Dolomiti del Lario: Grigna Meridionale (2177 m) via "Direttissima" e "Sentiero Cecilia"


Publiziert von marmotta , 6. März 2012 um 00:15.

Region: Welt » Italien » Lombardei
Tour Datum:29 Februar 2012
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Klettersteig Schwierigkeit: K1 (L)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 3:30
Aufstieg: 1000 m
Abstieg: 1000 m
Strecke:Piani Resinelli - Rifugio Porta - Sentiero n° 8 - Colle Valsecchi - Sentiero n° 10 (Cecilia) - Grigna Meridionale - Cresta Cermenati (sentiero n° 7) - Piani Resinelli
Zufahrt zum Ausgangspunkt:von Lecco: mit dem Auto via Ballabio oder mit Bus Nr. D35 nach Ballabio und von dort mit Bus Nr. 7 zum Piani Resinelli (verkehrt nur im Sommer regelmässig) => Fahrplan

Der südöstliche Arm des Comersees zwischen Varenna und Lecco wird beherrscht vom Grigne-Massiv. Obschon der nördliche Gipfel, die Grigna Settentrionale (2409 m) die höchste Erhebung des gesamten Gebirges bildet, ist sein südlich davon gelegener "kleiner Bruder", die Grigna Meridionale (2177 m), von den Einheimischen auch liebevoll "Grignetta" genannt, aus alpinistischer Sicht der weitaus interessantere Gipfel. Der aus schönstem Dolomitfels bestehende Berg ist in unzählige, teils fragil und bizarr anmutende Felstürme und -zinnen zerklüftet, diese bilden im Berginnern ein Labyrinth aus Felskesseln, Graten und Scharten. Seit jeher zieht die Grigna Bergsteiger und Kletterer aus Nah und Fern an, für einheimische Alpingrössen wie Ricardo Cassin und Walter Bonatti war sie einst der "Spielplatz", bevor es sie in die ganz grossen Berge dieser Welt hinauszog.
 
Für den Wanderer bieten sich auf der Südseite neben dem "Normalweg" über die Cresta Cermenati (T2) vor allem die klettersteigmässig eingerichteten und unterhaltene Routen "Direttessima" (Sentiero N° 8) und "Cecilia" (Sentiero N° 10) an. Die Kombination beider Routen ist für Nichtkletterer wahrscheinlich eine der interessantesten Möglichkeiten, den Gipfel der Grigna Meridionale auf markierten Führen zu erreichen.
 
Während der nördliche Alpenraum einen der schneereichsten und phasenweise kältesten Winter der letzten 20 Jahre erlebt, war es im Süden ausserordentlich trocken und schneearm. Dies ermöglicht bereits im Februar komplett schneefreie Aufstiege auf über 2000 m hohe Gipfel - und das bei T-Shirt-tauglichen Temperaturen von knapp 20 °C!
 
Von meinem Ausgangspunkt, der Hochebene Piani Resinelli (wo am 20.05. übrigens eine Etappe des Giro d´Italia mit einer Bergankunft endet), folgte ich dem gut markierten Sentiero Nr. 8 (Direttissima) in Richtung Rifugio Rosalba. Zunächst quert man auf gutem Pfad die steilen und von einigen tiefen Rinnen durchzogenen Grasflanken der Grignetta-Südflanke nach Westen, bis nach ca. einer halben Stunde auch schon die anregende und teils exponierte Felskraxelei beginnt. Da ich keinerlei Sicherungsmaterial und auch kein Klettersteigset dabei habe, kribbelte es schon ein wenig - zumal gleich zu Beginn eine Tafel auf den richtigen Gebrauch und die Kontrolle des Klettersteigsets hinweist. Nachdem ich aber aus zahlreichen Berichten italienischer Hikr-Kollegen (grazie mille!) weiss, dass die Sache nicht sonderlich anspruchsvoll und die Passagen, wo man sich am glatten Fels nur an Ketten bzw. Eisenbügeln bewegt, relativ kurz sind, bin ich mir meiner Sache sehr sicher. Trotz einiger hartgefrorener Schneereste ist die Begehung mit der entsprechenden Vorsicht derzeit gut ohne alpine Ausrüstung zu verantworten. Da man an der Grignetta nie weiss, was einem hinter der nächsten Ecke erwartet und die Verhältnisse schnell ändern können, gehören jedoch im Winter Steigeisen und evtl. auch ein Pickel immer ins Gepäck!

Ich versuchte, die (massiven) Ketten und Kabel möglichst nicht zu benutzen, der herrliche Fels bietet überall gute Tritte und Griffe - die Kletterei übersteigt kaum einmal den ersten Schwierigkeitsgrad. Nach einem ersten mit Drahtseilkabel und Eisenbügel gesicherten Aufschwung wartet auch schon das Highlight der "Direttissima" auf: Eine ca. 20 m hohe, und im ersten Teil leicht überhängende (rostige) Leiter führt über eine senkrechte Wandstufe, die in einen schmalen Kamin mündet, in dem dicke Menschen so ihre Probleme haben könnten… ;-)
 
Anschliessend führt der Weg über mehrere Scharten hinweg. Das Gelände ist fast durchgehend sehr abschüssig, so dass ich in den nordseitigen, mit Schnee und Eis bedeckten Passagen sehr vorsichtig und konzentriert ging. An einer Abzweigung, wo beide Schilder den Weg zum Rifugio Rosalba weisen (zu dem man aber nicht ganz geht), nahm ich zunächst die "falsche" Variante des Sentiero N° 8, auf der man wieder ein Stück absteigt. Nach wenigen Metern bemerkte ich meinen Irrtum und stieg zurück. Die andere, aufsteigende Variante des Sentiero N° 8 quert bald darauf ein riesiges Fels- und Geröllkar und führt über eine Rinne bzw. Verschneidung (Kette) hinauf in den Sattel Colle Valsecchia (1898 m). Von hier ist es nicht mehr weit zum höchsten Punkt, den man jedoch inmitten des Fels-Irrgartens kaum auszumachen vermag. Eine lange Querung mit kleinem Zwischenabstieg durch einen Kamin (Ketten) führt schliesslich zu einer letzten steilen Rampe vor Erreichen des Cresta Cermenati, wo man wieder auf den Normalweg (N° 7) trifft. Der Weg windet sich hier auf einem schwach ausgeprägten Schrofensporn hinauf, ich wählte jedoch den direkteren Weg über eine steile Firnrinne, was dem Ganzen noch einen alpinen Touch verlieh.
 
Die letzten 150 Hm auf dem Normalweg bzw. über leichte Felsen zum Gipfel, der mit einer etwas an eine Raumkapsel erinnernden Biwakschachtel und einem Gipfelkreuz geschmückt ist. Nach insgesamt 2,5 h stand ich also ganz oben und genoss trotz bewölktem Himmel bei angenehmen Temperaturen und nur leichtem Wind die faszinierende Aussicht, die von den Walliser Riesen über die hohen Gipfel des Tessins und Bergells bis zum Appennin-Gebirge im Süden reichte. Gewaltig auch der Tiefblick hinunter auf den Lago di Como und Lecco mit den kleinen Seen südlich des Lario.
 
Für den Abstieg auf dem ziemlich montonen Normalweg über die Cresta Cermenati schaltete ich dann den Turbo ein und erreichte bereits nach 45 min wieder meinen Ausgangspunkt am Piani Resinelli.
 
  

Tourengänger: marmotta


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentar hinzufügen»