Hochgern von Norden durch den Gamsgraben


Publiziert von RossiS , 13. April 2012 um 11:23.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Chiemgauer Alpen
Tour Datum:27 März 2012
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: ZS-
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1200 m
Abstieg: 1200 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:A8 Ausfahrt Grabenstätt. B305 Richtung Marquartstein. Am Kreisverkehr Staudach links über die Brücke. Im Ort rechts abbiegen und dann gleich wieder links hinauf zum Wanderparkplatz Staudach.
Unterkunftmöglichkeiten:Hochgernhaus
Kartennummer:AV BY18

Nachdem ich nun doch schon einige Zeit hier mitlese und die spannenden Tourenbeschreibungen verfolge und nutze will ich jetzt versuchen mein Dasein als reiner Konsument zu beenden und aktiv an diesem tollen Projekt (Hikr) mitzuwirken. 
Ich bin immer auf der Suche nach neuen spannenden Touren in meinen heimatlichen Chiemgauer Bergen und die Nordseite des Hochgern war mir bis jetzt relativ unbekannt. Im Sommer ist mir jedoch von Norden eine schöne direkte Linie durch steile Rinne und Gräben aufgefallen die ich dieses Frühjahr bei guten Schneebedingungen unbedingt versuchen wollte. Im Netz fand sich wenig bis keine brauchbare Info also hieß es warten und selber ausprobieren.


Ende März war es dann so weit. Schönes Wetter, Lawinenwarnstufe 1 und Nachtfrost.
Los ging es am Wanderparkplatz in Staudach auf beschildertem Weg Richtung Staudacher Alm. An einer Wegkreuzung links Richtung Vorderalm und dann der Beschilderung Brachtalm folgen. Bis hier her ca. 1:15 h und max. T2.
Ab hier war eine bestens durchgefrorene Schneedecke vorhanden. Also Steigeisen an, Helm auf, Pickel raus und los geht's der Almfläche nach Süden folgend in sich aufsteilendes Gelände bis in den nicht zu übersehenden schmalen Gamsgraben. Nun geht es in durchwegs steilen Rinnen ca. 500 hm direkt bis unter den Nordgipfel des Hochgern. Die Routenfindung ist rel. einfach. Nach der schmalen Einstiegsrinne links halten dann wieder rechts und letztendlich grade hoch zwischen zwei Felsen zum Gipfel der hier schon zu sehen ist. Ab Brachtalm 1:30 bis 2:00 h - je nach Verhältnissen. Die Einstufung  fällt mir etwas schwer. Ich denke mal ZS kommt aber so ungefähr hin.

Für den Abstieg wähle ich die wunderschön abwechslungsreiche Überschreitung vom Zwölferspitz zum Hochlerch und von dort aus nach Norden hinunter über die Schnappenkapelle nach Staudach. Die Steige sind größtenteils unmarkiert und bei Schnee ist es sinnvoll den ungefähren Verlauf vom Sommer her zu kennen. Hier sind Stellen T5 zu meistern.
Vom Gipfel des Hochgern folge ich dem Winterweg nach Süden Richtung Hochgernhaus. Nach einer kurzen Gegensteigung und am Anfang der langen Querung hinab zum Hochgernhaus bleibe ich aber oben am Grat und treffe am Ende der Almfläche auf einen schmalen aber gut sichtbaren Steig der mich immer am Grat bleibend über den Zwölferspitz (ohne Kreuz) zum Hochlerch (Kreuz und GB) führt.  Der Kontrast könnte nicht größer sein. Während auf der Nordseite noch tiefer Winter herrscht ist hier oben schon deutlich der Frühling zu spüren. Es ist warm und die ersten Blumen blühen schon.
Der nordseitige Abstieg vom Hochlerch gestaltet sich Anfangs noch einmal etwas heikel. Der Pickel leistet mir hier wieder gute Dienste. Der Einstieg ist besonders bei Schnee schwer zu finden. Vom Kreuz geht man einige Meter (max. 10 m) zurück und dann steil nördlich hinab. Man hält sich links und umgeht so die steilen Nordabbrüche des Hochlerch. Ab hier konnte ich den Pickel wieder verstauen und weiter nördlich durch lockeren Bergwald absteigen. Nach ca. 15 min quert man rechts hinaus auf den Sattel oberhalb der Staudacher Alm. Am unteren linken Ende der Almfläche beginnt wieder ein Steig. Diesem folge ich bis zu einer Verzweigung wo ich rechts abbiege. Vorbei geht es unter den Wänden der Luchsfallwand und am kleinen Kletterfelsen der "Madonna". Diesem kann man unschwierig aber ausgesetzt von hinten auf's Dach steigen und hier noch einmal einen wunderbaren Blick ins Achental genießen. Bald darauf stößt man auf einer kleinen Lichtung wieder auf einen markierten Weg. Man biegt links ab und ist kurz darauf an der malerischen Schnappenkapelle angekommen. Von hier aus dem beschilderten Weg hinter der Kapelle folgen und zum Ausgangspunkt zurück.

Anmerkungen: Das Frühjahr mit gut gesetztem Schnee scheint mir die beste Jahreszeit für diese Tour zu sein. Ein rel. früher Aufbruch zahlt sich aus. Erstens ist der Schnee dann noch gut durchgefroren und zweitens ist die Eis-und Steinschaggefahr aus den oberen Hängen noch gering. Wird wohl noch einige Zeit gut gehen. Schnee ist jedenfalls genug da.
Ausrüstung: Steigeisen, Pickel, Helm

Fazit: Wunderschön abwechslungsreiche Runde mit etwas "Nordwand" Feeling. 


Tourengänger: RossiS


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Kommentare (11)


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stefan87 hat gesagt: Gratuliere :)
Gesendet am 13. April 2012 um 11:57
Wow, eine Hochtour in den Chiemgauer Alpen. Hat was. :)

Schöner, informativer Bericht und speziell durch die Fotos bekommt man eine gute Vorstellung davon.

Gruß Stefan

gero hat gesagt: Servus Rossi ...
Gesendet am 13. April 2012 um 16:27
... dann herzlich willkommen bei hikr - und noch viele schöne Touren wünschen wir Dir !

Schaut ja ganz schön rassig aus, Deine Einstandstour .... mit Frontalzacken am Hochgern, wow, ich schließe mich stefan87 an.

Herzliche Berggrüße, ich bin der Georg aus N

ADI hat gesagt:
Gesendet am 13. April 2012 um 18:21
eine echt ungewöhnliche Route auf einen sehr bekannten Berg!
Echt klasse, ich gratuliere Dir!

vlG, ADI

RossiS hat gesagt:
Gesendet am 13. April 2012 um 18:36
Danke Euch für die nette Begrüßung!
Eine Frage noch: Ist das ok mit der Einstufung als Hochtour? Ist ja natürlich eigentlich keine aber die anderen Kategorien hätten auch nicht wirklich gepasst. Oder wie würdet ihr sowas einordnen?
Grüße vom Chiemsee,
Rossi

stefan87 hat gesagt: RE:
Gesendet am 14. April 2012 um 13:56
Also als jemand der noch keine Hochtour gemacht hat, behaupte ich trotzdem das deine Bewertung OK ist und das jeder der schon in der Materie drinn ist weiß wie es zu verstehen ist.

Auf jedenfall: Nochmal "Wow" :) Ich behalte die Tour auf jedenfall im Hinterkopf.

Gruß Stefan

Chiemgauer hat gesagt:
Gesendet am 15. April 2012 um 16:22
Schön von jemanden zu lesen, der sich ebenfalls auf meinen Hausbergen, auf einsamen Wegen, rumtreibt. Dachte ich habe mittlerweile auch schon alle Möglichkeiten auf den Hochgern ausgeschöpft, aber diese habe ich auch noch nicht probiert.
Wenns am Hochlerch so wie vor zwei Jahren vom Schnee her aussieht, dann glaube ich gerne, dass die ersten Meter Richtung norden ziemlich "heiß" sind.
Gruß,
Hans

RossiS hat gesagt: RE:
Gesendet am 17. April 2012 um 10:52
Servus Hans,
vielleicht trifft man sich ja mal. Deine Berichte aus den Chiemgauern sind mir auch schon aufgefallen...

Bergpoetin hat gesagt:
Gesendet am 6. Mai 2012 um 12:11
Ist dieser Aufstieg auch im Sommer machbar oder ist die Lerchrinne dann zu brüchig?

RossiS hat gesagt: RE:
Gesendet am 6. Mai 2012 um 21:23
Was genau meinst Du mit Lerchrinne? Der Aufstieg von Norden (mein Abstieg) auf den Hochlerch ist im Sommer gut möglich. Es führt ein (nicht markierter) Bergsteig hinauf.
Meinen Aufstieg auf den Hochgern durch den Gamsgraben kenne ich vom Sommer her leider nicht. Schätze aber dass es eher ekliges Gelände ist. Unten geröllig und oben raus steiles Gras. Einen Steig gibt es hier meines Wissens nicht.

Bergpoetin hat gesagt: RE:
Gesendet am 6. Mai 2012 um 21:49
Völlig verpeilt. Ich meinte schon den Gamsgraben.
Welche Wertung würdest Du den beiden Varianten im Sommer geben?

RossiS hat gesagt: RE:
Gesendet am 6. Mai 2012 um 22:25
Hochlerch: Oben raus muss man ein Paar Mal hinlangen (I-II). Sonst so im T3 Bereich
Hochgern/Gamsgraben: Wie gesagt kenne ich es im Sommer nicht. Schätze aber so T5 und weglos. Ich glaube vom Gelände her hält sich der Spass in Grenzen.


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