Husqvarna'nas Moosrechen


Publiziert von Henrik , 13. August 2012 um 23:30.

Region: Welt » Schweiz » Waadt » Waadtländer Jura
Tour Datum: 8 August 2012
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-SO   CH-VD 
Strecke:SBB CFF - 10 Mal umsteigen
Zufahrt zum Ausgangspunkt:ÖV
Zufahrt zum Ankunftspunkt:ÖV
Kartennummer:GA 1. Klasse

... mit der angeblich längsten Tramlinie Europas begebe ich mich an eines deren Enden, dieses in Rodersdorf (Kanton Solothurn). Zuhause kläre ich noch die Poststellenöffnungszeiten, die mitunter antizyklisch ihre Türen den Kunden öffnen. Manchmal sind das nur halbe Stunden oder ein paar wenige am Tage und am Samstag sowieso nicht. Das verträumt wirkende Dorf hinten im Leimental kontrastiert schon erheblich von dessen Nachbarn auf dem Weg dorthin. Die Gemeinden im Sog der Stadt Basel haben auch alle Probleme der Siedlungsdichte und den Nebengeräuschen (tatsächlich nachts). Bis nach Ettingen fahren die BLT zwischenzeitlich tagsüber im 7 1/2 –Minuten-Takt. Danach reduziert sich der Fahrplan um 15 Minuten und Rodersdorf liegt abgesehen von der Rushhour seit Dezember 2011 im Offside. Planung ist also essentiell. Wieso fahre ich nach Rodersdorf – nicht der Füsse wegen und auch der Fotografie wegen nicht, ruht doch die Kamera mal zuhause. Dabei kommt mir dieses Bild vom Felix wie gerufen! Eine „Stutzete“. Da ich etwas zeitig dran bin, suche ich den Dorfladen auf, dann die Post, dann die Raiffeisen – ich mache Werbung. In den Zeitungsweiten online fand ich diese Beschreibung, die meine Beobachtungen stützt: Rodersdorf – ein idyllisches Dorf mit 1300 Einwohnern, einer Kirche, einem Dorfladen, einer Post. Der letzte Ort vor der Grenze zu Frankreich, irgendwo zwischen Eichen und Birken markieren einige moosbewachsene Steine die Landesgrenze.Man kann hier wohnen, ist einfach für die administrativen Angelegenheiten “gottsjämmerlig-wytt-ewäg-vo-Solothurn”. Das Dorf wächst langsam, und la France ist je nach Wohnort lediglich “quelques-minutes” entfernt. Mein Schnitt gefällt mir. Da der Nachfolger des Birsigthalbähnlis hier lediglich halbstündlich die Fahrt Richtung City aufnimmt, “hei-mer-e-weeneli-Zyt”. “Friener hets no s’Birseckbähnli gäh”, da kann sich sicher das silberhorn noch dran erinnern. Genug der Bahngeschichte – ich halte auf den grossen Knotenpunkt zu, Bahnhof SBB, an dessen Prunkbau des Fin-de-Siècle zur Zeit die Uhren neue Motoren erhalten. Ein betriebsarmer Bahnhof erleidet heute hin und wieder Schiffbruch. Für Basel “zem Gliick noonig”. 


… da nun die “Friise” in Ordnung gebracht wurde, setzte ich an auf Solothurn – he jo. Ich kam ja gerade von einer Solothurner Enklave, jetzt suche ich  den Hauptort auf. Via Olten, hätte man auch via Delsberg und Moutier tun können. Vom Gleis 12 zum Gleis 8, dort fährt z. B. der ICN in die Romandie, zum Beispiel.  Er tut dies über die Neubaustrecke und biegt nach Bützberg Richtung Solothurn ab. Das rauscht so ziemlich. Die Aare fliesst ruhig. Das “Pacing” ist ein wenig anders. Gemächlicher, zudem ist Mittagszeit, man sitzt also draussen und isst oder sammelt sich für die Folgestunden “bi-de-Büetz”. Kopf in “Ordnung” gebracht, jetzt soll das Nasenvelo noch getaucht werden. Das tue ich einmal monatlich bei Fielmann. Hernach verspüre ich Lust auf ein Getränk – ein Lokal, das beidseits der Stadtmauer bedient, das Taverna-Amphora. Ich verlasse den strassenseitigen Garten durch ein gusseisernes kleines Gartentürchen, stehe nicht weit vom Amtshausplatz, wo ich den Bus für den Bahnhof finde und setze mich in den Zug “Konstanz-Biel”. Meist etwas ärgerlich, wenn die Lautsprecherdurchsagen lediglich durchgehende Züge anklingen lassen – ein Spurt verschaffte mir den Anschluss nach Neuchâtel. Während zur Zeit inselgehüpft wird, sind meine Inseln die verschiedenen Regio- und S-Bahnvarianten nach Palezieux. 


... der gleissende Lac de Neuchâtel überrascht insbesondere bei dieser “Langsamfahrt” doch überraschend. Die Details aus dem Zugsfenster ermöglichen Sichten, die mir beim ICN untergehen: seien es die Siedlungen, die Fahrwege, die Rebstockverteilungen am Hang, das leichte Kräuseln auf dem See selbst, die Uferböschungen und der Wunsch hier ggf. mal entlang zu wandern, was nicht überall möglich sein wird aufgrund privaten Grundes – auch hier in der Romandie ist das nicht anders als an andern Seen der CH. In Yverdon-les-Bains reicht die Umstiegszeit gerade für einen Hopser in den Konsi am Gleis 1, dann hinüber gehuscht zum RE nach Payerne. In Yvonand bin ich gleich vier Mal mit unterschiedlichen Begleitungen unterwegs gewesen: mit Pfaelzer im Winter, im Frühling mit Tobi, im Spätfrühling mit Claudia und vor drei Monaten mit Regula. Der Pflanzstreifen von Champ-Pittet bis nach Estayver-le-Lac überrascht zu jeder Saison. Er wirkt immer nordisch.
 
... in Payerne sind die Arbeiten am Bahnhof zu Ende gebracht worden: die Zugeinstiegshöhen sind nun für alle S- und Regiobahnen identisch, das Bahnhofsgebäude als solches hat noch keinen Pinselstrich erhalten, wirkt beinahe exotisch. So wie die Farbigen, die ihre Musik auf dem Perron vorführen – une autre vie!
 
... der Zug, der hier wegfährt, bedient die Achse Payerne – Lausanne via Palézieux. Er fährt meist der Broye entlang, an ihr hoch und hält an Stationen, die auf hikr. dem einen oder andern durch meine Besuche nicht mehr unbekannt sein dürften: Henniez macht da die Ausnahme – denn „Noblesse oblige“ hiess eine Werbezeile vor 15 Jahren. Lucens hat unrühmliche Geschichte geschrieben – als grösstes GAU in der Kernenergie der CH! Moudon kennt der Grünrock vom Dienst und in Ecublens-Rue strandeten Tobi und ich vor fünf Wochen.
 
... in Palézieux entschloss ich mich für eine Pause im neugemalten Buffet-de-la-Gare, auch um meine „Friise“ dem zirbeligen Wind auszusetzen, der vom Mont Pelérin heruntergeweht kommt. Ein nachfolgender RE bringt mich nach Lausanne – die Erhabenheit des Lavaux eine Wucht, goldgelb liegt sie schon da. Tout près!
 
... jeweilen um ..45 steht auf Gleis 8 in Lausanne der ICN bereit, bisher erlebt immer als Doppeltraktion, ein langer Wurm, abwechslungsweise nach Basel oder St. Gallen. Der Jurasüdfuss kann konkurrenzieren, landschaftlich und mit der Streckenführung. Manchmal funktioniert das Restaurant und manchmal nicht – mich stört beides nicht. Zurzeit favorisiere ich das Umsteigen in Olten. Die Lebhaftigkeit dieses Bahnhofs mit seinem hohen Dachkörper einer vergangenen Zeit berührt mich. Die Büste des Herrn Speiser kann man gerade auf Gleis 7 sich immer wieder vor Augen führen. Er gilt als der Vater der Centralbahn.
 
...  in Basel herrscht Rushhour und das leidige Thema Passarelle las ich bleiben. In Erinnerung eine kurzweilige Fahrt mit 10 Mal umsteigen...statt Moosrechen habe ich Eisenbahnkilometer gesammelt. Meilen am Himmel werden vergütet und am Boden? 

Die FinePix blieb zuhause.

Tourengänger: Henrik


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Kommentare (1)


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CarpeDiem hat gesagt: Die FinePix blieb zuhause...
Gesendet am 21. September 2012 um 17:22
...schade!!


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