Der höchste Bündner - Piz Bernina - wollte es erst nicht sein, dafür der Bündner Charakterberg schlechthin! Piz Kesch der aus vielerlei Perspektiven aus der Menge herausragt mit seiner markanten Silhouette, ein lang gehegter Wunsch wurde am vergangenen Wochenende war!
Was ist für dich eine perfekte Hochtour, wurde ich letztens gefragt. Die Antwort kann nun lauten - Piz Kesch! Mit der praktischen Nähe von Chur aus bedeutet dies am Samstag "Ausschlafen", gemütlich Frühstücken, genüsslich Richtung Bergün fahren und den landschaftlich reizvollen Aufstieg zur Kesch Hütte mit 2.5 Stunden zu geniessen.
Den Einstieg ins Val Tuors nach Chants mussten wir "etwas" suchen. So liessen wir uns von der Beschilderung Richtung Latsch beeinflussen und folgten nicht erst dem Abzweiger ins Val Tuors. Doch bei herrlichem Sonnenschein, bester Berglaune ist dies kaum nennenswert. Bei der Dorfeinfahrt in Chants erreicht man gleich den Parkplatz für die Kesch Hütte. Wir folgten dem Wanderwegweiser, welcher uns erst südlich Richtung Alp digl Chants und dann östlich über Schegvel führte. Der gut ausgebaute Weg lockt viele Biker zur Kesch Hütte und das Down Hill, wer es denn beherrscht, ist bestimmt ein reines Vergnügen.
Immer wieder beeindruckend ist wie ein Berg, gar so ein Charakterberg aus der Nähe ganz anders aussieht und wirkt - nicht minder, einfach anders. Bei Bergsteiger-Kaffee und Zwetschgen-Streusslkuchen studierten wir den Aufstieg über den Porchabella Gletscher. Der Gletscher selbst gut ausgeapert scheint mehr und mehr zu schwinden. Die Zeit bis zum Abendessen verbrachten wir bei ein paar Kletter-Routen (Topo in Hütte / Schwierigkeiten von 3 bis 6+) gleich bei den nahen Felsen der Hütte.
Bei endlich angesagt, stabiler und guter Wetterlage füllte sich die Hütte zunehmend. Wir machten das Frühstück um 04:30 Uhr mit dem netten Hüttenwart aus. Einzig eine Gruppe welche die Kesch-Nadel erkletterte, brach früher auf. Unser Start war um 05:00 Uhr und wir folgten dem Alpinen Weg bis zum Einstieg des Gletscherrandes (45-50 Minuten). Nach uns folgten bereits die ca. 30 Kesch Anwärter, gemäss Auskunft des Hüttenwartes. Wir hielten uns nahe der östlichen Felsen und überwindeten die steile Eisflanke (ACHTUNG grössere Spalten!) bei welchem sich die Wege, von der Porta d' Es-cha, treffen.
Flacher doch mit stetigem Anstieg erreichten wir den Einstieg in die Felsen (auf der Karte beim Namen Piz d' Es-cha beim E). Zwei eiligeren Gruppen überliessen wir den Vortritt - bekanntlich mag ich solch Gehetze nicht ;-). Angemessener Abstand zur nächsten Gruppen ist ratsam, denn viel loses Gestein und Schutt wird leicht ausgelöst. Leider ist diese Tatsache und das Ausmass eines Steinschlages anscheinend noch vielen Berggängern nicht bewusst. Fast am Hinterteil klebend und in den zwei heikelsten Passagen (Couloir), musste ich mal kurz ein paar eindeutige Worte nach unten "schimpfen".
Bei genügender Vorsicht ist der Ketteraufstieg im II Grad ein Genuss. Kürzer als erwartet standen wir am höchsten Punkt nach genau 3.5 Stunden (Angabe plaisier ALPIN 4-5 Std.). Die erste Gruppe, von einem Bergführer geführt, machte sich sogleich wieder auf den Abstieg auf. Hingegen genossen Bruno und ich die Tiefblicke zum Porchabella, der Nahblick zur Kesch-Nadel und die Weitblicke zur Bernina-Gruppe. Nach gut 3/4 Stunden Gipfelrast und geglaubten günstigen Zeitfenster (guter Abstand von anderen Gruppen), machten auch wir uns zum Abstieg auf. Meine nicht endend wollende Odyssee der Haglund-Ferse mit folgender schmerzender Schleimbeutelentzündung und der Steinschlag-Wade, macht mir gerade bei losem und schuttigem Untergrund mental arg zu schaffen. So vertraue ich meinem, davor trittsicherem Fuss nicht mehr. Dieser Umstand braucht gerade im Abstieg mehr Zeit als mir lieb ist. Die Einhaltung von Abstand war dann auch im Abstieg die grösste Gefahr und just konnte ich noch einem faustgrossen Stein von oben am Ende des Couloirs ausweichen...war ich froh bald wieder auf dem Gletscher zu sein!
Beim Gletscherrand packten wir unseren Lunch-Sack aus und schmausten, sonnend auf einem grossen Stein - ei wie fein ;-). Es eilte uns überhaupt nicht und auch bei der Kesch Hütte ankommend musste es nochmals ein Kaffee mit Kuchen sein. Für den Hüttenabstieg wählten wir die Wanderwegroute über Salect.
Fazit
Wahrlich eine Bergpersönlichkeit und ein Charakterberg - das ist der Piz Kesch. Für mich eine perfekte Hochtour mit charmanter Begleitung - herzlichen Dank lieber Bruno ;-)
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