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Auch diesen Sommer meinte es Petrus nicht besonders gut mit beruflich eingespannten Outdooraktivisten, die meist nur übers Wochenende flexibel sind. Der Zeitraum von Mitte Juli bis Anfang August war für uns "Schönwetter-Berggänger" inexistent, um so mehr freuten wir uns ob der durchgehend positiven Prognosen für das dritte August-Wochenende!
Tourbericht : - Hütte - Erster Teil - Zweiter Teil - Abstieg / weitere Infos -
Vermutlich würde es heuer nicht mehr viele Möglichkeiten geben, die magische 4000er-Marke zu überschreiten, weshalb wir als Ziel den Monte Rosa auswählten, dessen Umgebung ich schon von einer Tour im vorigen Jahr kannte. Für solch einen Berg lohnt sich die weite Anreise allemal.
Die Bergbahnen von MonteRosa-Ski sind inzwischen alle einsatzfähig und bringen einen vom Talort Gressoney- Staffal (1826m) bequem und rasch in hochalpine Regionen zur Stazione Indren (3275m), wo wir den kurzen Hüttenaufstieg begannen. Über einige Blöcke gelangt man auf die Reste des unteren Endregletschers, den man quasi ohne Höhengewinn traversiert. Danach folgten wir dem ebenso gut markierten wie ausgetretenen Pfad; lediglich die Abzweigung zur Capanna Gnifetti galt es rechts liegen zu lassen. Bereits nach einer dreiviertel Stunde hatten wir das Rifugio Città di Mantova (3480m) erreicht, auf dessen schöner Terrasse der Nachmittag bei heiterem Wetter verbracht wurde. Die Hütte gehört keinem Alpenclub, weshalb auch die Preise nicht ganz ohne sind: Halpension schlägt mit 55,- Euro zu Buche, für eine Halbe Bier müssen umgerechnet immerhin 7,50 Euro berappt werden. Dafür ist alles recht modern eingerichtet, sämtliche Räumlichkeiten sind im Verhältnis zur Gästekapazität überdimensioniert, was einen angenehmen Aufenthalt garantiert. Dies kann vom nur wenig höher liegenden "Massenlager" Capanna Gnifetti (3625m) nicht unbedingt behauptet werden.

Frühstück war für 4:30 Uhr terminiert und so konnten wir - bereits angeseilt - kurz nach 5 Uhr starten. Die ersten paar Meter, vorbei an den diversen Biwakplätzen nordöstlich der Hütte (3480m), gings kurz über Felsblöcke bis der Ostausläufer des Lysgletschers, nun mit montierten Steigeisen, betreten wurde. Den ersten Aufschwung absolvierten wir noch weglos, im Gewahrsein, dass die Spur von der Capanna Gnifetti her nicht verfehlt werden konnte. Und so war es dann auch, womit sich die weitere Routenbeschreibung eigentlich erübrigt. Man folgt der "Autobahn", die sich zunächst nordwärts nahe des Westfußes der Vincentpiramid sowie des Balmenhorns Richtung Lisjoch zieht, und später in weitem Rechtsbogen Pt. 4246 ansteuert. Von diesem Hochplateau hat man einen tollen Blick auf viele Gipfel des Monte Rosa - alle zum Greifen nah, so scheints. Auf unserem weiteren Weg büßten wir allerdings erst einmal einige Höhenmeter ein, während die Parrotspitze - ebenfalls an ihrem Westfuß - umgangen wurde, um schließlich wenig unterhalb des Colle Gnifetti das erste Tagesziel ins Visier zu nehmen.
Der kurze Gipfelgrat - wo es einigen Stau wegen Gegenverkehr gab - führt größtenteils über eine gut zu gehende Firnschneide; erst die letzten paar Meter sind felsig, können aber problemlos erklettert (I) werden. Und so stehen wir genau 4 Stunden nach Abmarsch auf dem dritthöchsten schweizer Gipfel, der Zumsteinspitze (4563m)! Wir genießen knapp 20 Minuten das erhabene Gefühl und die beeindruckende Aussicht, bevor wir den gutbesuchten Gipfel wieder verlassen.

Obwohl uns die Höhe bisher nicht zu groß schaffen machte, reduzierte sich langsam aber sicher doch die Leistungsfähigkeit, weswegen der vermeindliche "Katzensprung" via Colle Gnifetti (4452m) durch die zuletzt sehr steile Nordwestflanke zur Signalkuppe (4554m) hinauf eine knappe Stunde kostete. Die Capanna Regina Margherita - ihres Zeichens Europas höchstgelegenes Gebäude - nahmen wir nur von außen in Augenschein, um das Gerödel nicht ablegen zu müssen. So ging es einen Energieriegel später gleich an den Zwischenabstieg.
Man begibt sich wieder auf die Hauptspur - quasi die Aorta des Monte Rosa - und folgt dieser bis auf ca. 4280m hinab, wo sich der Abzweig Richtung Seserjoch (4299) befindet. Dieses war relativ schnell passiert, bevor der Weg dann deutlich aufsteilend den Firngrat erreicht, welcher schließlich zunehmend ausgesetzt zum Gipfel der Parrotspitze (4432m) leitet. Zur Mittagszeit befinden wir uns also auf dem dritten 4000er des Tages; Freude herrscht! 
Vom höchsten Punkt geht's noch einige Zeit weiter dem scharfen Gipfelgrat entlang, bis man bei Pt. 4340 über die sehr steile Südflanke unter Pickel- und Frontzackeneinsatz ins Piodejoch (4283m) absteigt. Hier beschlossen wir dann, dass es für heute genug sein sollte und begaben uns - die Ludwigshöhe links liegen lassend - zum Pt. 4246 zurück.
Der restliche Abstieg war keine große Sache mehr, lediglich die zahlreichen, besonders am Fuße der Vincentpiramid auftretenden Spalten erforderten etwas Konzentration. Schließlich wurden am Gletscherende oberhalb der Mantova-Hütte die Eisenwaren und das Seil verstaut, um kurz darauf die letzte Etappe anzugehen. Wir folgten dem Hüttenweg der Capanna Gnifetti hinab auf den unteren Endregletscher und ließen uns zu guter Letzt von den Bergbahnen zurück ins Tal nach Staffal (1826m) gondeln.
Eine rundherum gelungene Tour in grandioser Kulisse fand so am Torrente Lys gelegenen Parkplatz ihr Ende. Und wer weiß, vielleicht war's nicht das letzte Mal; ein paar 4000er gäbe es da oben ja noch...
(Tour mit Schnapsi)
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