Nicht Alles ist wild im Val Pontirone. Aber es herrscht vor. Lediglich die in den 50iger Jahren erstellte Strasse - als Ablösung zweier riesiger Materialseilbahnen aus der Zwischenkriegszeit – zur Capanna Cava UTOE, deren Nebenstrassen und die vielen renovierten Rusticis geben dem urigen Tal einen neuzeitlichen Tupfer. Bekannt ist das Tal auch für seine regelmässigen Verwüstungen durch die Lesgiüna, welche viele Brücken mitgerissen und unlängst sich seinen Weg durch das Dorf Pontirone gebahnt hat. Direkt am Grotto vorbei! Wer dieses Tal (und auch die Biasciner Berge) vertieft besuchen will, findet hier sehr detaillierte Angaben von Moritz Vögeli.
Eine aussergewöhnliche Tour mit Frank (www.alpi-ticinesi.ch) führt mich oberhalb Pontirone in die Südflanke. Nach der Brücke della Stampa 896m öffnet sich rechts eine Ebene des Elektrizitätswerkes, währenddessen die geteerte Strasse nach links in den Wald führt. Am Ende dieser Ebene, nachdem man den Fluss überschritten hat, führt links hoch ein Rot/Weiss – markierter, inoffizieller Wanderweg in den Wald hinein. Nach typischer Tessiner-Manier schlängelt er sich effizient, unterstützt von einigen Steintreppen, gegen die Alp In di Ari empor.
Unterhalb In di Ari auf etwa 1420m, wo zwei Flüsse sich vereinigen, beginnt ein schwer auszumachender Weg vorerst links (in Laufrichtung) parallel zum Flüsschen, dann entschieden nach links zur von Lärchen überwachsenen bis zu 50° steilen Rippe (teils über 100% Steigung!) einer vierhundert Meter hohen Felswand. Kaum zu glauben, dass dieser direkteste Weg von Pontirone zur Alpe d’Albea den Älplern bekannt war. Der Kuhweg hingegen ging oberhalb dieser Wand vom Pt. 922 aus. „Seufz - Schon wieder eine Baustelle“, meint Frank.
Wenige exponierte Stellen. Der Wald entpuppt sich als eine Ansammlung von kleineren und grösseren Felsformationen, welche mit viel Gespür und Hingabe - sprich Geduld und Kraft – links oder rechts umgangen werden. Diverse Spuren des alten Weges (Schnittspuren, Wegspuren, Steintritte, Eisenhaken). Als dann frohwüchsige Erlen ein Durchkommen rundweg verunmöglichen, setzt Frank sein Buschmesser ein. Wir Nachfolgenden verräumen die riesigen Äste und „versorgen“ sie seitwärts. So kämpfen wir uns empor. Zeitraubend. Doch unsere Welt. Im obersten Teil wählen wir den höheren Ausstieg rechts des obersten (auf der LK gut ersichtlichen) Felsriegels und erreichen die von Rindern bestossene Alpe d’Albea Pt.1823. Mittagessen Menü 1, zum Dessert Toggenburgerli und Sugus.
Wegen der unsicheren Wetterlage mit den drohenden Gewittern (und meinem ramponierten Knie) entscheiden wir uns für die schnellste Rückzugvariante über Pt. 1993 nach Sgiopa 1852m. Wir erreichen den offiziellen Wanderweg von der Capanna Cava nach Svall. Doch schon bald verlassen wir diesen nach rechts unten. Wieder auf dem inoffiziellen und dennoch gut markierten Wanderweg hinunter zur Alp, welche leider seit einigen Jahren nicht mehr bestossen ist. Jedoch sind die Gebäude im Schuss. Wahrscheinlich Jägerunterkunft.
Nun den Weg im hohen Gras und Gekraute unterhalb den Hütten leicht links findend in den Wald hinein und bequem zur Alp In di Ari 1568m.
Der Weg wird immer ausgeprägter. Schon bald stehen wir am Punkt, wo wir denselbigen verlassen haben, um uns der Wand „anzunehmen“. Hier hinauf? Unmöglich! Doch wir haben es geschafft.
Ein letzter Blick zurück. Dann in einiger Entfernung ein Donnerrollen. Petrus hat Erbarmen mit uns Tapferen. So erreichen wir trockenen Fusses die Brücke della Stampa 896m.
Im Grotto in Pontirone stossen wir auf unsere Tour an.
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