sehen...
Beste Grüße und allzeit unfallfreie Touren!
Wolfi

Gelöschter Kommentar

orome hat gesagt: RE:DE-Arroganz
Gesendet am 8. Juli 2010 um 16:14
dafür hast dich extra registriert, hm? ich finds jetzt zwar auch nicht besonders toll mit der fahne am gipfelkreuz, der name des autors verbessert den beigeschmack auch nicht wirklich.
aber bedien doch einfach weiter ein paar vorurteil (De arroganz), du bietes zum glück keinen angriffsfläche für diveres andere ...
manchmal ist weniger mehjr

MaeNi hat gesagt:
Gesendet am 8. Juli 2010 um 16:53
Die Hitze scheint zu wirken...denn da gibts offenbar plötzlich Probleme, die gar keine sind..

...solange Wolfenstein seine Flagge wieder mitnimmt...sonst müssten wir das als territorialen Anspruch interpretieren und sofort zurückschlagen!
;-)

MunggaLoch hat gesagt: Geil...
Gesendet am 27. Juli 2010 um 16:00
...dass sich Leute ab sowas aufregen können... ;-)


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