Gran Paradiso - immer eine Tour wert

Dieser Berg ist immer eine Tour wert, vorausgesetzt die Bedingungen und das Seilschaftsteam stimmen. Im Gegensatz zu etlichen anderen hohen Alpenbergen kann diese Besteigung sowohl im Aufstieg, aber auch im Abstieg eine sehr entspannende Angelegenheit sein.
Seit einigen Jahren unternehmen wir, als vier Kollegen (die früher mal zusammen gearbeitet haben, heute aber in alle Winde desselbigen Unternehmens verstreut sind), einmal im Jahr einen Ausflug in die Alpen. Da wir über die Jahre Erfahrungen bei etlichen Touren sammeln konnten, haben wir uns diesmal als Ziel einen einfachen Viertausende gesetzt. Dazu standen auch noch alle Wetterprognosen auf Hoch.

Wir starteten den Aufstieg über das Rif. Chabod, welches ich nur empfehlen kann. Es ist bei weitem nicht so überfüllt als das Rif. V. Emmanuel und wir bekamen trotz einer Reservierungspanne noch vier Schlafplätze und diese waren in einfacher Kategorie luxuriöser im Vergleich zu manchen AV-Schläfplätzen. Dafür legen wir gern auch etwas mehr an Euros hin. Dieses Rifugio ist privat geführt und hat seit einigen Jahren eine WebCam die ganzjährig in guter Auflösung eine Blick auf die Gran Paradiso Nordwand einschließlich des Normalzustiegs zum Gipfel vom Rif. Chabod aus zuläßt.

6:00 Uhr nach typischem italienischem Frühstück geht es für uns los Richtung Gipfel. Wir sind bewußt später nach den Führerseilschaften gestartet, um den Weg nicht im Menschenpulk zurücklegen zu müssen. Der Aufstieg ist nicht zu verfehlen, im  Schutt und Geröll ist immer eine Wegspur zusehen und auf dem Gletscher gibt es ein Spur bis zum Gipfel. Dabei kommt man auch gut durch das Gletscherspaltenlabyrinth des Ghiacciaio Laveciau.

Am Gipfel haben wir uns Zeit gelassen und die beeindruckende Aussicht auf alle Viertausender des Alpenbogens genossen. Die Turnübung zur Gipfelmadonna haben wir uns geschenkt, da wir mit ansehen mußten wie Bergführer ihr Kunden da hoch hievten. So ein Abhaken von Gipfeln war nicht Ziel unserer Tour, sonder für uns stand das gemeinsame Erlebnis im Vordergrund. Für zwei Kollegen war das der erste Viertausender und wir werden von diesem schönen gemeinsamen Erlebnis noch lange zehren.

Da ich persönlich bis fast auf den Tag genau vor neun Jahren schon einmal dort oben war, muss ich sagen, dass ich ohne Seil und Steigeisen grundsätzlich dort nicht mehr hochgehen würde. Die Anzahl der sichtbaren Gletscherspalten und die Ausaperung/ Vereisung hat seit damals enorm zugenommen. Zusammenfassend kann man sagen, wenn man die Wochenenden im Spätsommer meidet, denn dann sind viele Einheimischen unterwegs, ist der Gran Paradiso immer eine erlebnisreiche Hochtour wert. Und bei so einer Tour wird der Adrenalinspiegel auch nicht überfordert.